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„... dann hat er den armen Kerl totgeschossen“. Ehre der Frau und Besitzanspruch des Mannes

von Yvonne Boenke

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[1.] Yb/Fragment 115 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2015-06-23 01:51:06 Klgn
BauernOpfer, Fragment, Gesichtet, Hamann 1997, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Yb

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
PlagProf:-)
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 115, Zeilen: 1-26
Quelle: Hamann 1997
Seite(n): 42 f., Zeilen: S. 42: 36 ff., S. 43: 1 ff.
[Die kindliche Effi leistet nun aber dem Gebot ihres Standes Folge, unreflektiert580 übernimmt sie dessen Vorstellungen, nur ansatzweise] verrät die Äußerung „Liebe kommt zuerst“ [...]581 den Anspruch ihrer eigentlichen Wesenhaftigkeit. In einem Nachsatz wird dieser freilich schon wieder relativiert und durch den Wertekatalog ihres Standes ersetzt, indem sie sich zu Reichtum und einem vornehmen Haus bekennt, denn gleich nach der Liebe - ihr Papa sagt, Liebe sei „doch nur ein Papperlapapp (was ich nicht glaube)“582 - kämen Glanz und Ehre.

Ohne Kommentar Fontanes tritt hier die innere Thematik des Romans zutage: der Widerspruch zwischen Herz und normativer Ordnung eines Standes, der Gegensatz von Gesellschaft und Menschlichkeit583.

Der dargestellte Konflikt, der sich auf den ersten Blick aus der Unvereinbarkeit der Charaktere Effis und Innstettens ergeben mochte, erhält also einen erweiterten Bezug. Nicht allein das Einzelschicksal der Effi Briest findet in diesem Roman seinen Niederschlag, sondern gesellschaftliche Zustände erfahren ihre exemplarische Verdeutlichung.

Die Thematik des Romans, der Konflikt zwischen Natur und Ordnung, ist der Hauptfigur immanent; der Widerspruch findet seinen Niederschlag in zahlreichen Dialogen zwischen Effi und den sie umgebenden Personen, in denen sie ihre eigenen Äußerungen relativiert oder gar zurücknimmt. Scheinen ihr einerseits Klettern und Schaukeln lieber zu sein als Äußerlichkeiten, so betont sie andererseits die Wichtigkeit gesellschaftlichen Ansehens. Lässt sie der Mutter gegenüber ihre Kritik an dem von Innstetten in seinem Brief gehaltenen Maß anklingen, so lehnt sie im gleichen Gespräch größere Zärtlichkeit als Überschwenglichkeit ab584.

Das kindlich Schwankende ihrer Ziele585 - Innstetten: „Immer Phantasien, mal so, mal so“586 - tritt ebenfalls offen zutage in der erwähnten [Reihenfolge ihrer Wünsche für die Ehe.]


581 Fontane, Effi Briest, S. 24

582 Ebda.

583 Hamann, a.a.O., S. 43.

584 Fontane, Effi Briest, S. 25 f.

585 Frei, a.a.O., S. 132. Zum Ganzen, in Zusammenhang mit der „Wassersymbolik“ des Romans: Grawe, a.a.O., S. 224.

586 Fontane, Effi Briest, S. 71.

Die kindliche Effi leistet damit gutgläubig dem Gebot ihres Standes Folge, unreflektiert104 übernimmt sie dessen Vorstellungen, nur ansatzweise verrät die vielleicht unüberlegte Äußerung Ich bin [...] für Zärtlichkeit und Liebe [...] Liebe kommt zuerst [...] (32) den Anspruch ihrer eigentlichen Wesenhaftigkeit, in einem Nachsatz wird dieser allerdings relati-

[S. 43]

viert und durch den Wertekatalog ihres Standes ersetzt, indem sie sich zu a Reichtum und einem vornehmen Haus bekennt, denn gleich nach der Liebe komme Glanz und Ehre (32). Ohne Kommentar des Erzählers tritt hier die innere Thematik des Romans zutage: der Widerspruch zwischen Herz und normativer Ordnung eines Standes, der noch nicht auflösbare Gegensatz von Gesellschaft und Menschlichkeit.105

Der dargestellte Konflikt, der sich - oberflächlich betrachtet - aus der Unvereinbarkeit der Charaktere ergibt, erhält einen erweiterten Bezug. Nicht allein das Einzelschicksal der Effi Briest findet in diesem Roman seinen Niederschlag, sondern gesellschaftliche Zustände erfahren ihre exemplarische Verdeutlichung in diesem epischen Werk.

Die innere Thematik des Romans als Konflikt zwischen Natur und Ordnung ist in der Hauptfigur immanent; der Widerspruch findet seinen Niederschlag in zahlreichen Dialogen zwischen Effi und den sie umgebenden Personen, in denen sie ihre eigenen Äußerungen relativiert oder gar zurücknimmt. Scheinen ihr einerseits Klettern und Schaukeln lieber zu sein als Äußerlichkeiten, so betont sie andererseits die Wichtigkeit gesellschaftlichen Ansehens. Lässt sie der Mutter gegenüber ihre Kritik an dem von Innstetten in seinem Brief gehaltenen Maß anklingen, so lehnt sie im gleichen Gespräch größere Zärtlichkeit als Überschwenglichkeit ab (33 ff.). Das Schwankende ihrer Ziele tritt ebenfalls offen zutage in der erwähnten Reihenfolge ihrer Wünsche für die Ehe.

Anmerkungen

Hamann wird einmal (Fn. 583) genannt. Die umfangreichen wörtlichen Übernahmen sind nicht gekennzeichnet.

Sichter
(PlagProf), SleepyHollow02



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