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Randomisierte und kontrollierte klinische Studien in der Intensivmedizin. Eine strukturierte Analyse der methodischen Studienqualität

von Thomas Wohltmann

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[1.] Tw/Fragment 015 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-27 22:15:07 Schumann
Fragment, Gesichtet, Graf und Janssens 2007, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Tw, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
SleepyHollow02
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 15, Zeilen: 1 ff. (komplett)
Quelle: Graf und Janssens 2007
Seite(n): 23, Zeilen: l. Sp. 13 ff.
[Das Fehlen einer] expliziten Methodenbeschreibung heißt nicht zwangsläufig, dass gewisse formale Aspekte im Rahmen der Studie oder der statistischen Analyse keine Beachtung gefunden haben. Der direkte Kontakt mit den Autoren stellt dann die einzige Möglichkeit dar, in der Publikation nicht eingehend beschriebene Sachverhalte näher zu identifizieren. Möglicherweise hat die Studie dann eine höhere methodische Qualität als vermutet. Dieser vorsichtige Optimismus wird durch die Daten von Liberati und Mitarbeitern nicht bestätigt (64): die methodische Bewertung von 63 randomisierten Brustkrebs-Studien mit mehr als 34.000 Patientinnen führte zu insgesamt enttäuschenden Ergebnissen. Vor allem die Randomisierung, Verdeckung, Verblindung und die Nachbeobachtung der Patientinnen wurden unzureichend dargestellt. Eine direkte Kontaktaufnahme mit den Autoren der Originalarbeiten konnte tatsächlich in einigen Fällen methodische Unzulänglichkeiten als lediglich fehlende Darstellung einer korrekt angewendeten Methode identifizieren. In der Regel jedoch waren methodische Qualitätsmerkmale, die in der Publikation nicht beschrieben wurden, auch bei der Planung und Durchführung nicht berücksichtigt worden (64).

Die Darstellung von Studienergebnissen geht weit über den Selbstzweck hinaus und hat einen messbaren Einfluss auf die klinische Umsetzung von Studien. Bei der Darstellung von Studienergebnissen schätzen Kliniker die therapeutische Relevanz einer Intervention bei der Angabe der relativen Risikoreduktion häufig höher ein, als wenn die absolute Risikoreduktion dargestellt wird (10;11;34;78). Die absolute Risikoreduktion ist jedoch für den individuellen Patienten die maßgeblichere Größe, wenngleich relative Therapieeffekte wahrscheinlich eine höhere externe Validität (d.h. Allgemeingültigkeit auch unter Nicht-Studienbedingungen) besitzen (61). Obwohl die Anzahl der zu behandelnden Patienten („number-needed-to-treat - NNT“) um ein ungünstiges Ereignis zu verhindern direkt mit der absoluten Risikoreduktion assoziiert ist, verordnen Kliniker eher ein Medikament aufgrund der Angabe der absoluten Risikoreduktion als anhand der „number-needed-to-treat“ (NNT) (11;78). Es gibt keine befriedigenden Erklärungen für dieses Phänomen. Am ehesten spielt hier der Wert der größeren Zahl die entscheidende Rolle: eine Therapie, die das Letalitätsrisiko von 4% auf 2% senkt, hat eine relative Risikoreduktion von 50%, aber nur eine absolute Risikoreduktion von 2%. Es müssten 50 Patienten (NNT) behandelt werden, [um ein Leben zu retten.]


(10) Bobbio M, Demichelis B, Giustetto G. Completeness of reporting trial results: effect on physicians' willingness to prescribe. Lancet 1994 May 14;343(8907):1209-11.

(11) Bucher HC, Weinbacher M, Gyr K. Influence of method of reporting study results on decision of physicians to prescribe drugs to lower cholesterol concentration. BMJ 1994 Sep 24;309(6957):761-4.

(34) Forrow L, Taylor WC, Arnold RM. Absolutely relative: how research results are summarized can affect treatment decisions. Am J Med 1992 Feb;92(2):121-4.

(64) Liberati A, Himel HN, Chalmers TC. A quality assessment of randomized control trials of primary treatment of breast cancer. J Clin Oncol 1986 Jun;4(6):942-51.

(78) Naylor CD, Chen E, Strauss B. Measured enthusiasm: does the method of reporting trial results alter perceptions of therapeutic effectiveness? Ann Intern Med 1992 Dec 1;117(11):916-21.

Das Fehlen einer expliziten Methodenbeschreibung heißt nicht zwangsläufig, dass gewisse formale Aspekte im Rahmen der Studie oder der statistischen Analyse keine Beachtung gefunden haben. Der direkte Kontakt mit den Autoren stellt dann die einzige Möglichkeit dar, in der Publikation nicht eingehend beschriebene Sachverhalte näher zu identifizieren. Möglicherweise hat die Studie dann eine höhere methodische Qualität als vermutet.

Dieser vorsichtige Optimismus wird durch die Daten von Liberati und Mitarbeitern [62] nicht bestätigt: Die methodische Bewertung von 63 randomisierten Brustkrebs-Studien mit mehr als 34.000 Patientinnen führte zu insgesamt enttäuschenden Ergebnissen. Vor allem die Randomisierung, Verdeckung, Verblindung und die Nachbeobachtung der Patientinnen wurden unzureichend dargestellt. Eine direkte Kontaktaufnahme mit den Autoren der Originalarbeiten konnte tatsächlich in einigen Fällen methodische Unzulänglichkeiten als lediglich fehlende Darstellung einer korrekt angewendeten Methode identifizieren. In der Regel jedoch waren methodische Qualitätsmerkmale, die in der Publikation nicht beschrieben wurden, auch bei der Planung und Durchführung nicht berücksichtigt worden [62].

[...]

Die Darstellung von Studienergebnissen geht weit über den Selbstzweck hinaus und hat einen messbaren Einfluss auf die klinische Umsetzung von Studien.

Im Vergleich mit der absoluten Risikoreduktion durch eine Therapie oder Intervention schätzen Kliniker die therapeutische Relevanz bei der Darstellung der Studienergebnisse als relatives Risiko oder relativen Nutzen höher ein [9, 10, 32, 76]. Die absolute Risikoreduktion ist für den individuellen Patienten die maßgeblichere Größe, wenngleich relative Therapieeffekte wahrscheinlich eine höhere externe Validität (d. h. Allgemeingültigkeit auch unter Nicht-Studienbedingungen) besitzen [59]. Obwohl die Anzahl der zu behandelnden Patienten ( »number-needed-to-treat – NNT«), um ein ungünstiges Ereignis zu verhindern, direkt mit der absoluten Risikoreduktion assoziiert ist, verordnen Kliniker eher ein Medikament aufgrund der Angabe der absoluten Risikoreduktion als anhand der »number-neededto- treat« (NNT) [10, 76, 53a].

Es gibt keine befriedigende Erklärung für dieses Phänomen. Am ehesten spielt hier der Wert der größeren Zahl die entscheidende Rolle: eine Therapie, die das Letalitätsrisiko von 4% auf 2% senkt, hat eine relative Risikoreduktion von 50%, aber nur eine absolute Risikoreduktion von 2%. Es müssten 50 Patienten (NNT) behandelt werden, um ein Leben zu retten.


9. Bobbio M, Demichelis B, Giustetto G (1994) Completeness of reporting trial results: effect on physicians’ willingness to prescribe. Lancet 343: 1209–1211

10. Bucher HC, Weinbacher M, Gyr K (1994) Influence of method of reporting study results on decision of physicians to prescribe drugs to lower cholesterol concentration. BMJ 309: 761–764

32. Forrow L, Taylor WC, Arnold RM (1992) Absolutely relative: how research results are summarized can affect treatment decisions. Am J Med 92: 121–124

59. Laupacis A, Sackett DL, Roberts RS (1988) An assessment of clinically useful measures of the consequences of treatment. N Engl J Med 318: 1728–1733

62. Liberati A, Himel HN, Chalmers TC (1986) A quality assessment of randomized control trials of primary treatment of breast cancer. J Clin Oncol 4: 942–951

76. Naylor CD, Chen E, Strauss B (1992) Measured enthusiasm: does the method of reporting trial results alter perceptions of therapeutic effectiveness? Ann Intern Med 117: 916–921

Anmerkungen

Kein Hinweis auf die Quelle.

Sichter
(SleepyHollow02) Schumann



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