VroniPlag Wiki

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Typus
KeineWertung
Bearbeiter
fret
Gesichtet
No
Untersuchte Arbeit:
Seite: 239, Zeilen: 2ff
Quelle: Claßen 1988
Seite(n): 95, Zeilen: -
Ein Hochstapler-Trio ergaunert sich das Startkapital für den ewigen Schülertraum von einer gemeinsamen Reise nach Indien. Opfer des Betrugs sind Kommerzienrat Arthur Cronheim, ein Börsenspekulant, und seine Frau Bella, die beide für die Scheinmoral und Korruptheit der Gesellschaft des Kaiserreichs stehen. Demgegenüber stammen die drei Hochstapler, die bei Cronheim wieder zusammenkommen, aus sozialen Randgruppen. Robert Krust ist ein ehemaliger Bankbeamter, der wegen Unterschlagung ein Jahr Gefängnis verbüsst hat. Bei den Cronheims trifft er auf den ehemaligen Schulkameraden Ernst Sperber, der unter dem Decknamen Ernst Steilhart ein Verhältnis mit Bella Cronheim hat. Als Gast des Hauses erscheint schliesslich der Konzertsänger Willibald Salding alias Willy Seidler. Die drei beschliessen einen gross angelegten Betrug zur Finanzierung ihres Lebenswunsches. Sie verkaufen dem habgierigen Kommerzienrat für drei Millionen Mark ein Grundstück auf einem Berg in Ascona und täuschen Beweise für eine Ölquelle vor. Bei einer Freifrau von Rottenburg erschleichen sie ein Stipendiat von 30.000 Mark für einen begabten Gesangsschüler, den es nicht gibt. So können die drei den Jugendtraum verwirklichen: Das Stück endet mit der Abfahrt nach Indien.

Die Hochstapler kehren die bürgerliche Moral um: „Siehst du, wer ein Gewissen hat, ist gewissenlos, und gewissenhaft, wer keins hat“, meint Krust,28 und Steilhart findet, „daß man in dieser Welt das sein muß, was er ‚schlecht‘ nennt, wenn das Leben überhaupt erträglich sein soll“.29 Interessanterweise kommt in Mühsams Stück auch ein Literat vor, nämlich der siebzehnjährige Werner, der Sohn des Hauses. Schon durch seinen Umgang mit den niederen Dienstboten löst er bei den Eltern Empörung aus, und als eines seiner heimlich geschriebenen Gedichte in einer Zeitung veröffentlicht wird, verbittet sich der Vater solche „Dummheiten“. Der Künstler ist Paria und Aussenseiter. Er gilt in dieser Gesellschaft nichts. „Man kann sich doch nicht gemein machen mit


28 Mühsam, Die Hochstapler, S. 111.
29 Ebd., S. 118.

In dem Stück ergaunert sich ein Hochstapler-Trio das Startkapital für den ewigen Schülertraum von einer gemeinsamen Reise nach Indien. Opfer des Betrugs sind Kommerzienrat Arthur Cronheim, ein Börsenspekulant, und seine Frau Bella, die beide die Scheinmoral und Korruptheit der Gesellschaft des Kaiserreiches repräsentieren. Demgegenüber stammen die drei Hochstapler, deren Lebenswege sich im Hause des Kommerzienrats wieder kreuzen, aus den sozialen Randgruppen. Robert Krust ist ein ehemaliger Bankbeamter, der wegen Unterschlagung von 6.000 Mark ein Jahr Gefängnis verbüßt hat. Als Dieb stigmatisiert, muß er als Bedienter arbeiten, in minderwertiger und gesellschaftlich verachteter Stellung, mit der er sich nicht abfinden will.
Soll ich vielleicht wegen der eselhaften Langfingerei vor zwei Jahren bis an mein selig Ende anderen Leuten Wein eingießen und das Maul stopfen, bloß weil die mehr zusammengeschnorrt haben als ich?(235)

Bei den Cronheims trifft Krust auf den ehemaligen Schulkameraden Ernst Sperber, der unter dem Decknamen Ernst Steilhart ein Verhältnis mit Bella Cronheim hat. Als Gast des Hauses

[S. 96]

erscheint schließlich der Konzertsänger Willibald Salding alias Willy Seidler, der das Trio der Ehemaligen komplett macht. Der alte Traum von der befreienden Reise nach Indien, von "indischen Luftschlössern", wird wieder wach. Die drei beschließen einen groß angelegten Betrug zur Finanzierung ihres Lebenswunsches. Sie verkaufen dem habgierigen Kommerzienrat für drei Millionen Mark ein Grundstück auf einem Berg in Ascona und täuschen Beweise für eine Ölquelle vor. Einer Freifrau von Rottenburg trotzen sie ein Stipendiat von 30.000 Mark für einen nicht existenten begabten Gesangsschüler ab. Durch Hochstapelei und Betrug können die drei Freunde ihren Jugendtraum verwirklichen, das Stück endet mit der Abfahrt nach Indien. Mühsam zeichnet für die drei Außenseiter einen Weg vor, auf dem ihnen durch die Umkehrung der gesellschaftlich etablierten Moral der Ausbruch aus dem kriminellen Teufelskreislauf gelingt. Siehst du, wer ein Gewissen hat, ist gewissenlos, und gewissenhaft, wer keins hat.(236)

Anmerkungen
Sichter