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Literatur und Verbrechen: Kunst und Kriminalität in der europäischen Erzählprosa um 1900

von Dr. Dr. Thomas Sprecher

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[1.] Ts/Fragment 035 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2015-06-27 16:09:22 Stratumlucidum
Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts, Verschleierung, Wikipedia Schelmenroman 2010

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 35, Zeilen: 1-4
Quelle: Wikipedia Schelmenroman 2010
Seite(n): online, Zeilen: –
Die frühen Übersetzungen gaben den Pikaro, im Spanischen ein „gemeiner Kerl von üblem Lebenswandel“, mit „Landstörtzer“ wieder, was „Landstreicher“ bedeutet. Erst im 18. Jahrhundert wurde vermehrt der von der negativen Konnotation entlastete Begriff „Schelm“ verwendet. Der Schelmenroman stammt aus dem Spanien des 16. Jahrhunderts. Der erste frühe Vertreter ist der 1554 anonym erschienene Lazarillo de Tormes. Die Hauptfigur ist ein picaro. Dieses spanische Wort bedeutet soviel wie „gemeiner Kerl von üblem Lebenswandel“. Die frühen deutschen Übersetzungen und Schelmenromane gaben picaro mit „Landstörtzer“ wieder, was „Landstreicher“ bedeutet. Erst im 18. Jahrhundert bürgerte sich der Begriff „Schelm“ ein, als er seine ursprünglich negative Konnotation verloren hatte.
Anmerkungen

Ohne Hinweis auf die Quelle.

Sichter
(fret) Stratumlucidum


[2.] Ts/Fragment 035 05 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-14 19:17:45 Schumann
Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Seiler 1986, Ts, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 35, Zeilen: 5-10, 20-24, 26-32
Quelle: Seiler 1986
Seite(n): 300, 301, Zeilen: 300: 4-9, 15-21, 26-31 - 301: 1-10
Schelme täuschen vor, was nicht vorhanden ist. Zweck der Täuschung kann auch sein, gerade nichts vorzutäuschen, und Täuschung ist ferner das Tiefstapeln. Die Redensart „Ein Schelm gibt mehr, als er hat“ ist bereits im 18. Jahrhundert nachgewiesen. Damals noch vor allem auf die Bewirtung von Gästen bezogen, wurde sie bald auf andere Zusammenhänge übertragen.

[...]

Die Pikaros des spanischen 16. und 17. Jahrhunderts gehören aufgrund ihrer Herkunft und Verhältnisse zu den underdogs, den Deklassierten. Sie gelangten nie an die Sonne, wenn es ihnen nicht gelegentlich gelänge, etwas zu scheinen, was sie nicht sind, wenn sie sich nicht durch Täuschung den einen und anderen Vorteil verschafften, den ihnen das um Gerechtigkeit unbekümmerte Urteil der Geburt verwehrt hat.

Lazarillo de Tormes benötigt seine ganze Listkunst, um nur seinen Bauch zu füllen. Nach und nach bekommt er so viel Geld zusammen, dass er sich „fein ehrlich“ ausstaffieren kann. Damit - Kleider machen Leute, damals erst recht - gelingt ihm der Eintritt in die Gesellschaft der „ehrlichen“ Leute.35 Sie nehmen ihn jedoch nicht wirklich auf. Die Welt bleibt ungerecht. Lazarillo muss eine nicht ganz so ehrliche Frau in Kauf nehmen, die Magd eines Priesters, und muss zu dessen Gunsten [einen Ehemann spielen, den jeder verhöhnt.]


35 Leben und Wandel Lazaril von Tormes, Und Beschreibung, was derselbe für Unglück und Widerwärtigkeit ausgestanden hat [1554; dt. 1614], hrsg. v. Manfred Sestendrup, Stuttgart: Reclam 1979 [= Reclam UB 1389], S. 88.

[Seite 300]

Wenn jemand zum Ausdruck bringen möchte, daß er sich um eine Sache nach besten Kräften bemüht hat und mehr als das Geleistete redlicherweise nicht anbieten kann, so sagt er unter Umstanden: "Ein Schelm gibt mehr, als er hat". Nachgewiesen ist diese Redensart bereits im 18. Jahrhundert, damals noch bevorzugt auf die Bewirtung von Gästen bezogen, von der aus sie sich aber bald auf andere Zusammenhänge übertragen findet. [...] Die literarischen [Schelme] jedenfalls, von denen hier die Rede sein soll, scheinen sich in dieser Hinsicht auf den ersten Blick auch zumeist ganz sprichwörtlich zu verhalten, ihre Umwelt wirklich bevorzugt dadurch hereinzulegen, daß sie etwas Vortäuschen, was nicht vorhanden ist. Doch bei genauerem Hinsehen kann man auch gewahr werden, daß dies nicht immer so ist oder daß der Zweck solcher Täuschung auch sein kann, im wesentlichen gerade nichts vorzutäuschen oder gar weniger zu scheinen, als man ist, [...]

Mehr zu geben, als man zu geben hat, das ist zunächst einmal und ganz besonders das Täuschungsprinzip der Helden des frühen, des ursprünglichen Schelmenromans des spanischen 16. und 17. Jahrhunderts. Sie, die Pikaros, gehören aufgrund ihrer Herkunft und Verhältnisse ja unwiderruflich zu den Deklassierten ihrer Gesellschaft und müßten für immer im Schatten stehen, wenn es ihnen nicht hier und da gelänge, etwas zu scheinen, was sie nicht sind, und sich so den einen und anderen Vorteil zu verschaffen. Noch nicht so ganz gilt das vielleicht für den Lazarillo de Tormes, der zunächst einmal überhaupt nichts

[Seite 301]

zu geben hat, sondern vielmehr seinen ganzen Witz benötigt, um nur satt zu werden. Immerhin: sein endliches Auskommen findet er, weil er nach und nach so viel Geld zusammenstoppeln kann, daß er sich - Kleider machen Leute je früher je mehr - "fein ehrlich" ausstaffieren kann und damit in den Besitz der Eintrittskarte für die Gesellschaft der ordentlichen, der 'ehrlichen' Leute gelangt.1 Wirklich hinein kommt er jedoch nicht. Denn da diese Welt so ungerecht bleiben muß, wie sie eingerichtet ist, muß er zu dem ehrlichen Amt, das er erhält, auch eine nicht ganz so ehrliche Frau in Kauf nehmen, die allzu gebundene Magd eines allzu verbindlichen Priesters, und zu dessen Gunsten einen Ehemann spielen, über den jeder lacht.


1. Leben und Wandel Lazaril von Tormes. Und Beschreibung, was derselbe für Unglück und Widerwärtigkeit ausgestanden hat (1554 / verdeutscht 1614). Hrsg. von Manfred Sestendrup. Stuttgart 1979 (Reclam UB 1389). S. 88.

Anmerkungen

Ohne Hinweis auf die Quelle.

Sichter
Schumann


[3.] Ts/Fragment 035 14 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2015-08-02 21:59:45 Schumann
Fragment, Franck 2007, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
fret, Stratumlucidum
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 35, Zeilen: 14-19
Quelle: Franck 2007
Seite(n): 73, Zeilen: 18-24
Die gesamte Gattung prägend, erzählt er in der Ich-Form, als partielle Autobiographie, die Erlebnisse eines jungen Mannes, der als Diener mehrerer Herren verschiedene gesellschaftliche Gruppen von innen her kennenlernt, sie aber stets aus der kritischen Perspektive einer Randfigur betrachtet. Der erste und zugleich die gesamte Gattung prägende Schelmenroman war der spanische Pícaro-Roman (Pícaro, spanisch für Schelm) „Lazarillo de Tormes“, der 1554 anonym erschien. In diesem Prototyp des Schelmenromans berichtet der Ich-Erzähler quasi autobiographisch von den Erlebnissen eines jungen Mannes, der in seiner Laufbahn als Diener wechselnder Herren verschiedene gesellschaftliche Gruppen quasi von innen her kennenlernt, sie aber aus der kritischen Perspektive einer Randfigur sieht.
Anmerkungen

Trotz deutlicher wörtlicher Anlehnung kein Hinweis auf die Quelle, die in der gesamten vorliegenden Arbeit nicht erwähnt wird.

Sichter
(Stratumlucidum), Schumann



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