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13 unfertige Fragmente

[1.] Tj/Fragment 063 01 - Diskussion
Bearbeitet: 28. January 2013, 19:55 (Graf Isolan)
Erstellt: 28. January 2013, 19:51 Graf Isolan
BauernOpfer, Bönnighausen 1999, Fragment, SMWFragment, Schutzlevel, Tj, Unfertig

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Untersuchte Arbeit:
Seite: 63, Zeilen: 1-4, 14-22, 106-112
Quelle: Bönnighausen 1999
Seite(n): 94, Zeilen: S.94,22-36 und S.95,4-6.
Der Charakter der Scuderi ist durchaus positiv gezeichnet und wird durch Eigenschaften

wie Güte und Intelligenz hervorgehoben.220 „Bekannt durch ihre anmutigen Verse, durch die Gunst Louis XIV. und der Maintenon“221, ist sie gutmütig222 und „geneigt zu jeder Wohltat“223. [...]

Viel bedeutender für den Fortlauf der Geschehnisse sind allerdings andere Charakterzüge des Fräuleins von Scuderi. Das Fräulein tritt furchtlos und besonnen auf, was sich besonders an ihrer Reaktion auf den nächtlichen Besuch Oliviers zeigt: „Die Scuderi, das verschlossene Geheimnis in der Hand wiegend und prüfend, sprach lächelnd: ,Ihr seht beide Gespenster!’“228 Besonnen reagiert die Scuderi auch auf die Mordtaten. Sie zeigt keinerlei moralische Empörung, sondern reagiert weiterhin gelassen und überzeugt durch ihre Emotionalität und Fähigkeit zur Inszenierung. Selbstbewusst vertritt sie ihre eigenen Standpunkte und verteidigt diese gegen die staatliche Ordnung.


220 [...] Ähnlich sieht dies auch Bönnighausen, die in diesem Zusammenhang jedoch auch auf die Mutterfunktion der Scuderi für Cardillac anspielt. Indem die Scuderi als reine, jungfräuliche und asexuelle Mutterfigur den Schmuck Cardillacs annehme, könnten Tugend und Schmuck wieder zusammengehören. Der Fluch, der auf dem Schmuck laste, wäre gebrochen und der Fall der Mutter ungeschehen gemacht. So fertige er, in der Hoffnung auf Rettung, statt für die Heilige Jungfrau in der Kirche St. Eustache den Schmuck für das Fräulein von Scuderi (vgl. Bönnighausen, S. 95).

221 Hoffmann, Scuderi, S. 3.

222 Vgl. u.a. la Regnies Ausführungen gegenüber der Scuderi, in deren Verlauf er von ihrer Gutmütigkeit spricht (Hoffmann, Scuderi, S. 37).

223 Hoffmann, Scuderi, S. 3.

228 Hoffmann, Scuderi, S. 18.

[Seite 94]

Das Fräulein hat eine besondere Position inne, da ihre Eigenschaften bestimmend für den Gang der Dinge sind. Die Scuderi ist durchaus positiv gezeichnet und durch Eigenschaften wie Güte, Intelligenz und Furchtlosigkeit bestimmt. Persönliche Qualitäten wie Einfallsreichtum, Intelligenz und Intuition treten zu ihrer hohen sozialen Position hinzu, die ausgewiesen ist durch ihr gesellschaftliches Ansehen, ihre Bekanntschaft mit dem König und der Maintenon. Ihre Furchtlosigkeit und Besonnenheit zeigt sich in ihrem Auftreten nach dem Besuch Oliviers: Die Scuderi, das verschlossene Geheimnis in der Hand wiegend und prüfend, sprach lächelnd: >Ihr seht beide Gespenster!< [...].(19) In ihrer Reaktion auf die Mordtaten zeigt sie keine moralische Empörung, sondern Gelassenheit und überzeugt weiterhin durch ihre Emotionalität und gleichzeitige Fähigkeit zur Inszenierung. Die Scuderi erweckt den Eindruck, als ob sie insgesamt über den Dingen stünde und selbstbewusst eigene Standpunkte bezöge: Sie vertritt ihre eigene Einschätzung gegenüber der staatlichen Ordnung.

[Seite 95]

Die tugendhafte Mutter: Das Fräulein von Scuderi und Cardillac

Die Scuderi hat die strukturell wichtigste Funktion der Erzählung innerhalb der Figurenkonstellation inne: die Mutterrolle. [...] Indem die Scuderi als reine, jungfräuliche und asexuelle Mutterfigur den Schmuck Cardillacs annimmt, könnten Tugend und Schmuck wieder zusammengehören. Der Fluch, der auf dem Schmuck liegt, wäre gebrochen und der Fall der Mutter ungeschehen gemacht.238 So fertigt er, in der Hoffnung auf Rettung, statt für die Heilige Jungfrau in der Kirche St. Eustache den Schmuck für das Fräulein von Scuderi als Verkörperung von Tugend:

Anmerkungen

--

Sichter
(Graf Isolan)


[2.] Tj/Fragment 154 14 - Diskussion
Bearbeitet: 9. January 2013, 23:48 (Plagin Hood)
Erstellt: 9. January 2013, 22:56 Plagin Hood
BauernOpfer, Fragment, SMWFragment, Schutzlevel, Tj, Unfertig, Wächtershäuser 1973

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Hood
Gesichtet
Untersuchte Arbeit:
Seite: 154, Zeilen: 14-22
Quelle: Wächtershäuser 1973
Seite(n): 32, 33, Zeilen: 32: 17ff.; 33: 16-17
Rameckers schreibt dazu: „Eine Prüfung der Geburtsorte der Stürmer und Dränger ergibt, dass sie bis auf wenige Ausnahmen aus der Gegend des Oberrheins stammten und sich also örtlich verhältnismäßig nahe waren. Außerdem standen sie manchmal miteinander im persönlichen oder brieflichen Verkehr, trieben sie fast alle dieselben, nämlich die juristischen Studien und waren von demselben Rousseauschen Geist erfüllt. Es leuchtet ein, dass diese örtliche und geistige Nähe und dieser rege Verkehr ein lebhaftes Interesse für ihr gegenseitiges Schaffen sowie eine starke gegenseitige Beeinflussung zur Folge haben mussten. Hieraus erklärt sich dann wieder die merkwürdige Gleichheit oder Ähnlichkeit der dem Sturm und Drang eigenen Tendenzen, Stoffe und Motive. [...] Kein Stürmer und Dränger, der sich nicht daran versucht hätte.“570

Ein Grund dafür war die überaus komplexe innere Tatseite des Kindsmords, die so viele Elemente des unentrinnbar Tragischen enthält. Gerade bei diesem Delikt, das die Stürmer und Dränger unter den zur Milde drängenden subjektiven Gesichtspunkten sahen, musste das Missverhältnis zwischen der Tat und der überkommenen Todesstrafe deshalb als besonders krass empfunden werden.571 Es waren also nicht die Juristen und Philosophen, die dem Kindsmord zunächst ihre Aufmerksamkeit zuwandten. Und selbst wenn sie es taten, dann stand die abstrakte Betrachtung im Vordergrund, während bei den Dichtem der Akzent auf der menschlichen Tragödie lag.


570 Rameckers, S. 4 und S. 32.

571 Vgl. Wächtershäuser, S. 27.

[Seite 32]

Es waren jedoch nicht nur Juristen und Philosophen, die dem Kindermord-Problem ihre Aufmerksamkeit zuwandten. Die überaus komplexe subjektive Tatseite des Delikts enthält so viele Elemente des Unentrinnbar-Tragischen, daß das Kindermordmotiv sich den Dichtern geradezu anbot: insbesondere die junge Generation des Sturm-und-Drang mit ihrem Pathos einer neuen Menschenwürde griff es in immer wieder neuen Bearbeitungen auf. Dazu Rameckers (S. 4 f.):

Eine Prüfung der Geburtsorte der Stürmer und Dränger ergibt, daß sie bis auf wenige Ausnahmen aus der Gegend des Oberrheins stammten und sich also örtlich verhältnismäßig nahe waren. Außerdem standen sie manchmal miteinander im persönlichen oder brieflichen Verkehr, trieben sie fast alle dieselben, nämlich die juristischen Studien und waren von demselben Rousseauschen Geist erfüllt. Es leuchtet ein, daß diese örtliche und geistige Nähe und dieser rege Verkehr ein lebhaftes Interesse für ihr gegenseitiges Schaffen, sowie eine starke gegenseitige Beeinflussung zur Folge haben mußten. Hieraus erklärt sich dann wieder die merkwürdige Gleichheit oder Ähnlichkeit der dem Sturm und Drang eigenen Tendenzen, Stoffe und Motive. Diese Gleichheit und Ähnlichkeit zeigt sich wohl am stärksten und auffallendsten bei dem Kindesmordmotiv. Kein Stürmer und Dränger, der sich nicht daran versucht hätte.

[...]

[Seite 33]

Stand bei Juristen und Philosophen die abstrakte Betrachtung im Vordergrund, so lag bei den Dichtern der Akzent auf der menschlichen Tragödie.

Anmerkungen

Wörtliche und sinngemäße Übereinstimmugen sind nicht in vollem Umfang kenntlich gemacht. Die Wiedergabe des Rameckers-Zitats, welches sich in direktem Zusammenhang bei ebenfalls bei Wächtershäuser findet, wird hier nicht als Plagiat gewertet. Die zugehörige Fußnotenangebe "Rameckers, S. 4 und S. 32" legt nahe, dass hier ein ebenfalls ein Verweis auf die S. 32 bei Wächtershäuser angedacht war.

(Wächtershäuser S. 27 noch nicht überprüft, wird nicht bei GB angezeigt).

Sichter


[3.] Tj/Fragment 054 30 - Diskussion
Bearbeitet: 8. January 2013, 15:34 (Graf Isolan)
Erstellt: 8. January 2013, 14:11 Graf Isolan
Bönnighausen 1999, Fragment, SMWFragment, Schutzlevel, Tj, Unfertig, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Untersuchte Arbeit:
Seite: 54, Zeilen: 30-34
Quelle: Bönnighausen 1999
Seite(n): 88, Zeilen: 0
Die Methoden der Chambre ardente, mithilfe des Indizienbeweises eine logisch fundierte Verbrechensaufklärung zu betreiben, werden diskreditiert, indem Hoffmann la Regnie vorwirft, „dass blinder Eifer den Präsidenten la Regnie zu Gewaltstreichen und Grausamkeiten“184 verleitet. Weiter bezeichnet er ihn als Mann „von garstigem Aussehen und heimtücki[schen Wesen185, dessen Tribunal den „Charakter der Inquisition“186 annahm.]

184 Hoffmann, Scuderi, S. 12.

[185 Hoffmann, Scuderi, S. 12.

186 Hoffmann, Scuderi, S. 12.]

Im Gegensatz dazu zeichnet der Erzähler in seinem Exkurs das Bild einer entarteten Polizeiorganisation222, die unter der Leitung des blutgierige[n] La Regnie (16), der von garstigem Ansehen und heimtückischem Wesen (13) war, [...]

[...] Die Methode der Chambre ardente, mithilfe von Indizienbeweisen eine logisch fundierte Verbrechensaufklärung223 zu betreiben, wird in der Erzählung von Beginn an diskreditiert, indem hervorgehoben wird, dass blinder Eifer den Präsidenten La Regnie zu Gewaltstreichen und Grausamkeiten verleitete (12). [...] Das Tribunal nahm ganz den Charakter der Inquisition an (...). (12)

Anmerkungen

--

Sichter


[4.] Tj/Fragment 025 01 - Diskussion
Bearbeitet: 7. January 2013, 23:49 (Kybot)
Erstellt: 5. January 2013, 18:27 Plagin Hood
BauernOpfer, Fragment, SMWFragment, Schutzlevel, Strasser 2005, Tj, Unfertig

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Hood
Gesichtet
Untersuchte Arbeit:
Seite: 25, Zeilen: 1-7
Quelle: Strasser 2005
Seite(n): ???, Zeilen: 0
[War das Verbrechen bisher Produkt einer autonomen bösartigen Willensregung, so wird es nunmehr als Resultat einer Reihe von] Merkmalen und Faktoren begriffen, die den Verbrecher als Persönlichkeit kennzeichnen und ihn als „Homo delinquens“ erkennbar machen.46

Für Lombroso ergab sich daraus für die Kriminologie eine neue Handlungsmaxime: „Vor allem kann kein Zweifel sein, dass wir weit mehr als das abstrakte Verbrechen, nämlich den Verbrecher studieren müssen, welcher im Falle des Geborenseins, im Verhältnis 35%, zahlreiche vom Normalen abweichende Merkmale aufweist.“47


46 Vgl. Strasser, S. 15; vgl. zum gesamten Themenkomplex der Naturalisierung von Kriminalität auch Becker, S. 259ff.

47 Lombroso, Ursachen, S. 326.

[Seite ???]

vordem Produkt einer autonomen bösartigen Willensregung, so wird es nunmehr als Resultante einer Reihe von Merkmalen und Faktoren begriffen, die den

[Seite ???]

In seinem Aufsatz ,Pro schola mea< spricht er davon, daß bei 30 oder 35 % der ... weist der Verbrecher ,im Falle des Geborenseins, im Verhältnis bis zu 35 %

[Seite ???]

im Verhältnis bis zu 35 %, zahlreiche vom Normalen abweichende Merkmale auf<; an einer anderen Stelle schreibt er, daß ,der organische Faktor bis zu 35 %

Anmerkungen

...

Einige Seiten werden bei Google-Books nicht angezeigt. Im Literaturverzeichnis wird das gleichnamige Werk v. Strasser aus dem Jahre 1984 aufgeführt. Quelle muss daher noch bestätigt werden.

Sichter


[5.] Tj/Fragment 024 21 - Diskussion
Bearbeitet: 7. January 2013, 23:49 (Kybot)
Erstellt: 5. January 2013, 01:27 Plagin Hood
BauernOpfer, Fragment, SMWFragment, Schutzlevel, Strasser 2005, Tj, Unfertig

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Hood
Gesichtet
Untersuchte Arbeit:
Seite: 24, Zeilen: 21-34
Quelle: Strasser 2005
Seite(n): 43, ???, Zeilen: 0
Was sich hier als Distanzierung vom klassischen Strafrechtsgedanken abspielte, lässt sich als Naturalisierung des Verbrechens charakterisieren. So erscheint nun auch das menschliche Handeln im Allgemeinen und das verbrecherische im Besonderen als durchgängig von Naturgesetzen beherrscht: „Die Statistik und anthropologische Untersuchungen zeigt uns also, dass das Verbrechen eine Naturerscheinung, ein notwendiges (philosophisch gesprochen) Phänomen wie Geburt, Tod, Empfängnis darstellt.“45

Naturalisierung des Verbrechens bedeutet, dass der Delinquent unter dem analytischen Blick des naturwissenschaftlich eingestellten Verbrechenswissenschaftlers auf den ontologischen Rang eines Elements im Kosmos der natürlichen Phänomene verwiesen wird. Darin spiegelt sich der Gedanke wider, der Rechtsbrecher unterscheide sich durch bestimmte Merkmale als der Andere von den gesetzestreuen Bürgern. War das Verbrechen bisher Produkt einer autonomen bösartigen Willensregung, so wird es nunmehr als Resultat einer Reihe von [Merkmalen und Faktoren begriffen, die den Verbrecher als Persönlichkeit kennzeichnen und ihn als „Homo delinquens“ erkennbar machen.46]


45 Lombroso, Ursachen, S. 338.

46 Vgl. Strasser, S. 15; vgl. zum gesamten Themenkomplex der Naturalisierung von Kriminalität auch Becker, S. 259ff.

[Seite ???]

so erscheint nun auch das menschliche Handeln im allgemeinen und das verbrecherische im besonderen als durchgängig von Naturgesetzen beherrscht.

[Seite 43]

Was echt am Verbrechen ist, das schafft sich Bahn im gesellschaftlichen Gefüge gleich einer kaum zu bändigenden Naturkraft; ja es gilt, »daß das Verbrechen eine Naturerscheinung, ein notwendiges (philosophisch gesprochen) Phänomen wie Geburt, Tod, Empfängnis darstellt« (ebd.. S. 338)

[Seite ???]

War das Verbrechen vordem Produkt einer autonomen bösartigen Willensregung, so wird es nunmehr als Resultante einer Reihe von Merkmalen und Faktoren

[Seite ???]

auf sie einwirken. Naturalisierung des Verbrechens bedeutet also, daß der Delinquent unter dem analytischen Blick des naturwissenschaftlich eingestellten

Anmerkungen

...

Einige seiten werden bei Google-Books nicht angezeigt. Im Literaturverzeichnis wird das gleichnamige Werk v. Strasser aus dem Jahre 1984 aufgeführt. Quelle muss daher noch bestätigt werden.

Sichter


[6.] Tj/Fragment 024 01 - Diskussion
Bearbeitet: 7. January 2013, 23:48 (Kybot)
Erstellt: 5. January 2013, 00:28 Plagin Hood
BauernOpfer, Fragment, SMWFragment, Schutzlevel, Strasser 2005, Tj, Unfertig

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Hood
Gesichtet
Untersuchte Arbeit:
Seite: 24, Zeilen: 1-11
Quelle: Strasser 2005
Seite(n): 41-42, Zeilen: 0
[„So wurden anatomische [sic!] verständlich: die enormen Kiefer, die hohen Backenknochen, die hervorstehenden Augenwülste, die einzelstehenden Handlinien, die extreme Größe der Augenhöhlen, die handförmigen oder anliegenden Ohren, die bei Verbrechern, Wilden und Affen gefunden werden, die Gefühllosigkeit gegen Schmerzen, die extrem hohe Sehschärfe, die Tätowierungen, die übermäßige Trägheit, die Vorliebe für Orgien und die unwiderstehliche Begierde nach dem Bösen um seiner selbst willen, das] Verlangen, nicht nur das Leben in dem Opfer auszulöschen, sondern den Körper zu verstümmeln, sein Fleisch zu zerreißen und sein Blut zu trinken.“40

Was Lombroso so euphorisch als eine Offenbarung preist, ist seine Entdeckung einer mittleren Hinterhauptsgrube, die die Hirnschale des berühmten Räubers Vilella aufweist. Diese sogenannte „Fossa occipitalis media“ ist ein anatomisches Detail, das bisher vor allem bei niederen Säugern, wie Lemuren und Nagern, jedoch niemals beim Menschen gefunden worden war. Diese Entdeckung brachte vermeintlich zu Tage, dass der Verbrecher kein „Homo sapiens“ ist, sondern eine anthropologische Varietät41, ein „Homo delinquens“. Deshalb wird sie von vielen als Geburtsstunde der wissenschaftlichen Kriminologie angesehen.42


40 Zitiert nach Christiansen, S. 192.

41 Vgl. zu diesem Terminus Kurella (S. 1), der von „nicht oder noch nicht anpassungsfähigen Varietäten der Menschen“ spricht.

42 Vgl. dazu Strasser, S. 42.

[Seite 41]

»So wurden anatomisch verständlich: die enormen Kiefer, die hohen Backenknochen, die hervorstehenden Augenwülste, die einzelstehenden Handlinien, die extreme Größe der Augenhöhlen, die handförmigen oder anliegenden Ohren, die bei Verbrechern, Wilden und Affen gefunden werden, die Gefühllosigkeit gegen Schmerzen, die extrem hohe Sehschärfe, die Tätowierungen, die übermäßige Trägheit, die Vorliebe für Orgien und die unwiderstehliche Begierde nach dem Bösen um seiner selbst willen, das Verlangen, nicht nur das Leben in dem Opfer auszulöschen, sondern den Körper zu verstümmeln, sein Fleisch zu zerreißen und sein Blut zu trinken.«4

Die Hirnschale, die Lombrosos Geist in Flammen setzte, war diejenige des berühmten Räubers Vilella. Diese Hirnschale wies, tief in ihrem Inneren verborgen, ein anatomisches Detail auf, das sich bisher vor allem bei niederen Säugern, jedoch niemals noch bei einem Men-

[Seite 42]

schen gefunden hatte: eine mittlere Hinterhauptsgrube, die sogenannte Fossa occipitalis media, welche bei den höheren Säugern – nach den Worten Kurellas (1893, S. 20) – »in einer durch Auseinanderweichen der crista occipitalis interna gebildeten, meist dreieckigen Grube [besteht], die den hypertrophischen unteren Wurm des Kleinhirns aufnimmt« (Abb. 1). Die Offenbarung der Fossa occipitalis media, die Lombroso dank Vilellas Schädelknochen zuteil wurde, gilt heute den meisten Kommentatoren als die Geburtsstunde der wissenschaftlichen Kriminologie. Die Offenbarung hatte zum Inhalt: der Verbrecher ist kein homo sapiens; er ist eine anthropologische Varietät, ein Homo delinquens.


4 Zitiert unter Zuhilfenahme der Übersetzung von Christiansen 1977, S. 192; die Quelle der Übersetzung von Christiansen ist vermutlich Wolfgang 1960, S. 184, wo als Quelle genannt wird: Lombroso 1911, S. XIV f.

Anmerkungen

Fortgesetzte Übernahme von vorangehender Seite. Die Quelle wird zwar (mit "Vgl.") aufgeführt, wörtlich oder sinngemäß übernommene Anteile sind aber nicht in ihrem Umfang kenntlich gemacht. Ferner wird nur auf S. 42 der Quelle verwiesen.

Im Literaturverzeichnis wird das gleichnamige Werk v. Strasser aus dem Jahre 1984 aufgeführt. Quelle muss daher noch bestätigt werden.

Sichter


[7.] Tj/Fragment 023 26 - Diskussion
Bearbeitet: 8. January 2013, 14:54 (Plagin Hood)
Erstellt: 4. January 2013, 23:28 Plagin Hood
Fragment, KomplettPlagiat, SMWFragment, Schutzlevel, Strasser 2005, Tj, Unfertig

Typus
KomplettPlagiat
Bearbeiter
Hood
Gesichtet
Untersuchte Arbeit:
Seite: 23, Zeilen: 26-37
Quelle: Strasser 2005
Seite(n): 41, Zeilen: 0
„Das war nicht nur ein Gedanke, sondern eine Offenbarung. Beim Anblick dieser Hirnschale glaubte ich ganz plötzlich, erleuchtet wie eine unermessliche Ebene unter einem flammenden Himmel, das Problem der Natur des Verbrechers zu schauen - ein atavistisches Wesen, das in seiner Person die wilden Instinkte der primitiven Menschheit und der niederen Tiere wieder hervorbringt. So wurden anatomische [sic!] verständlich: die enormen Kiefer, die hohen Backenknochen, die hervorstehenden Augenwülste, die einzelstehenden Handlinien, die extreme Größe der Augenhöhlen, die handförmigen oder anliegenden Ohren, die bei Verbrechern, Wilden und Affen gefunden werden, die Gefühllosigkeit gegen Schmerzen, die extrem hohe Sehschärfe, die Tätowierungen, die übermäßige Trägheit, die Vorliebe für Orgien und die unwiderstehliche Begierde nach dem Bösen um seiner selbst willen, das [Verlangen, nicht nur das Leben in dem Opfer auszulöschen, sondern den Körper zu verstümmeln, sein Fleisch zu zerreißen und sein Blut zu trinken.“40]

40 Zitiert nach Christiansen, S. 192.

»Das war nicht nur ein Gedanke, sondern eine Offenbarung. Beim Anblick dieser Hirnschale glaubte ich ganz plötzlich, erleuchtet wie eine unermeßliche Ebene unter einem flammenden Himmel, das Problem der Natur des Verbrechers zu schauen – ein atavistisches Wesen, das in seiner Person die wilden Instinkte der primitiven Menschheit und der niederen Tiere wieder hervorbringt. So wurden anatomisch verständlich: die enormen Kiefer, die hohen Backenknochen, die hervorstehenden Augenwülste, die einzelstehenden Handlinien, die extreme Größe der Augenhöhlen, die handförmigen oder anliegenden Ohren, die bei Verbrechern, Wilden und Affen gefunden werden, die Gefühllosigkeit gegen Schmerzen, die extrem hohe Sehschärfe, die Tätowierungen, die übermäßige Trägheit, die Vorliebe für Orgien und die unwiderstehliche Begierde nach dem Bösen um seiner selbst willen, das Verlangen, nicht nur das Leben in dem Opfer auszulöschen, sondern den Körper zu verstümmeln, sein Fleisch zu zerreißen und sein Blut zu trinken.«4

4 Zitiert unter Zuhilfenahme der Übersetzung von Christiansen 1977, S. 192; die Quelle der Übersetzung von Christiansen ist vermutlich Wolfgang 1960, S. 184, wo als Quelle genannt wird: Lombroso 1911, S. XIV f.



Originaltext aus Christiansen (1977):


„Das war nicht nur ein Gedanke, sondern eine Offenbarung. Beim Anblick dieser Hirnschale schien ich ganz plötzlich, erleuchtet wie eine unermeßliche Ebene unter einem flammenden Himmel, das Problem von der Natur des Verbrechers zu erkennen – ein atavistisches Wesen, das in seiner Person die wilden Instinkte der primitiven Menschheit und der niederen Tiere wieder hervorbringt. So wurden anatomisch verständlich: die enormen Kiefer, die hohen Backenknochen, die hervorstehenden Augenwülste, die einzelstehenden Handlinien, die extreme Größe der Augenhöhlen, die handförmigen oder anliegenden Ohren, die bei Verbrechern, Wilden und Affen gefunden werden, die Gefühllosigkeit gegen Schmerzen, die extrem hohe Sehschärfe, die Tätowierungen, die übermäßige Trägheit, die Vorliebe für Orgien und die unwiderstehliche Begierde nach dem Bösen um seiner selbst willen, das Verlangen, nicht nur das Leben in dem Opfer auszulöschen, sondern den Körper zu verstümmeln, sein Fleisch zu zerreißen und sein Blut zu trinken“ (Cesare Lombroso, „Introduction“ to Gina Lombroso-Ferrero, 1911, S. XIV-XVI).

Anmerkungen

Die angegebene Quelle Christiansen (1977) dient offensichtlich nicht als Vorlage. Dort findet sich der Text nämlich mit einigen kleinen Abweichungen, im Gegensatz zu Strasser (2005), der lediglich auf die "Zuhilfenahme" der Übersetzung von Christiansen (1977) verweist. Auf der Folgeseite finden sich direkt im Anschluss weitere Übereinstimmungen mit Strasser.

Im Literaturverzeichnis wird das gleichnamige Werk v. Strasser aus dem Jahre 1984 aufgeführt. Quelle muss daher noch bestätigt werden.

Sichter


[8.] Tj/Fragment 120 01 - Diskussion
Bearbeitet: 8. January 2013, 20:24 (WiseWoman)
Erstellt: 4. January 2013, 21:52 Graf Isolan
Fragment, KLL6 1996, SMWFragment, Schutzlevel, Tj, Unfertig, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Untersuchte Arbeit:
Seite: 120, Zeilen: 1-19
Quelle: KLL6 1996
Seite(n): 0, Zeilen: 0
1918 erklärte Spengler diesen „deutschen“ Faust zum Repräsentanten der gesamten abendländischen Kultur und schuf damit einen neuen Faustbegriff, den sich zwei Jahrzehnte später das nationalsozialistische Weltmachtstreben dienstbar machen konnte.451

Freilich erhob sich schon 1870 aus den verschiedensten Lagern scharfer, wenn auch offiziell nicht beachteter, Protest gegen den ideologischen Missbrauch der Faustgestalt, ohne dass dieser Protest jedoch immer einer Hochschätzung der Dichtung Goethes entsprang. Erst die Philologie stellte das Werk als Kunstgebilde, als das es im Kampf der Ideologien völlig übersehen worden war, wieder in den Mittelpunkt, deckte die Inkongruenz der gängigen Vorstellungen vom „Faustischen“ mit dem Geist der Tragödie auf und eröffnete die Sicht auf die Schönheit und den Gedankenreichtum des Dramas. Die Abwertung des „Faustischen“ als eines „nationalen Hochworts“ (H. Schwerte) vollendete sich auf literarischem Gebiet in Thomas Manns „Doktor Faustus“ (1947).452

Das Ende der klärenden und deutenden Bemühungen um Goethes Faust-Dichtung ist aber noch nicht abzusehen, und jeder dieser Versuche bestätigt Goethes Worte, dass das Ganze „ein offenbares Rätsel bleibe, die Menschen fort und fort ergötze und ihnen zu schaffen mache.“453


451 Vgl. u.a. Spengler, S. 234f., S. 298, S. 459 und Beßlich, S. 124f.

452 Vgl. Mann, Doktor Faustus.

453 Goethe in einem Brief an Karl Friedrich Zelter am 1. Juni 1831 (abgedruckt in Goethe, Gedenkausgabe Bd. 21, S. 978-982, hier 979).

1918 erklärte O. Spengler20 diesen »deutschen« Faust zum Repräsentanten der gesamten abendländischen Kultur und schuf damit einen neuen Faustbegriff, den sich zwei Jahrzehnte später das nationalsozialistische Weltmachtstreben dienstbar machen konnte. Freilich erhob sich schon um 1870 aus den verschiedensten Lagern scharfer, wenn auch offiziell nicht beachteter Protest gegen den ideologischen Missbrauch der Faustgestalt, ohne dass die immer einer Hochschätzung der Dichtung entsprang.

Erst die Philologie stellte das Werk als Kunstgebilde, als das es im Kampf der Ideologien völlig übersehen worden war, wieder in den Mittelpunkt und deckte die Inkongruenz der gängigen Vorstellungen vom »Faustischen« mit dem Geist der Tragödie auf. Die Abwertung des »Faustischen« als eines »nationalen Hochworts« (H. Schwerte [?]) vollendete sich auf literarischem Gebiet in Th. Manns Roman Doktor Faustus (1947). Das Ende der klärenden und deutenden Bemühungen um Goethes Faust-Dichtung ist aber noch nicht abzusehen, und jeder dieser Versuche bestätigt Goethes Worte, dass das Ganze »ein offenbares Rätsel bleibe, die Menschen fort und fort ergötze und ihnen zu schaffen mache« (Brief an C. F. Zelter, 1. 6. 1831).


20 Oswald Spengler (1880-1936), deutscher Geschichtsphilosoph, Kulturhistoriker und politischer Schriftsteller.

Anmerkungen

Quelle muss noch bestätigt werden. Übereinstimmungen wurden bisher anhand von http://calleo.at/pdf/Faust-Kindler.pdf verifiziert.

Sichter


[9.] Tj/Fragment 119 27 - Diskussion
Bearbeitet: 8. January 2013, 20:23 (WiseWoman)
Erstellt: 4. January 2013, 21:39 Graf Isolan
Fragment, KLL6 1996, SMWFragment, Schutzlevel, Tj, Unfertig, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Untersuchte Arbeit:
Seite: 119, Zeilen: 27-36
Quelle: KLL6 1996
Seite(n): 0, Zeilen: 0
Eine neue Phase der „Faust“-Rezeption setzt mit der Reichgründung von 1871 ein. Das lange zurückgedrängte deutsche Nationalgefühl konnte sich jetzt voll zur Geltung bringen. Gleichzeitig entwickelte sich ein deutsches Sendungsbewusstsein, das bald imperiale Züge annahm. Daraus entstand das Bedürfnis, die Nation in einem dichterischen Symbol repräsentiert und glorifiziert zu sehen. Diese Rolle wurde, in grotesker und verhängnisvoller Missdeutung der Dichtung Goethes, der Faustgestalt übertragen. In dem veränderten politischen Klima kam Faust zu neuer und breiter Anerkennung.

Faust wurde zum Symbol des angeblich ewig-deutschen Wesens und sein Wirken zum politischen Programm.

Mit der Reichsgründung von 1871 entstand aus dem neuen nationalen Hochgefühl heraus das Bedürfnis, die Nation in einem dichterischen Symbol repräsentiert – und glorifiziert – zu sehen. Diese Rolle wurde, in grotesker und verhängnisvoller Missdeutung der Dichtung Goethes, der Faustgestalt übertragen.

Die Umwertung der Figur zum Idealbild des »deutschen Geistes« hatte sich schon in den Jahrzehnten zwischen 1840 und 1870 vorbereitet. [...] Hier wurde bereits das deutsche Sendungsbewusstsein vorgebildet, das später mit dem imperialistischen Reichsdenken verschmolz und Faust zum Symbol des angeblich ewig-deutschen Wesens und sein Wirken zum politischen Programm machte.

Anmerkungen

Quelle muss noch bestätigt werden. Übereinstimmungen wurden bisher anhand von http://calleo.at/pdf/Faust-Kindler.pdf verifiziert.

Sichter
(Graf Isolan)


[10.] Tj/Fragment 119 07 - Diskussion
Bearbeitet: 8. January 2013, 20:22 (WiseWoman)
Erstellt: 4. January 2013, 20:57 Graf Isolan
Fragment, KLL6 1996, SMWFragment, Schutzlevel, Tj, Unfertig, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Untersuchte Arbeit:
Seite: 119, Zeilen: 7-19
Quelle: KLL6 1996
Seite(n): 0, Zeilen: 0
Ironisch, boshaft und zum Teil hassvoll waren die Angriffe, die von den verschiedensten Fronten kamen. Die Argumentationen bedienten sich dabei ausschließlich ethischer und weltanschaulicher Maßstäbe - die künstlerischen Kriterien der Dichtung entschwanden dabei völlig aus dem Blickfeld. Das Adjektiv „faustisch“ verselbstständigte sich und nahm, je nach der Bewertung der Faustgestalt, die verschiedensten Bedeutungen (vorerst nur negativer Art) an. Die Aufklärung bezichtigte Goethe des Mystizismus, die Romantik der Glorifizierung wissenschaftlichen Hochmuts, die katholische Kirche legte ihm hybride Unmoral und Blasphemie zur Last, die protestantische ungeistigen Materialismus.

Die Jungdeutschen priesen das revolutionäre Faustfragment auf Kosten des reaktionären zweiten Teils. Ihr Hauptvorwurf gegen den zweiten Teil galt der mangelnden politischen und sozialen Aktivität Fausts beziehungsweise Goethes.

Ironische, boshafte und hassvolle Angriffe kamen von den verschiedensten Fronten. Die Argumentation bediente sich ausschließlich ethischer und weltanschaulicher Maßstäbe; die künstlerischen Kriterien der Dichtung entschwanden dabei völlig aus dem Blickfeld.

Das Adjektiv »faustisch« verselbständigte sich und nahm, je nach der Bewertung der Faustgestalt, die verschiedensten Bedeutungen – vorerst noch negativer Art – an. Die Aufklärung bezichtigte Goethe des Mystizismus, die Romantik der Glorifizierung wissenschaftlichen Hochmuts; die katholische Kirche legte ihm hybride Unmoral und Blasphemie zur Last, die protestantische ungeistigen Materialismus. Die Jungdeutschen16 (z.B. H. Heine17 und L. Börne18) priesen das »revolutionäre« Faustfragment auf Kosten des »reaktionären« zweiten Teils, ein kritisches Schema, das lange gültig blieb. Ihr Hauptvorwurf galt der mangelnden politischen und sozialen Aktivität Fausts und (Goethes).

Anmerkungen

Quelle muss noch bestätigt werden. Übereinstimmungen wurden bisher anhand von http://calleo.at/pdf/Faust-Kindler.pdf verifiziert.

Sichter


[11.] Tj/Fragment 118 10 - Diskussion
Bearbeitet: 8. January 2013, 20:22 (WiseWoman)
Erstellt: 4. January 2013, 20:43 Graf Isolan
Fragment, KLL6 1996, SMWFragment, Schutzlevel, Tj, Unfertig, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Untersuchte Arbeit:
Seite: 118, Zeilen: 10-15
Quelle: KLL6 1996
Seite(n): 0, Zeilen: 0
So steht der Faust heute als Dichtung unangefochten neben den bedeutendsten Zeugnissen der Weltliteratur. Aber der Weg bis zu diesem allgemeinen Konsens war lang und verschlungen. In der politisch unruhigen Zeit um 1790 fand das Faust-Fragment, außer in den Universitätskreisen Jenas und Göttingens, keine große Beachtung. Das änderte sich erst mit dem Erscheinen des ersten Teils, der den Aufstieg der Dichtung in ihren heutigen Rang einläutete. Heute steht der Faust als Dichtung unangefochten neben den bedeutendsten Zeugnissen der Weltliteratur. Aber der Weg bis zu diesem allgemeinen Consensus war lang und verschlungen.

In der politisch unruhigen Zeit um 1790 fand das Faust-Fragment, außer in Universitätskreisen Jenas und Göttingens, keine große Beachtung. Das änderte sich mit dem Erscheinen des ersten Teils, den F. W. J. v. Schelling9 begeistert als obligatorische Schullektüre einzuführen empfahl.

Anmerkungen

Quelle muss noch bestätigt werden. Übereinstimmungen wurden bisher anhand von http://calleo.at/pdf/Faust-Kindler.pdf verifiziert.

Sichter


[12.] Tj/Fragment 090 24 - Diskussion
Bearbeitet: 7. January 2013, 23:50 (Kybot)
Erstellt: 4. January 2013, 12:51 Plagin Hood
BauernOpfer, Fragment, Peters 2001, SMWFragment, Schutzlevel, Tj, Unfertig

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Hood, Graf Isolan
Gesichtet
Untersuchte Arbeit:
Seite: 90, Zeilen: 18-34, 104-107
Quelle: Peters 2001
Seite(n): 115-116, Zeilen: S.115,19ff
1758, als er gerade einmal neun Jahre alt war, wurde in seiner Heimatstadt Frankfurt am Main Anna Maria Fröhlich wegen Kindsmordes enthauptet. Die 25-jährige Delinquentin gab an, dass sie von einem Knecht zur „fleischlichen Vermischung“ gezwungen worden sei. Außer mit diesem Knecht habe sie mit keinem anderen Geschlechtsverkehr gehabt. Das Gericht ging aufgrund der starken Geburtsschmerzen davon aus, dass das Kind gelebt haben müsste. Als dies der Delinquentin vorgehalten wurde, gestand diese, dass sie aus Unverstand und Angst mit einem Messer dem Neugeborenen die Kehle durchgeschnitten habe. Anna Maria Fröhlich wurde trotz der erlittenen Notzucht zum Tode verurteilt und enthauptet.353

Ob der neunjährige Goethe tatsächlich der Hinrichtung beigewohnt hat, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Sehr wahrscheinlich ist jedoch, dass er von dem Fall erfahren hat. Denn Johann Balthasar Koebele [sic!], der Privatlehrer seiner Schwester Cornelia, verfasste über diesen Hergang eine kleine Schrift mit dem Titel: „Eine geistlich Betrachtung über die letzten Stunden der Anna Maria Fröhlich welche wegen verübtem Kindermorde zu Frankfurt am Mayn, Im Jahr 1758 den 26ten Herbstmonats, auf dem Rabensteine enthauptet worden.“ 354


353 Vgl. dazu die erhaltenen Prozessakten, die sich im Stadtarchiv der Stadt Frankfurt am Main (Signatur Criminalia 1758, Aktennummer 7476, S. 7ff.) befinden.

354 Die Schrift galt seit dem Zweiten Weltkrieg als verbrannt. Allerdings befindet sich im Goethe-Museum in Düsseldorf eine Kopie (vgl. Peters, S. 116).

[Seite 115]

Als Goethe neun Jahre alt war, wurde die Kindsmörderin Anna Maria Fröhlich in Frankfurt hingerichtet. Ob er dieses Schauspiel gesehen hat, kann nicht eindeutig geklärt werden, mit großer Wahrscheinlichkeit wird er aber davon erfahren haben. Die 25-jährige Dienstmagd Anna Maria Fröhlich war nach eigenen Angaben vom Kindsvater, einem Knecht, zur „fleischlichen Vermischung“ gezwungen worden und hatte mit niemandem außer ihm Geschlechtsverkehr gehabt. Erst nachdem das Gericht darauf insistierte, daß es sich bei so starken Geburtsschmerzen um ein lebendiges Kind gehandelt haben muß, gab sie den Mord

[Seite 116]

[...]381 Sie habe dem Kind aus Angst und Unverstand mit einem Messer die Kehle durchgeschnitten. Das Gericht verurteilte Anna Maria fröhlichen trotz der boshaften Verführung und der erlittenen Notzucht zum Tode. Johann Balthasar Koelbele, der Goethes Schwester Cornelia Privatunterricht gab, hatte zu diesem Fall eine kleine Schrift mit dem Titel „Eine geistliche Betrachtung über die letzten Stunden der Anna Maria Fröhlichin“ verfaßt, in deren Anhang sich das „Thränenlied einer busfertigen Sünderinn der Anna Maria Fröhlichin“ befand. Die Schrift galt seit dem Zweiten Weltkrieg als verbrannt. 382 Bei den Recherchen zu dieser Arbeit fand sich allerdings eine Fotokopie dieser Schrift im Goethe-Museum in Düsseldorf.


381 Die Akten zu dem Fall der Anna Maria Fröhlich befindet sich im Stadtarchiv der Stadt Frakfurt a.M. unter der Signatur Criminalia 1758, Aktennummer 7476, S. 7ff.

382 Ernst Beutler ist als einziger auf diese Schrift in seinem Aufsatz eingegangen, danach galt sie als verschollen. Auf eine aktuelle Anfrage bei der Stadtbibliothek Frankfurt a.M. konnte nur der Verlust bestätigt werden. Vgl. Ernst Beutler: Der Frankfurter Faust. Norbert Petsch zum 65. Geburtstag. In: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts, 1936-40, S. 594-686, insb. S. 673ff.

383 Die Textstellen werden zitiert nach Anton Koelbele: „Eine geistliche Betrachtung über die letzten Stunden der Anna Maria Fröhlichen welche wegen verübtem Kindermorde zu Frankfurt am Mayn, Im Jahr 1758 den 26ten Herbstmonats, auf dem Rabensteine enthauptet worden.“

Anmerkungen

Der Text ist stark angelehnt an die Vorlage, inkl. Inhalte der Fußnoten. Auf Peters wird in einer Fußnote mit "Vgl." verwiesen. Fortsetzung auf der Folgeseite. Auch der Schreibfehler "Koebele" statt "Koelbele" setzt sich dabei fort.

Die Übernahme beginnt schon in Zeile 19 aus Peters 115-19.

Sichter


[13.] Tj/Fragment 021 23 - Diskussion
Bearbeitet: 7. January 2013, 23:48 (Kybot)
Erstellt: 3. January 2013, 23:19 Plagin Hood
BauernOpfer, Becker 2002, Fragment, SMWFragment, Schutzlevel, Tj, Unfertig

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Hood, Graf Isolan
Gesichtet
Untersuchte Arbeit:
Seite: 21, Zeilen: 23-31
Quelle: Becker 2002
Seite(n): 21, 40, 42, Zeilen: S.21,17-22; S.40,9-12; S.42,24-26
Der Gauner wurde als der charakteristische Andere gesehen. Obgleich sie quantitativ nicht überwogen, waren es nämlich gerade die Gauner, die die Erwartungen an das sozial-integrative Verhalten des anständigen Bürgers verletzten. Der Gauner missbrauchte die Freiheit, die ihm die bürgerliche Gesellschaft gewährte und erzeugte so Misstrauen in den sozialen und wirtschaftlichen Austausch. Der anständige Bürger dagegen nutzte den gleichen Freiraum, um sich durch Bildung und Leistung Anerkennung innerhalb der Gesellschaft zu verschaffen und sich dadurch der Teilhabe an der Gemeinschaft würdig zu erweisen.32

Der Lebensweg der Kriminellen wurde in dieser Zeit deshalb als zunehmende Entfremdung von den Mitbürgern und ihren Lebens- und Verhaltensstandards beschrieben. Am Beginn dieses Weges stand die Abkehr eines modellhaften [Bürgers von seiner rechten Gesinnung durch die bewusste Auflehnung gegen die Stimme der Vernunft. 33]


32 Vgl. Becker, S. 21 und S. 212f. [...]

[Seite 22]

33 Vgl. Becker, S. 42.

[Seite 21]

Sie waren die charakteristischen Anderen, weil sie wesentliche Erwartungen an das sozial-integrative Verhalten des anständigen Bürgers verletzten. Der Bürger nutzte den ihm zugestandenen Freiraum, um sich durch Leistung und Bildung Anerkennung zu erwerben und sich der politischen Partizipation würdig zu erweisen. Der Gauner mißbrauchte dagegen die Freiheiten und Institutionen der bürgerlichen Gesellschaft und erzeugte Mißtrauen im sozialen und wirtschaftlichen Austausch.

[Seite 40]

Nauman verdrängte die grundsätzliche Ähnlichkeit zwischen dem bürgerlichen >Selbst< und dem >Gefallenen<. Er beschrieb das Schicksal Leberechts ganz in der Form, die Schiller kritisierte: als zunehmende Entfremdung von den Mitbürgern und ihren Lebens- und Verhaltensstandards.

[Seite 42]

Am Beginn stand die Abkehr eines modellhaften Bürgers von seiner rechten Gesinnung durch die bewußte Auflehnung gegen die Stimme der Vernunft - [...]

Anmerkungen

Zur Fußnote 32 siehe auch Tj/Fragment 021 102 .

Fortsetzung auf der Folgeseite.

Anders als in der Vorlage wird Naumann nicht erwähnt.

Sichter