von Thiemo-Marcell Jeck
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[1.] Tj/Fragment 116 25 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2013-02-03 14:22:35 Hindemith | Fragment, Gesichtet, Peters 2001, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Tj, Verschleierung |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 116, Zeilen: 25-34, 104-109 |
Quelle: Peters 2001 Seite(n): 103, Zeilen: 8-27, 105-109 |
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Die Gretchentragödie war durch den Fauststoff nicht motiviert. In den verschiedenen Puppenspielen, die Goethe im Zusammenhang mit der Faustgestalt bekannt waren, war nur vom Pakt zwischen dem Zauberer Dr. Fausten mit dem Teufel die Rede. Erst 1801, als er sich Pfitzers Faustbuch439 entlieh, erfuhr er von einem Kindsmord im Zusammenhang mit der Fausterzählung.440
Die volkstümliche Behandlung wie die Datierung der Ausleihe belegen, dass das Kindsmordmotiv nicht anderen Faustbüchem entnommen ist. Die Gelehrtentragödie dagegen ist ein Konstrukt aus den Faustspielen und der Auseinandersetzung Goethes mit dem eigenen Streben und der eigenen Unzufriedenheit. In „Dichtung und Wahrheit“ schreibt er im 10. Buch des 2. Teils darüber: „Die be-[deutende Puppenspielfabel des anderen klang und summte gar vieltönig in mir wieder. Auch ich hatte mich in allen Wissen umhergetrieben und war früh genug auf die Eitelkeit desselben hingewiesen worden. Ich hatte es auch im Leben auf allerlei Weise versucht und war immer unbefriedigter und gequälter zurückgekommen.“] 439 Vgl. Widmann, S. 9ff. 440 Vgl. Erich Trunz (Hrsg.), Faust, S. 473. In dieser Erzählung verliebt sich der Untermieter Apion in Amee, die Tochter seiner Wirtin. Als diese schwanger wird, verlässt er sie. Amee tötet mit der Magd Caride das Kind nach der Geburt und vergräbt es unter einem Baum. Zwei Jahre später ziehen Amee und ihre Mutter aus dem Haus aus. Der neue Besitzer findet im Garten die unverweste Leiche des Kindes. Als man Amee das Kind zeigt, blutet es aus Nase, Mund und Augen. Ihre Schuld ist damit bewiesen. |
Die Gretchentragödie und damit auch der Kindsmord waren durch den tradierten Fauststoff nicht motiviert. In den verschiedenen Puppenspielen, die Goethe kannte, war nur vom Pakt zwischen dem Zauberer Dr. Fausten mit dem Teufel die Rede. Erst 1801, als er sich Pfitzers Faustbuch entlieh, erfuhr er von einem Kindsmord im Zusammenhang mit der Fausterzählung.343 Der Untermieter Apion verliebt sich in Amee, die Tochter seiner Wirtin. Als sie schwanger ist, verläßt er sie. Amee tötet mit der Magd Caride das Kind nach der Geburt und vergräbt es unter einem Baum. Zwei Jahre später ziehen Amee und ihre Mutter aus dem Haus aus. Der neue Besitzer findet im Garten die unverweste Leiche des Kindes. Als Amee das Kind gezeigt wird, blutet es aus Nase, Mund und Augen, womit ihre Schuld bewiesen ist. Amee und Caride werden geköpft, während die Mutter der Stadt verwiesen wird.344 Die volkstümliche Behandlung wie die Datierung der Ausleihe belegen, daß das Kindsmordmotiv nicht anderen Faustbüchern entnommen ist, während die „Gelehrtentragödie“ im „Urfaust“ und natürlich auch im „Faust“ ein Konstrukt aus den Puppenspielen und der Auseinandersetzung Goethes mit dem eigenen Streben und der eigenen Unzufriedenheit ist.
„Die bedeutende Puppenspielfabel des anderen klang und summte gar vieltönig in mir wieder. Auch ich hatte mich in allen Wissen umhergetrieben und war früh genug auf Eitelkeiten desselben hingewiesen worden. Ich hatte es auch im Leben auf allerlei Weise versucht und war immer unbefriedigter und gequälter zurückgekommen.“345 343 Vgl. Johann Wolfgang Goethe: Faust, a.a.O., S, 473. 344 Vgl. Georg Rudolf Widmann: Fausts Leben [in der Bearbeitung von Johann Nikolaus Pfitzer, Nürnberg 1764] hrsg. Von Adelbert von Keller, Tübingen 1880, S. 9ff. 345 Johann Wolfgang Goethe: Gedenkausgabe der Werke, Briefe und Gespräche. Bd. 10, Dichtung und Wahrheit, 2. Teil, 10. Buch, a.a.O., S. 453f. |
Ein Verweis auf die Quelle fehlt. Fortsetzung auf der Folgeseite. |
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