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Das außen- und sicherheitspolitische Verhalten der USA nach dem 11. September 2001

von Shahram Sheikhzadeh

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[1.] Ssh/Fragment 144 02 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-09-29 17:11:11 Graf Isolan
BauernOpfer, Fragment, Gesichtet, Rieck 2002, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ssh

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 144, Zeilen: 2-34 (komplett)
Quelle: Rieck 2002
Seite(n): 32, Zeilen: li.Sp. 1-50 - re.Sp. 1-18
Abgesehen von Afghanistan und dem Irak ist bisher kein islamisches Land von den Folgen der Terroranschläge des 11. September so stark betroffen wie die islamische Republik Pakistan. Während das Taliban-Regime in Afghanistan den Preis für seine Unterstützung des extremistischen Netzwerks von Bin Laden bezahlte, schwenkte die pakistanische Führung rechtzeitig auf einen völlig geänderten Kurs zur Unterstützung der Kampagne gegen den internationalen Terrorismus ein. General Pervez Musharraf, der "Chief Executive" und Präsident Pakistans, ging dafür ein hohes politisches und persönliches Risiko ein. Er zog sich nicht nur den Zorn der zahlenstarken und größtenteils gewaltbereiten islamistischen Szene seines Landes zu, die sich schon seit Jahren immer stärker mit den Taliban und Bin Laden solidarisierte, sondern er stellte sich auch gegen den Strom eines auch unter den gemäßigten Pakistanern und den großen säkularen Parteien verbreiteten Antiamerikanismus. Zwar wurde sein Kurswechsel von den USA und ihren Verbündeten mit diplomatischer Aufwertung Pakistans und Zusagen für großzügige, neue Kredite und sonstige finanzielle Hilfen honoriert [490], aber der amerikanische Bombenkrieg in Afghanistan wurde zu einer schweren innenpolitischen Belastung für Pakistan. Mit dem Zusammenbruch des Taliban-Regimes und dem Vormarsch der Nordallianz musste Pakistan zudem einen, zumindest vorübergehenden, erheblichen Verlust an Einfluss und Prestige in seinem Nachbarland hinnehmen und ist als Bündnispartner des Westens scheinbar weniger wichtig geworden.

Für eine nachhaltige Befriedung Afghanistans blieb Pakistans Kooperationsbereitschaft dennoch unerlässlich. Menschen, Waffen und Waren aller Art passieren seit den achtziger Jahren fast ungehindert die 2200 Kilometer lange gemeinsame Grenze, woran sich in absehbarer Zeit wenig ändern wird. Es gibt mehr Paschtunen in Pakistan als in Afghanistan, und zwischen ihnen besteht ein enges Netzwerk verwandtschaftlicher Beziehungen, kommerzieller Verbindungen (sowohl Schmuggel als auch legaler Handel) und politisch-religiöser Solidarität. Auch nach dem Scheitern des Taliban-Projekts wird Pakistan sein Gewicht im Sinne paschtunischer Interessen in Afghanistan nicht verlieren [485]. Im Übrigen gewann Pakistan durch eine Befriedung Afghanistans und das in Aussicht gestellte internationale Engagement für den Wiederaufbau sehr viel dazu: In Abwesenheit des unter Embargo stehenden Iran, blieb und bleibt es unverzichtbares Transitland für die meisten Hilfs- und Investitionsgüter, und diese Rolle wäre noch bedeutsamer, wenn die Verkehrswege nach Zentralasien über Afghanistan geöffnet und ausgebaut würden. Die Flüchtlinge in pakistanischen Lagern könnten größtenteils zurückkehren, und mit wachsender Kaufkraft könnte Afghanistan ein wichtiger Absatzmarkt für pakistanische Waren werden.


485. Rieck, Andreas, Der politische Kurswechsel in Pakistan, Bundeszentrale für politische Bildung http://www.bpb.de/publikationen/8P6M3R.html (Zugriff am 12.12.2007).

490. Hubel, Helmut & Kaim, Markus, Die militärische und politische Präsenz der USA im Vorderen Orient, Deutsches Orient-Institut: Sonderforschungsprogramm 2002-2005: http://www.menavision2010.org/dokumente/tp3-studie-vier.pdf (Zugriff am 12.12.2007).

Abgesehen von Afghanistan ist bisher kein islamisches Land von den Folgen der Terroranschläge des 11. September so stark betroffen wie Pakistan. Während jedoch das afghanische Talibanregime nach Jahren hinhaltender Ausflüchte den vollen Preis für seine Unterstützung des extremistischen Netzwerks von Bin Laden bezahlt hat, schwenkte die pakistanische Führung rechtzeitig auf einen Kurs "voller Unterstützung der Kampagne gegen den internationalen Terrorismus" ein. General Pervez Musharraf, seit Oktober 1999 Militärmachthaber ("Chief Executive") und seit Juni 2001 selbst ernannter Präsident Pakistans, ist dafür ein hohes politisches und persönliches Risiko eingegangen. Er hat sich nicht nur den Zorn der zahlenstarken und größtenteils gewaltbereiten islamistischen Szene seines Landes zugezogen, die sich schon seit Jahren immer stärker mit den Taliban und Bin Laden solidarisiert hatte, sondern er hat sich auch gegen den Strom eines auch unter den gemäßigten Pakistanern und den großen säkularistischen Parteien verbreiteten Antiamerikanismus gestellt. Zwar wurde sein Kurswechsel von den USA und ihren Verbündeten mit diplomatischer Aufwertung Pakistans und Zusagen für großzügige neue Kredite und sonstige finanzielle Hilfen honoriert, aber der amerikanische Bombenkrieg in Afghanistan wurde zu einer schweren innenpolitischen Belastung. Mit dem Zusammenbruch des Taliban-Regimes und dem Vormarsch der Nordallianz hat Pakistan zudem einen - zumindest vorübergehenden - erheblichen Verlust an Einfluss und Prestige in seinem Nachbarland hinnehmen müssen und ist als Bündnispartner des Westens scheinbar weniger wichtig geworden.

Für eine nachhaltige Befriedung Afghanistans wird Pakistans Kooperationsbereitschaft dennoch unerlässlich bleiben. Menschen, Waffen und Waren aller Art passieren seit den achtziger Jahren fast ungehindert die 2200 Kilometer lange gemeinsame Grenze, woran sich in absehbarer Zeit wenig ändern wird. Es gibt mehr paschtunische Staatsbürger in Pakistan (15-20 Millionen, ohne afghanische Flüchtlinge) als in Afghanistan (geschätzte 10-12 Millionen), und zwischen ihnen besteht ein enges Netzwerk verwandtschaftlicher Beziehungen, kommerzieller Verbindungen (sowohl Schmuggel als auch legaler Handel) und politisch-religiöser Solidarität. Auch nach dem Scheitern des Taliban-Projekts wird Pakistan sein Gewicht im Sinne paschtunischer Interessen in Afghanistan in die Waagschale werfen können.

Im Übrigen hat Pakistan durch eine Befriedung Afghanistans und das in Aussicht gestellte internationale Engagement für den Wiederaufbau sehr viel zu gewinnen: Es bleibt unverzichtbares Transitland für die meisten Hilfs- und Investitionsgüter, und diese Rolle würde noch bedeutender, wenn die Verkehrswege nach Zentralasien über Afghanistan geöffnet und ausgebaut würden. Auch für eine seit 1995 geplante Gas-Pipeline von Turkmenistan nach Pakistan könnten die Arbeiten aufgenommen werden. Die Flüchtlinge in pakistanischen Lagern, deren Zahl in den letzten Monaten wieder auf über zwei Millionen angewachsenen war, könnten größtenteils zurückkehren, und mit wachsender Kaufkraft könnte Afghanistan ein wichtiger Absatzmarkt für pakistanische Waren werden.

Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann



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