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Inzidente Gesetzesprüfung im Vereinigten Königreich: Eine rechtsvergleichende Studie unter Berücksichtigung der Europäisierung des britischen Rechts

von Prof. Dr. Ronald Moeder

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[1.] Rm/Fragment 140 03 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2022-02-11 17:16:06 Numer0nym
BauernOpfer, Fragment, Gesichtet, Rm, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Vollmer 1969

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Morinola
Gesichtet
Untersuchte Arbeit:
Seite: 140, Zeilen: 3-24, 101-110
Quelle: Vollmer 1969
Seite(n): 126, 128, Zeilen: 14-33, 103-109; 10-22, 104
Die entscheidende Abwendung von der Coke'schen Doktrin nahm die King’s Bench in der Entscheidung Great Charte v. Kennington (1742)820 vor. Hier hielt das Gericht zwar grundsätzlich am gemeinrechtlichen Prinzip des nemo judex in propria causa fest, ließ jedoch eine Ausnahme für den Fall zu, dass der betreffende an dem Rechtsstreit beteiligte Richter der einzige vom Gesetzgeber für zuständig erklärte Richter sei.821 Diese Rechtsprechung wurde in späterer Zeit immer wieder bestätigt, u.a. von Lord Longdale M.R. in Grand Junction Canal Company v. Dimes (1849)822 und in Mersey Docks Trustees v. Gibbs (1866)823 durch Richter Blackburn, der dazu ausführte:


„It is contrary to the general rule of the law, not only in this country, but in every other, to make a person judge in his own case [sic!] ... though the Legislature can, and, no doubt, in a proper case would, depart from that general rule ...”824

Die prüfungsfeindliche Tendenz - wenngleich nur obiter dicta825 - wird ebenso deutlich in dem Fall Stewart v. Lawton (1823)826. Hier hatte Richter Park - unter stillschweigender Durchbrechung des Prinzips nemo judex in propria causa - die Zulässigkeit der Parteivernehmung des Klägers in eigener Sache zugelassen, da das entscheidungsrelevante Gesetz827 diese selbst zuließ.

Der große Kommentator Blackstone, der damit zum Wegbereiter für Diceys Souveränitätslehre wurde, konnte daher gegen Ende des 18. Jahrhunderts bereits mit Fug und Recht behaupten, dass für ihn rechtlich nicht mehr common law und Naturrecht, sondern der Wille des britischen Gesetzgebers das Maß aller Dinge sei:

[„An act of parliament is the exercise for [sic!] the highest authority that this kingdom acknowledges upon earth. It hath power to bind every subject in the land, and the dominions thereunto belonging; nay, even the king himself, if particularly named therein. And it cannot be altered, amended dispensed with, suspended, or repealed, but in the same forms and by the same authority of parliament.”828]


819 E.R. 88, 651 (653).

820 E.R. 93, 1107 ff.

821 Vgl. Vollmer, 126.

822 E.R. 50, 984 ff.

823 H.L. 1866, 93 ff.

824 H.L. 1866, 93 (110).

825 Vgl. Vollmer, 127.

826 E.R. 130, 151 (152).

827 D. h. hier der Candles, Clerks and Apprentices Duties Act 1709 (= 8 Anne, c. 9 in: St.L. 4, 390 ff.).

[828 Blackstone I, 184 b (185).] 

Die entscheidende Kehrtwendung vollzog dreißig Jahre später die KING’S BENCH in GREAT CHARTE v. KENNINGTON (1742) 313. Obwohl das Gericht prinzipiell an dem Grundsatz: nemo judex in propria causa festhielt, machte es hiervon eine Ausnahme für den Fall, daß der betreffende an dem Rechtsstreit persönlich interessierte Richter der einzige vom Gesetzgeber für zuständig erklärte Richter sei. Diese Auffassung wurde von LORD LONGDALE M.R. in GRAND JUNCTION CANAL COMPANY v. DIMES (1849) 314 und von Richter BLACKBURN in MERSEY DOCKS TRUSTEES v. GIBBS (1866) 315 ausdrücklich bestätigt. BLACKBURN 316:
„It is contrary to the general rule of the law, not only in this country, but in every other, to make a person judge in his own cause . . . though the Legislature can, and, no doubt, in a proper case would, depart from that general rule . . .”

In einem andern [sic!] Fall, STEWART v. LAWTON (1823) 317 bejahte Richter PARK unter stillschweigender Durchbrechung des an sich zutreffenden und vom Anwalt des Beklagten dem Gericht auch entgegengehaltenen Grundsatzes: nemo judex in propria causa die Zulässigkeit der Parteivernehmung des Klägers in eigener Sache, da das entscheidungsrelevante Gesetz 318 selbst sie gestatte.

[Seite 128]

Jedenfalls läßt BLACKSTONE im übrigen keine Zweifel daran, daß rechtlich für ihn nicht mehr COMMON LAW oder Naturrecht, sondern der Wille des britischen Gesetzgebers das Maß aller Dinge ist 326 :

„An act of parliament . . . is the exercise of the highest authority that this kingdom acknowledges upon earth. It hath power to bind every subject in the land, and the dominions thereunto belonging; nay, even the king himself, if particulary [sic!] named therein. And it cannot be altered, amended, dispensed with, suspended, or repealed, but in the same forms (in denen das Gesetz erlassen wurde) and by the same authority of parliament.”

Damit wird BLACKSTONE zum Wegbereiter des von DICEY aufgegriffenen parlamentarischen Souveränitätsdogmas.


311 E.R. 88, S. 651 ff., auf S. 653.

312 Vgl. Plucknett, Jud. Review, in H.L.R. 1926/27, S. 58.

313 E.R. 93, S. 1107 ff.

314 E.R. 50, S. 984 ff.

315 H.L. 1866, S. 93 ff.

316 A.a.O., S. 110.

317 E.R. 130, S. 151 ff., auf S. 152.

318 § 43 CANDLES, CLERKS, AND APPRENTICES DUTIES ACT , 1709, 8 Anne c. 9, in St.L. 4, S. 390 ff.

326 Blackstone I, S. 184 b, 185.

Anmerkungen

Fortsetzung von Rm/Fragment 139 18.

Vollmer wird zu zwei Einzelaussagen mit ‘Vgl.” genannt.

Es wird nicht erkennbar, dass der ganze Abschnitt, nur wenig umformuliert und einschließlich der Belegstellen, der Vorlage von Vollmer Satz für Satz folgt. (Nur der letzte Satz von Vollmer ist bei Rm in den vorletzten Absatz gezogen.)

Sichter
(Morinola), SleepyHollow02



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