Angaben zur Quelle [Bearbeiten]
Autor | Karl Dietrich Bracher |
Titel | Deutschland zwischen Demokratie und Diktatur. Beiträge zur neueren Politik und Geschichte |
Ort | Bern, München, Wien |
Verlag | Scherz |
Jahr | 1964 |
Anmerkung | Im Katalog der DNB: d-nb.info/450578186 |
Literaturverz. |
ja |
Fußnoten | ja |
Fragmente | 0 |
[1.] Mm/Fragment 082 11-29 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2012-04-07 10:40:04 Kybot | Bracher 1964, Fragment, Gesichtet, Mm, SMWFragment, Schutzlevel sysop, VerschärftesBauernOpfer |
|
|
Untersuchte Arbeit: Seite: 82, Zeilen: 11-29 |
Quelle: Bracher 1964 Seite(n): 318-319, Zeilen: S.318,7-23.28-32 - S.319,1 |
---|---|
Schließlich hatten diese glühenden Calvinisten England fluchtartig verlassen, der Alten Welt und ihrer monarchisch-feudalen Gesellschaftsstruktur bewußt den Rücken gekehrt, um in Amerika, dem Neuen Jerusalem der Menschheit, die Verwirklichung eines christlichen Gemeinwesens (im Bund mit Gott: covenant), das von Gottes Heilsplan im alttestamentarischen Sinne, von Gottes Führung und Vorsehung im Sinne des auserwählten Volkes getragen werden sollte, zu erleben. Freilich war ihre englische Herkunft im neugegründeten New England unübersehbar: Ihr Selbstbewußtsein entsprach dem englisch-protestantischen Sendungsbewußtsein des größten damaligen Dichters, John Miltons: „Let not England forget her precedence in teaching nations how to live."[FN 32] Vor allem war es dieser praktische und zugleich moralische Grundton, der das angelsächsische Nationalbewußtsein von anderen nationalen Ausprägungen der Sendungsidee unterschied und dadurch viel früher als das kontinentale Europa mit dem Ideenkreis demokratischer, parlamentarischer, konstitutioneller Politik- und Gesellschaftstheorien konfrontiert wurde.[FN 33] Vor diesem Hintergrund ist das calvinistische Ethos der Puritaner zu verstehen, wenngleich die ersten Belege amerikanischen Eigenbewußtseins nicht von Demokratie und politischer Freiheit, sondern von harten Lebensumständen und gottgewollten Missionsaufgaben zeugten, [...]
[FN 32: Vgl. K. D. Bracher: Demokratie als Sendung: Das amerikanische Beispiel, in: Deutschland zwischen Demokratie und Diktatur, Bern/München/Wien 1964, S. 318 (Miltons Zitat ebenfalls S. 318). Siehe ferner Ralph Barton Perry: Amerikanische Ideale, Bd. 1, Nürnberg 1947, S. 87 ff. (engl. New York 1944); Charles L. Sanford: The Quest for Paradise: Europe and the American Moral Imagination, Urbana, 111., 1961.] [FN 33: Vgl. K. D. Bracher, op. cit.. Vgl. auch Ralph Henry Gabriel: The Course of American Democratic Thought, New York 1940/1956, S. 30 ff.] |
[...][FN 5]
Sie waren in der Mehrzahl Flüchtlinge, Engländer und glühende Protestanten. Sie kehrten bewußt der Alten Welt und ihrer monarchisch-feudalen Gesellschaftsstruktur den Rücken und träumten von der Verwirklichung eines christlichen Gemeinwesens, das von Gottes Heilsplan und Providenz im alttestamentarischen Sinne, von Gottes Führung und Vorsehung im Sinne des auserwählten Volkes getragen werde. Aber sie waren zugleich Engländer, ihr neues Land war Neu-England, und ihr Selbstbewußtsein entsprach dem englisch-protestantischen Sendungsbewußtsein des größten zeitgenössischen Dichters, John Miltons: »Let not England forget her precedence in teaching nations how to live.« Es war dieser praktische und zugleich moralische Grundton, der das angelsächsische Nationalbewußtsein von anderen nationalen Ausprägungen der Sendungsidee unterschied: England war dadurch früher als das kontinentale Europa in die Gedankenwelt demokratischer, parlamentarischer, konstitutioneller Politik- und Gesellschaftstheorien hineingezogen worden.[...] Aber stärker und bestimmender noch war das religiöse Selbstbewußtsein, das die verfolgten und verdrängten Puritaner in diese neue Umgebung mitbrachten. Nicht von Demokratie und politischer Freiheit, sondern von der gottgewollten Missionsaufgabe kündeten die ersten Zeugnisse amerikanischen Eigenbewußtseins im Neu-England des 17. Jahrhunderts. [FN 5: Ralph Barton Perry, Puritanism and Democracy, New York 1944;[...]] |
die Fußnoten verschleiern die wörtlichen Übernahmen aus Bracher. |
|
[2.] Mm/Fragment 083 15-21.24-31 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2012-04-07 10:40:10 Kybot | Bracher 1964, Fragment, Gesichtet, Mm, SMWFragment, Schutzlevel sysop, VerschärftesBauernOpfer |
|
|
Untersuchte Arbeit: Seite: 83, Zeilen: 15-21, 24-31 |
Quelle: Bracher 1964 Seite(n): 319-320, Zeilen: S.319,27-37 - S.320,1-6 |
---|---|
Von Anfang an hatte sich der amerikanische Puritanismus vor zwei große Aufgaben gestellt gesehen: Einmal die Realisierung eines christlichen Gemeinwesens im protestantisch-calvinistischen Selbstverständnis der rigorosen Einheit von Glaube und Politik zu erreichen (letztendlich war dies ja auch das Motiv für die Auswanderung aus Europa gewesen) und zum anderen den Beweis zu erbringen, daß dieses religiöse Unterfangen ganz in Analogie zu der jüdisch-biblischen Geschichte einen einzigartigen Platz in Gottes Providentia einnehme -
[...] und schließlich als Vorbild und Epochenereignis für die gesamte Menschheit diene.[FN 39] In diesem Sinne ist die puritanische Publizistik als einzige Quelle der damaligen Zeitgeschichtsschreibung zu verstehen, die die Absicht verfolgte, die „History of New England, or Wonder-Working Providence of Sions Saviour" (Edward Johnson, 1654) in der Wildnis der Neuen Welt zu verfolgen und den Zeitgenossen wie der Nachwelt zu verkünden.[FN 40] So schrieb Johnson: „Know this is the place where the Lord will create a new Heaven, and a new Earth in new Churches, and a new Commonwealth together."[FN 41] [FN 39: Siehe K. D. Bracher: Demokratie als Sendung: das amerikanische Beispiel, a.a.O., S. 319-321; Edwards-Zitat S. 321); P. Miller/Th. H. Johnson (eds.): The Puritans, a.a.O., S 243 ff.; P. Miller: Jonathan Edwards, New York 1949.] [Fn 40: Vgl. K. D. Bracher, op. cit., S. 319 f.; Knud Krakau: Missionsbewußtsein und Völkerrechtsdoktrin in den Vereinigten Staaten von Amerika, a.a.O., S. 32.] [FN 41: Zitat in: H. W. Schneider: The Puritan Mind, a.a.O., S. 8.] |
Vor zwei große Aufgaben also sah sich der amerikanische Puritaner dieser ersten Periode gestellt: Verwirklichung eines christlichen Gemeinwesens in dem protestantisch-kalvinistischen Sinne der rigorosen Einheit von Glaube und Politik (das eben war ja das Motiv für den Auszug aus Europa gewesen) und überzeugender Nachweis, daß dies Unternehmen ganz in Analogie zu der jüdisch-biblischen Geschichte einen einzigartigen Platz in Gottes Providentia einnehme, ja, als Vorbild und Epochenereignis für die ganze Welt gelten müsse. In diesem Zeichen steht die puritanische Publizistik, sie ist Zeitgeschichtsschreibung mit der Absicht, die »Wonder-Working Providence of Zion's Saviour« in Neu-England in der besonderen Umwelt des neuen Kontinents zu verfolgen und Zeitgenossen und Nachwelt zu verkünden[FN 8]. Die Flucht über den Ozean ist ihr eine Flucht zu Gott, wie es derselbe Autor (Johnson) formuliert. Neu-England ist der Platz, wo Gott »einen neuen Himmel und eine neue Erde, neue Kirchen und ein neues Gemeinwesen schaffen wird. [...]«.
[FN 8: So der Titel einer Schrift des Siedlers und Politikers Edward Johnson (1654).] |
Das in der Diss. an dieser Stelle stehende, hier nicht wiedergegebene Zitat von Edwards kommt bei Bracher tatsächlich eine Seite später, allerdings dort in zwei Teilen. Die FNen verschleiern die Autorschaft Brachers. |
|
[3.] Mm/Fragment 083 22-23 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2012-04-07 10:40:12 Kybot | Bracher 1964, Fragment, KeinPlagiat, Mm, SMWFragment, Schutzlevel sysop, ZuSichten |
|
|
Untersuchte Arbeit: Seite: 83, Zeilen: 22-23 |
Quelle: Bracher 1964 Seite(n): 321, Zeilen: 14-22 |
---|---|
„The most glorious renovation of the world shall originate from the new continent. ... The latter day glory, is probably to begin in America" (Jonathan Edwards) -
[...][FN 39] [FN 39: Siehe K. D. Bracher: Demokratie als Sendung: das amerikanische Beispiel, a.a.O., S. 319-321; Edwards-Zitat S. 321); [...]] |
[...] Jonathan Edwards (1703 bis 1758) formulierte wenige Jahrzehnte später den puritanischen Glauben, Amerika sei berufen, die herrlichste Erneuerung der Welt zu bewirken: »The most glorious renovation of the world shall originate from the new continent.« Und in den religiösen Erweckungsbewegungen seiner Zeit sah er ein Zeichen dafür, daß die Herrlichkeit der letzten Tage, das himmlische Glück, wohl in Amerika beginne: »The latter day glory, is probably to begin in America.« |
Zur Demonstration, wie Mm das Original zusammenschneidet. Formal einigermaßen korrekt, obwohl auch nicht 100%ig (kamen die Zitatteile im Original auch in dieser Reihenfolge?). |
|
[4.] Mm/Fragment 083 32-44 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2012-04-07 10:40:14 Kybot | Bracher 1964, Fragment, Gesichtet, Mm, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
|
|
Untersuchte Arbeit: Seite: 83, Zeilen: 32-44 |
Quelle: Bracher 1964 Seite(n): 320, Zeilen: 8-22 |
---|---|
Um die Wende zum 18. Jahrhundert erschien das ebenfalls als zeitgeschichtlicher Überblick zu verstehende Werk des Bostoner Theologen Cotton Mather „Magnalia Christi Americana" (1702), in dem er die Wundertaten Christi in Amerika unter bewußter Einbeziehung der christlich-abendländischen Geschichte und ihrer Auswirkungen auf die amerikanische Gegenwart, die als entscheidender Fortschritt in der Erfüllung des göttlichen Heilsplans von der übrigen Welt abgehoben wurde, beschrieb.[FN 42] Erstaunlicherweise sind in Mathers Werk Reflexionen über die Antike nachzuweisen, die daher rühren, daß er sich als Vergil der Neuen Welt fühlte und wie viele seiner Zeitgenossen das Kommen eines neuen Goldenen Zeitalters in New England erwartete - „The God of Heaven had carried a nation into a wilderness upon the designs of a glorious reformation." Er belegte seine Thesen mit Zitaten des römischen Dichters und verglich die Mayflower-Überfahrt mit der Gründung Roms und der Flucht des Äneas aus [Troja.]
[FN 42: Vgl. K. Krakau, op. cit., S. 34; Max Lerner: America as a Civilization, New York 1957, S. 705; Erich Voegelin: Über die Form des amerikanischen Geistes, Tübingen 1928.] |
Und um die Jahrhundertwende hat der führende Kopf dieser Bestrebungen, der einflußreiche Bostoner Prediger Cotton Mather, seinem dicken Werk über die kurze Geschichte Neu-Englands (1702) den sprechenden Titel gegeben: »Magnalia Christi Americana« - Die Wundertaten Christi in Amerika, mit einem bewußten Bezug der ganzen christlich-abendländischen Geschichte auf die amerikanische Gegenwart, die als entscheidender Fortschritt in der Erfüllung des göttlichen Heilsplans von der übrigen Welt abgehoben wird. Mather fühlt sich geradezu als Vergil der neuen Welt, der wie viele seiner Zeitgenossen das Kommen eines neuen Goldenen Zeitalters in Neu-England erwartet. Er belegt dies mit Zitaten des römischen Dichters und vergleicht das Mayflower-Unternehmen geradezu mit der Gründung Roms und der Flucht des Äneas aus Troja. |
- |
|
[5.] Mm/Fragment 084 01-04.06-09 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2012-04-07 10:40:16 Kybot | BauernOpfer, Bracher 1964, Fragment, Gesichtet, Mm, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
|
|
Untersuchte Arbeit: Seite: 84, Zeilen: 1-4, 6-9 |
Quelle: Bracher 1964 Seite(n): 320, 321, Zeilen: S.320,22-27 + S.321,2-3.22-34.101-102 |
---|---|
Ähnlich wie Vergil seine Äneis begann: „arma virumque cano", eröffnete auch Mather sein Buch mit Sätzen wie: „In short, The First Age was the Golden Age: To return unto That, will make a Man a Protestant, and I may add, a Puritan."[FN 43] Diese längerfristige Entwicklung puritanisch-messianischer Fortschrittsideologie spiegelte sich einige Jahre später auch in der bedeutenden Schrift Jonathan Edwards „Thoughts Concerning the Present Revival of Religion in New England" wider, in der die amerikanische Zeitgeschichte abermals als die Erfüllung der biblischen Verheißungen der Propheten interpretiert wurde. Edwards war davon überzeugt,
„daß Amerika die heilsgeschichtliche Erbschaft Israels, des Orients und schließlich Europas übernommen und sie für Europa und die übrige Welt neu zu entfalten und zu übermitteln (hätte), daß sich der Gang der Dinge im geistlichen wie im weltlichen Bereich von der Alten zur Neuen Welt gewendet (hätte), daß von der Wildnis Amerikas ausgehend, Gottes Providenz die Erde wieder in ein Paradies verwandeln (würde), daß die Sonne des neuen Himmels und der neuen Erde also im Westen aufgehen (würde)."[FN 44] [FN 44: Zitat in: K. D. Bracher, op. cit., S. 321. Vgl. hierzu auch: Brian Klunk: The American Mission, in: Kenneth W. Thompson (ed.): Political Traditions and Contemporary Problems (American Values Projected Abroad Series, vol. II), Lanham, New York, London 1982; Edward McNally Burns: The American Idea of Mission, New Brunswick, N.J., 1957; Clinton Rossiter: The American Mission, The American Scholar, vol. 20, 1950/51, S. 19-28.] |
Wie Vergil seine Äneis beginnt (arma virumque cano), so eröffnet er sein Buch mit dem Satz: »Ich beschreibe die Wunder der christlichen Religion, die vor den Verderbtheiten Europas an den Strand Amerikas flieht.« Und einige Seiten weiter: »Ins Goldene Zeitalter zurückzukehren, macht einen Menschen zum Protestanten und, ich darf hinzufügen, zum Puritaner.« [...]
Der Stolz auf eine große Sendung findet im puritanischen Schrifttum starken Ausdruck.[...] Auch Jonathan Edwards, diesem wohl bedeutendsten Geist der kolonialen Periode, galt die amerikanische Zeitgeschichte als die Erfüllung der biblischen Verheißungen der Propheten; auch er war überzeugt - um nur einige seiner Formulierungen anzuführen -, daß Amerika die heilsgeschichtliche Erbschaft Israels, des Orients und schließlich Europas übernommen und sie für Europa und die übrige Welt neu zu entfalten und zu übermitteln habe, daß sich der Gang der Dinge im geistlichen wie im weltlichen Bereich von der Alten zur Neuen Welt gewendet habe, daß von der Wildnis Amerikas ausgehend, Gottes Providenz die Erde wieder in ein Paradies verwandeln werde, daß die Sonne des neuen Himmels und der neuen Erde also im Westen aufgehen werde[FN 10]. [FN 10: Thoughts on the Revival, II, 2. Dazu auch Perry Miller, Jonathan Edwards, New York 1949.] |
Die Formulierung "längerfristige Entwicklung puritanisch-messianischer Fortschrittsideologie" ist wahrscheinlich genuin und spiegelt die wissenschaftliche Kernthese der Dissertation wider. Zum Vergleich ist die entsprechende (nicht übernommene) Formulierung bei Bracher aufgeführt.<br/>Die letzten sechs Zeilen wurden nicht zum Bauernopfer dazugezählt, da Mm hier ein Zitat (ausnahmsweise) explizit kenntlich macht. Dass sie allerdings Brachers deutsche Formulierung Edwardscher Aussagen in dieser Form (via Text und Fußnote) Edward direkt zuschreibt - wobei sie an anderen Stellen in der Regel solche Passagen durch die ursprünglichen (amerikanischen) Formulierungen ersetzt - ist nicht unproblematisch. Der Zusatz in FN 44 "Zitat in:" will von der Autorschaft Brachers auch der vorherigen Texte ablenken. |
|
[6.] Mm/Fragment 084 19-22 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2012-12-29 14:14:16 Kybot | Bracher 1964, Fragment, Mm, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung, ZuSichten |
|
|
Untersuchte Arbeit: Seite: 84, Zeilen: 19-22 |
Quelle: Bracher 1964 Seite(n): 322, Zeilen: 6-11 |
---|---|
Vom Orient über Rom, Mittelalter und Moderne ging der imperiale wie geistig-kulturelle Auftrag und abendländische Sendungsgedanke der Welt scheinbar endgültig und abschließend auf die Neue Welt über. | Der alte Gedanke von der Abfolge der Weltreiche, der Antike und Mittelalter beherrscht hatte[FN 12], erscheint hier wie in anderen Zeugnissen auf die Weltsendung des neuen Kontinents angewendet: vom Orient über Rom, Mittelalter und Europa geht der imperiale wie der geistig-kulturelle Auftrag der Welt endgültig und abschließend auf Amerika über. |
- |
|
[7.] Mm/Fragment 085 25-39.41-44 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2012-12-29 14:14:27 Kybot | BauernOpfer, Bracher 1964, Fragment, Gesichtet, Mm, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
|
|
Untersuchte Arbeit: Seite: 85, Zeilen: 25-39, 41-44 |
Quelle: Bracher 1964 Seite(n): 327-328, Zeilen: S.327,9-12.14-25.29-32.38-41 + S.328,13-16 |
---|---|
Aber schon bei Thomas Hooker, dem Geistlichen aus Connecticut, hatte sich vorher eine Überschneidung puritanischen und demokratischen Gedankenguts vollzogen. Er arbeitete an den „Fundamental Orders of Connecticut" (1639) mit, die sich von der Massachusetts-Theokratie abwendeten und eine quasi-demokratische Ordnung der Selbstverwaltung befürworteten, die nicht mehr nach dem Vorbild der Kirche das Gemeinwesen formen sollte, sondern die Beteiligung am politischen Leben gegebenenfalls auch von der religiös-kirchlichen Bindung unabhängig machen würde. Trotz aller dogmatischen Vorschriften bewies Hookers politisches Denken, daß der Puritanismus nicht nur die Wurzeln des amerikanischen Sendungs- und Providenzgedankens, sondern gleichzeitig auch Ansätze freiheitlich-demokratischen Denkens, ja „die Verbindung von religiöser Auserwähltheit und politischer Emanzipationsidee" (Karl Dietrich Bracher) beinhaltete. Seine vor der gesetzgebenden Hauptversammlung in Hartford am 31. Mai 1638 gehaltene Rede, die mit den berühmten Sätzen „because the foundation of authority is laid firstly, in the free consent of the people" schloß, wurde von dem englischen Historiker G. P. Gooch sogar als die erste geschriebene Verfassung der modernen Demokratie bezeichnet, da sie den Covenant-Gedanken vom Bund mit Gott zugleich zum Vertrag zwischen freien Individuen interpretierte, den Gedanken der Volkssouveränität wie die Begrenzung und Kontrolle der politischen Autorität und Macht miteinbezog.[FN 52]
[FN 52: Vgl. R. B. Perry: Amerikanische Ideale, a.a.O. , S. 231; K. D. Bracher: Demokratie als Sendung: das amerikanische Beispiel, a.a.O., S. 325-328; A. Heimert/A. Delbanco: The Puritans in America, a.a.O., (John Wise-Kapitel).] |
Wir erwähnen hier Thomas Hooker (1586-1647), den bedeutendsten Kopf in Connecticut, in dem sich puritanische und demokratische Ideen schon deutlich überschneiden und zugleich ergänzen. Auch er ein hochgebildeter Geistlicher, der [...] ins benachbarte Connecticut übersiedelte und dort führend an einer halbdemokratischen Ordnung der Selbstverwaltung mitarbeitete (»Fundamental Orders 1639«), die sich von der Massachusetts-Theokratie schon wesentlich dadurch unterschied, daß sie die Beteiligung am politischen Leben nicht mehr ausschließlich von der religiös-kirchlichen Bindung abhängig machte. Hookers politisches Denken beweist, daß der Puritanismus nicht nur die Wurzeln des amerikanischen Sendungs- und Providenzgedankens, sondern trotz aller orthodoxen Strenge der religiös-alttestamentarischen Überzeugung zugleich auch den demokratischen Grundgedanken der innenpolitischen Freiheit enthält.
[...] die Verbindung von religiöser Auserwähltheits- und politischer Emanzipationsidee. Wir finden sie in einer Wahlpredigt vor dem General Court von Connecticut 1638, [...]: [...] Das sei so, weil die Begründung der Autorität in der freien Zustimmung des Volkes liege (»because the foundation of authority is laid, firstly, in the free consent of the people«),[...] [...] der Covenant wird vom Bund mit Gott zugleich zum Vertrag zwischen freien Menschen; er ruht auf dem Gedanken der Volkssouveränität; und er schließt die Begrenzung und Kontrolle der politischen Autorität und Macht ein. |
Patchwork aus Bracherschen Passagen mit einem anderthalb zeiligen eingeschobenen Gedanken von Gooch, dessen Quelle nicht explizit kenntlich gemacht wird. Die Quelle Bracher 1964 wird zwar angegeben - nicht aber, in wie starkem Maße Formulierungen übernommen wurden; sie sind wieder nicht als Zitate gekennzeichnet.<br/> Das Gooch-"Zitat" wurde in der Zählung nicht mitaufgenommen. |
|
[8.] Mm/Fragment 086 01-10 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2012-04-07 10:40:26 Kybot | Bracher 1964, Fragment, Gesichtet, Mm, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
|
|
Untersuchte Arbeit: Seite: 86, Zeilen: 1-10 |
Quelle: Bracher 1964 Seite(n): 328-329, Zeilen: S.328,22-28.34-37 - S.329,1-9.10-11 |
---|---|
Diesen Prozeß der Säkularisierung des puritanischen Sendungsbewußtseins zur demokratischen Ideologie setzte dann Roger Williams, der bedeutende liberale Calvinist, politische Geistliche und Kritiker des theokratischen Autoritarismus, fort. Er wurde aufgrund seines demokratischen, toleranten und anti-autoritären Gedankenguts aus Massachusetts ausgewiesen und floh nach Rhode Island, wo er ein Gemeinwesen gründete, das er charakteristischerweise „Providence" nannte. Hier etablierte Williams ein liberal-christliches „Think Tank", ein „laboratory for a democratic future" (Clinton Rossiter), in dem Prinzipien wie Toleranz und Demokratie, Gleichheit und Freiheit, Individualismus und Pragmatismus zum frühamerikanischen Selbst- und Fortschrittsbewußtsein verschmolzen.[FN 53]
[FN 53: Siehe hierzu C. Rossiter: Seedtime of the Republic, a.a.O., S. 185; P. Miller: Roger Williams: His Contribution to the American Tradition, Indianapolis/New York 1953.] |
Im politischen Denken anderer Repräsentanten des frühesten Amerika vollzieht sich jedoch schon der volle Durchbruch zur Säkularisierung des neu-englischen Sendungsgedankens und zur demokratischen Ideologie noch vor der Wende zum 18. Jahrhundert. Die bedeutendste Gestalt dieses Prozesses ist Roger Williams (1603-1683), der große Rebell gegen die puritanische Theokratie [...]. Williams [...] wurde fünf Jahre später wegen seiner Kritik an dem theokratischen Absolutismus aus Massachusetts ausgewiesen. Nach strapaziöser Flucht ließ er sich mit anderen Häretikern im benachbarten Rhode Island an einem Ort nieder, den er beziehungsreich »Providence« nannte. Fast ein halbes Jahrhundert wirkte er in diesem kleinen, doch so bedeutsamen »Laboratorium für die demokratische Zukunft«[FN 22] [...]
Als rastloser Siedler, Politiker und Geistlicher zugleich verband Williams hier die Grundkräfte frühamerikanischen Selbstbewußtseins zu einer demokratischen Philosophie der Gleichheit und der Freiheit gegenüber Intoleranz und Autokratie. Es war eine Philosophie der nüchternen Erfahrung und Praxis, aber auch sie enthielt [...] die Glaubens- und Uberzeugungskraft des sendungsbewußten Kalvinisten. [FN 22: Rossiter, Seedtime, a. a. O., S. 185.] |
Trotz einiger Eingriffe in den Text (z.B. der fast schon unvermeidliche eingefügte Hinweis auf ein vermeintliches "Fortschrittsbewußtsein") ist die Herkunft aus dem Original unverkennbar. |
|
[9.] Mm/Fragment 086 14-22 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2012-04-07 10:40:30 Kybot | Bracher 1964, Fragment, Gesichtet, Mm, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
|
|
Untersuchte Arbeit: Seite: 86, Zeilen: 14-22 |
Quelle: Bracher 1964 Seite(n): 329, Zeilen: 7-8, 26-30 |
---|---|
[...], wenngleich sich die Williamsche Philosophie der nüchternen Erfahrung und täglichen Praxis des Zusammenlebens gegenüber der puritanisch-traditionalistischen Theokratie durchsetzte, so blieben doch parallel der Gedanke des Auserwähltseins, des Sendungsglaubens und der Vorsehung, die Überzeugung einer untrennbaren Verbindung von politischem und religiösem Denken, die Idee der Volkssouveränität und eines auf freier Zustimmung basierenden Regierungssystems als Wille, Befehl und Ordnung Gottes, in dem 1644 veröffentlichten Pamphlet „The Bloody Tenent" von Williams unangefochten erhalten.[FN 54]
[FN 54: Viele Anregungen zum amerikanischen Prinzip der Trennung von Kirche und Staat verdanke ich dem Gespräch, das ich mit Professor Don K. Price am 16. Mai 1984 an der J. F. Kennedy School der Harvard Univ. führen konnte. Siehe hier auch K. Krakau, op. cit., S. 36 u. 37.] |
Es war eine Philosophie der nüchternen Erfahrung und Praxis, aber auch sie enthielt zugleich trotz aller Rebellion gegen puritanische und traditionalistische Orthodoxie die Glaubens- und Überzeugungskraft des sendungsbewußten Kalvinisten, der sich von God's providence erwählt und bestimmt weiß.[...]
In allen Fällen aber auch hier die untrennbare Verbindung von politischem und religiösem Denken. Das in Volkssouveränität und freier Zustimmung wurzelnde Regierungssystem ist Befehl und Ordnung Gottes, »an Ordinance of God«. In einer 1644 veröffentlichen Schrift (»The Bloody Tenent«) leitet Williams von diesem Willen Gottes die Axiome ab, [...] |
In der Fußnote, die diesen Abschnitt abschließt, wird auf KEINE der hier benutzten Quellen verwiesen. Dafür findet sich aber der Hinweis auf ein "Gespräch, das ich mit Professor Don K. Price am 16. Mai 1984 an der J. F. Kennedy School der Harvard Univ. führen konnte.", welches offensichtlich keinen Eingang in den Text gefunden hat. Hier liegt also ein besonderes Maß der Verschleierung vor. |
|
[10.] Mm/Fragment 086 23-28 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2012-04-07 10:40:32 Kybot | BauernOpfer, Bracher 1964, Fragment, Mm, SMWFragment, Schutzlevel sysop, ZuSichten |
|
|
Untersuchte Arbeit: Seite: 86, Zeilen: 23-28 |
Quelle: Bracher 1964 Seite(n): 329, Zeilen: 12-18 |
---|---|
Das liberal-puritanische Providence in Rhode Island, dem auch John Locke seine Bewunderung zollte, verkörperte par excellence den optimistischen Zukunftsglauben der experimentierfreudigen Amerikaner und bereitete gleichzeitig den Boden für die Säkularisierung des neuenglischen Sendungsbewußtseins und den Siegeszug des humanistisch-fortschrittsgläubigen Deismus wie demokratischen Rationalismus im 18. Jahrhundert vor.[FN 55]
[FN 55: Über Lockes Einfluß auf Williams, den man gelegentlich auch Lockes Vorläufer nannte, siehe James Ernst: Roger Williams, New York 1932, S. 205 ff.; R. B. Perry: Amerikanische Ideale, a.a.O., S. 233: „... wenn Locke der Vater der modernen Demokratie war, so war er nicht weniger ein Nachkomme Calvins. Durch direkte und indirekte Einflüsse - sowohl orthodoxer wie liberaler Art - wurde Locke ... ein Träger des Calvinismus von der Reformation bis zu den Revolutionen von 1688 und 1776". Siehe ferner: K. D. Bracher, op. cit., S. 329.] |
Hier, in Williams' Rhode Island, eben in Providence, tritt die Verbindung der beiden Elemente amerikanischen Zukunftsglaubens so deutlich wie nirgends zutage; im Säkularisationsprozeß des folgenden Jahrhunderts und im Siegeszug des humanistisch-fortschrittsgläubigen Deismus wird diese Begründung des demokratischen Glaubens dann neu aufgenommen und fortgeführt. |
- |
|
[11.] Mm/Fragment 086 28-34 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2012-04-07 10:40:34 Kybot | Bracher 1964, Fragment, Gesichtet, Mm, SMWFragment, Schutzlevel sysop, VerschärftesBauernOpfer |
|
|
Untersuchte Arbeit: Seite: 86, Zeilen: 28-34 |
Quelle: Bracher 1964 Seite(n): 326, Zeilen: 6-13 |
---|---|
Aber wesentlich für die Entwicklung des demokratischen Gedankens in Amerika blieb seine Verflechtung mit der religiösen Sendungsidee - „religion is an important, perhaps an indispensable clue to what America is like" (William Lee Miller) -, durch die der amerikanische Begriff der Demokratie jenen universalen Missions- und Fortschrittscharakter erhielt, der deutlich von den Formen des europäischen Demokratiebegriffs abwich.[FN 56]
[FN 56: Vgl. K. D. Bracher, op. cit., S. 326; E. L. Tuveson: Redeemer Nation, a.a.O.; A. Schlesinger: Experiment or Destiny?, a.a.O.] |
Denn in der Tat waren die Grundaxiome des demokratischen Gedankens zu diesem Zeitpunkt schon lange ausgebildet und auch in Amerika verkündet worden. Aber erst durch die Verbindung mit der religiösen Sendungsidee hat er jenen eigentümlich lebensumfassenden und weltverpflichtenden Missionscharakter empfangen, der den amerikanischen Begriff der Demokratie so deutlich von älteren Formen des europäischen Demokratiebegriffs abhebt. |
Das eingeschobene Originalzitat wird später noch mal präsentiert, vgl. Mm/Fragment 174 25-29. Die FN 56 verschleiert die Autorschaft Bachers. |
|
[12.] Mm/Fragment 088 08-11 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2012-12-29 14:14:50 Kybot | Bracher 1964, Fragment, Mm, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung, ZuSichten |
|
|
Untersuchte Arbeit: Seite: 88, Zeilen: 8-11 |
Quelle: Bracher 1964 Seite(n): 334, Zeilen: 23-27 |
---|---|
[...] die Gründungsväter der nordamerikanischen Republik [...]. Ihr historisches Weltbild wie ihre rational-pragmatische Fortschrittsdeutung waren von dem Glauben bestimmt, daß die Zukunft von Freiheit und Demokratie weltweit von Amerikas einzigartigem Experiment abhinge („that we are acting for all mankind").[FN 63]
[FN 63: Vgl. A. Schlesinger: America: Experiment or Destiny?, a.a.O. , S. 507-509, 511-513; Robert Nisbet: History of the Idea of Progress (Kap.: The Founding Fathers), New York 1980, S. 193-206.] |
Die Zukunft von Freiheit und Demokratie hängt von Amerikas Experiment ab: Das war der Tenor der Verfassungsväter bis hin
zu Washington und Jefferson, der überzeugt war, Amerika handle damit für die ganze Menschheit (»that we are acting for all mankind«); |
- |
|
[13.] Mm/Mathiopoulos-1987/082 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2012-12-29 14:42:11 Kybot | Bracher 1964, Fragment, Gesichtet, Gesichtet (BC), Gt50, Krakau 1967, Mm, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung, VerschärftesBauernOpfer |
Vorlage:SMWFragment DPL.default
[14.] Mm/Mathiopoulos-1987/083 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2012-12-29 14:42:14 Kybot | Bracher 1964, Fragment, Gesichtet, Gesichtet (BC), Gt75, KeinPlagiat, Krakau 1967, Mm, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung, VerschärftesBauernOpfer, ZuSichten |
Vorlage:SMWFragment DPL.default
[15.] Mm/Mathiopoulos-1987/084 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2012-12-29 14:42:17 Kybot | BauernOpfer, Bracher 1964, Fragment, Gesichtet, Mm, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung, ZuSichten |
Vorlage:SMWFragment DPL.default
[16.] Mm/Mathiopoulos-1987/085 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2012-12-29 14:42:20 Kybot | BauernOpfer, Bracher 1964, Fragment, Gesichtet, Gesichtet (BC), Gt75, Krakau 1967, Mm, SMWFragment, Schutzlevel, Verschleierung |
Vorlage:SMWFragment DPL.default
[17.] Mm/Mathiopoulos-1987/086 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2012-12-29 14:42:23 Kybot | BauernOpfer, Bracher 1964, Fragment, Gesichtet, Gt50, Guggisberg 1979a, Mm, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung, VerschärftesBauernOpfer, ZuSichten |
Vorlage:SMWFragment DPL.default
[18.] Mm/Mathiopoulos-1987/088 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2012-12-29 14:42:29 Kybot | Bracher 1964, Fragment, Koch 1961, Mm, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verdächtig, Verschleierung, ZuSichten |
Vorlage:SMWFragment DPL.default