Angaben zur Quelle [Bearbeiten]
Autor | Gabor Kiss |
Titel | Einführung in die soziologischen Theorien II. Vergleichende Analyse soziologischer Hauptrichtungen |
Ort | Opladen |
Verlag | Westdeutscher Verlag |
Ausgabe | 2., überarbeitete und erweiterte Auflage |
Jahr | 1975 |
Reihe | Studienbücher zur Sozialwissenschaft; 27 |
Literaturverz. |
ja (3. Auflage 1977) |
Fußnoten | ja |
Fragmente | 14 |
[1.] Mhg/Fragment 025 27 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2017-01-25 00:04:38 Schumann | Fragment, Gesichtet, Kiss 1975, KomplettPlagiat, Mhg, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 25, Zeilen: 27-28 |
Quelle: Kiss 1975 Seite(n): 125, Zeilen: 25 ff. |
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Im Gegensatz zu Tönnies sieht Weber zwischen den Prozessen der Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung keine dichotomen Beziehungen. | Im Gegensatz zu Tönnies (vgl. Kap. VI, S 57 ff.) sieht Weber zwischen den Prozessen der Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung keine dichotomen Beziehungen. |
Fortsetzung auf der nächsten Seite. |
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[2.] Mhg/Fragment 026 01 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2017-01-25 00:06:31 Schumann | Fragment, Gesichtet, Kiss 1975, Mhg, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 26, Zeilen: 1-15, 101-115 |
Quelle: Kiss 1975 Seite(n): 125, 126, Zeilen: 125: 25 ff.; 126: 1 ff. |
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[Er be-]trachtet sie wertfrei und stellt in diesem Sinne die fließenden Grenzen zwischen den beiden Typen von Beziehungsstrukturen fest.6
Die große Mehrzahl sozialer Beziehungen aber hat teils den Charakter der Vergemeinschaftung, teils den der Vergesellschaftung.
6 „ 'Vergemeinschaftung’ soll eine soziale Beziehung heißen, wenn und soweit die Einstellung des sozialen Handelns [,..]auf subjektiv gefühlter (affektueller oder traditioneller) Zusammengehörigkeit der Beteiligten beruht. .Vergesellschaftung’; soll eine soziale Beziehung heißen, wenn und soweit die Einstellung des sozialen Handelns auf rational (wert- oder zweckrational) motivierten Interessenausgleich oder auf ebenso motivierter Interessenverbindung beruht.[...]. Die Terminologie erinnert an die von F. Tönnies... vorgenommene Unterscheidung. Doch hat T. für seine Zwecke dieser Unterscheidung alsbald einen wesentlich spezifischeren Inhalt gegeben, als hier für unsere Zwecke nützlich wäre. Die reinsten Typen der Vergesellschaftung sind a) der streng zweckrationale, frei praktizierte Tausch auf dem Markt... b) der reine freipaktierte Zweckverein, eine nach Absicht und Mitteln rein auf Verfolgung sachlicher [...] Interessen der Mitglieder abgestellte Vereinbarung kontinuierlichen Handelns[...]. Vergemeinschaftung kann auf jeder Art von affektueller oder emotionaler oder aber traditionaler Grundlage beruhen: eine pneumatische Brüdergemeinde, eine erotische Beziehung, ein Pietätsverhätlnis [sic], eine ,nationale’ Gemeinschaft, eine kameradschaftlich zusammenhaltende Truppe. Den Typus gibt am bequemsten die Familiengemeinschaft ab” (Weber 1964:29). |
Er betrachtet sie wertfrei und stellt in diesem Sinne die fließenden Grenzen zwischen diesen beiden Typen von Beziehungsstrukturen fest:
’Vergemeinschaftung’ soll eine soziale Beziehung heißen, wenn und soweit die Einstellung des sozialen Handelns . . . auf subjektiv gefühlter (affektueller oder traditioneller) Zusammengehörigkeit der Beteiligten beruht. »Vergesellschaftung’; soll eine soziale Beziehung heißen, wenn und soweit die Einstellung des sozialen Handelns auf rational (wert- oder zweckrational) motiviertem Interessenausgleich oder auf ebenso motivierter Interessenverbindung beruht . . . Die Terminologie erinnert an die von F. Tönnies . . . vorgenommene Unterscheidung. Doch hat T. für seine Zwecke dieser Unterscheidung alsbald einen wesentlich spezifischeren Inhalt gegeben, als hier für unsere Zwecke nützlich wäre. Die reinsten Typen der Vergesellschaftung sind a) der streng zweckrationale, frei paktierte Tausch auf dem Markt . . . b) der reine, frei paktierte Zweckverein, eine nach Absicht und Mitteln rein auf Verfolgung sachlicher . . . Interessen der Mitglieder abgestellte Vereinbarung kontinuierlichen Handelns . . . Vergesellschaftung kann auf jeder Art von affektueller oder emotionaler oder aber traditionaler Grundlage beruhen: eine pneumatische Brüdergemeinde, eine erotische Beziehung, ein Pietätsverhältnis, eine „nationale“ Gemeinschaft, eine kameradschaftlich zusammenhaltende Truppe. Den Typus gibt am bequemsten die Familiengemeinschaft ab. Die große Mehrzahl sozialer Beziehungen aber hat teils den Charakter der Vergemeinschaftung, teils den der Vergesellschaftung. Jede noch so zweckrationale und nüchtern geschaffene und abgezweckte soziale Beziehung (Kundschaft z. B.) kann Gefühlswerte stiften, welche über den gewillkürten Zweck hinausgreifen. Jede über ein aktuelles Zweckvereinshandeln hinausgehende und nicht von vornherein auf sachliche Einzelleistungen begrenzte Vergesellschaftung - wie etwa die Vergesellschaftung im gleichen Heeresverband, in der gleichen Schulklasse, im gleichen Kontor, der gleichen Werkstatt - neigt, in freilich höchst verschiedenem Grade, irgendwie dazu. Ebenso [Seite 126] kann umgekehrt eine soziale Beziehung, deren normaler Sinn Vergemeinschaftung ist, von allen oder einigen Beteiligten ganz oder teilweise zweckrational orientiert werden. Wie weit z. B. ein Familienverband von den Beteiligten als „Gemeinschaft“ gefühlt oder als ,Vergesellschaftung’ ausgenutzt wird, ist sehr verschieden« (WG, S. 29). |
Kein Hinweis auf die eigentliche Quelle. Die wörtlichen Zitate (einschließlich der Fußnote) sind - mit einer (leicht kürzenden) Ausnahme - identisch zugeschnitten und werden daher bei der Zeilenzählung mitberücksichtigt. |
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[3.] Mhg/Fragment 028 01 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2017-03-19 14:37:12 Schumann | Fragment, Gesichtet, KeineWertung, Kiss 1975, Mhg, SMWFragment, Schutzlevel |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 28, Zeilen: 1-2 |
Quelle: Kiss 1975 Seite(n): (144,) 145, Zeilen: (144: 1, 4;) 145: 12 ff. |
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[Unter rationalem Handeln versteht Parsons eine Hand-]lungsweise, die eine bestimmte und komplexe Form der Organisation aller Elemente des Handelns voraussetzt ( vgl. Parsons 1951: 549ff).
Parsons, Talcott (1951) The social System. London, New York. |
[Seite 144]
3. Talcott Parsons (1902) Hauptwerke: [...] [Seite 145] Unter dem Typus rationalen Handelns versteht Parsons eine Handlungsweise, die einen bestimmten und komplexen Modus der Organisation aller Elemente des Handelns voraussetzt (Social System, S. 549 f). |
Kiss (1977) wird zuvor und danach zum Vergleich angeführt. Es erschließt sich aus den Ausführungen der Verf.in jedoch nicht, dass hier allem Anschein nach keine eigene Rezeption von Parsons stattgefunden hat. Aufgrund der Kürze "keine Wertung". |
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[4.] Mhg/Fragment 028 24 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2017-02-02 20:46:34 Schumann | BauernOpfer, Fragment, Gesichtet, Kiss 1975, Mhg, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 28, Zeilen: 24-40 |
Quelle: Kiss 1975 Seite(n): 146, 147, Zeilen: 146: 28 ff.; 147: 1 f. |
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Bereits in den Analysen von Emile Durkheim wird die funktionale Bedeutung des auf „moralische Obligationen“ ausgerichteten „gewohnheitsmäßigen“ Handelns hervorgehoben und auf die Rolle der Tradition in ihrer Einbindung in das Kollektivbewusstsein für den Systemerhalt hingewiesen (vgl. Parsons 1951: 9).
Ein dritter Kritikpunkt von Parsons an Weber bezieht sich auf die Emotionalität, die bei Weber zu „Irrationalität“ tendiert und aufgrund der fehlenden Sinnhaftigkeit nicht weiter berücksichtigt wird. Parsons ist jedoch der Meinung, dass die Untersuchung der Emotionalität wichtige Aufschlüsse gibt über das menschliche Handeln im Bezugssystem der Interaktionen. Das affektuelle Handeln steht in einem Kontext zur normativ geprägten Situation, denn die sozial gesteuerten Werte führen zu einer Verdrängung bestimmter Triebe. Dabei steht das Individuum im Spannungsfeld zwischen seinen Trieben, Wünschen und Zielen (Interessen), den physikalischen Konditionen seiner Umwelt sowie den normativen Erwartungen des Kultursystems. Die durch den Sozialisierungsprozess angeschobene Anpassungsleistung kann auch zu einer Belastung der Emotionalität führen, so dass Parsons zu der Auffassung gelangt, dass emotionale [Handlungen in einen Zusammenhang mit sozialen Erscheinungen gestellt werden müssen (vgl. Parsons 1951).] |
b) [...] In seinen Analysen habe Durkheim die funktionale Bedeutung des auf "moralische Obligationen" gerichteten, "gewohnheitsmäßigen" Handelns herausgestellt und damit auf die systemerhaltende Rolle der Traditionen in ihrer Verankerung im Kollektivbewußtsein hingewiesen. [...]
c) Emotionalität sei nach Weber eigentlich eine Residualkategorie (vgl. Pareto), die im Weberschen Schema zur »Irrationalität« tendiert und wegen ihrer mangelnden »Sinnhaftigkeit« nicht näher berücksichtigt wird. Parsons hingegen meint, daß die Erforschung der Emotionalität für das Verständnis menschlichen Handelns im Bezugssystem der Interaktionen auch für die Soziologie von besonderer Bedeutung ist. Das affektuelle Handeln steht auch in einem besonderen Zusammenhang mit der normativ geprägten Situation, da doch die sozial gesteuerten Werte zur Verdrängung bestimmter Triebe zwingen, wobei das Individuum im Spannungsfeld zwischen seinen Trieben, Wünschen und Interessen (= Zielen) und den physikalischen Bedingungen seiner Umwelt - aber auch zwischen seinen Zielen und den normativen Erwartungen des Kultursystems seine »Probleme« lösen muß. Dieser durch den Sozialisierungsproze eingeleitete Anpassungsvorgang verläuft nicht ohne Belastung der Sphäre der [Seite 147] Emotionalität. Emotionale Handlungen müssen folglich im Zusammenhang mit sozialen Erscheinungen betrachtet werden. |
Die Quelle ist auf der oberen Hälfte der Seite für die dortigen Inhalte mehrfach (wenngleich unspezifisch) genannt - dass sich aber auch unten entgegen der Verweise auf Parsons tatsächlich die Übernahme aus Kiss fortsetzt, bleibt unausgewiesen und somit dem Rezipienten verborgen. |
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[5.] Mhg/Fragment 029 12 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2017-02-02 21:48:31 Schumann | BauernOpfer, Fragment, Gesichtet, Kiss 1975, Mhg, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 29, Zeilen: 12-19 |
Quelle: Kiss 1975 Seite(n): 149, Zeilen: letzter Absatz |
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Für die strukturfunktionalistische Sicht ist kennzeichnend, dass Handeln stets situationsspezifisch betrachtet werden muss, da es durch die vorstrukturierten Bedingungen in der physikalisch-dinglichen, sozialen und kulturellen Umwelt determiniert wird. Dabei bezieht sich der funktionale Aspekt der Situationsanalyse auf die individuellen und kollektiven Aktivitäten, die darauf abzielen, bestimmte Bedingungen zu verändern. Eine solche Situationsveränderung funktioniert nur unter der Voraussetzung, dass zwischen den strukturellen und funktionalen Elementen eine kontinuierliche Anpassung erfolgt. | Als Überleitung zum nächsten Abschnitt können wir also zusammenfassend festhalten, daß das soziale Handeln aus strukturfunktionalistischer Sicht stets situationsgebunden betrachtet werden muß, indem es durch Bedingungen determiniert wird, die von der dinglich-physikalischen, sozialen und kulturellen Umwelt vorstrukturiert sind. Der funktionale Aspekt der Situationsanalyse bezieht sich auf individuelle und kollektive Aktivitäten, deren Tendenz auf eränderung bestimmter Bedingungen abzielt. Die Veränderung der Situation (»evolution«) kann nur unter der Voraussetzung eines kontinuierlichen Anpassungsvorgangs zwischen strukturellen und funktionalen Elementen erfolgen. |
Die Quelle ist im Absatz darüber für die dortigen Inhalte genannt - dass sich die Übernahme aus Kiss aber auch im folgenden Absatz fortsetzt, bleibt unausgewiesen und somit dem Rezipienten verborgen. |
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[6.] Mhg/Fragment 030 27 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2016-12-17 19:08:25 Schumann | Fragment, Gesichtet, Kiss 1975, Mhg, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 30, Zeilen: 32-38 |
Quelle: Kiss 1975 Seite(n): 148, Zeilen: 23 ff. |
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Unter dem Aspekt der situationsbedingten Kraft des Normativen, erlangt die Rationalität eine zentrale Bedeutung, denn die Zweck-Mittel-Relation wird als situationsbedingter Faktor angesehen, welcher nicht nur Einfluss auf die Wahl der Mittel hat, sondern auch auf die Zielsetzung des Handelnden Einfluss ausübt. Solche Zwecke werden nicht nur individuell gesetzt, sondern auch normativ kontrolliert, d.h., dass die individuelle Auswahl zwischen Mitteln und Zwecken sowohl von den funktionalen als auch struktu[rellen Elementen des Systems abhängen.] | Unter dem Gesichtspunkt der situational bedingten faktischen Kraft des Normativen erlangt die Rationalität zentrale Bedeutung: Die Zweck-Mittel-Relation wird als eine Variante situationsbedingter Faktoren gesehen, die nicht nur einen Einfluß auf die Mittelwahl, sondern auch auf die Zielgebung des Handelnden selbst ausübt. Zwecke werden nicht nur individuell gesetzt, sondern auch normativ kontrolliert, d. h. daß die individuelle Selektion zwischen Zwecken und Mitteln sowohl von den strukturellen als auch von den funktionalen Elementen des Systems abhängig ist. |
Hier kein Hinweis auf die Quelle (die zuletzt am Ende des vorangehenden Kapitels genannt war und auf der Folgeseite erst weiter unten erwähnt wird). |
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[7.] Mhg/Fragment 031 01 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2017-02-02 20:42:11 Schumann | BauernOpfer, Fragment, Gesichtet, Kiss 1975, Mhg, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 31, Zeilen: 1-37 |
Quelle: Kiss 1975 Seite(n): 148, 155, 156, 157, Zeilen: 148: 30 ff.; 155: letzte vier Zeilen; 156: 1 ff.; 157: 1 ff. |
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Der Bezugsrahmen einer jeden Handlung wird durch drei Elemente bestimmt (Parsons 1962: 60, 71 ff).
Eine Möglichkeit von Alternativorientierungen wird zwar „offen“ gehalten, aber durch die Vorgabe von wertbezogenen Wahlstandards zugleich eingeschränkt. Diese Arten der Wertorientierung haben einen eingeengteren und verbindlicheren Charakter als die von Selbstinteresse geleitete Art und Weise der motivationalen Orientierung. Die in den Wertorientierungen aufscheinenden verbindlichen Verhaltensmuster bringen den Anspruch der zentralen Kulturwerte zur Geltung, indem mit Hilfe der Mechanismen des sozialen Systems die Kulturwerte tradiert, vom Handelnden erlernt und als vorgegebene Maßstäbe der Orientierung angenommen werden. Damit wird der Einfluss der Kulturwerte für die Handelnden spürbar, da diese nicht nur Determinanten für Sozialsysteme sind, sondern auch für die individuellen Handlungen. Somit betrachtet Parsons einerseits den Einfluss sozialer Handlungen auf das System der Kulturwerte und andererseits die Rückwirkung der Handlungen auf das Wertesystem (vgl. Kiss 1977: 156ff). Die Mechanismen des Sozialsystems stehen in einem ständigen Prozess von Wechselwirkungen mit dem Persönlichkeitssystem, wobei die spezifischen Auswahlkriterien den Spielraum festlegen, in dem die Auswahlprozesse stattfinden. Als Alternativen für eine geordnete und ordnende Auswahl stehen sogenannte Alternativmuster - „Pattern variables“ - als möglichen Bezugspunkte von Einstellungen innerhalb des Systems zur Verfügung. Damit wird die dynamische Perspektive der strukturell festgelegten Bezugspunkte kultureller Werte in Bezug auf die funktionalen Anforderungen der Integrationsund Differenzierungsprozesse aufgezeigt. Die „Pattern variables“ bieten fünf dichotom strukturierte Wahlalternativen an (Parsons 1962: 77ff.):
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Der Bezugsrahmen in dem sich jede Handlung abspielt, kann theoretisch, in seiner höchsten Abstraktheit als Relationsfeld von drei Elementen gesehen werden:
[...] [Seite 155] Entsprechend diesen drei Brennpunkten der motivationalen Orientierung bietet die Gesellschaft drei »Standards« sozialer Verhaltensregeln an, die »dem Handelnden helfen önnen, seine Wahl zu treffen« (Toward a General Theory, S. 60, 71). [Seite 156] a) Die »appreciative mode auf [sic] value-orientation« bietet Wahlalternativen, bzw. Modalitäten hinsichtlich der Nutzungschancen der für wünschenswert gehaltenen Ziele. [...] b) Die »cognitive mode of value-orientation« bietet Wahlalternativen hinsichtlich der Richtigkeit und Gültigkeit kognitiver Urteile. [...] c) Die »moral mode of value-orientation« zeigt bestimmte Konsequenzen des Handelns im Verhältnis zu anderen auf. [...] Die Möglichkeit von Alternativlösungen wird zwar »offen« gehalten, aber durch die Vorgabe wertbezogener Wahl-Standards (»selective-standards«) gleichzeitig eingeengt. [...] [...] Die eben behandelten Wertorientierungsarten haben schon eingeengteren und verbindlicheren Charakter als die vom Selbstinteresse geleitete Art und Weise der motivationalen Orientierung; [...] Die für die Wertorientierung verbindlichen Verhaltensmuster bringen den Anspruch zentraler Kulturwerte zur Geltung, indem sie durch die Mechanismen des sozialen Systems dafür sorgen, daß Kulturwerte tradiert, vom Handelnden erlernt und von ihm als vorgegebene Richtschnur der Orientierung akzeptiert werden: [...] [Seite 157] Die durch Verhaltensmuster vermittelten Orientierungen an zentralen Kulturwerten machen die Wirksamkeit des Einflusses von Kulturwerten für den Handelnden »spürbar«: Sie sind nicht nur Determinanten für Sozialsysteme, sondern auch für individuelle Handlungen. Parsons will betonen, daß er zwar einerseits das System der Kulturwerte als eine Art Gravitationsfeld sozialer Handlungen betrachtet, andererseits aber auch den Rückwirkungen der Handlungen auf das Wertsystem eine wichtige Bedeutung beimißt. Der »Mechanismus des Sozialsystems« steht nämlich in einem kontinuierlichen Wechselwirkungsprozeß mit dem Persönlichkeitssystem, wobei die »spezifischen Auswahlkriterien« jenen Spielraum sichern, in dem Auswahlprozesse stattfinden. Die Alternativen zur geordneten und ordnenden Auswahl werden von Alternativmustern (»pattern variables«), als möglichen Bezugspunkten von Einstellungen innerhalb des System, gesteuert. Dadurch sollen die Determinanten strukturell festgelegter Bezugspunkte kultureller Werte auch in ihrer dynamischen Perspektive, im Zusammenhang mit den funktionalen Erfordernissen der Integrations- und Differenzierungsprozesse aufgezeigt werden. »Pattern variables« bieten dem Handelnden fünf dichotomisch strukturierte Wahlalternativen an (vgl. Toward a General Theory, S. 77 ff.): 1. Affektivität - affektive Neutralität (1 a) 2. Selbstorientierung - Kollektivorientierung (2 a) 3. Universalismus - Partikularismus (3 a) 4. Zuweisung (»ascription«) - Leistungsorientierung (4 a) 5. diffuses - spezifisches Verhalten (5 a) |
Die eigentliche Quelle ist einmal in der Mitte für eine Aussage genannt; dass nahezu der gesamte Seiteninhalt daraus übernommen wurde, bleibt Rezipienten mangels Kennzeichnung verborgen. |
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[8.] Mhg/Fragment 032 15 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2016-12-18 16:53:37 Schumann | Fragment, Gesichtet, Kiss 1975, Mhg, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 32, Zeilen: 15-27, 31-32 |
Quelle: Kiss 1975 Seite(n): 160, 161, Zeilen: 160: 33 ff.; 161: 1 ff. |
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Die Orientierungstypen Affektivität, Diffusität, Partikularität, Kollektivorientierung und Handlung nach Zuschreibung scheinen die Handlungsstrukturen, die Tönnies mit dem Begriff der Gemeinschaft beschrieben hat, zu erfassen. Ebenso kann man in den Orientierungstypen affektive Neutralität, Selbstorientierung, Universalismus, Leistungsorientierung und spezifischem Verhalten in Anlehnung an Tönnies die gesellschaftlichen Beziehungen verstehen, die bei ihm durch „sachliche Verbindungen“ zwischen einzelnen Personen charakterisiert sind (vgl. Münch 1999: 37). Der dichotome Charakter in diesen variablen Orientierungsmustern findet sich also auch bei Parsons wieder. Jedoch unterscheidet sich sein Modell der „Pattern variables“ von der gemeinschafts-gesellschafts- Dichotomie [sic] bei Tönnies, vor allem durch die Interpenetration8, indem er versucht, die Aspekte der Wechselwirkung und Interdependenz trotz einer tendenziellen Polarisierung nicht aus dem Blickfeld zu verlieren. [...] Nach Parsons gibt es keine Entwicklung von Gemeinschaft zu Gesellschaft, sondern nur konstituierende Aspekte dieser Typen unter dem Einfluss [der wachsenden Differenzierung, d.h. andere vielschichtige Verteilungen und Verknüpfungen der Dichotomie von Gemeinschaft und Gesellschaft.] | Die Orientierungstypen Emotionalität, diffuses Verhalten, Partikularität, Kollektivorientierung und Handlung nach »zugeschriebenen Eigenschaften«, scheinen jene Handlungsstrukturen zu erfassen, die Tönnies mit der Kategorie Vergemeinschaftung zu beschreiben versuchte (S. 57 ff). Ebenso können wir in Anlehnung an Tönnies in den Orientierungstypen der emotionalen Neutralität, des spezifischen Verhaltens, des Universalismus, der Selbstorientierung und der Orientierung nach Leistung - im Unterschied zu gemeinschaftlichen - gesellschaftliche Beziehungen verstehen, die durch »sachlihe Verbindungen« unter bestimmten Personen zu charakterisieren sind. Den dichotomen Charakter sieht auch Parsons in diesen variablen Orientierungsmustern: Er weiß, daß Familien- oder Freundschaftsbeziehungen einen eher emotionalen, Berufs-
[Seite 161] oder Geschäftsbeziehungen eher einen sachbezogenen Aspekt aufweisen. Sein Modell der »pattern variables« unterscheidet sich von der Dichotomisierung gemeinschaftlicher und gesellschaftlicher Beziehungen von Tönnies vor allem dadurch, daß er (in Anlehnung an Weber) die gegenseitige Durchdringung dieser Mischformen (»penetration«) in den Griff zu bekommen versucht und folglich die Aspekte der Wechselwirkung und Interdependenz - trotz tendenzieller Polarisierung — nicht aus dem Auge verliert. Nach Parsons gibt es also keine Entwicklung von Gemeinschaft zu Gesellschaft, sondern nur konstituierende Aspekte dieser Typen unter den Bedingungen wachsender Differenzierung, d. h. andere, vielschichtige Verteilungen und Kombinationen der Gemeinschaft-Gesellschaft-Dichotomie. |
Kein Hinweis auf die Quelle. Die Auslassung enthält zwei Sätze, für den ersten siehe Fragment 032 27. |
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[9.] Mhg/Fragment 034 25 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2017-03-15 14:16:09 Schumann | BauernOpfer, Fragment, Gesichtet, Kiss 1975, Mhg, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 34, Zeilen: 25-35 |
Quelle: Kiss 1975 Seite(n): 322, 323, Zeilen: 322: 19 ff., 105 ff.; 323: 14 ff. |
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Hier setzt die Kritik von Luhmann an. Luhmann meint, dass aus dem Gesichtspunkt der Überbewertung des Einflusses struktureller Komponenten auf das soziale Geschehen keine befriedigende Antwort auf den tatsächlichen bzw. zeitlich zu erfassenden Verlauf zwischenmenschlicher Handlungsabläufe gegeben werden könne (vgl. Kiss 1977: 322). Er führt dieses Problem auf die Erfahrung zurück, da es neben den strukturell vorgegebenen Normen des Verhaltens auch alternative Handlungsmöglichkeiten gäbe, die nicht aus den im kulturellen System verankerten normativen Wertstrukturen erklärbar sind. So schreibt Luhmann in seinem Aufsatz „Normen in soziologischer Perspektive“:
Kiss, Gabor (1977) Einführung in die soziologischen Theorien II. Opladen. Luhmann, Niklas (1969) Normen in soziologischer Perspektive. In: Soziale Welt, Nr. 20, 28-48. |
[Seite 322]
An dieser Stelle meinen wir die Kritik Luhmanns sinnvoll ansetzen zu können. Luhmann meint, daß aus dem Blickwinkel des strukturellen Primats, d. h. der Überbewertung des Einflusses struktureller Komponenten, auf das soziale Geschehen keine befriedigende Antwort auf den tatsächlichen, präziser: auch zeitlich zu erfassenden Verlauf zwischenmenschlicher Handlungsabläufe gegeben werden kann1. Die problemauslösende Frage scheint auf die Erfahrung zurückführbar zu sein, daß Organisationen trotz der weitgehenden Nichtbefolgung formaler Normen nicht nur nicht, sondern sogar noch »besser« funktionieren können2. [Seite 323] Dieser auf dem Erleben beruhende Erfahrungs- und Entdeckungsbefund – der übrigens in der hier vorstrukturierten Reihenfolge auch methodologisch den Erkenntnisweg vom Alltagswissen zum soziologischen Wissen vorzeichnen soll – deckt zuerst auf, daß es neben den strukturell vorgegebenen Normen des Verhaltens auch alternative Handlungsmöglichkeiten gibt, die nicht so »starr« – wie im Strukturfunktionalismus4 – von den im kulturellen System verankerten normativen (Wert-)Strukturen her erklärbar sind. 1 [...] 4 [...] |
Die Verf.in verweist lediglich zum Vergleich auf die Quelle. Tatsächlich übernimmt sie jedoch ihre Ausführungen zum Teil wörtlich aus dieser – die längsten zusammenhängenden Wortgruppen betragen (das Luhmann-Zitat nicht mitgezählt) 11 und 16 Wörter. Dessen von der Verf.in verändert übernommene Quellenangabe ist interpretationsfähig; der Luhmann-Aufsatz ist in Heft 1 des 20. Jahrgangs der Zeitschrift erschienen. |
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[10.] Mhg/Fragment 035 01 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2017-03-30 14:27:55 Schumann | Fragment, Gesichtet, KeineWertung, Kiss 1975, Mhg, SMWFragment, Schutzlevel |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 35, Zeilen: 1-17, 23-40 |
Quelle: Kiss 1975 Seite(n): 323, 325, 326, 327, Zeilen: 323: 20 ff., 30 ff.; 325: 12 ff., 36 f., 42 ff.; 326: 1 ff.; 327: 2 ff., 21 ff. |
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Neben dem verhaltenssteuernden Einfluss der Strukturmuster bilden sich aus den variations- und selektionsfähigen Verhaltensmustern der konkreten Interaktionssysteme Mechanismen heraus, die sich gleichzeitig auch durch zeitliche und sachliche Dimensionen hindurch strukturieren können und die Variationsmöglichkeiten in den vorgegebenen Verhaltensmustern ermöglichen. Die Grundthese von Luhmann ist somit, dass die aus der Lösung praktischer Probleme resultierenden Verhaltensweisen eine systembildende Funktion haben, welche die Struktur der allgemeingültigen Verhaltenserwartungen - je nach Notwendigkeit, Zeitpunkt und Einflüssen aus der Umwelt - in unterschiedlichem Ausmaß modifizieren oder verändern können (vgl. Kiss 1977 : 323). Es geht Luhmann bei seiner Analyse um die Bedingungen, welche die Unbeständigkeit sozialer Systeme bzw. den sozialen Wandel auslösen. Er weist darauf hin, dass der Sinn der funktionalen Analyse in der Verlagerung des theoretischen Focus [sic] von den Strukturen auf die Funktionen besteht und dadurch ein „regulatives Sinnschema“ (Kiss 1977: 325) entsteht, welches von den handelnden Systemmitgliedern im Laufe der Verarbeitung ihrer Problemlösungen von Umwelteinwirkungen selbst geschaffen wird. [...] Luhmann ordnet damit den Funktionsbegriff dem der Struktur vor und schafft die Möglichkeit, die komplexe Verknüpfung von relativer Unveränderlichkeit und Wandlungsfähigkeit der Systeme zu erklären. In diesem Theorieansatz sind Funktionen als Anpassungsleistungen an die (jeweilige) Umwelt zu verstehen (vgl. Luhmann 1974: 40ff).
Soziales Handeln im Luhmannschen Sinne ist weder die „Orientierung am Verhalten Anderer [sic]“ (Weber) noch „zielgerichtetes“ - auf Berücksichtigung der Reaktion von anderen und den Ansprüchen von Wertmustern beruhendes Streben nach Gleichgewicht (Parsons). Luhmann versteht Handeln vielmehr als Reduktionsleistung, die nur „unter Umständen“ mit Zielbezogenheit zu tun hat. Handlung als Reduktion ist bei Luhmann das Ergebnis von Selektionsleistungen. Die Gesamtheit möglicher Handlungen wird mit dem Begriff der Komplexität umschrieben, der auf die mit der gesellschaftlichen Evaluation [sic] verbundene wachsende „immense Zahl von möglichen Handlungen“ (Alternativangeboten) hinweist (vgl. Luhmann 1974: 45). Die mit der Evaluation [sic] wachsende Zahl möglicher Handlungen wird strukturell, d.h. durch Organisationen selektiv geordnet, indem „Zulassungen“ und „Verbote“ aufgestellt werden (vgl. Kiss 1977: 327). Kiss, Gabor (1977) Einführung in die soziologischen Theorien II. Opladen. Luhmann, Niklas (1974) Soziologische Aufklärung. 1. Aufsätze zur Theorie sozialer Systeme. Opladen. |
[Seite 323]
Der verhaltensregulierende Einfluß von Strukturmustern bildet also nur »die eine Seite der Medaille«; jene vom konkreten Interaktionssystem ausgehenden variations- und selektionsfähigen Verhaltensweisen – die sich gleichzeitig auch durch sachliche und zeitliche Dimension hindurch strukturieren können – bilden Mechanismen heraus, die zumindest die Variierbarkeit vorgegebener Verhaltensmuster ermöglichen. [...] Es ist also Luhmanns Grundthese, daß die aus experimentellen Lösungsversuchen praktischer Probleme resultierenden Verhaltensweisen systembildende Funktionen haben, die die Struktur, d. h. die »generalisierten Verhaltenserwartungen« – je nach Dringlichkeit, Zeitpunkt, Umwelteinflüssen – in verschiedener Intensität modifizieren und ändern können. Luhmann will folglich – nicht die Ursachen, sondern – die Bedingungen analysieren, die die Unbeständigkeit von Systemen bzw. den sozialen Wandel auslösen. [Seite 325] Luhmann will darauf hinweisen, daß der Sinn der funktionalen Analyse darin besteht, den Bezugspunkt der theoretischen Orientierung von den Strukturen auf die Funktionen zu verlagern und diese – nicht als »zu bewirkende Wirkung«, sondern als »regulatives Sinnschema« – zu fassen, das von den Handelnden als Systemmitgliedern im Verlauf ihrer Problemlösungsverarbeitung von Umwelteinwirkungen selbst gebildet wird. Durch diese Sichtweise, die den Funktionsbegriff dem Strukturbegriff vorordnet, wird es möglich, die komplexe Verflechtung von relativer Invarianz und Wandlungsfähigkeit von Systemen zu erklären: »[...]« (Soziologische Aufklärung, S. 40). Funktionen sind also nach diesem Theorieansatz im wesentlichen als Anpassungsleistungen an die (jeweilige) Umwelt zu verstehen. [...] In Erinnerung an die Webersche (oben, S. 122 ff.) und Parsonssche (oben, S. 144 f. – insbesondere S. 154) Definition sozialen Handelns fällt auf, daß bei Luhmann Handeln weder im Sinne des »Orientierens an fremdem Verhalten« (Weber) noch als »zielgerichtetes« – auf Einkalkulierung der Reaktionen von anderen und der Ansprüche von Wertmustern beruhendes – Streben nach Gleichgewicht, sondern als Reduktionsleistung verstanden wird, die nur »unter Umständen« mit Zieltendiertheit zu tun hat. Für Luhmann ist Handlung Reduktion, d. h. ein Ergebnis jener Selektionsleistungen, die sozio- [Seite 326] logisch nicht handlungstheoretisch, sondern immer nur systemtheoretisch – d. h. nur in Handlungssystemen – transparent gemacht werden können: Zu seiner Konzeption der „Handlung als Reduktion“ vermerkt Luhmann in seinem Manuskript über „Soziale Systeme“ (Bielefeld 1974, S. 45): »[...]« [Seite 327] Der Begriff Komplexität als »Gesamtheit von möglichen Handlungen« weist auf eine mit der gesellschaftlichen Evolution wachsende »immense Zahl von möglichen Handlungen« (Alternativangeboten) hin, die aber nicht einfach mit »Kompliziertheit« oder wachsender »Verkomplizierung« gleichgesetzt werden kann. [...] Die mit der Evolution wachsende Zahl von möglichen Handlungen wird folglich strukturell – d. h. durch Organisationen — selektiv geordnet, indem für bestimmte Handlungsbereiche »Zulassungen«, für andere wiederum Verbote aufgestellt werden. |
Die Verf.in verweist zweimal lediglich zum Vergleich auf die Quelle. Tatsächlich übernimmt sie jedoch die gesamten hier wiedergegebenen Ausführungen inhaltlich-strukturell vollständig (und zum Teil wörtlich) aus dieser. Aus "Evolution" bei Kiss (1975) wird bei der Verf.in in beiden Fällen "Evaluation". Ein Vergleich mit der 6. Aufl. (1991) von Soziologische Aufklärung 1 – Aufsätze zur Theorie sozialer Systeme, die mit der von der Verf.in angegebenen 4. Aufl. (1974) in der Gliederung und inhaltlich identisch sein dürfte, ergibt zudem, dass auf S. 45 bei Luhmann weder wörtlich noch sinngemäß von einer "immense[n] Zahl von möglichen Handlungen" die Rede ist. Hier liegt der Verdacht nahe, dass die Verf.in diese Seitenangabe von S. 326 bei Kiss entlehnt haben könnte, ohne zu berücksichtigen, dass sich Letzterer bei jenem anderen Zitat auf einen anderen Titel Luhmanns bezieht. Dennoch konservative Kategorisierung unter "keine Wertung". Fortsetzung in Fragment 036 01. |
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[11.] Mhg/Fragment 036 01 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2017-03-28 21:23:50 Schumann | Fragment, Gesichtet, KeineWertung, Kiss 1975, Mhg, SMWFragment, Schutzlevel |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 36, Zeilen: 1-16 |
Quelle: Kiss 1975 Seite(n): 327, 328, Zeilen: 327: 24 ff., 40 ff.; 328: 1 ff., 7 ff., 27 ff. |
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[In der luhmannschen Ana-]lyse sozialer Handlungen sind zwei interdependente Einflussbereiche zu unterscheiden:
1. der Reduktionsdruck für das Handeln in Systemen Der Reduktionsdruck untergliedert sich in das Daseins-Erleben, die Sinn-Selektivität und die Kontingenzen. Die erste Voraussetzung der Handlungsmöglichkeit „Dasein“ ist das Umwelterleben. Durch den Umweltdruck werden Erlebnisse ausgelöst, die im Anschluss an vorangegangene Erfahrungen handlungsrelevant verarbeitet werden müssen. Diese Verarbeitung von Erlebnissen bedeutet, aus der Fülle der tatsächlich gegebenen Handlungsalternativen die möglichen auszuwählen. Sinn ist damit eine bestimmte Selektionsweise, die sich an der Erfahrung der Wirklichkeit orientiert und Möglichkeiten durchsetzt. Da die Möglichkeiten ebenfalls eine große Fülle an Entscheidungsalternativen für Handlungen anbieten, müssen auch diese selektiv reduziert werden. Die Besonderheit der Selektionsleistung besteht auf zwei Ebenen: der des selektiv Realisierbaren und der der Möglichkeiten. Kontingenz ist nach Luhmann die negierte Notwendigkeit (vgl. Kiss 1977: 328). Kiss, Gabor (1977) Einführung in die soziologischen Theorien II. Opladen. |
[Seite 327]
Für die systemtheoretische Analyse sozialer Handlungen können dadurch zwei aufeinander einwirkende und sich in strikter Interdependenz befindliche, aber schwerpunktmäßig doch trennbare Einflußbereiche festgestellt werden: a) Reduktionsdruck (für das Handeln in Systemen) und ad a) Der Reduktionsdruck läßt sich aufgliedern nach: (1) Dasein-Erleben, (1) Luhmanns Überlegungen gehen davon aus, daß die allererste Voraussetzung der Handlungsmöglichkeit »Dasein«, d. h. Umwelterleben, ist. [...] Umweltdruck löst zuerst Erlebnisse aus, die dann im Anschluß an vergangene Erfahrungen handlungsrelevant verarbeitet werden müssen. 2) Die Verarbeitung von Erlebnissen heißt, aus der Fülle der wirklich gegebenen Handlungsalternativen die möglichen auszuwählen: Sinn wird hier — nicht wie bei Parsons als Eigenschaft von Handlungen, sondern – als »Selek- [Seite 328] tion aus einem Universum anderer Möglichkeiten«, als eine bestimmte Selektionsweise verstanden, die, an der Erfahrung der Wirklichkeit orientiert, Möglichkeiten »abtastet«. Die Möglichkeiten bieten ebenfalls eine derartige Fülle von Entscheidungsalternativen für Handlungen an, daß auch sie selektiv reduziert werden müssen. [...] Die Besonderheit dieser Selektionsleistungen besteht nun darin, daß sie sich auf zwei Ebenen: auf der des selektiv Realisierbaren und der der weiteren Möglichkeiten, abspielen. [...] (3) Kontingenz als die Möglichkeit eines Geschehens oder Nichtgeschehens wird von Luhmann nach dem alten modaltheoretischen Begriff als negierte Notwendigkeit gebraucht1: [...] 1 [...] |
Fortsetzung von Fragment 035 01. Die Verf.in verweist zweimal lediglich zum Vergleich auf die Quelle. Tatsächlich übernimmt sie jedoch ihre gesamten Ausführungen zum Teil wörtlich aus dieser. Dennoch hier konservativ unter "keine Wertung" kategorisiert; für den folgenden Inhalt auf dieser Seite siehe (das als Bauernopfer eingestufte) Fragment 036 17. |
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[12.] Mhg/Fragment 036 17 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2017-03-14 23:54:39 Schumann | BauernOpfer, Fragment, Gesichtet, Kiss 1975, Mhg, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 36, Zeilen: 17-40 |
Quelle: Kiss 1975 Seite(n): 328, 329, 330, Zeilen: 328: 30 ff.; 329: 38 ff.; 330: 5 ff. |
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Die hypothetische Annahme muss sich an Erfahrungstatsachen verifizieren. Das heißt, wenn Ego sein Verhalten an der Erwartung von Alter (hypothetisch) orientiert, so muss nicht notwendigerweise eine Übereinstimmung zwischen Egos und Alters Erwartungen vorhanden sein. Handlungsprozesse sind nur als wechselseitiges selektives Erleben und Handeln vorstellbar, denn jeder selektiert auf seine Weise. Die dadurch entstehenden Wechselwirkungen beziehen sich zum einen darauf, dass das Verhalten des einen zur Ursache des Verhaltens des anderen wird und dass zum anderen selektive Erwartungen auf selektierte Erwartungen treffen. Es handelt sich dabei um eine doppelte Kontingenz. Jeder Handelnde ist gleichzeitig eine mit anderen Personen handelnde (ausgerichtet auf die Erwartung des Anderen) und Objekt seiner Orientierungen (ausgerichtet auf die eigenen Erwartungen). Beide Seiten werden als gleichzeitige selektive Prozesse betrachtet und mehr oder weniger kontrolliert. Das Grundproblem der Systembildung besteht nun darin, wie die zweifach gekoppelte Selektivität zu koordinieren und stabilisieren ist (vgl. Luhmann 1974: 92ff).
Die umweltbedingte Reduktion von Systemen unterteilt sich in die Differenz von Umwelt und System, die Abgrenzung zur Umwelt und in die Generalisierung von Verhaltenserwartungen. Luhmann schreibt der Umwelt stets einen höheren Komplexitätsgrad zu als jedem anderen System. Nach dieser Grundannahme können Systeme nur in ihrer Relation zur Umwelt identifiziert, begriffen und gesteuert werden. Ihre Bestandserhaltung hängt von der Art und Weise ab, wie die Organisationen die Komplexität der Umwelt absorbieren. Demnach müssen Systeme Anpassungen [an die Erfordernisse der Umwelt leisten, um die Systemzwecke an die Veränderungen der Umwelt anzupassen und zu versuchen, die Bezugspunkte für die Orientierung der internen Zweckmotivation durch funktionale Äquivalente auszugleichen (vgl. Stichweh 1999: 209f).] |
Die hypothetische Annahme muß sich an Erfahrungstatsachen verifizieren. Wenn folglich Ego sein Verhalten an der Erwartung von Alter (– hypothetisch –) ausrichtet, so muß es nicht (notwendigerweise) zur Übereinkunft kommen, d. h. zur Übereinstimmung der Erwartungen (Egos) von Erwartungen (Alters). Handlungsprozesse sind nur als wechselseitig selektives Erleben und Handeln vorstellbar: Jeder selektiert auf seine Weise. Dadurch entstehen Wechselwirkungen nicht nur in dem Sinne, daß das Verhalten des einen zur Ursache für das Verhalten eines anderen wird (und umgekehrt), sondern daß auch selektive Erwartungen auf selektierte Erwartungen stoßen müssen. Es handelt sich hierbei um eine doppelte Kontingenz, bei deren Struktur nicht die Faktizität, sondern die Selektivität des Faktischen zum Tragen kommt: [...]
[Seite 329] Jeder Handelnde ist gleichzeitig beides; mit anderen handelnde Person (= ausgerichtet auf die Erwartungen »Alters«) und Objekt seiner Orientierung (= ausgerichtet auf eigene Erwartungen). Auf beiden Seiten werden also (gleichzeitig) selektive Prozesse ins Auge gefaßt und »recht oder schlecht kontrolliert«. Das Grundproblem der Systembildung besteht nun darin, in welchem Sinne eine solche »zweifach gekoppelte Selektivität« zu koordinieren und zu stabilisieren ist. [Seite 330] ad b) Umweltbedingte Reorganisierung von Systemen kann gesehen werden (1) in der Differenz von Umwelt und System (2) in der Abgrenzung zur Umwelt und (3) in der Generalisierung von Verhaltenserwartungen. (1) [...] Luhmann vertritt die letztere Position, indem er der Umwelt stets einen wesentlich höheren Komplexitätsgrad als jedem anderen System zuschreibt. Diese Grundannahme [...] zieht Konsequenzen nach sich: Systeme können nur »in Relation zu ihrer Umwelt identifiziert, begriffen und gesteuert werden«, wobei ihre »Bestandserhaltung« von der Art und Weise der »Absorption von Umweltkomplexität« (durch Organisationen) abhängt. Systeme müssen folglich auf jene Weise Anpassungsleistungen an die Umwelterfordernisse erbringen, daß sie die Systemzwecke den Umweltänderungen anpassen und die Orientierungsbezugspunkte interner Zweckmotivationen durch funktionale Äquivalente – d. h. mindestens gleichwertige Ersatzleistungen für aufgegebene Zwecke (vgl. Zweckbegriff, S. 162 ff.) – auszugleichen versuchen. |
Die Quelle ist unmittelbar zuvor genannt (für einen Satz zu Luhmanns Kontingenzverständnis) - dass auch der darauf folgende Text ebenfalls daraus entnommen wurde, bleibt Rezipienten jedoch mangels Kennzeichnung verborgen. |
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[13.] Mhg/Fragment 037 05 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2016-12-18 17:42:10 Schumann | Fragment, Gesichtet, Kiss 1975, Mhg, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 37, Zeilen: 5-32 |
Quelle: Kiss 1975 Seite(n): 331, 332, 333, Zeilen: 331: letzte sechs Zeilen; 332: 1 ff.; 333: 1 ff. |
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Die Abgrenzung zur Umwelt erfolgt nach Sinngrenzen, d.h. dass beim Zusammentreffen mehrerer Partner zwangsläufig Systeme gebildet werden müssen, die aufgrund spezifischer Selektionskriterien eine Abgrenzungsform von ihrer Umwelt vornehmen müssen (vgl. Stichweh 1999: 210). Bereits durch die Aufnahme von Kontakten wurden Beziehungszusammenhänge gestiftet, die eine wechselseitige Bestimmung des Möglichen (ihrer Handlungen) voraussetzten (=abgestimmte Selektivität und Reduktionsweisen). Die durch diese Selektionsleistungen entstandenen Sinngrenzen sind das Ergebnis einer Abgrenzung von der Umwelt. Die Entstehung von Sozialsystemen impliziert nicht notwendigerweise deren Erhaltung. Dazu sind Organisationsleistungen erforderlich, welche die systeminterne Orientierung auf die Umwelt bei gleichzeitiger Verarbeitung der Umwelteinflüsse (Reduktionsleistung) mit den systemexternen Bezugspunkten der Orientierung (Umwelt-Erwartungen) und deren angemessene Einarbeitung in das System (Anpassungsleistungen) verbinden (vgl. Luhmann 1974 :26f).
Die Stabilisierung der normativen und kognitiven Erwartungen ist die wichtigste Funktion der organisatorisch garantierten Einhaltung von gegenseitig erwartbaren Verhaltensweisen. Luhmann betont, dass die Chancen zur Gene- ralisierbarkeit von Verhaltenserwartungen umso mehr gegeben sind, je intensiver die Wechselwirkungsprozesse zwischen System und Umwelt werden. So ist der Informationsaustausch nicht nur die Voraussetzung für eine sinnhafte Selektionsleistung, sondern ermöglicht auch die Abstimmung gegenseitiger Erwartungen in einem weiteren sozialen Raum. Dadurch wird die Systemrationalität komplexer und die Beziehungen zur Umwelt enger, was wiederum zu effizienteren Selektions- und Organisationsleistungen führt (vgl. Luhmann 1974: 20). Luhmann hat um die „Einheit in der Mannigfaltigkeit“ sinnvoll zu erfassen, eine nach Systemebenen differenzierte auf gesellschaftliche Entwicklungsformationen bezogene Analyse sozialer Systemtypen vorgenommen. |
Den Grundgedanken der Abgrenzungs- oder: Limitationsproblematik könnte man folglich dahingehend zusammenfassen (vgl. oben: a [3: Kontingenzen]), daß beim Zusammentreffen mehrerer Partner zwangsläufig Systeme gebildet Werden, die aufgrund ganz spezifischer Selektionskriterien eine Abgrenzungs-Strategie von ihrer Umwelt vornehmen müssen: Schon die Aufnahme von Kontakt »stiftet« Beziehungszusammenhänge, die als Selektionsleistungen in
[Seite 332] dem Sinne zu verstehen sind, daß sie eine »Interdependenz ihrer Möglichkeitsräume« die »wechselseitige Bestimmung des Möglichen« (ihrer Handlungen) voraussetzt (= »abgestimmte Selektivität« und »Reduktionsweisen«). Die auf der Grundlage dieser Selektionsleistungen entstandenen Sinngrenzen - die sich in der »Sozialsystemgeschichte« instituieren - können nur durch Abgrenzbarkeit von der Umwelt entstehen. Aus der Entstehung von Sozialsystemen folgt nicht notwendigerweise auch deren Erhaltung: Die Aufrechterhaltung der doppelkontingenten Selektivitätsleistungen in der Relation: System/Umwelt (- nach dem Ego-Alter-Schema -) setzt Organisationsleistungen voraus, die a) systeminterne Orientierungen auf die Umwelt bei gleichzeitiger sinnhaft bestimmter Verarbeitung von Umwelteinflüssen (Reduktionspotential) mit b) systemexternen Bezugspunkten der Orientierung (Umwelt-Erwartungen) und deren adäquate Einarbeitung in das System (Anpassungsleistungen) zu verbinden verstehen. [...] [...] Die wichtigste Funktion organisatorisch garantierter Einhaltungen von bestimmten gegenseitig erwartbaren Verhaltensweisen besteht in der normativen und kognitiven Stabilisierung von Erwartungen: [...] [...] Luhmann will damit betonen, daß die Chancen zur Generalisierbarkeit von Verhaltenserwartungen - die an sich z. B. in Form von Rechtsetzung schon ein Merkmal der »Evolutionsträchtigkeit« beweist - um so mehr gegeben sind, je »intensiver« die Wechselwirkungsprozesse zwischen System und Umwelt werden: Informationsaustausch ist die Voraussetzung nicht nur für sinnhafte Selektionsleistungen, sondern auch für Möglichkeiten der Abstimmung gegen" seitiger Erwartungen in einem - über die engeren Systemgrenzen hinaus- [Seite 333] gehenden - weiteren »sozialen Raum«. Dadurch wird zwar die Systemrealität komplexer (und konfliktträchtiger), aber auch die Beziehungen zur Umwelt enger, die wiederum effizientere Selektions- und Organisationsleistungen - sowohl nach »innen« als auch im Gesellschaftssystem - ermöglichen können. [...] [...] Um einerseits gegen den marxistischen Einfluß einer theoretischen Total-Vergesellschaftung alles Sozialen in der Soziologie anzutreten, andererseits jedoch die »Einheit in der Mannigfaltigkeit« (Luhmann) sinnvoll erfassen zu können, empfiehlt sich zuerst eine systemdifferentielle (A) - nach Systemebenen differenzierte - und dann eine evolutionäre (B) - auf gesellschaftliche Entwicklungsformationen bezogene - Analyse von sozialen Systemtypen vorzunehmen2. 2 [...] |
Kein Hinweis auf die eigentliche Quelle (zuletzt in der Mitte der Vorseite und als nächstes Mitte der Folgeseite genannt). |
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[14.] Mhg/Fragment 039 15 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2017-02-03 17:18:59 Schumann | Fragment, Gesichtet, Kiss 1975, Mhg, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 39, Zeilen: 15-19 |
Quelle: Kiss 1975 Seite(n): 338, Zeilen: 32 ff. |
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Die Funktion der Gesellschaft als System besteht in der Konstitution von Sinn, indem „jeder Sinngehalt auf mögliche Auffassungen und Anschlussselektionen fremden Erlebens und Handelns verweist“ und damit eine geordnete Umwelt aller übrigen Sozialsysteme gewährleistet, d.h. auch für die Interaktions- und Organisationssysteme. | — Gesellschaft als System hat ihre Funktion in der Konstitution von Sinn, »nämlich dadurch, daß jeder Sinngehalt auf mögliche Auffassungen und Anschlußselektionen fremden Erlebens und Handelns verweist« und garantiert dadurch eine geordnete Umwelt aller übrigen Sozialsysteme - also auch für Interaktions- und Organisationssysteme —; |
Unmittelbar davor wird "(vgl. Luhmann 1975:13)" referenziert, woraus auch das in diesem Fragment enthaltene Zitat stammen dürfte (nicht überprüft). Die Synopse zeigt jedoch - auch in Verbindung mit dem umgebenden Text - , welcher ungenannt bleibenden eigentlichen Quelle die Luhmann-Rezeption hier entnommen wurde. |
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