Angaben zur Quelle [Bearbeiten]
Autor | Detlef Oesterreich |
Titel | Autoritäre Persönlichkeit und Gesellschaftsordnung. Der Stellenwert psychischer Faktoren für politische Einstellungen - eine empirische Untersuchung von Jugendlichen in Ost und West |
Ort | Weinheim / München |
Verlag | Juventa Verlag |
Jahr | 1993 |
Literaturverz. |
ja |
Fußnoten | ja |
Fragmente | 1 |
[1.] Mhe/Fragment 039 24 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2016-07-28 21:37:53 Schumann | BauernOpfer, Fragment, Gesichtet, Mhe, Oesterreich 1993, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 39, Zeilen: 24-34 |
Quelle: Oesterreich 1993 Seite(n): 19, 23 (24, 25, 22), Zeilen: 19: 4 ff., 17 ff.; 23: 10 ff.; (24: letzte Z.; 25: 1; 21: 22 ff.; 22: 1 ff.) |
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An einem anderen Punkt kommen die Kritiker zu dem Schluß, daß es im Rahmen eines Strukturansatzes strenggenommen kein "autoritäres" Verhalten - wie beispielsweise intelligentes, rigides, aggressives, konformes oder ängstliches Verhalten gibt -. Eher werden durch das Autoritarismuskonzept verschiedene Verhaltensweisen, nämlich aggressives, unterwürfiges, konformes, rigides u.a. Verhalten, als Ausdruck einer ihnen zugrundeliegenden Persönlichkeitsstruktur verstanden. Solche Verhaltensweisen können jede für sich genommen auch andere Ursachen haben, und müssen nicht auf autoritäre Persönlichkeitsmerkmale zurückgeführt werden.
Faßt man die Kritik zusammen, so bleibt festzuhalten, daß der Zusammenhang zwischen autoritärer Persönlichkeit und "autoritärem" Verhalten nicht eindeutig ist, denn autoritäre Persönlichkeiten verhalten sich nicht immer autoritär, ebenso ist autoritäres Verhalten [nicht immer Ausdruck einer autoritären Persönlichkeitsstruktur. Ein dritter Hinweis ist hier mit einzufügen, denn autoritäres Verhalten kann auch situationspezifisch erzeugt werden, wie die Erfahrungen von Bettelheims KZ-Erfahrungen zeigen4( vgl. Osterreich 1993).] [4 Bettelheim (1960) zieht aus seinen KZ-Erfahrungen den Schluß, daß mit Hilfe klassischer Persönlichkeitstheorien das Verhalten einzelner Menschen in Krisensituationen nicht vorhersagbar ist. „Er schildert, daß sich die meisten Lagerinsassen nicht nur ihren Wärtern vollständig unterwarfen, sondern auch ihre Ideologie von der Minderwertigkeit der jüdischen Rasse übernahmen“ (Oesterreich 1993, S.21/22). Er betont, daß dies keine vordergründige Anpassung gewesen sei. Vielmehr entsprach dieses Verhalten bei den meisten Häftlingen einer durch die Verhältnisse erzwungenen inneren Überzeugung. (vgl. Oesterreich, 1993)] |
[Seite 19]
Im Rahmen des Strukturansatzes gibt es strenggenommen kein „autoritäres“ Verhalten, so wie es intelligentes, rigides, aggressives, konformes oder ängstliches Verhalten gibt24. Vielmehr werden durch das Autoritarismuskonzept eine Reihe divergierender Verhaltensweisen, eben aggressives, unterwürfiges, konformes, rigides und vorurteilsvolles Verhalten, als Ausdruck einer ihnen zugrundeliegenden Persönlichkeitsstruktur verstanden. [...] Verhaltensweisen wie Aggression, Gehorsam, Unterdrückung und Konformität können jede für sich genommen auch andere Gründe haben, sie müssen nicht auf autoritäre Persönlichkeitsmerkmale zurückgeführt werden. [Seite 23] Festzuhalten bleibt, daß der Zusammenhang zwischen autoritärer Persönlichkeit und „autoritärem“ Verhalten in mehrerer Hinsicht wenig eindeutig ist. autoritäre Persönlichkeiten verhalten sich nicht immer autoritär, „autoritäres“ Verhalten ist nicht immer Ausdruck einer autoritären Persönlichkeitsstruktur, und schließlich kann „autoritäres“ Verhalten auch situationsspezifisch erzeugt werden. [...] [Seite 24] Bei entsprechend großem situationellem Druck, der starke Angst und Verunsicherung erzeugt, orientieren sich grundsätzlich alle Menschen an Machthabern, sei es, daß sie sich ihnen unterwerfen und sogar ihre Ideologien [Seite 25] internalisieren, wie Bettelheims KZ-Erfahrungen zeigen, [...] [Seite 21] Bettelheim hat aus seinen KZ-Erfahrungen die Erkenntnis gewonnen, daß mit Hilfe klassischer Persönlichkeitstheorien, die das Fundament der Charakterstruktur im Sozialisationsprozeß ansiedeln, das Verhalten einzelner in Krisensituationen nicht vorausgesagt werden kann24. Er schildert, daß die [Seite 22] meisten der Lagerinsassen sich nicht nur ihren Wärtern vollständig unterwarfen, sondern sogar deren Ideologie von der Minderwertigkeit der jüdischen Rasse übernahmen. Sie teilten die Verachtung der Wärter den Lagerinsassen gegenüber25. Bettelheim betont, dies sei keineswegs bloßes compliance-Verhalten im Sinne einer vordergründigen Anpassung gewesen, sondern hätte bei den meisten Häftlingen einer durch die Verhältnisse erzwungenen inneren Überzeugung entsprochen. 19 [...] 24 Bettelheim, 1960, S. 18. [...] 25 Bettelheim, 1960, S. 169 f. |
(Der Text findet sich fast identisch auch in Oesterreich 1996 (dort S. 94), doch ist die Übereinstimmung mit Oesterreich 1993 etwas größer.) Die Quelle ist unspezifisch kurz vor Ende des Absatzes auf der Folgeseite genannt, steht dort aber nach dem Fn.-zeichen und vor dem Punkt des letzten Satzes, der sich mit Bettelheim beschäftigt, und signalisiert somit, sich nur auf diesen einen Satz zu beziehen. Diesem letzten Satz – der inkl. Fn. 4 selbst nicht Teil des Fragments ist – wird auch sprachlich ein gewisser Separat- bzw. Ergänzungscharakter verliehen ("Ein dritter Hinweis ist hier mit einzufügen"). Jedoch wurde bereits über eine längere Strecke zuvor (meist nur geringfügig umformuliert bzw. teils mit Wortgruppen von oft 7-9 Wörtern) aus der gleichen Quelle übernommen. Die Position der Quellenangabe sowie die übernommenen wörtlichen Passagen lassen insofern eine Bauernopfer-Zuordnung begründet erscheinen. |
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