Angaben zur Quelle [Bearbeiten]
| Autor | Theo Herrmann / Karin Schweizer |
| Titel | Sprechen über Raum. Sprachliches Lokalisieren und seine kognitiven Grundlagen |
| Ort | Bern ; Göttingen ; Toronto ; Seattle |
| Verlag | Huber |
| Jahr | 1998 |
Literaturverz. |
ja |
| Fußnoten | ja |
| Fragmente | 27 |
| [1.] Dt/Fragment 002 28 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-06 10:59:04 Schumann | Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 2, Zeilen: 28-36 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 24, 25, Zeilen: 24: 9 ff.; 25: 1 ff. |
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| Die vorgeführten Beispiele aus dem Textkorpus exemplifizieren, dass bei einem konstant bleibenden raumbezogenen Input sehr häufig die Raumkonstellation unterschiedlich kogniziert und mental repräsentiert werden und im Weiteren damit verschieden operiert werden kann. Diese Feststellung führt zu der Frage, wovon es denn abhängt, wie Menschen konstante Raumkonstellationen jeweils kognizieren bzw. unter welchen Bedingungen der Mensch auf welche Weise kogniziert und handelt. Gesucht werden also die Bedingungen,unter denen bestimmte Raumkognitionen und bestimmte raumbezogene Äußerungen auftreten und andere nicht. | [Seite 24:]
[...]: Wenn der Input unserer Raumwahrnehmung als konstant zu betrachten ist, entsprechen diesem konstanten Input sehr häufig höchst verschiedene Kognitionen. Als konstant bestimmbare Raumkonstellationen werden sehr unterschiedlich kogniziert, sehr unterschiedlich mental repräsentiert, und das menschliche System kann höchst unterschiedlich operieren, wenn es mit äquivalenten räumlichen Umgebungsinformationen konfrontiert ist. [...] Die bisher getroffenen Feststellungen führen ersichtlich sogleich zu der Frage, wovon es denn abhängt, wie Menschen konstante Raumkonstellationen jeweils kognizieren. Die Psychologen interessieren sich für diskrepante [Seite 25:] Erfahrungen der „einen“ Realität, eben weil sie erkennen möchten, unter welchen Bedingungen welche Erfahrungen gemacht werden, unter welchen Bedingungen der Mensch also auf welche Weise kogniziert und handelt. Und dies trifft auch ohne Abstriche für die Psychologie der Raumkognition und auch des Sprechens über Raum zu: Gesucht sind also die Bedingungen, unter denen bestimmte Raumkognitionen und bestimmte raumbezogene Äußerungen auftreten und andere nicht. |
Kein Hinweis auf eine Übernahme. |
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| [2.] Dt/Fragment 005 34 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-06 11:00:36 Schumann | Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 5, Zeilen: 34-39 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 25, Zeilen: 10 ff. |
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| Was das sprachliche Lokalisieren, also das Hauptthema dieser Arbeit, betrifft, so sind Fragen nach den Bedingungen von variablen (bzw. allen denkbaren) raumbezogenen Äußerungen und deren zugrunde liegenden mentalen Repräsentationen und kognitiven Prozessen, die beim Verbalisieren auch unterschiedlichen kognitiven und sprachlichen Aufwand erfordern, von besonderem Interesse. | Was das Sprechen über Raum - also das Hauptthema dieses Buches - betrifft, so haben Fragen nach den Bedingungen von variablen raumbezogenen Äußerungen und den diesen zugrunde liegenden (hypothetischen) mentalen Repräsentationen und kognitiven Prozessen unser besonderes Interesse (vgl. insbes. die Kapitel 3 und 5). |
Parallelen zeigen sich beim Textvergleich auch im Programmatischen - mit diesem Satz endet das einführende Kap. 1. |
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| [3.] Dt/Fragment 007 02 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-06 11:01:59 Schumann | BauernOpfer, Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 7, Zeilen: 2-7 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 34, Zeilen: 1 ff. |
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| [2 Raum]
Die begriffliche Einführung der Eigenschaften des Raums, der Raumkonzepte, der blickpunktfreien und blickpunktbezogenen Raumkognition bzw. der Origo, der Objektkonzepte und anderer hier skizzierter theoretischer Begriffe und Annahmen dienen der theoretischen Präzisierung bei der Beschreibung und Erklärung sowohl vieler Phänomene der Raumkognition als auch bei der Beschreibung und Erklärung des sprachlichen Lokalisierens im Textkorpus. |
Die theoretische Einführung eines retinomorphen Systems, seiner Origo und der gerichteten Instanzen, die die Origo besetzen, und andere hier skizzierte theoretische Begriffe und Annahmen dienen der theoretischen Präzisierung dessen, was schon weiter oben als Blickpunktbezogenheit der Raumwahrnehmung und der Raumvorstellung bezeichnet wurde. Es dürfte sich bereits gezeigt haben, daß der mit einer gerichteten Instanz belegten Origo des retinomorphen Bezugssystems nicht nur eine zentrale Rolle bei der Beschreibung und Erklärung vieler Phänomene der Raumkognition, sondern auch bei der Beschreibung und Erklärung des Sprechens über Raum zugeschrieben werden kann. |
Die Quelle wird im folgenden Unterkapitel 2.1 weiter unten auf der Seite für wörtliche und sinngemäße Zitate genannt - dass auch die einleitende Passage von Kap. 2 bereits daraus übernommen wurde, bleibt Rezipienten mangels Kennzeichnung verborgen. |
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| [4.] Dt/Fragment 008 01 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-06 11:05:10 Schumann | Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 8, Zeilen: 1-15, 25-35, 101-102 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 13, 14, 16, 17, Zeilen: 13: letzte Zeile; 14: 1 ff., 35 f.; 16: letzter Absatz; 17: 2 ff., 36 ff. |
|---|---|
In diese komplexe kognitive Tätigkeit sind raumspezifische Erkennungs- und Denkleistungen, also Raumkognitionen, fest eingebunden. Das Ergebnis des kognitiven Planungsprozesses wird dann im Sprechersystem weitergeleitet und aus dem Resultat der Kognitionen wird (2) eine beispielsweise deutschsprachige Äußerung erzeugt (ebd.). Die Kognition der räumlichen Verhältnisse geht dem sprachlichen Formulierungsvorgang zeitlich und sachlogisch voraus – ohne dass der Sprecher weiß, dass die Zange hinter dem Auto ist, kann er die obengenannte Antwort nicht formulieren. [2.1.1 Raumerfahrung - Erfahrung im und mit dem Raum] [...] Das Überleben und die Erhaltung der menschlichen Art sind eng mit Handlungen und Fähigkeiten verbunden, wie sich in der Umgebung zurechtzufinden und über Objektkonstellationen erfolgreich kommunizieren zu können – das betrifft das Finden von Wasser und Nahrung, die Erkundung der Lage des Feindes, das Finden und Erreichen eines Ziels. Der Mensch konzeptualisiert seine Umgebung weitgehend nach raumbezogenen Kategorien von der Art der Berührungen, Nachbarschaften, Entfernungen, Umgebungen und dergleichen (vgl. Vater 1996). Er lernt seine gegenständliche Umgebung visuell per Selbstbewegung (Gehen, Stehen) und im Umgang mit ihr (Suchen, Finden, Greifen, Rücken) kennen (Gregory 1966). Der Wahrnehmungsraum konstituiert sich im Wechselspiel des Betrachtens und Handelns (Neisser 1979). 1 Hier und im Folgenden werden Begriffe bzw. Konzepte in Großbuchstaben, Wörter in Anführungszeichen geschrieben. Herrmann, Theo; Grabowski, Joachim (1994): Sprechen – Psychologie der Sprachproduktion. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag. Levelt, Willem J.M. (1989): Speaking: From Intention to Articulation. Cambridge, London: A Bradford Book: MIT Press. Vater, Heinz (1996): Einführung in die Sprachwissenschaft. München: Fink. |
[Seite 13:]
[...] er muß die Bedeutung [Seite 14:] des räumlichen Beziehungskonzepts HINTER kennen und diese Relation identifizieren; er muß gegebenenfalls erkennen, daß das Auto ein Vorn und ein Hinten hat und daß sich die Zange bei der Rückseite des Autos befindet: er muß abschätzen, ob die sprachliche Übermittlung der Sachlage, daß die Zange hinter dem Auto liegt, für den Hörer hinreichend klar und eindeutig ist, usf. In dieses komplexe kognitive Geschehen sind raumspezifische Erkennungs- und Denkleistungen (Raumkognitionen) fest eingebunden. Das Ergebnis des komplexen kognitiven Planungsprozesses wird dann (2) im Sprechersystem an die Instanzen weitergegeben, die aus dem Resultat der Kognitionen - dem sogenannten Protoinput - beispielsweise eine deutsch- oder eine englischsprachige Äußerung erzeugen (Herrmann & Grabowski, 1994, S. 361 ff.). Der soeben skizzierte Vorgang der Sprachproduktion trifft erfahrungsgemäß auf den folgenden Vorbehalt: Wir haben die Sachlage so geschildert, daß die Kognition der räumlichen Verhältnisse dem sprachlichen Formulierungsvorgang zeitlich und wohl auch „sachlogisch“ vorausgeht: Ohne daß der Sprecher weiß, daß die Zange hinter dem Auto ist, kann er nicht (deutsch) formulieren: „Die Zange ist hinter dem Auto.“ [...] [...] (Hier und im folgenden schreiben wir Wörter in Anführungszeichen, Begriffe bzw. Konzepte in Großbuchstaben.) [Seite 16:] Der Erfolg menschlicher Handlungen und damit das Überleben der menschlichen Individuen und so auch die Erhaltung der menschlichen Art sind eng an die elementare Fähigkeit geknüpft, sich in der räumlichen Umgebung zurechtzufinden und über Raumsituationen erfolgreich kommunizieren zu können: Wie komme ich zum Wasser? Wo steckt der Feind? Wie finde ich heim? Wie kann ich den Weg abkürzen? [...] Der Mensch konzeptualisiert seine Umgebung weitgehend nach raumbezogenen Kategorien von der Art der Berührungen, Nachbarschaften, Entfernungen, Umgehungen und dergleichen (vgl. dazu auch Vater, 1996). [Seite 17:] Die ausgereifte und erfolgreiche visuelle Wahrnehmung (auch) des Menschen ist darauf angewiesen, daß er seine gegenständliche Umgebung per Selbstbewegung, also im Umgang mit ihr kennenlernt. [...] [...] So konstituiert sich der Wahrnehmungsraum im Wechselspiel des Betrachtens und Handelns (vgl. auch Neisser, 1979). Herrmann, Th. & Grabowski, J. (1994). Sprechen - Psychologie der Sprachproduktion. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag. Neisser, U. (1979). Kognition und Wirklichkeit. Stuttgart: Klett-Cotta. Vater, H. (1996). Textuelle Funktionen von Tempora. In G. Harras & M. Bierwisch (Hrsg.), Wenn die Semantik arbeitet (Klaus Baumgärtner zum 65. Geburtstag) (S. 237-255). Tübingen: Niemeyer. |
Kein Hinweis auf die eigentliche Quelle. Zu den im Haupttext ausschließlich hier genannten Kurzreferenzen "Gregory 1966" und "Neisser 1979" finden sich im Literaturverzeichnis keine Einträge. |
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| [5.] Dt/Fragment 009 02 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-06 16:27:02 Schumann | Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 9, Zeilen: 2-6 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 19, Zeilen: 10 ff. |
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| Unsere personale Identität definieren wir durch die Grundkategorien „Ich, Hier und Jetzt“ (Stern 1930, Neisser 1987) - diese drei fundamentalen Orientierungspunkte tragen wir lebenslang mit uns herum und sie sind von entscheidender Bedeutung für die menschliche Erlebnis-, Erkenntnis- und Verhaltensorganisation.
Stern, William (1930): Studien zur Personwissenschaft. Erster Teil: Personalistik als Wissenschaft. Leipzig: Barth. |
Unsere personale Identität finden wir wesentlich dadurch, daß wir uns durch die Grundkategorien des „Ich, Jetzt, Hier“ definieren (Stern, 1930; vgl. auch Neisser, 1987): Diese drei fundamentalen Orientierungspunkte tragen wir unlöslich mit uns herum; sie stellen den Ursprung unserer subjektiven Selbst- und Weltauffassung dar. Nicht nur die Unterscheidung unseres Ich von jeder anderen Entität und nicht nur die Unterscheidung des Jetzt von jedem anderen Zeitpunkt, sondern auch die Unterscheidung des Hier von allen anderen Raumpunkten ist für die menschliche Erlebnis- und Verhaltensorganisation von entscheidender Bedeutsamkeit.
Neisser, U. (1987). A sense of where youare: functions ofthe spatial module. In P. Ellen & C. Thinus-Blanc (Eds.), Cognitive processes and spatial orientation in animal and man (Vol. II) (pp. 293-310). Dordrecht: Martinus Nijhoff. Stern, W. (1930). Studien zur Personwissenschaft. Erster Teil: Personalistik als Wissenschaft. Leipzig: Barth. |
Kein Hinweis auf die eigentliche Quelle, aus der hier gerafft übernommen wurde. Für "Neisser 1987" findet sich kein Eintrag im Literaturverzeichnis. |
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| [6.] Dt/Fragment 011 01 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-06 16:28:58 Schumann | Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 11, Zeilen: 1-21, 24-29 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 17, 18, Zeilen: 17: letzter Absatz; 18: 1 ff. |
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| [Die Wahrnehmung unserer räumlichen Umgebung ist generell dreidimensional und diese Tatsache ist bei allen unseren raumbezogenen Handlungen be-]reits vorausgesetzt (vgl. Allesch 1931, Stern 1930, Franklin/Tversky 1990, Talmy 1983). Aus der zweidimensionalen Abbildung der Umgebung auf der Netzhaut beim visuellen Wahrnehmen die Dreidimensionalität des Raums zu (re)konstruieren, gehört zu den größten kognitiven Leistungen des Hirns (Bruce/Green 1985, Eimer 1993). Die drei Erstreckungen des vom Menschen kognizierten Raums sind die Vertikale, die Sagittale und die zweite Horizontale. Unser Gleichgewichts- oder Gravitationssinn, dessen anatomischer Ort sich im Vorhof und in den Bogengängen unseres Innenohrs befindet, liefert wesentliche Informationen für die Unterscheidung von oben und unten. Die Gravitationsinformation ist für die Kognition der räumlichen Vertikale sehr wichtig. Die Sagittale (lat. sagitta: der Pfeil) verfolgt die horizontale räumliche Erstreckung und wird auch als erste Horizontale bezeichnet. Die Anordnung unserer Sinnesorgane vorn, unsere Hauptbewegungsrichtung nach vorn und die Vorn-Hinten-Asymmetrie unseres Körpers ergeben das Muster für die Erstreckung des phänomenalen Raums nach vorn und hinten (Tversky 1991, Vater 1996). Bezogen auf unseren Körper können wir unsere räumliche Umgebung leicht in einen Vorbereich und einen Hinterbereich einteilen. Die zweite Horizontale (Transversale), diese Rechts-Links-Achse, ist nicht so wie die beiden anderen Dimensionen mit der asymmetrischen Beschaffenheit unseres Körpers verbunden. Die Folge davon ist unsere notorische Unsicherheit mit links und rechts kognitiv umzugehen (Levelt 1982b, Olson/Laxar 1973).
[...] Unser Gravitationssinn und unsere körperliche Vorn-Hinten-Asymmetrie bilden fundamentale anthropologische Grundlagen für die kognitive Strukturierung der räumlichen Umgebung (Franklin/Tversky 1990, Grabowski 1996). Das Hin- und Zurückfinden, das Heimfinden und das Abschätzen von Entfernungen müssen wir schon in der frühen Kindheit lernen, genauso aber auch uns in komplexen räumlichen Umgebungen zu orientieren (Olson 1975, Pia-[get/Inhelder 1975) - das gehört zu den erforderlichen Voraussetzungen für die Lebensbewältigung (Poucet 1993).] Grabowski, Joachim (1996): Determinanten der Interpretation dimensionaler Lokalisationsäußerungen: Experimente in fünf Sprachen. In: Sprache und Kognition 15;4: 234-250. Levelt, Willem J.M. (1982): Cognitive styles in the use of spatial direction terms. In: Jarvella, Robert J.; Klein, Wolfgang (Eds.): Speech, place and action: studies in deixis and related topics. Chichester: John Wiley, 251-266. Levelt, Willem J.M. (1982): Linearization in Describing Spatial Networks. In: Peters, Stanley; Saarinen, Esa (Hrsg.): Processes, Beliefs, and Questions. Essays on Formal Semantics of Natural Language and Natural Language Processing. Dordrecht: Reidel, 199-220. Piaget, Jean; Inhelder, Bärbel (1975): Die Entwicklung des räumlichen Denkens beim Kinde. Gesammelte Werke Bd. 6 (Studienausgabe). Stuttgart: Klett Verlag. Poucet, Bruno (1993): Spatial cognitive maps in animals: new hypotheses on their structure and neural mechanisms. In: Psychological Review 100, 163-182. Stern, William (1930): Studien zur Personwissenschaft. Erster Teil: Personalistik als Wissenschaft. Leipzig: Barth. Talmy, Leonard (1983): How language structures space. In: Pick, H. & Acredo, L. (eds.) Spatial orientation: Theory, research, and application. New York: Plenum, 225-283. Vater, Heinz (1996): Einführung in die Sprachwissenschaft. München: Fink. |
[Seite 17:]
Wir nehmen unsere räumliche Umgebung generell dreidimensional wahr, und die Dreidimensionalität des Raums ist bei allen unseren raumbezogenen Handlungen bereits vorausgesetzt. (Vgl. dazu v. Allesch, 1931; Stern, 1930; sowie Franklin & Tversky, 1990; Talmy, 1983.) Es gehört zu den größten [Seite 18:] kognitiven Leistungen des Hirns, beim visuellen Wahrnehmen aus der zweidimensionalen Abbildung der Umgebung auf der Netzhaut die Dreidimensionalität des Raums zu (re-) konstruieren (vgl. auch Bruce & Green, 1985; Eimer, 1993). Wir nennen die drei Erstreckungen des vom Menschen kognizierten Raums die Vertikale, die Sagittale und die Zweite Horizontale: 1. Die Vertikale: Der Vorhof und die Bogengänge unseres Innenohrs sind der anatomische Ort des Gleichgewichts- oder Gravitationssinnes (z.B. Birbaumer & Schmidt, 1991, S. 405 ff.; Klinke, 1985), der mit dem Gesichtssinn eng gekoppelt ist. Er liefert wesentliche Informationen für die fundamentale Unterscheidung von oben und unten. [...] 2. Die Sagittale: Die Vorn-hinten-Asymmetrie unseres Körpers, die Anordnung unserer Sinnesorgane (vorn) und unsere gut definierte Hauptbewegungsrichtung (nach vorn) ergeben das Muster für die Erstreckung des phänomenalen Raumes nach vorn und hinten (vgl. Tversky, 1991; s. auch Vater, 1996). Wir können unsere räumliche Umgebung, auf unseren Leib bezogen, leicht in einen Vorbereich und einen Hinterbereich einteilen. Diese horizontale räumliche Erstreckung folgt der sagittalen Raumachse bzw. der Sagittalen (von [lat.] sagitta = der Pfeil), die man auch als Erste Horizontale bezeichnet. 3. Die Zweite Horizontale: Die Rechts-links-Achse, die man auch die Zweite Horizontale nennt, ist, wenn man von der Dominanz einer unserer Hände (der „Händigkeit“) und ähnlichen nicht sehr markanten Asymmetriephänomenen absieht, nicht so wie die beiden anderen Dimensionen in der asymmetrischen Beschaffenheit unseres Leibes verankert. Die Folge davon ist unsere notorische Unsicherheit, mit links und rechts kognitiv umzugehen (z.B. Levelt, 1982b; Olson & Laxar, 1973). Unser Gravitationssinn und unsere körperliche Vorn-hinten-Asymmetrie bilden fundamentale anthropologische Grundlagen für die kognitive Strukturierung unserer räumlichen Umgebung (Franklin & Tversky, 1990; Grabowski, 1996; Paillard, 1991; Stern, 1930). Wir können und müssen schon in der frühen Kindheit lernen, uns auch in komplexen räumlichen Umgebungen zu orientieren (Olson, 1975; Piaget & Inhelder, 1975; Pufall, 1975), denn das „Hinfinden“, das „Zurückfinden“, das „Heimfinden“, aber auch das Abschätzen von Entfernungen beim Springen u. dgl. gehören zu den unentbehrlichen Voraussetzungen für die Lebensbewältigung (Poucet, 1993). Allesch, J. v. (1931). Zur nichteuklidischen Struktur des phänomenalen Raumes. Jena: Fischer. Birbaumer, N. & Schmidt, R. F. (1991). Biologische Psychologie (2. Aufl.). Berlin: Springer. Bruce, V. & Green, P. R. (1985). Visual perception, physiology, psychology and ecology. London: Erlbaum. Eimer, M. (1993). Stereoskopische Tiefenwahrnehmung. In W. Prinz & B. Bridgeman (Hrsg.), Enzyklopädie der Psychologie(C, Serie II, Bd. 1) (S. 93-135). Göttingen: Hogrefe. Franklin, N. & Tversky, B. (1990). Searching imagined environments. Journal of Experimental Psychology: General, 1, 63-76. Grabowski, J. (1996). Die Raumauffassung des Menschen und ihr Ausdruck in der Sprache: Determinanten der Verwendung dimensionaler Präpositionen. Unveröffentl. Habilitationsschrift. Mannheim: Universität Mannheim. Klinke, R. (1985). Physiologie des Gleichgewichtssinnes, des Hörens und des Sprechens. In R. F. Schmidt & G. Thews (Hrsg.), Physiologie des Menschen (22. Aufl.) (S. 300-327). Berlin: Springer. Levelt, W. J. M. (1982b). Cognitive styles in the use of spatial direction terms. In R. J. Jarvella & W. Klein (Eds.), Speech, place, and action (pp. 251-266). New York: Wiley & Sons. Olson, D. R. (1975). On the relations between spatial and linguistic processes. In J. Eliot & N. J. Salkind (Eds.), Children's spatial development (S. 67-110). Springfield: Thomas. Olson, G.M. & Laxar, K. (1973). Asymmetries in processing the terms “right” and “left”. Journal of Experimental Psychology, 100, 284-290. Paillard, J. (1991). Motor and representational framing of space. In J. Paillard (Ed.), Brain and Space (pp. 163-182). Oxford: Oxford University Press. Piaget, J. & Inhelder, B. (1975). Die Entwicklung des räumlichen Denkens beim Kinde (Gesammelte Werke, Bd. 6). Stuttgart: Klett. Poucet, B. (1993). Spatial cognitive maps in animals: new hypotheses on their structure and neural mechanisms. Psychological Review, 100, 163-182. Pufall, P. B. (1975). Egocentrismin spatial thinking: it depends on your point of view. Developmental Psychology, 11, 297-303. Stern, W. (1930). Studien zur Personwissenschaft. Erster Teil: Personalistik als Wissenschaft. Leipzig: Barth. Talmy, L. (1983). How language structures space. In H. L. Pick & L. P. Acredolo (Eds.), Spatial orientation. Theory, research, and application (pp. 225-282). New York: Plenum Press. Tversky, B. (1991). Spatial mental models. The psychology of learning and motivation, 27, 109-145. Vater, H. (1996). Textuelle Funktionen von Tempora. In G. Harras & M. Bierwisch (Hrsg.), Wenn die Semantik arbeitet (Klaus Baumgärtner zum 65. Geburtstag) (S. 237-255). Tübingen: Niemeyer. |
Kein Hinweis auf die eigentliche Quelle - aus der auch 15 Referenzen mitübernommen werden. Für folgende Kurzreferenzen gibt es im Literaturverzeichnis keine Einträge:
Klassischer Kopierfehler: "Levelt 1982b" gibt es im Literaturverzeichnis von Dt nicht. In der kleinen Auslassung befindet sich Fragment 011 22. |
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| [7.] Dt/Fragment 013 36 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-09 06:49:55 SleepyHollow02 | BauernOpfer, Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 13, Zeilen: 36-38 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 19, Zeilen: letzte zwei Sätze |
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| [Raum bedeutet „die Zueinanderstruktur der Körperwelt“, in der wir uns bewegen (Herrmann/Schweizer 1998: 19).] Die moderne Physik (man denke an die Relativitätstheorie Einsteins) konstituiert den Raum vor allem über das Zueinander der Körper.
Herrmann, Theo; Schweizer, Karin (1998): Sprechen über Raum: sprachliches Lokalisieren und seine kognitiven Grundlagen. 1. Aufl., Bern u.a.: Huber. |
Die moderne Physik (man denke an Einsteins Relativitätstheorie) konstituiert den Raum im wesentlichen über das Zueinander der Körper; der Raum ist nicht mehr etwas Absolutes, in dem sich Körper befinden (Jammer, 1960; Ströker, 1977; Vater, 1996). Auch im Alltag dürfte der Raum nur selten als der große Behälter für die Dinge aufgefaßt werden, er bedeutet vielmehr wohl ganz überwiegend die „Zueinanderstruktur“ der Körperwelt, in der wir uns bewegen.
Jammer, M. (1960). Das Problem des Raumes. Die Entwicklung der Raumtheorien. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Ströker, E. (1977). Philosophische Untersuchungen zum Raum. Frankfurt/M.: Klostermann. Vater, H. (1996). Textuelle Funktionen von Tempora. In G. Harras & M. Bierwisch (Hrsg.), Wenn die Semantik arbeitet (Klaus Baumgärtner zum 65. Geburtstag) (S. 237-255). Tübingen: Niemeyer. |
Ein kleines Bauernopfer: Die Quelle wird für eine kurze - nicht ganz korrekt übertragene - wörtliche Übernahme genannt, doch stammt auch der Inhalt des nachfolgenden Satzes ebenfalls daraus. |
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| [8.] Dt/Fragment 014 09 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-08 12:34:58 Schumann | BauernOpfer, Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 14, Zeilen: 9-16, 19-33 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 22, 43, 44, 45, 46, Zeilen: 22: 21 ff.; 43: 2 ff.; 44: 26 ff.; 45: 1 ff., letzte Zeile; 46: 1, 10 ff. |
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| Bezüglich des Lokalisierens eines Objekts zu einem anderen stellt sich zunächst die Frage nach der Selektion der Objekte: Warum sagt man „Rostock liegt an der Ostsee“ und nicht „die Ostsee liegt an Rostock“. Das Objekt, um dessen räumliche Relation zu einem anderen Objekt es sich handelt, wird als das zu lokalisierende Objekt (LO) und das Objekt, auf das das LO räumlich bezogen werden soll, als Bezugsobjekt (BO) bezeichnet. Wovon hängt es ab, dass eines von mehreren Objekten zum LO wird und wovon, dass ein anderes zum BO wird? [...]
Es ist ersichtlich, dass der Rezipient das BO und dessen Ort schon kennen sollte, bevor das LO durch entsprechende sprachliche Mittel an das BO angebunden wird - wenn der Rezipient nicht weiß, wo die Ostsee liegt, ist es natürlich sinnlos zu sagen, dass Rostock an der Ostsee liegt. In der Regel muss das BO identifiziert worden sein, bevor man das LO dazu plaziert. Man kann die LO- und BO-Wahl damit begründen, dass der Sprachproduzent sich bemüht so zu formulieren, dass „die Inhalte des Partnerbewusstseins zielführend und informativ modifiziert werden“ (Herrmann/Schweizer 1998: 44), um dem Partner das Verständnis zu ermöglichen bzw. zu erleichtern und er während der Rezeption leicht eine interne Repräsentation aufbauen kann. Natürlich hängt die Wahl von LO und BO auch damit zusammen, wie der Produzent der Äußerung selbst die jeweilige Raumkonstellation kogniziert - wenn jemand eine Raumkonstellation betrachtet, sich daran erinnert oder sich eine solche ausdenkt, so muss er vor jeder Sprachproduktion das zu Verbalisierende intern repräsentieren (vgl. Baddeley 1990: 97ff). Baddeley, Alan D. (1990): Human memory. Theory and practice. Bostan u.a.: Allyn and Bacon. Herrmann, Theo; Schweizer, Karin (1998): Sprechen über Raum: sprachliches Lokalisieren und seine kognitiven Grundlagen. 1. Aufl., Bern u.a.: Huber. |
[Seite 43:]
Was das „Anbinden“ eines intendierten Objekts an ein anderes Objekt, das Relatum, betrifft, so stellt sich zunächst die Frage nach der Selektion von O1 und R: Wovon hängt es ab, daß eines von mehreren Objekten zum intendierten Objekt O1 wird, und wovon, daß ein anderes zum Relatum R wird”? Warum sagt der Sprecher in einem der obigen Beispiele: „Neckarhausen (= O1) zieht sich am Neckar (= R) entlang.“ und nicht: „Der Neckar (= O1) zieht sich an Neckarhausen (= R) entlang.“? [Seite 22:] Das Objekt, um dessen räumliche Relation zu einem anderen Objekt (oder zu mehreren anderen Objekten) es sich handelt (z.B. Zange), soll in diesem Buch als intendiertes Objekt Oi, das Objekt, auf das Oi räumlich bezogen werden soll (z.B. Auto), als Relatumobjekt (kurz: Relatum) R bezeichnet werden. [Seite 44:] Es ist einleuchtend, daß der Partner das Relatum und dessen Ort schon kennen sollte, bevor das intendierte Objekt durch entsprechende sprachliche Mittel an das Relatum angebunden wird. Wenn der Partner nicht weiß, welcher Schrank gemeint ist bzw. wo der Schrank steht, ist es offensichtlich sinnlos zu sagen: „Der Schlüssel liegt links vom Schrank.“ Insofern ist der hier interessierende Gesichtspunkt eng mit dem schon kurz erläuterten Linearisierungsproblem (s. oben Abschnitt 2.2) verknüpft: Vom Relatum ist oft - wenn auch nicht immer- früher die Rede als vom intendierten Objekt, denn im allgemeinen muß das Relatum identifiziert sein, bevor man das intendierte Objekt identifizieren kann. Welches von zwei Objekten zu Oi wird und welches zu R, kann auf zweierlei Weise begründet werden. Wir unterscheiden verständniserleichternde Oi-Wahlen und solche, die auf die sprecherseitige Situationsauffassung zurückzuführen sind: l. Man kann die Oi- und R-Wahl damit begründen, daß der Sprecher möglichst so formuliert, daß damit die Inhalte des Partnerbewußtseins zielführend und informativ modifiziert werden. Man [Seite 45:] kann auch sagen: Man wählt Oi und R, um dem Partner das Verständnis zu ermöglichen beziehungsweise zu erleichtern. [...] Und doch erscheint die Äußerung kohärent, der Hörer kann während der Re- [Seite 46:] zeption des Gesprochenen leicht eine interne Repräsentation aufbauen. [...] Auffassungsbedingte Oi-Wahlen: Die sprecherseitige Oi-Wahl und die korrespondierende R-Wahl hängen auch damit zusammen, wie der Sprecher selbst die jeweilige Raumkonstellation kogniziert. Wenn jemand eine Raumkonstellation betrachtet, wenn er sich an eine Raumkonstellation erinnert oder wenn er sich eine solche ausdenkt, so muß er, wie wir im vorstehenden Kapitel ausgeführt haben, vor jeder Sprachproduktion das zu Verbalisierende intern repräsentieren (vgl. auch Baddeley, 1990, S. 97 ff.). Baddeley, A. D. (1990). Human memory. Theory and practice. Boston: Allyn and Bacon. |
Die Quelle ist lediglich für ein kurzes wörtliches Zitat (Sequenz von 9 Wörtern) angegeben - dass auch der weitere Inhalt der beiden Absätze daraus übernommen wurde (nur die Beispiele werden ausgetauscht), bleibt Rezipienten mangels Kennzeichnung verborgen. |
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| [9.] Dt/Fragment 016 09 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-07-14 07:40:32 Klgn | Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 16, Zeilen: 9-11, 18-23 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 46, 47, Zeilen: 46: 18 ff., 38 ff.; 47: 16 ff. |
|---|---|
| Weiter werden Objekte, die von anderen Objekten eingeschlossen oder umgeben sind, unter sonst gleichen Bedingungen zum LO bevorzugt, z.B. die Blumen in der Vase.
[...] [...] Diese Sachlage gilt selbst dann, wenn sich das bewegliche bzw. bewegbare Objekt im Moment nicht bewegt oder bewegt wird. Außerdem ist wahrscheinlich der Gesichtspunkt der Kleinheit mit demjenigen der Beweglichkeit bzw. Bewegbarkeit vermischt – was klein und beweglich bzw. bewegbar ist, wird umso sicherer zum LO: das Fahrrad steht vor der Uni und nicht die Uni hinter dem Fahrrad. |
[Seite 46:]
Betrachten wir einige Gesichtspunkte: Objekte, die von anderen Objekten eingeschlossen oder umgeben sind, werden unter sonst gleichen Bedingungen bevorzugt zum intendierten Objekt; [...] [...] [...] Diese Sachlage dürfte selbst dann auftreten, wenn sich das bewegliche beziehungsweise bewegbare Objekt nicht aktuell bewegt oder bewegt wird. [Seite 47:] Wahrscheinlich ist der Gesichtspunkt der Kleinheit mit demjenigen der Beweglichkeit beziehungsweise Bewegbarkeit vermischt: Was klein und beweglich oder bewegbar ist, wird um so sicherer zum Objekt O1. Das zeigt sich in folgendem Beispiel: Man sagt: „Die Milchkanne steht vor dem Baum.“ Man sagt kaum: „Der Baum steht hinter der Milchkanne.“ |
Kein Hinweis auf eine Übernahme. Für den ersten Satz gibt es einen ähnlichen Übereinstimmungsgrad auch mit Weiß 2005, siehe Dublette/Fragment 016 09. |
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| [10.] Dt/Fragment 018 20 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-08 20:07:22 Schumann | BauernOpfer, Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 18, Zeilen: 20-25 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 56, Zeilen: vorletzter Absatz |
|---|---|
| Autos sind wie Stühle, Sessel, Eisenbahnzüge und dergleichen „Untersätze” für Menschen und gehören zur Klasse der Vehikelobjekte. Eine davon zu unterscheidende Gruppe von intrinsisch gerichteten Objekten sind die Gegenüberobjekte wie Schränke, Uhren usw. (vgl. die ausführliche Diskussion von Gerichtetheit und Präpositionenwahl bei Grabowski 1996).
Grabowski, Joachim (1996): Determinanten der Interpretation dimensionaler Lokalisationsäußerungen: Experimente in fünf Sprachen. In: Sprache und Kognition 15;4: 234-250. |
Autos sind, wie Stühle und dergleichen, „Untersätze“ für Menschen; sie gehören zur Klasse der Vehikelobjekte. [...] Eine davon zu unterscheidende große Gruppe von intrinsisch gerichteten Objekten sind die Gegenüberobjekte. Zu ihnen gehören Schränke, Uhren usf. (Vgl. zum folgenden auch die ausführliche Diskussion von Gerichtetheit und Präpositionenwahl bei Grabowski, 1996.)
Grabowski, J. (1996). Die Raumauffassung des Menschen und ihr Ausdruck in der Sprache: Determinanten der Verwendung dimensionaler Präpositionen. Unveröffentl. Habilitationsschrift. Mannheim: Universität Mannheim. |
Die Quelle ist zwar im vorangehenden Satz genannt - "(vgl. Herrmann/Schweizer 1998: 56)" -, doch setzt sich die Übernahme auch danach (großteils wörtlich) fort und erstreckt sich auch auf den Verweis auf Grabowski 1996; zu vergleichen gibt es hier insofern nichts. |
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| [11.] Dt/Fragment 019 01 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-08 20:08:36 Schumann | BauernOpfer, Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 19, Zeilen: 1-4, 5-36 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 56, 57, 58, 59, Zeilen: 56: letzter Absatz; 57: 1, 2 ff.; 58: 33, vorletzter und Anfang letzter Absatz, letzte drei Zeilen; 59: 3 ff. |
|---|---|
| Wie hier immer vorausgesetzt steht der Sprecher im Süden einer Lokalisationskonstellation und ist entsprechend nach Norden ausgerichtet, der Blickpunkt fungiert als Origo. Das BO in der Teildarstellung (a) ist ein Auto, dessen Vorderseite nach Süden gerichtet ist. Eine Zange liegt westlich vom Auto. [Einerseits könnte man sagen, dass „die Zange links vom Auto liegt“.] Versetzt man sich aber ins Auto, da das Auto ein Vehikelobjekt ist, könnte man andererseits sagen, dass „die Zange rechts vom Auto liegt“ – das heißt, dass die Zange auf der rechten Seite des Autos plaziert ist.
In Teildarstellung (b) ist das Auto durch ein Gegenüberobjekt, einen Schrank, ausgetauscht, der auch nach Süden gerichtet ist. Die Zange liegt wieder westlich vom Schrank. Nun würde der Sprecher nicht sagen: „die Zange liegt rechts vom Schrank“, da man sich normalerweise nicht in einen Schrank versetzt, sondern dass „die Zange links vom Schrank liegt“. Sie liegt auf der Seite der linken Hand des Sprechers. Herrmann/Schweizer (1998: 57) gemäß gilt bei Menschen beides – sie können sowohl in der Art eines Vehikelobjekts als auch eines Gegenüberobjekts kogniziert werden: stehen Sprecher und Hörer einander gegenüber und sagt der Sprecher: „der Schlüssel liegt rechts von dir”, so kann dies bedeuten, dass der Schlüssel, vom Sprecher aus betrachtet, rechts vom Hörer liegt, was die Autoren als eine Lokalisation zum Gegenüberobjekt bezeichnen. Oder der Schlüssel liegt auf der Seite der rechten Hand des Hörers, was sie als Lokalisation zu einem Vehikelobjekt benennen. An diese theoretische Position schließt Grabowski (1996) die Annahme an, dass bei Vehikelobjekten die Sprecher aus ihrer Innenperspektive, also als zum Beispiel ins Auto versetzte Sprecher lokalisieren. Dabei sind die derart „verschobenen Sprecher” selbst das BO. Anders bei den Gegenüberobjekten: die Zange liegt links vom Schrank, insofern sich der Sprecher nicht in den Schrank versetzt, sondern ihn aus seinem Gegenüber-Blickpunkt betrachtet - er hat hier die Außenperspektive inne - die Zange liegt auf derjenigen Seite des Schranks, auf der sich auch die linke Hand des Sprechers befindet. Meiner Meinung nach geht es hier um Origowechsel, da der Sprachproduzent in seiner Vorstellung auch andere Blickpunkte einnehmen kann – man kann selbst als Origo fungieren oder die Origo auf den Partner bzw. auf ein anderes Objekt (Auto) übertagen. Wichtig ist hier zu bemerken, dass man sich in einige Objekte versetzt (Vehikelobjekte), in andere aber nicht (Gegenüberobjekte). Grabowski, Joachim (1996): Determinanten der Interpretation dimensionaler Lokalisationsäußerungen: Experimente in fünf Sprachen. In: Sprache und Kognition 15;4: 234-250. Herrmann, Theo; Schweizer, Karin (1998): Sprechen über Raum: sprachliches Lokalisieren und seine kognitiven Grundlagen. 1. Aufl., Bern u.a.: Huber. |
[Seite 56:]
Man betrachte Abbildung 2.3: Der Sprecher steht (wie hier immer vorausgesetzt) im Süden einer Lokalisationskonstellation und ist entsprechend nach Norden ausgerichtet. Das Relatum ist in der Teildarstellung (a) ein Au- [Seite 57:] to, dessen Vorderseite nach Süden gerichtet ist. [...] Eine Zange liegt westlich vom Auto. Das Auto ist ein Vehikelobjekt. Bei drittbezogener Zweipunktlokalisation sagt der Sprecher: „Die Zange liegt rechts vom Auto.“ Das bedeutet, daß die Zange auf der rechten Seite des Autos plaziert ist. - In Teildarstellung (b) ist das Auto durch ein Gegenüberobjekt, einen Schrank, ersetzt. Auch der Schrank ist nach Süden gerichtet, die Zange liegt westlich vom Schrank. Nunmehr wird der Sprecher nicht sagen: „Die Zange liegt rechts vom Schrank.“ Vielmehr sagt er: „Die Zange liegt links vom Schrank.“ Sie liegt auf der Seite der linken Hand des Betrachters. - Menschen können sowohl in der Art eines Vehikel- als auch eines Gegenüberobjekts kogniziert werden. Stehen Sprecher und Hörer einander gegenüber und sagt der Sprecher: „Der Schlüssel liegt rechts von dir.“, so kann dies bedeuten, daß der Schlüssel, vom Sprecher aus betrachtet, rechts vom Hörer liegt (= Gegenüberobjekt; sprecherbezogene Zweipunktlokalisation). Oder der Schlüssel liegt auf der Seite der rechten Hand des Hörers (= Vehikelobjekt; hörerbezogene Zweipunktlokalisation). [Seite 58:] An diese theoretische Position schließt Grabowski die folgenden Annahmen an: [...] (2) [...] Bei Vehikelobjekten lokalisieren Sprecher also, Grabowski zufolge, aus ihrer Innenperspektive, also als zum Beispiel ins Auto versetzte Sprecher. Dabei sind die derart „verschobenen Sprecher“ selbst das Relatum. [Seite 59:] (3) Anders bei den Gegenüberobjekten: Die Zange liegt links vom Schrank (= Gegenüberobjekt), insofern sich der Sprecher nicht in den Schrank versetzt, sondern ihn aus seinem Gegenüber-Blickpunkt betrachtet (vgl. dazu auch Abb. 2.3 (b)); er hat hier die Außenperspektive inne. Die Zange liegt auf derjenigen Seite des Schranks, auf der sich auch die linke Hand des Sprechers befindet. [Seite 58 (vorletzter und Anfang letzter Absatz):] (1) Der Sprecher kann, wie auch von uns unterstellt, die Origo auf andere gerichtete Instanzen übertragen (= Origowechsel). Und er kann auch selbst in der Vorstellung andere Blickpunkte einnehmen. (2) Bei Vehikelobjekten von der Art der Autos versetzt sich der Sprecher auf den Fahrersitz, [...] |
Die Quelle wird zwar genannt, doch bleiben Art und Umfang der Übernahme ungekennzeichnet. Diese gerät im mittleren Teil stark wörtlich und setzt sich nach der Referenzierung fort; im vorletzten Absatz wird so auch Hermann/Schweizers Grabowski-Rezeption mit vereinnahmt. Der letzte Absatz ("Meiner Meinung nach") folgt trotz freierer Formulierung weiterhin der Quelle (und greift dort am Ende den Inhalt von S. 59, Z. 3 f., erneut auf). [Hinweis: Das Visualisierungswerkzeug zur automatisierten farblichen Hervorhebung übereinstimmender Zeichenketten stößt bei diesem Fragment aufgrund von deren mehrfach in anderen Detailkontexten wiederkehrendem Auftreten bisweilen an technische Grenzen (verwirrende false-positive-Effekte bei der Einfärbung); es kann hier insofern nur teilweise zur Orientierung bzgl. der inhaltlichen Übereinstimmungen dienen.] |
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| [12.] Dt/Fragment 020 01 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-08 18:37:14 Schumann | BauernOpfer, Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 20, Zeilen: 1-30 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 59, 60, Zeilen: 59: 29 ff., 41 ff.; 60: 1 f., 17 ff. |
|---|---|
| [Was die Gerichtetheit von Objekten generell betrifft, so solle nach Herrmann/Schweizer (1998:59) objektmerkmalfundierte von nichtobjektmerkmalfundierter Gerichtetheit unterschieden werden: bei Menschen,] Tieren, Autos, Stühlen, Lokomotiven, Rathäusern, Uhren, Schränken usw. lassen sich Objektmerkmale, Objektteile o. dgl. angeben, die für die Verleihung intrinsischer Gerichtetheit entscheidend sind. Falls man also ein Auto als intrinsisch gerichtet betrachtet, so sind es u.a. die (augenartigen) Lampen, die Frontscheibe usw., die mitbestimmen, was beim Auto die Vorderseite sein soll. Baumstümpfe, Mauern u.a. können unter Umständen nun aber ebenfalls als intrinsisch gerichtet betrachtet werden - hier fehlen aber in der Regel besondere Merkmale, Teile o. dgl., die mitbestimmen, welche ihre Vorderseite und welche ihre Rückseite ist. Die Vorderseite ist hier vielmehr durch die kanonische Position des typischen, generischen Betrachters oder Benutzers bestimmt - die Vorderseite der Mauer ist straßenseitig zugewandt.
Nicht intrinsisch gerichtete Objekte können ihre Gerichtetheit in zweierlei Weise erhalten - sie können eine momentane Vehikelfunktion oder eine momentane Gegenüberfunktion besitzen, die mit der tatsächlichen Benutzer- bzw. Betrachterposition variiert. Ein Baumstumpf habe keine intrinsische Orientierung. Sitzt jemand auf dem Baumstumpf, nennt man dann beim Baumstumpf diejenige Seite „vorn”, an der sich die Vorderseite des auf ihm sitzenden Benutzers befindet. Diese Vorderseite wandert mit, wenn sich der Sitzende dreht. Die momentane Bestimmtheit der Baumstumpfseiten ist von der jeweiligen Benutzung abhängig, was Herrmann/Schweizer (1998: 60) momentane Vehikelfunktion nennen. Ein Baumstumpf habe wiederum keine intrinsische Ausrichtung. Bei diesem Baumstumpf (wie bei Bällen und anderen nicht-intrinsisch gerichteten Objekten) ist diejenige Seite „vorn”, die dem jeweiligen tatsächlichen Betrachter momentan zugewandt ist. Die Vorderseite wandert mit, wenn der Betrachter um das Objekt herumgeht, was Herrmann/Schweizer (ebd.) momentane Gegenüberfunktion nennen. Soweit nicht-intrinsisch gerichtete Objekte ihre momentane Vehikelfunktion besitzen, können sie beim sprachlichen Lokalisieren zur Origo-Instanz werden. Objekte mit momentaner Gegenüberfunktion - wie alle Gegenüberobjekte - können die Origo-Instanz nicht übernehmen. Herrmann, Theo; Schweizer, Karin (1998): Sprechen über Raum: sprachliches Lokalisieren und seine kognitiven Grundlagen. 1. Aufl., Bern u.a.: Huber. |
[Seite 59:]
Was die Gerichtetheit von Objekten generell betrifft, so sollte der folgende Gesichtspunkt beachtet werden: Man kann objektmerkmalfundierte von nicht-objektmerkmalfundierter Gerichtetheit unterscheiden: Bei Menschen, vielen Tieren, Autos, Stühlen, Lokomotiven, Rathäusern, Uhren, Schränken usf. lassen sich (in einer objektivphysikalischen Sprache darstellbare) Objektmerkmale, Objektteile o. dgl. angeben, die für die Verleihung intrinsischer Gerichtetheit entscheidend sind. Falls man also ein Auto als intrinsisch gerichtet betrachtet, so sind es u.a. die (augenartigen) Lampen, die Frontscheibe usf., die mitbestimmen, was beim Auto die Vorderseite sein soll. [...] Baumstümpfe, Mauern o. dgl. können unter Umständen nun aber ebenfalls als intrinsisch gerichtet betrachtet werden; hier fehlen aber in der Regel besondere, in physikalischer Sprache beschreibbare Merkmale, Teile o. dgl., die mitbestimmen, was ihre Vorderseite und ihre Rückseite sind. Die Vorderseite ist hier vielmehr durch die kanonische Position eines Betrachters oder Benutzers bestimmt. Die Vorderseite des Baumstumpfs ist die Seite, [Seite 60:] die dem „typischen“, einen Weg benutzenden Wanderer zugewandt ist; die Vorderseite der Mauer ist straßenseitig, usf. [...] [...] Nicht intrinsisch gerichtete Objekte können ihre phänomenale Gerichtetheit in zweierlei Weise erhalten. Sie können eine momentane Vehikelfunktion oder eine momentane Gegenüberfunktion besitzen. Momentane Vehikelfunktion: Ein Baumstumpf habe keine intrinsische Richtungszuschreibung (unter Zuhilfenahme einer kanonischen Betrachterposition) erhalten. Jemand sitzt auf dem Baumstumpf: Man nennt dann beim Baumstumpf diejenige Seite „vorn“, an der sich die Vorderseite des auf ihm Sitzenden befindet. Diese Vorderseite wandert mit, wenn sich der Sitzende dreht. [...] Die momentane Bestimmtheit der Baumstumpfseiten ist von der jeweiligen Benutzung abhängig. Momentane Gegenüberfunktion: Ein Baumstumpf habe wiederum keine intrinsische Ausrichtung. Bei diesem Baumstumpf (wie bei Bällen und anderen nicht-intrinsisch gerichteten Objekten) ist diejenige Seite „vorn“, die dem jeweiligen tatsächlichen Betrachter momentan zugewandt, also in Grabowskis Sinne diesem perzeptuell zugänglich ist. Die Vorderseite wandert mit, wenn der Betrachter um das Objekt herumgeht. [...] Soweit nicht-intrinsisch gerichtete Objekte ihre momentane Vehikelfunktion besitzen, können sie beim sprachlichen Lokalisieren zur Origo-Instanz werden. Objekte mit momentaner Gegenüberfunktion können - wie alle Gegenüberobjekte - nicht zu einer Origo-Instanz werden. |
Die Quelle ist genannt, doch die Wörtlichkeitkeit der Übernahme bleibt ungekennzeichnet. |
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| [13.] Dt/Fragment 021 15 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-09 12:58:11 Schumann | BauernOpfer, Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 21, Zeilen: 15-19 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 61, Zeilen: 25 ff. |
|---|---|
| Sprachproduzenten erwarten in einem bestimmten Kontext offenbar mit hoher Trefferchance, dass auch der Sprachrezipient ein Objekt als in bestimmter Weise gerichtet kogniziert. Dieses „geteilte Wissen” (Clark 1973) über die intrinsische Gerichtetheit dürfte eine wesentliche Voraussetzung für das Gelingen der Kommunikation beim sprachlichen Lokalisieren sein.
Clark, Herbert H. (1973): Space, Time, Semantics and the Child. In: Moore, Timothy E. (ed): Cognitive Development and the Acquisition of Language. New York: Academic Press, 65-110. |
Sprecher erwarten unter bestimmten Bedingungen offenbar mit hoher Trefferchance, daß auch der Hörer ein Objekt o. dgl. als in bestimmter Weise gerichtet kogniziert (s. dazu auch unten Abschnitt 3.1). Dieses „geteilte Wissen“ (Clark, 1973) über jeweils attribuierte intrinsische Gerichtetheit dürfte eine wesentliche Voraussetzung für das Gelingen lokalisierender Kommunikation sein.
Clark, H. H. (1973). Space, time, semantics, and the child. In T. E. Moore (Ed.), Cognitive development and the acquisition of language (pp. 28-63). New York: Academic Press. |
Vor dem Fragment findet sich im Absatz darüber eine Klassifikation (S. 20 f.), für die auf der Vorseite die Quelle genannt ist. Dass daraus aber auch der folgende Absatz teilweise (inkl. der Referenz Clark 1973) übernommen wurde, bleibt ungekennzeichnet. |
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| [14.] Dt/Fragment 022 02 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-09 13:01:47 Schumann | BauernOpfer, Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 22, Zeilen: 2-33, 34-40 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 18, 19, 20, Zeilen: 18: 40 ff.; 19: 1 ff., 20: 7 ff., 21 ff. |
|---|---|
| Unser Gedächtnis ist so veranlagt, dass sich in ihm Raumerfahrungen speichern und aus ihm abrufen lassen (Downs/Stea 1977, Engelkamp 1990). Die Leistungen des Speicherns und des Abrufens räumlicher Gegebenheiten sind variabel und hängen von den Bedingungen ab. So muss der Mensch bei jeder Eigenbewegung die interne Repräsentation (innere Abbildung) der wahrgenommenen oder vorgestellten räumlichen Gegebenheiten - Entfernungen, Richtungen von Objekten usw. ändern, also diese interne Repräsentation aktualisieren. Das gelingt besser, wenn der Mensch bei der Eigenbewegung die Körperrichtung beibehält (Translation), als wenn er seine Körperachse dreht (Rotation) (vgl. dazu Herrmann/Schweizer 1998: 19ff.).
Die Erfahrungen, die der Mensch mit ein und demselben Raum macht, sind diskrepant oder doch sehr heterogen. Wenn eine bestimmte konstante Eingangsinformation bzw. ein bestimmter Reiz-Input aus der räumlichen Umgebung vorliegt, die von mehreren Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt oder von einem Menschen in verschiedenen Zeitpunkten aufgenommen wird, kann die variable kognitive Verarbeitung zu höchst unterschiedlichen inneren Abbildungen (internen Repräsentationen) der Information führen. Herrmann/Schweizer (1998: 20 ff.) demonstrieren es anhand drei [sic] Beispiele: Im ersten Beispiel geht es um die Unterschiedlichkeit der Raumkognition von drei Menschen, die gemeinsam durch eine Stadt gehen. Die räumliche objektiv-physikalische Umgebung sei also für alle drei gleich. Dem Ersten ist die Stadt noch völlig unbekannt und bei diesem ersten Gang prägen sich in sein Gedächtnis nur wenige, auffällige, am Wege befindliche Objekte (Geschäfte, Häuser, Mauern, Bäume u.a.) oder feste Objekte im Raum mit hervorstechender Gestalt, Größe oder Funktion (Kirche, Rathaus, Markt, Schule usw.), sog. Wegmarken, ein. Darüber hinaus noch einige weit sichtbare Orientierungspunkte (z.B. ein Fernsehturm oder ein Burgberg), bzw. Landmarken. Am Ende der Route hat er ein Wissen erworben, das man als Wegmarkenwissen bezeichnen kann (Siegel/White 1975, Sutton/Barto 1981). Er könnte über einige Details seines Weges berichten, doch könnte er dieselbe Route nicht noch einmal allein gehen und er könnte erst recht nicht auf derselben Route den Rückweg finden. [...] Der Zweite ist dieselbe Route schon mehrmals gegangen, aber immer nur diese Route. Den Rest der Stadt kennt er nicht. Er gewinnt beim Gang durch die Stadt ein detailliertes und stabilisiertes Wissen über diese Route. Dank dieses Routenwissens kann er den Weg noch einmal allein gehen und auch auf demselben Weg zurück an den Ausgangspunkt gelangen (Gillner/Mallot 1997, Herrmann/Schweizer/Janzen/Katz 1998). Der Dritte ist mehrmalig auf dieser und auf noch einigen anderen Routen durch die Stadt [gegangen.] Downs, Roger M.; Donald Stea (1977): Maps in Minds: Reflections on Cognitive Mapping. NY: Harper & Row. Engelkamp, Johannes (1990): Das menschliche Gedächtnis. Das Erinnern von Sprache, Bildern und Handlungen. Göttingen: Verlag für Psychologie. Gillner, Sabine ;Mallot, Hanspeter A. (1997): Navigation and acquisition of spatial knowledge in a virtual maze. In: Journal of Cognitive Neuroscience 10: 445-463. Herrmann, Theo; Schweizer, Karin (1998): Sprechen über Raum: sprachliches Lokalisieren und seine kognitiven Grundlagen. 1. Aufl., Bern u.a.: Huber. Herrmann, Theo; Karin Schweizer; Gabriele Janzen und Steffi Katz (1998): Routen- und Überblickswissen - konzeptuelle Überlegungen. Zeitschrift Kognitionswissenschaft, Springer Berlin,Heidelberg, 145-159. Siegel, Alexander W.; White, Sheldon H. (1975): The development of spatial representations of large-scale environments. In: Reese, Hayne Waring (Hrsg.): Advances in child development and behavior. Vol. 10. New York: Academic Press, 9-55. Sutton, Richard S.; Barto, Andrew G. (1981): Neural problem solving. Amherst, Mass.:Department of Computer and Information Science, University of Massachusetts. |
[Seite 18:]
Unser Gedächtnis ist so angelegt, daß sich in ihm Raumerfahrungen in effektiver Weise speichern und aus ihm zielführend abrufen lassen (Downs & Stea, 1977, Engelkamp, 1990). Gleichwohl kennt die Psychologie inzwischen eine Reihe gut untersuchter Bedingungen, von denen die variablen Leistungen des Speicherns und des Abrufs räumlicher Gegebenheiten abhängt. Ein Beispiel: Der Mensch ist bei jeder Eigen- [Seite 19:] bewegung gezwungen, die interne Repräsentation der von ihm wahrgenommenen oder auch vorgestellten räumlichen Gegebenheiten, also Entfernungen, Richtungen von Objekten usf. je nach erfolgter Eigenbewegung zu ändern, diese internen Repräsentationen also zu aktualisieren. Dies gelingt besser, wenn der Mensch bei den Eigenbewegungen die Körperrichtung beibehält (= Translationen), als wenn er seine Körperachse dreht (= Rotationen). [Seite 20:] Zu den diskrepanten oder doch sehr heterogenen Erfahrungen einer einzigen Realität, von denen Traxel spricht, gehören auch die Erfahrungen, die der Mensch mit dem Raum macht, welcher ihn umgibt und in dem er handelt. Nehmen wir den Fall, daß - physikalisch betrachtet - ein bestimmter räumlicher „Reiz-Input“, also eine bestimmte Eingangsinformation, vorliegt, die von mehreren Menschen zu einem bestimmten Augenblick oder die von einem Menschen zu verschiedenen Zeitpunkten aus der räumlichen Umgebung aufgenommen wird: Die variable kognitive Verarbeitung dieser immer gleichen Information kann zu höchst unterschiedlichen inneren Abbildungen (internen Repräsentationen) der Information führen. [...] [...]
Downs, R.M. & Stea, D. (1977). Maps in minds: reflections on cognitive mapping. New York: Harper & Row. Engelkamp, J. (1990). Das menschliche Gedächtnis: das Erinnern von Sprache, Bildern und Handlungen. Göttingen: Hogrefe. Gillner, S. & Mallot, H. A. (1997). Navigation and acquisition ofspatial knowledge in a virtual maze (Technical Report No. 45). Tübingen: Max-Planck-Institut. Herrmann, Th., Schweizer, Karin, Janzen, G & Katz, S. (i. Dr.). Routen- und Überblickswissenkonzeptuelle Überlegungen. Kognitionswissenschaft Siegel, A. & White S. (1975). The development ofspatial representations of large-scale environments. In H. W. Reese (Ed.), Advances in child development and behavior (Vol. 10) (pp. 10-55). New York: Academic Press. Sutton, R. S. & Barto, A. G. (1981). Towards a modern theory of adaptive networks: expectation and prediction. Psychological Review, 88, 135-170. Traxel, W. (1974). Grundlagen und Methoden der Psychologie. Bern: Huber. |
Die Quelle ist zwar zweimal genannt (beim ersten Mal nur zum Vergleich und auf den letzten Satz des ersten Absatzes bezogen), doch wird nicht klar, dass der Inhalt nahezu der ganzen Seite daraus abgeschrieben wurde. Bei der Übernahme werden sechs Referenzen mitübernommen und wird damit eine Eigenständigkeit der Rezeption suggeriert, die tatsächlich von Herrmann/Schweizer geleistet worden war. Die kurze Passage "feste Objekte im Raum mit hervorstechender Gestalt, Größe oder Funktion (Kirche, Rathaus, Markt, Schule" im vorletzten Absatz sowie ein - im Fragment ausgesparter - Satz ist aus Wunderlich 1982 übernommen, siehe Fragment 022 25. Gillner/Mallot (1997), Herrmann/Schweizer/Janzen/Katz (1998) und Sutton/Barto (1981) werden in dieser Arbeit außer im Literaturverzeichnis nur hier genannt. |
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| [15.] Dt/Fragment 023 01 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-09 13:03:22 Schumann | BauernOpfer, Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 23, Zeilen: 1-22(22-26) |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 20, 21, Zeilen: 20: 36 ff.; 21: 1 ff. |
|---|---|
| Der wiederholte Gang durch die Stadt hilft ihm, seine Kenntnis diverser Wege zu einem generellen Überblickswissen zu integrieren. Er kann nicht nur auf demselben Weg zum Ausgangspunkt zurückfinden, sondern auch Umwege oder Abkürzungen benutzen. Er besitzt so etwas wie eine interne „Landkarte” („cognitive map”, „internes Modell”) der Stadt (Downs/Stea 1977, Engelkamp 1990, Hartl 1990).
Das Beispiel zeigt, dass alle drei Spaziergänger, obwohl sie bei ihrem Gang durch die Stadt mit derselben Information konfrontiert sind, ihre räumliche Umgebung unterschiedlich kognizieren. Sie verfügen über unterschiedliches Wissen und können aufgrund ihres jeweiligen Wissens nicht die gleichen Orientierungs- und Navigationsleistungen vollbringen (Lüer/Werner/Lass 1995, Yeap 1988). Es muss noch genannt werden, dass sich die Erinnerung an den Gang durch eine Stadt oder an andere raumbezogene Ereignisse in zweierlei Weise intern repräsentieren kann: Nigro/Neisser (1983) unterscheiden in diesem Sinne ein „Feldgedächtnis“ („field memory“) und ein „Beobachtergedächtnis“ („observer memory“). Erlebt man in der Vorstellung noch einmal die gegangene Route durch die Straßen - das räumliche Zueinander und zeitliche Nacheinander der Dinge wieder, dann aktiviert man das „Feldgedächtnis“. Oder man kann als ein Beobachter aus der Vogelperspektive bzw. aus dem „Beobachtergedächtnis” auf die gegangene Route hinabsehen. Dieses Erinnern erfordert aber eine komplizierte Umstrukturierung der Gedächtnisspuren: [„aus der dreidimensionalen Beschaffenheit des aus der Sicht des Spaziergängers nach und nach Wahrgenommenen wird nun etwas wesentlich Ebenes, Zweidimensionales, das sozusagen simultan „in Draufsicht” betrachtet wird” (Herrmann/Schweizer 1998: 21).] Downs, Roger M.; Donald Stea (1977): Maps in Minds: Reflections on Cognitive Mapping. NY: Harper & Row. Engelkamp, Johannes (1990): Das menschliche Gedächtnis. Das Erinnern von Sprache, Bildern und Handlungen. Göttingen: Verlag für Psychologie. Herrmann, Theo; Schweizer, Karin (1998): Sprechen über Raum: sprachliches Lokalisieren und seine kognitiven Grundlagen. 1. Aufl., Bern u.a.: Huber. Lüer, Gerd; Werner, Steffen; Lass, Uta (1995): Repräsentation analogen Wissens im Gedächtnis. In: van der Meer, Elke; Dörner, Dietrich (Hrsg.): Das Gedächtnis. Göttingen: Hogrefe. Nigro, Georgia; Neisser, Ulric (1983): Point of view in personal memories. In: Cognitive Psychology 15, 467–482. Yeap, Wai K. (1988): Towards a computational theory of cognitive maps. Artificial Intelligence 34, 297-360. |
[Seite 20:]
Der nochmalige Gang durch die Stadt hilft ihm, seine Kenntnis diverser Wege zu einem generellen Überblickswissen zu integrieren. Er findet nicht nur auf demselben Weg zum Ausgangspunkt zurück, sondern kann zum Beispiel Umwege oder Abkürzungen benutzen. Er besitzt so etwas wie eine, wenn auch vielleicht noch rudimentäre, interne „Landkarte“ („cognitive map“, „internes Modell‘) der Stadt (Downs & Stea, 1977; Engelkamp, 1990; Hartl, 1990). - Alle drei Spaziergänger sind bei ihrem Gang durch die Stadt mit annähernd demselben Informationsangebot konfrontiert; ihnen stehen annähernd dieselben „Sinneseindrücke“ zur Verfügung. Doch kognizieren sie ihre räumliche Umgebung unterschiedlich; sie repräsentieren die ihnen zugänglichen [Seite 21:] räumlichen Informationen mental verschieden: sie verfügen über unterschiedliches Wissen; sie können aufgrund ihres jeweiligen Wissens nicht die gleichen Orientierungs- und Navigationsleistungen vollbringen, usf. (Zum Wegmarken-, Routen- und Überblickswissen siehe auch unten Abschnitt 5.4; zur Kognitiven Modellierung von Überblickswissen vgl. Lüer, Werner & Lass, 1995; Yeap, 1988.) Wenn man sich an den Gang durch eine Stadt (oder an andere Ereignisse mit Raumbezug) erinnert, so kann sich das Erinnerte in zweierlei Weise intern repräsentieren: Man kann die gegangene Route zum einen so wiedererleben, als befände man sich mitten im Geschehen; man geht in der Vorstellung noch einmal durch die Straßen und sieht „im Geiste“ alles nacheinander aus denjenigen Perspektiven, die man tatsächlich eingenommen hatte. Oder man sieht, gleichsam als ein Beobachter aus der Vogelperspektive, auf die gegangene Route hinab; vielleicht sieht man sich selbst durch die Straßen spazieren. Nigro und Neisser (1983) unterscheiden in diesem Sinne ein „Beobachtergedächtnis“ („observer memory“) und ein „Feldgedächtnis“ („field memory“‘). Etwas aus der Vogelperspektive zu erinnern („Beobachtergedächtnis“), erfordert eine komplizierte Umstrukturierung der Gedächtnisspuren. Während im „Feldgedächtnis“ die wechselnde Perspektive des Spaziergängers, das räumliche Zueinander und zeitliche Nacheinander der Dinge, gegenüber der früheren Wahrnehmung erhalten bleibt, rekodiert das „Beobachtergedächtnis“ das einst Gesehene: Aus der dreidimensionalen Beschaffenheit des aus der Sicht des Spaziergängers nach und nach Wahrgenommenen wird nun etwas wesentlich Ebenes, Zweidimensionales, das sozusagen simultan „in Draufsicht“ betrachtet wird. Downs, R.M. & Stea, D. (1977). Maps in minds: reflections on cognitive mapping. New York: Harper & Row. Engelkamp, J. (1990). Das menschliche Gedächtnis: das Erinnern von Sprache, Bildern und Handlungen. Göttingen: Hogrefe. Hartl, A. (1990). Kognitive Karten und kognitives Kartieren. In Ch. Freksa & Ch. Habel (Hrsg.), Repräsentation und Verarbeitung räumlichen Wissens (Informatik Fachberichte 245, Subreihe KünstlicheIntelligenz) (S. 34-46). Berlin: Springer. Lüer, G., Werner, $. & Lass, U. (1995). Repräsentation analogen Wissens im Gedächtnis. In D. Dörner & E. van der Meer (Hrsg.), Gedächtnis (S. 75-125). Berlin: Springer. Nigro, G. & Neisser, U. (1983). Points of view in personal memories. Cognitive Psychology, 15, 467-482. Yeap, W.K. (1988). Towards a computational theory of cognitive maps. Artificial Intelligence, 34, 297-360. |
Im Kontext ist zwar klar, dass die Verfasserin ab S. 22 - "Herrmann/Schweizer (1998: 20 ff.) demonstrieren es anhand drei [sic] Beispiele:" - einen Fremdtext referiert. Nicht klar wird dabei jedoch, dass auch die Erläuterungen dazu und teils wörtlich aus dieser Quelle abgeschrieben werden. Auf der hier dokumentierten Seite schließt das auch die Übernahme von 6 Referenzen mit ein. Ein gekennzeichnetes kurzes wörtliches Zitat am Ende, das ebenfalls diesen Bauernopfer-Charakter demnonstriert, bleibt konservativ bei der Zeilenzählung unberücksichtigt. Die Referenz "Hartl (1990)" findet sich im Literaturverzeichnis nicht und somit keine Auflösung. |
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| [16.] Dt/Fragment 024 01 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-09 13:05:24 Schumann | BauernOpfer, Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 24, Zeilen: 1-28 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 21, 22, Zeilen: 21: letzter Abatz; 22: 1 ff., letzte 8 Zeilen |
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| Franklin/Tversky/Coon (1992) schildern in diesem Zusammenhang noch eine Perspektive, die aber durch den Bericht über eine Raumkonstellation von anderen Personen auftritt – wenn ein Erzähler uns eine Raumkonstellation aus seiner eigenen räumlichen Perspektive beschreibt, dann behalten wir die Raumkonstellation aus dieser Erzählerperspektive im Gedächtnis. Wenn aber in der Erzählung zwei Erzähler vorkommen, die die räumliche Umgebung aus ihrer je eigenen Perspektive beschreiben, dann könnte man das Rezipierte rekodieren und eine neue „neutrale” Perspektive konstruieren.
Das zweite Beispiel für die Unterschiedlichkeit von Raumkognitionen von Herrmann/Schweizer (1998: 22) betrifft eine Pflaumenschüssel: ein Mensch erinnert sich an eine Schüssel voll Pflaumen - er mag sie ganz unanschaulich, abstrakt erinnern, den Sachverhalt muss er sich nicht vorstellen, er kann das einfach wissen und auch darüber sprechen. Er kann sich aber auch die Pflaumenschüssel vorstellen, zum Beispiel von einer bestimmten Seite, von oben, von schräg unten o. dgl. Wenn jemand die Pflaumenschüssel aktuell wahrnimmt, kann er seine Aufmerksamkeit darauf richten, dass es sich um Pflaumen und nicht um Mirabellen handelt. Den Blickpunkt, unter dem er die Schüssel betrachtet, beachtet er dann überhaupt nicht. Oder aber er richtet - etwa als Maler - seine Aufmerksamkeit besonders auf die Perspektive, unter der er die Schüssel beobachtet. Der Gegenstand des Wahrnehmens und Erinnerns sei bei alledem immer genau dieselbe Pflaumenschüssel. Wie unterschiedlich aber ihre mentale Repräsentation ausfallen kann, wird schon aus den wenigen skizzierten Fällen deutlich. Insbesondere lassen sich blickpunktbezogene und blickpunktfreie Raumkognitionen unterscheiden (Herrmann 1996, Herrmann/Schweizer 1998: 22). Wenn sich die Pflaumen in der Schüssel befinden, so kann das völlig ohne irgendwelchen Blickpunktbezug konstatiert werden. Stellt man sich jedoch diese räumlichen Verhältnisse anschaulich vor, so ist dies aus einem und nur einem Blickpunkt möglich. Franklin, Nancy; Tversky, Barbara; Coon, Vicky. (1992): Switching points of view in spatial mental models acquired from text. In: Memory and Cogniton, 20: 507-518. Herrmann, Theo (1996): Blickpunkte und Blickpunktsequenzen. In: Sprache und Kognition, 15: 159-177. Herrmann, Theo; Schweizer, Karin (1998): Sprechen über Raum: sprachliches Lokalisieren und seine kognitiven Grundlagen. 1. Aufl., Bern u.a.: Huber. |
[Seite 21:]
Schildert uns ein Erzähler eine Raumkonstellation aus seiner eigenen räumlichen Perspektive, so behalten wir die per Erzählung rezipierte Raumkonstellation eben aus dieser Erzählerperspektive im Gedächtnis. [...] Was aber, wenn in der Erzählung zwei Erzähler vorkommen, die das räumliche Ambiente aus ihrer je eigenen Perspektive beschreiben? [...] Oder man könnte das Rezipierte rekodieren und eine neue „neutrale“ Perspektive konstruieren, unter der man die rezipierte Raumkonstellation intern repräsentiert. Franklin, Tversky und Coon (1992) sind dieser Frage nachgegangen und haben gefunden, daß die zweite Alternative („neutrale Perspektive“) zutrifft. [Seite 22:] Ein anderes Beispiel für die Unterschiedlichkeit von Raumkognitionen:
[...] Wenn sich die Pflaumen aus dem obigen Beispiel in der Schüssel befinden bzw. wenn diese Schüssel die fraglichen Pflaumen einschließt oder umgibt, so kann das völlig ohne irgendwelchen Blickpunktbezug konstatiert werden. Stellt man sich gleichwohl auch diese räumlichen Verhältnisse anschaulich vor, so ist dies nur zu einem bestimmten Zeitpunkt aus einem und nur einem Blickpunkt möglich. Franklin, N., Tversky, B. & Coon, V. (1992). Switching points of view in spatial mental models. Memory & Cognition, 20, 507-518. Herrmann, Th. (1996). Blickpunkte und Blickpunktsequenzen. Sprache & Kognition, 4, 159-177. |
Die eigentliche Quelle ist zwar genannt, doch bleibt die Wörtlichkeit der Übernahme (die zudem bereits im Absatz darüber einsetzt) ungekennzeichnet. |
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| [17.] Dt/Fragment 025 01 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-09 13:07:16 Schumann | BauernOpfer, Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 25, Zeilen: 1-17 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 22, 23, Zeilen: 22: 19 ff., 24 ff.; 23: 1 ff. |
|---|---|
| Abbildung 2.5 zeigt eine Person P1, eine Person P2, eine Person P3, eine Zange und ein Auto. Jede von diesen Personen möge erkennen wollen, in welcher räumlichen Relation sich die Zange zum Auto befindet. Die drei Personen mögen für die Festlegung des räumlichen Zusammenhangs von LO und BO die begrifflichen Raumrelationen RECHTS VON, LINKS VON, VOR und HINTER anwenden: Liegt die Zange rechts von, links von, vor oder hinter dem Auto? Alle vier Relationen können zutreffen: von P1 aus betrachtet ist die Zange links vom Auto, von P2 aus betrachtet ist die Zange vor dem Auto, von P3 aus ist die Zange rechts vom Auto. Unterstellen die Personen, dass Autos ein Vorn und ein Hinten haben, so ist die Zange hinter dem Auto.
Bei konstant bleibender Objektkonstellation (vgl. Abbildung 2.5) kann man verschiedene blickpunktrelative räumliche Beziehungen zwischen den Objekten kognizieren, die sich zu widersprechen scheinen, alle aber mit der Realität übereinstimmen (vgl. dazu Herrmann 1990a, Herrmann/Schweizer 1998: 22). Wenn man den Blickpunktbezug menschlicher Raumkognitionen dort nicht beachtet, wo er berücksichtigt werden muss, entstehen scheinbare logische Probleme, die als „raumsemantisches Paradoxon” bekannt sind (Levelt 1984). Herrmann, Theo; Schweizer, Karin (1998): Sprechen über Raum: sprachliches Lokalisieren und seine kognitiven Grundlagen. 1. Aufl., Bern u.a.: Huber. Levelt, Willem J.M. (1984): Some perceptual limitations on talking about space. In: van Doorn, Andrea J.; van Grind, Wim A.; Koenderink, Jan J. (Eds.): Limits of perception: Essays in honour of Marteen A. Bouman. Utrecht: VNU Science Press, 323-358. |
[Seite 22:]
[Seite 23:] [Abb.] Abbildung 1.1: Räumliche Beziehungen in einer Objektkonstellation. Wenn man den Blickpunktbezug menschlicher Raumkognitionen dort nicht beachtet, wo er berücksichtigt werden muß, entstehen scheinbare logische Probleme. Betrachten wir dazu das folgende Beispiel: Abbildung 1.2 zeigt ein häufig verwendetes „raumsemantisches Paradoxon“ (vgl. Levelt, 1984). Herrmann, Th. (1990a). Das partnerbezogene Lokalisieren von Objekten in der Kommunikation. Ein neues Forschungsthema zwischen Sprachpsychologie und Linguistik. Zeitschrift für Semiotik, 12, 115-131. Levelt, W. J.M. (1984). Some perceptual limitations on talking about space. In A. J. van Doorn, W.A. van de Grind & J. J. Koenderink (Eds.), Limits in perception (pp. 323-358). Utrecht: VNUScience Press. |
Die eigentliche Quelle ist zwar (zum Vergleich und an zweiter Stelle) genannt, doch bleibt die Wörtlichkeit der Übernahme - die sich auch nach der Referenzierung fortsetzt - ungekennzeichnet. Klassischer Kopierfehler: "Herrmann 1990a" gibt es im Literaturverzeichnis von Dt nicht. |
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| [18.] Dt/Fragment 026 01 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-09 13:09:03 Schumann | BauernOpfer, Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 26, Zeilen: 1-27 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 25, 27, 28, 29, Zeilen: 25: 15 ff.; 27: letzte zwei Zeilen; 28: 1 ff., 18, 20 ff.; 29: 15 ff. |
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| 2.1.5.1 Mentale Rotationen
Die Flexibilität und Vielfalt der Raumkognition findet man auch bei anderen raumbezogenen mentalen Operationen, nämlich bei den mentalen Rotationen. Wenn man über das räumliche Zueinander der Dinge spricht, geschieht das häufig „aus der Sicht des anderen”. So kann P1 zu P3 sagen: „Von dir aus ist die Zange rechts vom Auto.” Dieses Reden ist nur möglich, da der Mensch zur mentalen Rotation fähig ist. Unterschieden werden zwei Arten mentaler Rotationen: die Objektrotation und die Selbstrotation. Just und Carpenter (1985: 159 ff.) geben Hinweise auf Merkmale räumlicher Gegebenheiten, durch die bestimmt werden sollte, ob Menschen mentale Selbstrotation oder Objektrotation vornehmen: bei großen und unbeweglichen Objekten (z.B. Häuser) wird die mentale Selbstrotation bevorzugt, kleine und bewegliche Objekte rufen mentale Objektrotationen hervor. Die Autoren geben das folgende Beispiel: Wenn man aus der Erinnerung die Fenster auf allen Seiten des eigenen Hauses zählen soll, so wird man einen mentalen Rundgang um das Haus unternehmen, statt in der Vorstellung das Haus anheben und drehen. 2.1.5.2 Blickpunkte bei der Raumkognition Soweit man also Objekte oder dessen Konstellationen wahrnimmt (perzeptive Raumkognition) oder sich vorstellt (imaginative Raumkognition) geschieht dies immer aus einem bestimmten Blickpunkt, d.h. dass jede Raumkognition blickpunktbezogen ist. Der Mensch kann nicht ein Objekt gleichzeitig aus mehreren Blickpunkten betrachten oder es sich vorstellen, er kann nur den Blickpunkt von einem Zeitpunkt zum anderen ändern. Nicht nur die Wahrnehmung, sondern auch die Vorstellung von Objektkonstellationen sind nach Marr (1982: 283) „retinozentrisch“ - der Ort der Retina und ihre Ausrichtung (im Bezug) auf das Objekt sind wichtige Komponenten der visuellen Informationsverarbeitung. Just, Marcel Adam; Carpenter, Patricia A. (1985): Cognitive coordinate systems: Accounts of mental rotation and individual differences in spatial ability. Psychological Review 92, 137-172. Marr, David (1982): Vision: A computational investigation into the human representation and processing of visual Information. New York, San Francisco: Freeman. |
[Seite 25:]
1.4 Zu mentalen Rotationen Die Flexibilität und Vielfalt raumbezogener kognitiver Operationen, für die wir soeben einige Beispiele anführten, findet man in hohem Maße bei einer speziellen Klasse raumbezogener mentaler Operationen: den mentalen Rotationen. Wenn man über räumliche Gegebenheiten spricht, so geschieht das häufig „aus der Sicht des anderen“: „Von dir aus ist es die dritte Tür von links.“ Dieses Reden aus einer Perspektive, die man faktisch nicht selbst einnimmt, ist nur möglich, weil der Mensch zur mentalen Rotation fähig ist. [Seite 27:] Just und Carpenter (1985, S. 159 f.) geben Hinweise auf variable Merkmale räumlicher Gegebenheiten, durch die bestimmt sein soll, ob Menschen mentale Selbstrotationen oder mentale Ob- [Seite 28:] jektrotationen verwenden. Ist ein Objekt groß und unbeweglich (z.B. Häuser), so wird die mentale Selbstrotation gewählt; kleine, mobile und manipulierbare Objekte provozieren mentale Objektrotationen. Die Autoren geben das folgende Beispiel: Wenn man aus der Erinnerung die Fenster auf allen Seiten des eigenen Hauses zählen soll, so wird man bevorzugt einen mentalen Rundgang um das Haus unternehmen und es nicht in der Vorstellung anheben und drehen. [...] 1.5 Blickpunkte bei der Raumkognition [...] Soweit man also Gegenstände oder Konstellationen von Gegenständen an Orten oder in Raumregionen wahrnimmt oder sie sich vorstellt, geschieht dies notwendigerweise zu jedem Zeitpunkt aus einem bestimmten Blickpunkt. Der Mensch kann keinen Gegenstand im Raum strikt gleichzeitig aus mehreren Blickpunkten betrachten oder ihn sich in dieser Weise vorstellen. Davon bleibt unberührt, daß sich durch die Selbstbewegung des Systems und/oder durch Objektbewegungen der Blickpunkt von einem Zeitpunkt zum anderen ändert (vgl. dazu auch Kapitel 4 und 5). [Seite 29:] Der Ort der Retina und ihre Ausrichtung in bezug auf das wahrzunehmende Objekt sind also notwendige Komponenten der visuellen Informationsverarbeitung. Die Wahrnehmung ist nach Marr (1982, S. 283) also wesentlich „retinozentrisch“. Just, M. A. & Carpenter, P. A. (1985). Cognitive coordinate systems: accounts of mental rotation and individual differences in spatial ability. Psychological Review, 92, 137-172. Marr, D. (1982). Vision: a computational investigation into the human representation and processing of visual information. San Francisco: Freeman. |
Die eigentliche Quelle wird nur für die Abb. 2.6 genannt - kein Hinweis, dass auch für den ganzen darüberstehenden Seitentext daraus abgeschrieben wurde. |
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| [19.] Dt/Fragment 027 09 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-07-14 07:47:17 Klgn | BauernOpfer, Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 27, Zeilen: 9 ff. (bis Seitenende) |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 30, 33, 48, 49, Zeilen: 30: 7 ff.,1 ff.; 33: 21 ff.; 48: 15 ff.; 49: 1 ff. |
|---|---|
| Das kognitive System des Menschen ist aber auch in der Lage, den Blickpunkt, d.h. die Origo des retinomorphen Bezugssystems, nicht nur egozentrisch, sondern auch allozentrisch zu belegen. Bei allozentrischer Belegung der Origo kann zum Beispiel der Kommunikationspartner die Origo belegen, wie das im Satz „von dir aus ist die Zange rechts vom Auto” der Fall ist. Es geht hierbei um Origowechsel. Bei der Raumwahrnehmung ist der Blickpunkt immer egozentrisch, bei der Raumvorstellung ist der Blickpunkt im allgemeinen egozentrisch, die Origo kann aber auch auf eine andere Entität übertragen werden (Origowechsel) (Herrmann/Schweizer 1998: 33).
2.1.5.3 Lokalisationsvarianten Zur Systematisierung der Lokalisationsvarianten wird am häufigsten die Unterscheidung des deiktischen und intrinsischen Lokalisierens verwendet (vgl. Miller & Johnson-Laird 1976:394 ff., Cassirer 1964, Stern, 1930). Für die deutsche Sprache stammt die wohl beste Darstellung von Veronika Ehrich, die die Deiktisch-Intrinsische-Dichotomie (DI-Dichotomie) wie folgt expliziert (Ehrich 1985: 132):
Danach kann man den unterschiedlichen Gebrauch von Richtungspräpositionen wie folgt klassifizieren: bei der deiktischen Perspektive des Lokalisierens ändern sich die verwendeten Präpositionen in Abhängigkeit von der Raumposition und der räumlichen Ausrichtung des Sprechers oder Betrachters – die Zange kann vor, hinter, links vom oder rechts vom Auto (vgl. Abb. 2.5) lokalisiert werden. Bei der intrinsischen Perspektive des Lokalisierens sind die Position und räumliche Ausrichtung des Sprechers oder Betrachters irrelevant - auch bei Orts- und Richtungsänderungen des Sprechers/Betrachters bleibt die [Zange hinter dem Auto, eben weil das Auto eine Rückseite und eine Frontseite hat und weil das LO an der Rückseite des Autos plaziert [sic] ist.] Cassirer, Ernst (1964): Philosophie der symbolischen Formen I (Die Sprache), II (Das mythische Denken), III (Phänomenologie der Erkenntnis). 4. Aufl. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Ehrich, Veronika (1985): Zur Linguistik und Psycholinguistik der sekundären Raumdeixis. In: Schweizer, Harro (Hrsg.): Sprache und Raum. Stuttgart: Metzler, 130-161. Herrmann, Theo; Schweizer, Karin (1998): Sprechen über Raum: sprachliches Lokalisieren und seine kognitiven Grundlagen. 1. Aufl., Bern u.a.: Huber. Miller, George A.; Johnson-Laird, Philip N. (1976): Language and perception. Cambridge, Mass.: Belknap Press of Harvard Univ. Press. Stern, William (1930): Studien zur Personwissenschaft. Erster Teil: Personalistik als Wissenschaft. Leipzig: Barth. |
[Seite 30:]
Bei allozentrischer Belegung der Origo des retinomorphen Systems kann zum Beispiel der Kommunikationspartner die Origo belegen: „Von dir aus betrachtet liegt der Schlüssel rechts von der blauen Blumenvase.“ [...] Das kognitive System des Menschen ist also in der Lage, den Blickpunkt, d.h. die Origo des retinomorphen Systems, nicht nur egozentrisch, sondern auch allozentrisch zu belegen. Wir sprechen hierbei vom Origowechsel. [Seite 33:] Bei der Raumwahrnehmung ist der Blickpunkt immer egozentrisch; bei der Raumvorstellung ist der Blickpunkt im allgemeinen egozentrisch; die Origo kann aber auch auf eine andere Entität übertragen werden (= Origowechsel). [Seite 48:] Bis heute wird zur Systematisierung von Lokalisationsvarianten die Unterscheidung des deiktischen und intrinsischen Lokalisierens am häufigsten verwendet. Diese Unterscheidung geht auf Gedanken zurück, die weit mehr als ein halbes Jahrhundert alt sind (vgl. u.a. Cassirer, 1964; Stern, 1930). Bekannt wurde sie durch eine kurze Erörterung in „Language and Perception“ von Miller und Johnson-Laird (1976, S. 394 ff.). Die wohl beste Darstellung für den Bereich der deutschen Sprache stammt von Veronika Ehrich (1985). Sie expliziert die Deiktisch-Intrinsisch-Dichotomie (= DI-Dichotomie) wie folgt (Ehrich, 1985):
Danach kann man den unterschiedlichen Gebrauch von Richtungspräpositionen wie folgt klassifizieren: Bei der erstgenannten Art des Lokalisierens ändern sich die verwendeten Präpositionen in Abhängigkeit von der Raumposition und der räumlichen Ausrichtung des Sprechers oder Betrachters relativ zu Oi (= deiktische Perspektive): Was in der obigen Abbildung 2.1 jetzt „links vom Auto“ist, ist im nächsten Augenblick „vor dem Auto“, falls man um das Objektensemble im Uhrzeigersinn herumgeht. - Bei der zweiten Art des Lokalisierens sind die variable Position und räumliche Ausrichtung des Sprechers oder Betrachtersirrelevant: Was sich „hinter dem Auto“ befindet, bleibt auch bei Orts- und Richtungsänderungen des Sprechers/Betrachters [Seite 49:] „hinter dem Auto“, eben weil das Auto eine Rückseite und eine Frontseite hat und weil das zu identifizierende Objekt an der Rückseite des Autos plaziert ist (= intrinsische Perspektive). Cassirer, E. (1964). Philosophie der symbolischen Formen: die Sprache. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Ehrich, V. (1985). Zur Linguistik und Psycholinguistik der sekundären Raumdeixis. In H. Schweizer (Hrsg.), Sprache und Raum. Psychologische und linguistische Aspekte der Aneignung und Verarbeitung von Räumlichkeit. Ein Arbeitsbuch für das Lehren von Forschung (S. 130-161). Stuttgart: Metzler. Miller, G. A. & Johnson-Laird, P. N. (1976). Language and perception. Cambridge: Cambridge University Press. Stern, W. (1930). Studien zur Personwissenschaft. Erster Teil: Personalistik als Wissenschaft. Leipzig: Barth. |
Ein Hinweis auf die eigentliche Quelle findet sich am Ende von Kap. 2.1.5.2 (im nachfolgenden Unterkapitel gar nicht), doch wird nicht klar, dass der ganze Inhalt inkl. mehrerer Referenzen - teils wörtlich (längste Sequenz: 29 Wörter) - daraus übernommen wurde. Das eingerückte wörtliche Zitat findet sich in identischem Umfang auch in der Quelle und wird bei der Zeilenzählung mitberücksichtigt, da auch der weitere Text inhaltlich wie strukturell der Quelle folgt. Unterschiedlich sind lediglich die verwendeten Beispiele: Zange/Auto statt Schlüssel/Blumenvase. Für den unteren Teil der Seite (Beginn Kap. 2.1.5.3) gibt es zwar auch Parallelen mit Weiß 2005, doch fallen sie mit Herrmann Schweizer 1998 deutlich stärker aus. |
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| [20.] Dt/Fragment 028 01 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-08 12:43:06 Schumann | BauernOpfer, Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 28, Zeilen: 1-16,(16-21), 22-27,(27-29), 29-33 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 48, 49, 50, Zeilen: 48: 15 ff., letzte vier Zeilen; 49: 1 ff., 4 ff.; 50: 2 ff. |
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| [Bei der intrinsischen Perspektive des Lokalisierens sind die Position und räumliche Ausrichtung des Sprechers oder Betrachters irrelevant - auch bei Orts- und Richtungsänderungen des Sprechers/Betrachters bleibt die] Zange hinter dem Auto, eben weil das Auto eine Rückseite und eine Frontseite hat und weil das LO an der Rückseite des Autos plaziert [sic] ist.
Diese Unterscheidung des deiktischen und intrinsischen Lokalisierens setzt voraus, dass die BO auch in solche Klassen eingeteilt werden müssen: in Objekte mit intrinsischer Ausrichtung, d.h. mit einer ausgezeichneten Vorder- und Rückseite und andere Objekte ohne eine solche intrinsische Ausrichtung (vgl. dazu Abschnitt 2.1.4). Wenn Objekte eine intrinsische Ausrichtung haben, so können diese unter intrinsischer Perspektive lokalisiert werden, z.B. „die Zange liegt hinter dem Auto“. Die intrinsische Ausrichtung kann aber auch ignoriert werden: liegt die Zange an der Rückseite des Autos, so kann man dennoch eine Betrachterposition wählen und unter deiktischer Perspektive lokalisieren: z.B. "von mir aus gesehen liegt die Zange links vom Auto". In der Regel wird dieser Sachverhalt so interpretiert, dass Objekte ohne ein „inhärentes" Vorn und Hinten nur unter deiktischer Perspektive lokalisiert werden können und Objekte mit "inhärenten" Richtungseigenhaften können, müssen aber nicht in intrinsischer Perspektive lokalisiert werden. [Herrmann/Schweizer (1998: 49) halten diese Auffassung für falsch und die DI-Dichotomie – für „zu wenig präzise und begrifflich zuwenig elaboriert“. Ihrer Meinung nach „besteht der Verdacht, dass die DI-Dichotomie bei der Unterscheidung einer deiktischen und einer intrinsischen Perspektive zwei Unterscheidungskriterien durcheinander wirft“.] Nach Ehrich (1985: 132) unterscheidet sich die deiktische Äußerung "von mir aus betrachtet liegt der Ball links vom Stuhl" von der intrinsischen Äußerung "der Ball liegt hinter dem Stuhl" dadurch, dass in der ersten Äußerung der Sprecher/Betrachter der Referenzpunkt für die Beschreibung ist und in der zweiten Äußerung die "inhärenten" räumlichen Eigenschaften des Stuhls der Referenzpunkt sind. [Nach Herrmann/Schweizer (1998: 50) unterscheiden sich die beiden Äußerungen dadurch, dass die erste sprecherbezogen und die zweite objektbezogen ist.] Weitere Kritik ist, dass die erste Äußerung auf einen Lokalisationstyp verweist, bei dem man drei Instanzen benötigt, um die Lokalisierung zu realisieren: den Sprecher/Betrachter, den Stuhl und den Ball. Die zweite Äußerung hingegen verweist auf einen Lokalisationstyp, bei dem man mit zwei Instanzen auskommt: mit dem Stuhl und dem Ball. [Die Kritik von Herrmann/Schweizer (ebd.) zu der DI-Dichotomie betrifft also das Fehlen einer Unterscheidung von sprecher- und hörerbezogenen Lokalisationen wie „von mir aus betrachtet" vs. "von dir aus betrachtet". Die Autoren halten diese Sachlage für „eine übrigens beinahe durchgängige psycholinguistische Schieflage: Der Sprecher/Betrachter ist mit einem Stück Welt allein und redet. Der Adressat seiner Rede fehlt. Den Konzeptualisierungen psycholinguistischer Probleme fehlt überwiegend die Berücksichtigung der genuinen Part-[nerbezogenheit des Sprechens“ (Herrmann/Schweizer 1998: 50, Hervorhebung im Original, vgl. dazu auch Graumann/Herrmann 1988).] ] Ehrich, Veronika (1985): Zur Linguistik und Psycholinguistik der sekundären Raumdeixis. In: Schweizer, Harro (Hrsg.): Sprache und Raum. Stuttgart: Metzler, 130-161. Graumann, Carl F.; Herrmann, Theo (1988): Other-Relatedness in Language Processing. Journal of Language and Social Psychology 7: 159-168. Herrmann, Theo; Schweizer, Karin (1998): Sprechen über Raum: sprachliches Lokalisieren und seine kognitiven Grundlagen. 1. Aufl., Bern u.a.: Huber. |
[Seite 48, letzte vier Zeilen:]
Bei der zweiten Art des Lokalisierens sind die variable Position und räumliche Ausrichtung des Sprechers oder Betrachters irrelevant: Was sich „hinter dem Auto“ befindet, bleibt auch bei Orts- und Richtungsänderungen des Sprechers/Betrachters [Seite 49, Z. 1 ff.:] „hinter dem Auto“, eben weil das Auto eine Rückseite und eine Frontseite hat und weil das zu identifizierende Objekt an der Rückseite des Autos plaziert ist (= intrinsische Perspektive). [Seite 48, Z. 15 ff.:] Bis heute wird zur Systematisierung von Lokalisationsvarianten die Unterscheidung des deiktischen und intrinsischen Lokalisierens am häufigsten verwendet. [Seite 49, Z. 4 ff.:] Es gibt Objekte mit intrinsischer Ausrichtung (Vorder- und Rückseite) - zum Beispiel Autos, Stühle, Uhren oder Schränke - und andere Objekte ohne eine solche „inhärente“ Ausrichtung - zum Beispiel übliche Kugellampen, Vasen oder Bälle. Haben Objekte eine intrinsische Ausrichtung, so kann diese Ausrichtung (bei intrinsischer Perspektive) für die Lokativwahl verwendet werden. Oder man kann diese Ausrichtung (bei deiktischer Perspektive) ignorieren: Liegt zum Beispiel eine Zange an der Rückseite eines Autos, so kann man dennochbei entsprechender Betrachterposition unter deiktischer Perspektive sagen: „Von mir aus gesehen liegt die Zange links vom Auto.“ - In der Regel wird diese Sachlage so interpretiert, daß Objekte ohne ein „inhärentes“ Vorn und Hinten für die Lokativwahl nur unter deiktischer Perspektive verwendet werden können, eben weil ihnen die „inhärenten“ Richtungseigenschaften fehlen. Objekte mit „inhärenten“ Richtungseigenschaften können zwar, müssen aber nicht in intrinsischer Perspektive lokalisiert werden. Wir werden sehen, daß diese Auffassung falsch ist. Die DI-Dichotomie erscheint für sprachpsychologische Zwecke unzulänglich. Hierzu einige Anmerkungen: Die DI-Dichotomie ist zu wenig präzise und begrifflich zuwenig elaboriert, als daß man mit ihrer Hilfe zum Beispiel Sachverhalte der folgenden Art theoretisch angemessen rekonstruieren könnte: [...] [Seite 50, Z. 2 ff.:] Es besteht der Verdacht, daß die DI-Dichotomie bei der Unterscheidung einer deiktischen und einer intrinsischen Perspektive zwei Unterscheidungskriterien durcheinanderwirft, daß dies nicht bemerkt wird und daß dadurch die tatsächliche Unvollständigkeit dieses taxonomischen Versuchs nicht erkannt wird (vgl. auch Herskovits, 1985): Die deiktische Äußerung: „Von mir aus betrachtet liegt der Ball links vom Stuhl.“ unterscheidet sich zum einen von der intrinsischen Äußerung: „Der Ball liegt hinter dem Stuhl.“ dadurch, daß in der ersten Äußerung, wie sich Ehrich (1985, S. 132) ausdrückt, der Sprecher/Betrachter der Referenzpunktfür die Beschreibung ist; in der zweiten Äußerung sind die „inhärenten“ Raumeigenschaften des Stuhls der Referenzpunkt. Die erste Äußerung ist also sprecherbezogen, die zweite ist objektbezogen. Und die erste Äußerung verweist auf einen Lokalisationstyp, bei dem man drei Instanzen benötigt, um die Lokalisierung zu realisieren: den Sprecher/Betrachter, den Stuhl und den Ball. Die zweite Äußerung hingegen verweist auf einen Lokalisationstyp, bei dem man mit zwei Instanzen auskommt: mit dem Stuhl und dem Ball. Die DI-Dichotomie berücksichtigt nicht die Unterscheidung von sprecher- und hörerbezogenen Lokalisationen: „von mir aus betrachtet ...“ vs. „von dir aus betrachtet...“. Besonders diese Unterscheidung hat sich inzwischenals heuristisch nützlich herausgestellt (s. unten Abschnitt 3.4, vgl. auch Graf, 1989; Herrmann, Bürkle & Nirmaier, 1987). Wir befürchten, daß demgegenüber die Unterscheidung, die noch am ehesten im Sinne der DI-Dichotomie realisierbar ist (vgl. Abb. 2.1) - „Von mir aus betrachtet liegt die Zange links vom Auto." (= deiktisch) vs. „Die Zange liegt hinter dem Auto.“ (= intrinsisch) - weniger vielversprechende und weniger haltbare sprachpsychologische Befunde erbracht hat. In der DI-Dichotomie manifestiert sich schlußendlich eine übrigens beinahe durchgängige psycholinguistische Schieflage: Der Sprecher/Betrachter ist mit einem Stück Welt allein und redet. Der Adressat seiner Rede fehlt. Den Konzeptualisierungen psycholinguistischer Probleme fehlt überwiegend die Berücksichtigung der genuinen Partnerbezogenheit des Sprechens (vgl. Graumann & Herrmann, 1988). Ehrich, V. (1985). Zur Linguistik und Psycholinguistik der sekundären Raumdeixis. In H. Schweizer (Hrsg.), Sprache und Raum. Psychologische und linguistische Aspekte der Aneignung und Verarbeitung von Räumlichkeit. Ein Arbeitsbuch für das Lehren von Forschung (S. 130-161). Stuttgart: Metzler. Graf, R. (1989). Partnerbezogene Lokalisationen im Interkulturvergleich. Unveröffentl. Diplomarbeit. Universität Mannheim: Lehrstuhl Psychologie II. Graumann, C. F. & Herrmann, Th. (1988). Other-relatedness in language processing. Journal of Language and Social Psychology, 7, 159-168. Herrmann, Th., Bürkle, B. & Nirmaier, H. (1987). Zur hörerbezogenen Raumreferenz: Hörerposition und Lokalisationsaufwand. Sprache & Kognition, 6, 126-137. Herskovits, A. (1985). Semantics and pragmatics of locative expressions. Cognitive Science, 9, 341-378. |
Fortsetzung von Fragment 027 09. Die eigentliche Quelle ist zwar mehrfach genannt (darunter für drei wörtliche Zitate), gleichwohl bleibt unklar, dass der gesamte Inhalt der Seite daraus - teils (ungekennzeichnet) wörtlich - übernommen wurde. Drei (siehe eckig eingeklammerte) Passagen gehen konservativ nicht mit in die Zeilenzählung ein. |
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| [21.] Dt/Fragment 029 03 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-09 13:11:52 Schumann | BauernOpfer, Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 29, Zeilen: 3-10, 19-21 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 50, 51, Zeilen: 50: letzter Absatz; 51: 1 ff., 12 ff. |
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| Um die aufgeführten Nachteile dieser „wenig präzisen“ DI-Dichotomie zu vermeiden, schlagen Herrmann/Schweizer (1998:50) ein Sechs- Hauptvarianten-Modell (6H-Modell) vor. Dieses Modell knüpft daran, dass Menschen bzw. Sprecher ihre räumliche Umgebung in einem retinomorphen System mit einer Origo abbilden, die durch eine gerichtete Instanz belegt ist (s. oben Abschnitt 2.1.5.2). Bei diesem Modell wird die Partnerbezogenheit des Sprechens berücksichtigt, also dass Menschen stets in Kommunikationssituationen zu Kommunikationspartnern sprechen.
[...] [...] Alle diese Aussagen sind wahr, nur sie sind aus unterschiedlichen Blickpunkten produziert worden. Der Sprecher verfügt über ein internes Bezugssystem mit einer Origo, diese Origo kann mit ihm selbst, mit dem Hörer oder [mit dritten Entitäten (in diesem Beispiel mit Otto oder einem Auto) besetzt werden.] Herrmann, Theo; Schweizer, Karin (1998): Sprechen über Raum: sprachliches Lokalisieren und seine kognitiven Grundlagen. 1. Aufl., Bern u.a.: Huber. |
[Seite 50:]
Das 6H-Modell (= Sechs-Hauptvarianten-Modell) vermeidet die aufgeführten Nachteile der DI-Dichotomie (vgl. Herrmann, 1990b). Dieses Modell knüpft eng an die theoretische Vorstellung an, daß Menschen überhaupt - und so auch sprechende Menschen (Sprecher) - ihre räumliche Umgebung in [Seite 51:] einem retinomorphen System mit einer Origo abbilden, wobei die Origo durch eine gerichtete Instanz belegt ist (s. oben Abschnitt 1.5). Menschen sprechen zudem fast stets in Kommunikationssituationen zu Kommunikationspartnern (zu Ausnahmen vgl. Fourcin, 1975; Herrmann & Grabowski, 1994, S. 23 f.). [...] Wie schon im vorigen Kapitel (Abschnitte 1.3 und 1.5) ausführlich diskutiert wurde, können alle diese Aussagen zutreffen (empirisch wahr sein), weil sie aus unterschiedlichen Blickpunkten produziert wurden. Der Sprecher verfügt über ein internes retinomorphes Bezugssystem mit einer Origo (s. oben Abschnitt 1.5). Diese Origo ist entweder mit ihm selbst oder mit dem Hörer oder mit „dritten“ Entitäten (in diesem Beispiel mit Otto oder einem Auto) besetzt. Fourcin, A. J. (1975). Language developmentin the absence ofexpressive speech. In E. H. Lenneberg & E. Lenneberg (Eds.), Foundations of language development (Vol. 2) (pp. 263-268). New York: Academic Press. Herrmann, Th. (1990b). Vor, hinter, rechts und links: das 6H-Modell. Psychologische Studien zum sprachlichen Lokalisieren. Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik, 78, 117-140. Herrmann, Th. & Grabowski, J. (1994). Sprechen - Psychologie der Sprachproduktion. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag. |
Obwohl die Quelle auf der Seite viermal genannt wird, bleibt bei der oberen Passage unklar, dass auch die nähere Charakterisierung des 6H-Modells übernommen ist. Zur Übernahme unten, die sich auf der Folgeseite fortsetzt, siehe Fragment 030 01 und die dortigen Anmerkungen. |
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| [22.] Dt/Fragment 030 01 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-09 13:13:37 Schumann | BauernOpfer, Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 30, Zeilen: 1-10, 11-16 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 51, 52, 53, Zeilen: 51: 16 ff.; 52: 20 ff.; 53: 15 ff. |
|---|---|
| [Der Sprecher verfügt über ein internes Bezugssystem mit einer Origo, diese Origo kann mit ihm selbst, mit dem Hörer oder] mit dritten Entitäten (in diesem Beispiel mit Otto oder einem Auto) besetzt werden. Anknüpfend wird deutlich, dass die Aussagen wie folgt unterschieden sind: bei den Aussagen (1) bis (3) sind es drei verschiedene Entitäten, die die Origo, das LO und das BO besetzen - vom Sprecher, vom Hörer oder von Otto aus wird die Zange bezüglich des Autos sprachlich lokalisiert. Bei den Aussagen (4) bis (6) sind die Origo und das BO mit einer und derselben Entität belegt. Die Aussagen (1) bis (3) exemplifizieren Dreipunktlokalisationen, die Aussagen (4) bis (6) Zweipunktlokalisationen. So ergeben sich die folgenden sechs Hauptvarianten der Objektlokalisation mit Hilfe von den Richtungspräpositionen „vor“, „hinter“, „rechts von“ und „links von“:
[... Tab. 2.1 ...] Es muss beachtet werden, dass es sich bei der DI-Dichotomie und beim 6HModell von Herrmann/Schweizer um Klassifikationsmodelle für Lokalisationsvarianten mittels Richtungspräpositionen handelt. Die Zuordnung der Präpositionen zu den BO kann auf zweierlei Weise erfolgen: es geht entweder um die Origo-Instanz selbst (Zweipunktlokalisation) oder um eine andere dritte Instanz (Dreipunktlokalisation). |
[Seite 51:]
Der Sprecher verfügt über ein internes retinomorphes Bezugssystem mit einer Origo (s. oben Abschnitt 1.5). Diese Origo ist entweder mit ihm selbst oder mit dem Hörer oder mit „dritten“ Entitäten (in diesem Beispiel mit Otto oder einem Auto) besetzt. Zugleich wird deutlich, daß die Aussagen (1), (2) und (3) von den Aussagen (4), (5) und (6) wie folgt unterschieden sind: Bei den Aussagen (1) bis (3) sind es drei verschiedene Entitäten, die die Origo, das intendierte Objekt O, und das Relatum R besetzen: Vom Sprecher, vom Hörer oder von Otto aus wird die Zange bezüglich des Autos sprachlich lokalisiert. Bei den Aussagen (4) bis (6) sind die Origo und das Relatumobjekt R mit einer und derselben Entität belegt. Die Aussagen (1) bis (3) exemplifizieren Dreipunktlokalisationen, die Aussagen (4) bis (6) Zweipunktlokalisationen. So ergeben sich die folgenden sechs Hauptvarianten der Objektlokalisation mit Hilfe von Richtungspräpositionen (‘vor’, ‘hinter’, ‘rechts von’, “links von’): [Seite 52:] Man beachte in diesem Zusammenhang, daß es sich beim 6H-Modell wie bei der DI-Dichotomie um ein Klassifikationsmodell für Lokalisationsvarianten bei der Lokalisation mittels Richtungspräpositionen und nicht um ein Klassifikationsmodell für alle denkbaren Lokalisationen handelt. [Seite 53:] Die Zuordnung der Präpositionen (nebst Relatum-Bezeichnung) zu den Relata kann, wie zuvor ausgeführt, auf zweierlei Weise erfolgen: Das intendierte Objekt wird zwar stets per Präposition an eine bestimmte andere Instanz qua Relatum sprachlich angebunden, doch handelt es sich bei diesem Relatum entweder um die Origo-Instanz selbst (= Zweipunktlokalisation) oder aber um eine andere Instanz (= Dreipunktlokalisation). |
Die Quelle ist für die (in der Auslassung befindliche) Tab. 2.1 - sowie auf S. 29 für eine Zusammenstellung von Aussagen zur Lage der Zange zum Auto - genannt. Es bleibt jedoch mangels Kennzeichnung unklar, dass die hier dokumentierten erläuternden und interpretierenden Ausführungen keine Eigenleistung der Verfasserin darstellen, sondern ebenfalls (und dabei größtenteils wörtlich) daraus abgeschrieben wurden. |
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| [23.] Dt/Fragment 031 14 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-09 13:15:59 Schumann | BauernOpfer, Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 31, Zeilen: 14-22 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 58, Zeilen: 24 ff. |
|---|---|
| Der Sprecher hat, Grabowski (1996) zufolge, eine „Innenperspektive” und eine „Außenperspektive”. Die „Innenperspektive” ist, nach dem Prinzip der perzeptuellen Zugänglichkeit, die Grundlage von Zweipunktlokalisationen („vor mir” vs. „hinter mir” usf.). Unter der „Außenperspektive” ergeben sich, ebenfalls aus dem Prinzip der perzeptuellen Zugänglichkeit, Dreipunktlokalisationen („von dir aus betrachtet vor BO“ vs. „von dir aus betrachtet hinter BO“ usf.). Das Prinzip der perzeptuellen Zugänglichkeit vereinheitlicht also die Zwei- und Dreipunktlokalisationen insofern, als jeweils VORN ist, was perzeptuell zugänglich ist.
Grabowski, Joachim (1996): Determinanten der Interpretation dimensionaler Lokalisationsäußerungen: Experimente in fünf Sprachen. In: Sprache und Kognition 15;4: 234-250. |
Der Sprecher hat, Grabowski zufolge, eine „Innenperspektive“ und eine „Außenperspektive“. Die „Innenperspektive“ ist, nach dem Prinzip der perzeptuellen Zugänglichkeit, die Grundlage von Zweipunktlokalisationen „vor mir“ vs. „hinter mir“ usf.). Unter der „Außenperspektive“ ergeben sich, ebenfalls aus dem Prinzip der perzeptuellen Zugänglichkeit, Dreipunktlokalisationen („von dir aus betrachtet vor R“ vs. „von dir aus betrachtet hinter R“, usf.). Das Prinzip der perzeptuellen Zugänglichkeit vereinheitlicht also die Zwei- und Dreipunktlokalisationen insofern, als jeweils VORN ist, was perzeptuell zugänglich ist.
Grabowski, J. (1996). Die Raumauffassung des Menschen und ihr Ausdruck in der Sprache: Determinanten der Verwendung dimensionaler Präpositionen. Unveröffentl. Habilitationsschrift. Mannheim: Universität Mannheim. |
Die eigentliche Quelle ist im unteren Teil der Vorseite für eine folgende Auflistung (S. 30 f.) angegeben - dass dann aber auch weiter unten auf S. 31 noch ein ganzer Absatz mit Herrmann/Schweizers Grabowski-Rezeption - praktisch wörtlich - übernommen wird, bleibt Rezipienten mangels Kennzeichnung verborgen. |
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| [24.] Dt/Fragment 096 20 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-09 13:18:48 Schumann | BauernOpfer, Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 96, Zeilen: 20-29 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 160, 161, Zeilen: 160: 26 ff., 34 ff.; 161: 1 ff. |
|---|---|
| Kognitive Schemata haben (Herrmann/Schweizer 1998:160) den Charakter von Informationsstrukturen mit „Leerstellen“ (slots), die durch aktuell kognizierte Gegebenheiten ausgefüllt werden können. Diese kognitiven Schemata beruhen im Wesentlichen auf häufigen individuellen Erfahrungen mit relativ homogenen Klassen von Dingen, Ereignissen und Sachverhalten (Mandler/Johnson 1976). Kognitive Schemata helfen sowohl bei der Auswahl relevanter Information als auch bei der Linearisierung der Information bei der Sprachproduktion (Herrmann/Grabowski 1994: 114ff., 355ff.) Van Dijk und Kintsch (1983) weisen auf Diskursschemata beim Erzählen von Geschichten hin.
Van Dijk, Teun Adrianus; Kintsch, Walter (1983): Strategies of Discource [sic] Comprehension. London, San Diego: Academic press.an Diego: Academic press. Herrmann, Theo; Grabowski, Joachim (1994): Sprechen – Psychologie der Sprachproduktion. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag. Herrmann, Theo; Schweizer, Karin (1998): Sprechen über Raum: sprachliches Lokalisieren und seine kognitiven Grundlagen. 1. Aufl., Bern u.a.: Huber. |
[Seite 160:]
Kognitive Schemata haben, wie schon erwähnt (Abschnitt 5.4), den Charakter von Informationsstrukturen mit „Leerstellen“ (slots), die durch aktuell kognizierte Gegebenheiten ausgefüllt werden können. [...] Kognitive Schemata beruhen im wesentlichen auf häufigen individuellen Erfahrungen mit relativ homogenen Klassen von Dingen, Ereignissen und Sachverhalten (vgl. dazu auch Mandler & Johnson, 1976). [Seite 161:] Wie man sieht, helfen kognitive Schemata sowohl bei der Auswahl relevanter Information als auch bei der Linearisierung der Information beim Sprechen. Das gibt Anlaß, Was-Schemata und Wie-Schemata zu unterscheiden. (Vgl. zum folgenden auch Herrmann & Grabowski, 1994, S. 114 ff., S. 355 ff.) Was- und Wie-Schemata werden sowohl beim Reden über Raum wie auch beim Reden über chronologische Ereignisse verwendet. So weisen van Dijk und Kintsch (1983) auf Diskursschemata beim Erzählen von Geschichten hin. Dijk, T. A. van & Kintsch, W. (1983). Strategies of discourse comprehension. Hillsdale: Erlbaum. Herrmann, Th. & Grabowski, J. (1994). Sprechen - Psychologie der Sprachproduktion. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag. Mandler, J. M., & Johnson, N. S. (1976). Some of the thousand words a picture is worth. Journal of Experimental Psychology: Human Learning and Memory, 5, 529-540. |
Die eigentliche Quelle des gesamten Absatzinhalts ist im ersten Satz genannt. Dass sich die Übernahme - großteils wörtlich sowie mehrere Referenzen einschließend - aber auch danach fortsetzt, bleibt Rezipienten mangels Kennzeichnung verborgen. Zu "Mandler/Johnson 1976" findet sich im Literaturverzeichnis keine entspechende Publikation, nur eine andere von 1977. |
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| [25.] Dt/Fragment 098 01 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-09 13:21:17 Schumann | Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 98, Zeilen: 1-8 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 160, Zeilen: 5 ff. |
|---|---|
| [- den Grad der Detaillierung - ein Schreiber möge beim Leser als Eingrenzung der Raumdomäne des Schule-Schemas eine interne Raumrepräsen-]tation eines Klassenzimmers aufbauen wollen. Dabei handele es sich um eine konkrete dem Leser unbekannte Raumkonstellation in diesem Klassenzimmer, die aber zu einer Kategorie gehört, mit der der Leser bereits konkrete Erfahrungen gemacht hat – jeder hat eine Schule besucht und die Klassenzimmer sehen nicht so sehr unterschiedlich aus. Dann kann der Schreiber beispielweise schon durch die Nennung des Namens dieser Kategorie hilfreiche Gesichtspunkte für den nachfolgenden Aufbau seiner internen Raumrepräsentation vermitteln. | Es gibt aber auch ein schematisiertes Wissen ganz anderer Art, als es zum Beispiel für das Beschreiben von Wohnungen genutzt wird: Ein Sprecher möge beim Partner eine interne Raumrepräsentation aufbauen wollen. Dabei handele es sich um eine dem Partner noch unbekannte Raumkonstellation, die aber zu einer Kategorie gehört, mit der der Partner nach Einschätzung des Sprechers bereits ausgedehnte und konkrete Erfahrungen gemacht hat. Dann kann der Sprecher dem Partner beispielsweise schon durch die Nennung des Namens dieser Kategorie, deren Element das zu beschreibenden Raumgebilde ist, hilfreiche Gesichtspunkte für den sukzessiven Aufbau seiner internen Raumrepräsentation vermitteln. |
Kein Hinweis auf eine Übernahme. |
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| [26.] Dt/Fragment 103 18 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-09 13:24:25 Schumann | Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 103, Zeilen: 18-35 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 11, 169, 224, 225, 226, Zeilen: 11: 3 ff.; 169: 1 f.; 224: 20 ff., 38 f., 40 ff.; 225: 1, 15 ff., 32 ff.; 226: 24 ff. |
|---|---|
| Ereignisse und räumliche Entitäten haben eine natürliche Ordnung ihrer Komponenten. Dazu gehören auch die Kognition von Bewegungen und speziell die kognitive Unterscheidung von Eigenbewegungen und Objektbewegungen sowie das Erlernen von Routen durch Raumkonstellationen. Je nach der kommunikativen Gesamtsituation müssen ganz unterschiedliche Muster von Teilprozessen aufgerufen und für die Produktion von Lokalisationen eingesetzt werden. In der Regel wird jeder Handlungsschritt für sich verbalisiert. Damit erzeugen wir Lokalisationssequenzen. Nur bei einer vom Rezipienten nachvollziehbaren Reihung der sprachlichen Information über räumliche Gegebenheiten kann der Schreiber vom Leser verstanden werden und somit sein Kommunikationsziel erreichen. Eine gute kommunizierbare Linearisierung zu finden besteht in der Aktivierung des Wissens darüber, wie Menschen in der konkreten Situation handeln. Wenn Schreiber und Leser wissen, dass die Rede von einer Schule ist, so teilen sie bestimmte Erwartungen über die Reihenfolge, in der über die einzelnen Räume geschrieben wird. Wenn es um die Beschreibung eines Klassenzimmers geht, so erwartet der Leser den Standpunkt der Beschreibung dort, wo man eintritt. | [Seite 225, Z. 32 ff.:]
Wenn man sagt, daß Ereignisse von der Art der Fußballspiele, Arztbesuche, Konzertaufführungen oder Gottesdienste eine natürliche Ordnung haben, nämlich das zeitliche Nacheinander ihrer Komponenten, so kann man nach allem auch räumlichen Gegebenheiten von der Art der Städte, Landschaften oder Gebäude ihre natürliche Ordnung zusprechen: nämlich die zeitliche Abfolge, in der ihre Komponenten beim Wissenserwerb kogniziert werden. [Seite 11, Z. 3 ff.:] Dazu gehören unter anderem die Kognition von Bewegungen und speziell die kognitive Unterscheidung von Eigenbewegung und Objektbewegung sowie das Erlernen von Routen durch Raumkonstellationen. [Seite 224, Z. 20 ff.:] Das Beispiel macht deutlich, daß je nach der kommunikativen Gesamtsituation, in der sich Sprecher und Hörer befinden, ganz unterschiedliche Muster von Teilprozessen ("Task forces“) aufgerufen und für die Produktion von Lokalisationen eingesetzt werden müssen. [Seite 169, Z. 1 f.:] Dabei wird in der Regel jeder Handlungsschritt für sich verständlich verbalisiert. [Seite 224, Z. 38 f., 40 ff.:] (iii) Eine sprachliche Lokalisierung kommt selten allein; in der Regel erzeugen wir Lokalisationssequenzen. [...] Nur bei einer vom Hörer nachvollziehbaren Reihung der sprachlichen Informationen über räumliche Gegebenheiten kann der Hörer den Sprecher verstehen und [Seite 225, Z. 1, 15 ff.:] somit der Sprecher sein Kommunikationsziel erreichen. [...] Eine famose Art, für das nicht zeitlich strukturierte Zueinander von Örtern und Objekten eine gut kommunizierbare Linearisierung zu finden, besteht in der Aktivierung des Wissens darüber, wie Menschen handeln, wenn sie sich durch räumliche Gegebenheiten bewegen: [...] [Seite 226, Z. 24 ff.:] Wenn Sprecher und Hörer wissen, daß die Rede von einer Wohnung ist, so teilen sie bestimmte Erwartungen über die Reihenfolge, in der über die einzelnen Räume gesprochen wird. Wenn es sich um die Beschreibung einer Stadt handelt, so erwartet der Hörer den Startpunkt der Beschreibung dort, wo man eintrifft. |
Patchwork aus Inhalten von fünf Seiten der Quelle - ohne Hinweis auf eine Übernahme. |
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| [27.] Dt/Fragment 105 27 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-03-09 13:58:43 Schumann | Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 105, Zeilen: 27-31 |
Quelle: Herrmann Schweizer 1998 Seite(n): 18, 19, Zeilen: 18: letzte Zeile; 19: 1 ff. |
|---|---|
| So muss der Textproduzent bei jeder Bewegung die interne Repräsentation der vorgestellten räumlichen Gegebenheiten - Entfernungen, Richtungen von Objekten usw. ändern, also diese innere Abbildung aktualisieren. Das gelingt besser, wenn bei der Bewegung die Origorichtung beibehalten bleibt (Translation), als wenn sie gedreht wird (Rotation). | [Seite 18:]
Ein Beispiel: Der Mensch ist bei jeder Eigen- [Seite 19:] bewegung gezwungen, die interne Repräsentation der von ihm wahrgenommenen oder auch vorgestellten räumlichen Gegebenheiten, also Entfernungen, Richtungen von Objekten usf. je nach erfolgter Eigenbewegung zu ändern, diese internen Repräsentationen also zu aktualisieren. Dies gelingt besser, wenn der Mensch bei den Eigenbewegungen die Körperrichtung beibehält (= Translationen), als wenn er seine Körperachse dreht (= Rotationen). |
Kein Hinweis auf eine Übernahme. |
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