VroniPlag Wiki

This Wiki is best viewed in Firefox with Adblock plus extension.

MEHR ERFAHREN

VroniPlag Wiki

Angaben zur Quelle [Bearbeiten]

Autor     Ludwig M. Eichinger
Titel    Raum und Zeit im Verbwortschatz des Deutschen: eine valenzgrammatische Studie
Ort    Tübingen
Verlag    Max Niemeyer Verlag
Jahr    1989
Umfang    X, 436 S.
Reihe    Linguistische Arbeiten 224
Anmerkung    Zugl.: Bayreuth, Univ., Habil.-Schr., 1985/86 u. München, Univ., Habil.-Schr., 1987/88
ISBN    3-84-30224-0
DOI    https://doi.org/10.1515/9783111354576

Literaturverz.   

ja
Fußnoten    ja
Fragmente    12


Fragmente der Quelle:
[1.] Dt/Fragment 112 03 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2019-11-01 17:20:39 Schumann
Dt, Eichinger 1989, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Klgn
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 112, Zeilen: 3-7
Quelle: Eichinger 1989
Seite(n): 266, Zeilen: 16 ff.
Dabei entstehen bezogen auf die vorgängige Situation Draußen- und Drinnen-Regionen. Sind diese keine Punkte, so handelt es sich um eine Relation, die durch das Überschreiten eines Hindernisses definiert ist (Di Meola 1994: 66). Das Hindernis hat die Merkmale einer Grenze, die ein als abgeschlossen gedachtes Gebiet umschließt.

Di Meola, Claudio (1994): Kommen und gehen. Eine kognitiv-linguistische Untersuchung der Polysemie deiktischer Bewegungsverben. Tübingen: Niemeyer.

Wenn 'draußen' und 'drinnen' Räume sind und keine Punkte, was unserem Eindruck vom normalen Sprachgebrauch entspricht, so handelt es sich um eine Relation, die durch das Überschreiten eines Hindernisses definiert ist.

[...]

Das Hindernis hat die Merkmale einer Grenze, d.h. einer im Prinzip zusammenhängenden Abteilung, die ein abgeschlossen gedachtes Gebiet umgrenzt.

Anmerkungen

Kein Hinweis auf die eigentliche Quelle.

Zwar gibt es bei DiMeola (1994) auf S. 66 unten den Beginn des Kapitels "2.6.4. Überwindung eines Hindernisses", doch weder auf dieser Seite noch den beiden anderen Seiten des Kapitels (S. 66-68) noch der gesamten Arbeit finden sich für den hier dokumentierten Fragmentinalt auch nur annähernd sprachliche Parallelen wie mit Eichinger (1989).

(Unausgewiesene) Übernahmen aus DiMeola (1994) finden sich allerdings weiter unten, siehe Fragment 112 08.

Sichter
(Klgn) Schumann


[2.] Dt/Fragment 114 06 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2019-10-22 21:05:49 Schumann
Dt, Eichinger 1989, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 114, Zeilen: 6-15, 16-18, 24-31
Quelle: Eichinger 1989
Seite(n): 316, 334, Zeilen: 316: 1-9; 334: 10-20, 38-40
Sie tritt automatisch ein, die Frage der Sprachproduzenten-Perspektive braucht zumindest sprachlich nicht geklärt zu werden. Gerade beim Paar EIN/AUS ist eine solche Neutralform noch besonders von Vorteil, da sie die komplizierte Deixis-Situation zu vermeiden hilft. Das hat relativ schwierige sprachliche Verhältnisse mit dem Zwang zum häufigen Perspektivewechsel für alle Beteiligten an einer Kommunikation zur Folge. Eine Neutralform für diese Verhältnisse gibt demgegenüber die Möglichkeit zu einem distanzierten Schildern von INNEN/AUSSEN-Verhältnissen, ohne den eigenen, für die intendierte Kommunikationsabsicht womöglich irrelevanten Standpunkt ins Gespräch zu bringen. [...] Für die Kommunikationsbedürfnisse des unbeteiligten Beobachters erleichtert eine Neutralform das sprachliche Leben sehr.

[...]

[...] Die Partikeln herein-/hinein- legen die mögliche Direktionalbestimmung darauf fest, dass die Bewegung aus dem Bereich, der als AUSSEN gilt, in einen führt, der als INNEN gilt. Hier liegt die eigentliche Funktion dieser Partikeln, schon von der Struktur her wird das Bedeutungsmuster des Verbs konkretisiert und verdeutlicht. Bei den Simplizia ist die Bewegungsrichtung beliebig festlegbar, die Ursprungs- und Zielbereiche, die gewählt werden können, sind durch die Präpositionen nur soweit spezialisiert, dass es sich um Benennung möglicher Innen- und Außenräume handeln muss.

[Seite 334:]

Demgegenüber tritt die Neutralform automatisch ein, die Frage der natürlichen Ausrichtung der Bewegung braucht zumindest sprachlich nicht geklärt zu werden. Gerade beim Paar EIN/AUS ist eine solche Neutralform noch besonders von Vorteil, da sie komplizierte Deixis-am-Phantasma-Situationen vermeiden hilft. Denn die Unterscheidung in AUS/EIN kennt prinzipiell keine Grenze ihrer Wirksamkeit. Das hat relativ schwierige sprachliche Verhältnisse mit dem Zwang zum häufigen Perspektivewechsel für alle Beteiligten an einer Kommunikation zur Folge. Eine Neutralform für diese Verhältnisse gibt demgegenüber die Möglichkeit zu einem distanzierten Schildern von INNEN/AUSSEN-Verhältnissen, ohne den eigenen, für die intendierte Kommunikationsabsicht womöglich irrelevanten Standpunkt Ins Gespräch zu bringen. [...] Für die Kommunikationsbedürfnisse des so skizzierten unbeteiligten Beobachters erleichtert eine Neutralform des genannten Typs das sprachliche Leben sehr.

[Seite 316:]

Die Partikeln heraus-/hinaus- - und entsprechend herein-/hinein- - legen die mögliche Direktionalbestimmung darauf fest, daß die Bewegung aus dem Bereich, der als INNEN gilt, in einen führt, der als AUSSEN gilt, und auf keinen Fall umgekehrt - genau gegengleich ist das Verhältnis bei herein-/hinein-. Hier scheint mir die eigentliche Funktion dieser Verben zu liegen: schon von der Struktur her wird das Bedeutungsmuster vereindeutigt. Denn bei den Simplicia war die Bewegungsrichtung beliebig festlegbar, die Ursprungs- und Zielbereiche, die gewählt werden können, sind - durch die Präpositionen - nur dahingehend spezialisiert, daß es sich hierbei um die Benennung für mögliche Innen- und Außenräume handeln muß.

Anmerkungen

Ohne Hinweis auf eine Übernahme.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[3.] Dt/Fragment 115 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2019-10-19 07:29:22 Klgn
Dt, Eichinger 1989, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 115, Zeilen: 1-2, 25-27
Quelle: Eichinger 1989
Seite(n): 325, 327, 328, Zeilen: 325: 19-21; 327: 31-32; 328: 1-2
[Die normale Wortfrage lautet] daher: Woher kommst du? und nicht Wohin kommst du? Die Ursprungsorientierung wird mitverstanden.

[...]

Der Kern dieser Bildungen liegt bei dem Lexem kommen, gerade herein- expliziert die eingebaute Ausrichtung auf den Sprachproduzenten bzw. Beobachter zu, die kommen charakterisiert.

[Seite 325:]

Die normale Wortfrage lautet daher auch: Woher kommst Du? und nicht Wohin kommst Du?. Auch im absoluten Gebrauch ist die Ursprungsorientierung mitverstanden.

[Seite 327:]

Der Kern dieser Bildungen liegt beim Lexem kommen, von dem ja auch die entsprechenden Varianten von dürfen, eilen, können usw. abhängig sind. Das kann nicht weiter

[Seite 328:]

verwundern, expliziert doch gerade herein- die eingebaute Ausrichtung auf den Sprecher zu, die kommen charakterisiert.

Anmerkungen

Ohne Hinweis auf eine Übernahme.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[4.] Dt/Fragment 116 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2019-10-20 06:55:06 Klgn
Dt, Eichinger 1989, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 116, Zeilen: 1-7
Quelle: Eichinger 1989
Seite(n): 316, 317, Zeilen: 316: 12-15; 317: 11-14
Aus dem bisher Gesagten wird deutlich, wie die Doppelpartikeln zu einer präziseren Schilderung von Bewegungen und Handlungen im Raum beitragen. Die Verbalisierung mit Simplex und Präpositionalphrase ist nicht so konkret wie diese Konstruktionen. Die Doppelpartikelbildungen erlauben eine differenziertere Anpassung an die jeweilige Situation. Über die Angabe der Sprachproduzenten-Perspektive werden die räumlichen Verhältnisse deutlicher dargelegt. [Seite 316:]

Auch aus dieser Darstellung wird deutlich, wie die Doppelpartikeln zu einer präzisen Schilderung von Bewegungen und Handlungen im Raum beitragen. Selbst die Darstellung mit Simplex und Präpositionalphrasen ist ungenauer als diese Konstruktionen.

[Seite 317:]

Die Doppelpartikelbildungen zu dieser Basis erlauben eine differenziertere Anpassung an die jeweilige Situation. Über die Angabe der Sprecherperspektive werden die räumlichen Verhältnisse in einer Weise dargelegt, daß die direktionalen Bestimmungen in jeweils eindeutiger Weise darauf abbildbar sind.

Anmerkungen

Ohne Hinweis auf eine Übernahme.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[5.] Dt/Fragment 119 18 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2019-10-18 08:16:10 Klgn
Dt, Eichinger 1989, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 119, Zeilen: 18-21
Quelle: Eichinger 1989
Seite(n): 319, Zeilen: 19-21
Die Bewegungsrichtung ist bei -ein- und -aus- immer eindeutig, her- und hin- dienen, soweit der dadurch ausgedrückte Unterschied überhaupt beachtet wird, der Differenzierung, die gemäß dem Sprecherstandpunkt vorzunehmen ist, und benötigen dabei einen relativ höheren Kodierungsaufwand. Die Bewegungsrichtung ist bei -ein- immer eindeutig, her- und hin- dienen, soweit der durch sie ausgedrückte Unterschied überhaupt beachtet wird, der Differenzierung gemäß dem Sprecherstandpunkt.
Anmerkungen

Ohne Hinweis auf eine Übernahme.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[6.] Dt/Fragment 133 03 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2019-10-22 21:08:20 Schumann
Dt, Eichinger 1989, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 133, Zeilen: 3-11
Quelle: Eichinger 1989
Seite(n): 225, 226, Zeilen: 225: 23-31; 226: 15-19
Im Normalfall wird in diesen Bildungen signalisiert, dass ein Hindernis (plötzlich) überwunden wird, und zwar so, dass diese Handlung ins Gesichtsfeld des Sprechers führt. Dagegen tritt in anderen Lösungsvarianten auch eine direktionale Bedeutung ein, die in direkter Weise die Bestandteile her + vor dominieren lässt und eine nach-vorne-Bedeutung impliziert. Trotzdem hat die Ursprungsorientierung für diese Muster Priorität. Diese Bildungen fordern als Bedingung z.T. Plötzlichkeit bzw. erhöhte Geschwindigkeit der in der Basis ausgedrückten Bewegung, andererseits einen Ausgangspunkt als Voraussetzung, der im Prinzip ein Drinnen- und Dahintersein präsupponiert. [Seite 225:]

In (5.3.) liegt der Normalfall dieser Bildungen vor, bei ihm wird signalisiert, daß ein Hindernis, das als Bezugsobjekt durch eine Präposltionalphrase angeschlossen wird, plötzlich überwunden wird, und zwar so, daß diese Handlung in den Gesichtskreis des Sprechers führt. Dagegen tritt in den Fällen nach (5.4.) eine direktionale Bedeutung, die in direkter Weise auf die konstitutionellen Bestandteile her + vor beziehen läßt, interferierend zu der beschriebenen heraus-Variante, ohne daß dieses Verständnis völlig verschwinden würde. Die Priorität der Ursprungsorientierung für dieses Muster wird auch dadurch bestätigt, daß man neue oder ungewöhnlichere Bildungen eher in diesem Sinne verstehen würde; [...]

[Seite 226:]

Dagegen liegen für diese Verben mit hervor- semantische Einschränkungen für die Produktivität des Musters vor, die z.T. Plötzlichkeit bzw. erhöhte Geschwindigkeit der in der Basis ausgedrückten Bewegung als Bedingung fordern, andrerseits einen Ausgangspunkt voraussetzen, der im Prinzip ein Drinnen- und Dahintersein präsupponiert.

Anmerkungen

Ohne Hinweis auf eine Übernahme.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[7.] Dt/Fragment 134 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2020-03-12 14:06:23 Schumann
Dt, Eichinger 1989, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Schumann
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 134, Zeilen: 1-14, 32-34, 38-39
Quelle: Eichinger 1989
Seite(n): 217, 226, 227, Zeilen: 217: 3 ff., 18 f.; 226: 20 ff.; 227: 1
[Die mögliche oder nichtmögliche Konkurrenz von Bildungen mit heraus- zeigt besonders deutlich den subjektiven Charakter von Partikelverben mit] vor- (vgl. Lyons 1977: 720). Eine unterschiedliche Art von Bezug auf ein LO relativ zum Standort des Sprechers erklärt auch, dass bei manchen Handlungen das Herauskommen aus einem BO als wesentlicher angesehen wird als die sich daraus ergebende und beschriebene vor-Position als Resultat der Bewegung bezüglich dieses BO. Wie es an Paaren wie hervor- /herauskommen gesehen werden kann, handelt es sich dabei nicht nur um anzunehmende Möglichkeiten der Überschneidung – die beiden Verben zeigen tatsächlich parallele Verwendungen. In gewissem Umfang ist das auch in den entsprechenden Einträgen des Duden UWs (1996: 700) reflektiert: hervorkommen: hinter, unter, zwischen, aus etw. herauskommen. Diese Beispiele zeigen, dass Bildungen mit diesen beiden Partikeln bedeutungsmäßig sehr eng zusammenliegen. Es ist aber auffällig, dass hier bei hervor- die Richtung auf den Sprecher nicht so stark ausgeprägt ist, eher die Richtung nach vorne, in die vordere Region des BO. [...]

[...]

Die Bearbeitung der Episode des Sich-Vorbewegens kann als eine Bewegung auf der Vor-Hinter-Dimension gekennzeichnet werden, da diese Achse der normalen Bewegungsrichtung des Menschen entspricht. [...] Generell gilt diese Aussage auch für die adverbiale Bestimmung nach vorne/ nach hinten.


Lyons, John (1977): Semantics. 2 Bände. Cambridge University Press.

Duden, Deutsches Universalwörterbuch (1996). Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag.

[Seite 226:]

Die mögliche oder nicht mögliche Konkurrenz mit Bildungen mit heraus- zeigt besonders deutlich den oben angesprochenen subjektiven Charakter von Partikelverben mit VOR (vgl. Lyons (1977, S.720)). Bezug auf den Sprecher bzw. eine unterschiedliche Art von Bezug auf ein Objekt relativ zum Standort des Sprechers erklärt auch, daß bei manchen Handlungen das Herauskommen aus einem Objekt, das den Bezugspunkt darstellt, als wesentlicher angesehen wird als die sich daraus ergebende, bezüglich dieses Objekts als 'vor' beschreibbare Position.

Wie wir an Paaren wie hervorschauen/herausschauen sehen können, handelt es sich dabei nicht nur um theoretisch anzunehmende Möglichkeiten der Überschneidung; die beiden Verben zeigen tatsächlich parallele Verwendungen. In gewissem Umfang ist das auch in den entsprechenden Einträgen des Duden-WB reflektiert:

(5.6.)
hervorblicken "hinter, unter, zwischen etw. nach draußen blicken" (Duden-WB S.1216)
herausblicken "aus dem Inneren nach außen (zum Sprechenden) blicken" (ebd. S.1197)
hervorquellen "unter, zwischen etwas herausquellen" (ebd.S.1216)
herausquellen "quellend herausdringen" (ebd.S.1200)

Diese Beispiele zeigen, daß Bildungen mit diesen beiden Partikeln bedeutungsmäßig sehr eng zusammenliegen. Dem Unterschied in der Paraphrase zwischen nach außen bzw. nach draußen ist dabei keine große Bedeutung beizumessen. Allenfalls dient dieser Paraphraseversuch dazu, noch klarer zu machen, daß hier bei hervor-

[Seite 227:]

die Richtung auf den Sprecher zu extrem zurückgenommen ist.

[Seite 217:]

Die sprachliche Darstellung von Bewegungen (und Zuständen) auf der VOR/HINTER-Dimension ist dadurch gekennzeichnet, daß diese Achse der normalen Bewegungsrichtung des Menschen entspricht. [...]

[...]

[...] Generell gilt diese Aussage aber auch für die adverbiale Bestimmung 'nach vorne/hinten': [...]


DUDEN. 1976-1981. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in sechs Bänden, hg. u. bearb. vom Wissenschaftlichen Rat der Dudenredaktion unter Leitung von Günther Drosdowski, Bd. 1-6, Mannheim,Wien,Zürich, Duden-Verlag.

Lyons, John, Semantics, Bd. 1 und 2. Cambridge usw., Cambridge University Press.

Anmerkungen

Kein Hinweis auf die eigentliche Quelle.

Sichter
(Schumann), SleepyHollow02


[8.] Dt/Fragment 136 14 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2019-11-01 00:28:16 Schumann
BauernOpfer, Dt, Eichinger 1989, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Klgn
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 136, Zeilen: 14-16, 22 ff. (bis Seitenende)
Quelle: Eichinger 1989
Seite(n): 227, 228, 231, 234, 235, Zeilen: 227: 19 ff., 103-106; 228: 4 ff.; 231: vorletzter Absatz; 234: 1 ff.; 235: 14 ff.
Generell lässt sich sagen, dass je nach Situation zwischen den beiden von Wunderlich (1981: 284ff.) postulierten Prinzipien gesucht wird. [...]

Die Verben mit vor- stellen die Natürlichkeit der Bewegung „nach vorne“ dar. Das Präfix vor- signalisiert, dass sich etw. vor etw. anderem befindet bzw. „nach vorn“, „hervor“ bewegt wird (vgl. Kühnhold 1973: 231). Für die Bedeutung aller vor-Verben ist die Relation „da + vor + Handlung/ Geschehen“ grundlegend, z.B. bei vortreten: 1a) nach vorn treten (Duden UW 1996: 1699). Die Beispiele zu diesen Verben zeigen deutlich, dass Bildungen mit der Einfachpartikel vor- aufgrund der geringen formalen Markiertheit an eine Vielzahl von Situationen anpassbar sind, ggf. sogar in der gleichen Situation eine Deutung nach verschiedenen miteinander kompatiblen Mustern – „hervor und heraus“ – möglich ist (Eichinger 1989: 235).

In der Gegenüberstellung zu hervor- zeigt sich dagegen vor- als Realisierung einer lokalen Neutralform für den Bezug auf Objekte, ob sie vom Beobachterstandpunkt oder von der kanonischen Strukturierung des BO gesteuert ist. Es kann von Merkmalen des Bewegungstyps abhängen, mit welcher Wahrscheinlichkeit die deiktische oder die intrinsische Orientierung als Bezugspunkt gewählt wird (vgl. Wunderlich 1981: 282ff. und 288ff.).

Es sind hier beobachterbezogene (hervor), also dimensionale und objektbezogene (vor), also topologische Verbvarianten anzunehmen. Dass natürlich auch die topologische Bezugnahme in einem gewissen Sinn sprecherbezogen [ist und damit im Prinzip die dimensionale Gliederung als dominierend gedacht werden kann, zeigt die Art, wie diese deiktischen Partikeln bei Eroms (1981: 209) erklärt werden.]


Duden, Deutsches Universalwörterbuch (1996). Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag.

Eichinger, Ludwig M. (1989): Raum und Zeit im Verbwortschatz des Deutschen: eine valenzgrammatische Studie. Linguistische Arbeiten 224. Tübingen: Niemeyer.

Eroms, Hans-Werner (1981): Valenz, Kasus und Präpositionen. Untersuchungen zur Syntax und Semantik präpositionaler Konstruktionen in der deutschen Gegenwartssprache. Heidelberg: Winter.

Kühnhold, Ingeburg (1973): Präfixverben. In: Kühnhold, Ingeburg; Wellmann, Hans (Hrsg.): Das Verb. (Deutsche Wortbildung. Typen und Tendenzen in der Gegenwartssprache. Erster Hauptteil.) Düsseldorf: Schwann, 141-362.

Wunderlich, Dieter (1981): Linguistic Strategies. In: Coulmas, Florian (ed.): A Festschrift for Native Speaker. The Hague, Paris, New York: Mouton, 279-296.

[Seite 227:]

4.3.2.2. Verben mit vor-

Die im bisherigen schon ausgeführten Besonderheiten der VOR/HINTER-Relation, v.a. die Natürlichkeit der Bewegung 'nach vorne', sind auch dafür verantwortlich, daß Bildungen mit vor- nicht im selben Maß wie etwa Verben mit auf- und ab- idiomatisiert oder lokal spezialisiert sind.4


4 Daher auch die relative Häufigkeit der Verben mit dieser Bedeutung innerhalb dieses Bildungsmusters: "In 194 Stichwörtern (77,6 % seines Gesamtbestands) signalisiert das Präfix vor-, daß sich etw. vor etw. anderem befindet bzw. 'nach vorn', 'hervor' bewegt. Ersatzprobe: 'davor', 'nach vorn', 'hervor' [sic] Aus der Prozentzahl geht hervor, daß dies die Hauptfunktion des Präfixes vor- ist." (Kühnhold (1973, S.231)).

[Seite 228:]

D.h. von möglichen Untergliederungen innerhalb dieser Gruppen und ambivalent deutbaren Fällen abgesehen sind sprecherbezogene, also dimensionale, und objektbezogene, also topologische Verbvarianten anzunehmen. Daß natürlich auch die topologische Bezugsnahme in einem gewissen Sinn sprecherbezogen ist, und damit im Prinzip die dimensionale Gliederung als dominierend gedacht werden kann, zeigt die Art, wie diese "deiktischen" Partikeln bei Eroms (1981, S.209) erklärt werden.

[Seite 231:]

(6.3.)(5) vorfahren, vorhalten, vorspannen, vorstecken

Wie wir aber bei der Bedeutungsbeschreibung von vorhängen gesehen haben, ist die in diesem motivierten Verb ausgedrückte Relation 'da + vor + HANDLUNG/GESCHEHEN' relational grundlegend für die Bedeutung aller dieser vor-Verben. Deshalb wird auf genauere Charakterisika dieser Bildungen in der Abgrenzung von Bildungen mit davor- nochmals eingegangen werden.

[Seite 234:]

Verwendungen nach HINVOR 1 realisieren die Bedeutung 'in Normalbewegungsrichtung'; dagegen zeigt sich vor- in Situationen, die nach HINVOR 2 und HERVOR interpretiert werden können, als Realisierung einer echten lokalen Neutralform für den Bezug auf Objekte, sei sie vom Sprecherstandpunkt oder von kanonischen Strukturierungen dieser Objekte gesteuert. Komplizierter ist der Fall bei der Bewegung von Objekten, die selbst eine inhärente Orientierung besitzen. Im Nebeneinander von bringen, holen und rücken deutet sich aber an, daß es von Merkmalen des Bewegungstyps abhängen kann, mit welcher Wahrscheinlichkeit die deiktische oder die intrinsische Orientierung als Bezugspunkt gewählt wird (vgl. Wunderlich (1981, S.282/83 & 288/89)). Generell läßt sich sagen, daß je nach Situation ein Ausgleich zwischen den beiden von Wunderlich (1981, S.284 u. 285) postulierten Prinzipien gesucht wird: [...]

[Seite 235:]

Zudem zeigen die Beispiele zu diesem Verb/diesen Verben deutlich, daß Bildungen mit der Einfachpartikel aufgrund der geringen formalen Markiertheit an eine Vielzahl von Situationen anpaßbar sind; ggf. ist sogar in der gleichen Situation eine Deutung nach verschiedenen miteinander sachlich kompatiblen Mustern - s. HERVOR und HERAUS - möglich.


Eroms, Hans-Werner. [...]
- 1981. Valenz Kasus und Präpositionen. Untersuchungen zur Syntax und Semantik präpositionaler Konstruktionen in der deutschen Gegenwartssprache. (Monographien zur Sprachwissenschaft 11) Heidelberg, Winter.

Kühnhold, Ingeburg. [...]
- 1973. Präfixverben. Kühnhold, Ingeburg, Hans Wellmann, Das Verb. (Deutsche Wortbildung. Typen und Tendenzen in der Gegenwartssprache; Erster Hauptteil) Düsseldorf, Schwann. 141-362.

Wunderlich, Dieter. [...]
- 1981. Linguistic Strategies. A Festschrift for Native Speaker, hg. von Florian Coulmas. The Hague/Paris/New York, Mouton. 279-296.

Anmerkungen

Die eigentliche Quelle ist genannt, doch setzt sich die Übernahme auch danach fort und gerät teils sehr textnah bis -identisch. Aus der Quelle übernommen werden auch mehrere Referenzen.

Sichter
(Klgn) Schumann


[9.] Dt/Fragment 137 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2020-07-14 07:58:02 Klgn
Dt, Eichinger 1989, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 137, Zeilen: 1-3, 5-6, 10-23, 25-32
Quelle: Eichinger 1989
Seite(n): 219, 220, 221, 224, 228, Zeilen: 219: 37-44; 220: 1-2; 221: 2.6-11.12-14.16-17; 224: 20-22; 228: 7 ff.
[Dass natürlich auch die topologische Bezugnahme in einem gewissen Sinn sprecherbezogen] ist und damit im Prinzip die dimensionale Gliederung als dominierend gedacht werden kann, zeigt die Art, wie diese deiktischen Partikeln bei Eroms (1981: 209) erklärt werden.

[...]

Da man in der Regel nach vorne geht (hin-vor-), erscheint die Markierung durch eine zusätzliche Partikel redundant. [...]

[...]

[...] Was die Beobachterperspektive angeht, ist der entgegengesetzte Fall mit hervor- markiert und sollte deshalb als merkmalhaft erscheinen. Mit dieser Partikel werden speziellere Verhältnisse beschrieben. Gerade hier spielt der oben genannte Punkt eine Rolle, dass vorne und hinten einerseits im Hinblick auf den Beobachterstandort, andererseits unter Bezug auf ein Objekt im Gesichtsfeld der Kommunikationspartner definiert werden kann (vgl. Wunderlich 1982: 14). Als vorne wird dabei die dem Beobachter zugewandte, als hinten die vom Beobachter abgewandte Seite benannt (vgl. Eroms 1981: 154, Moilanen 1979a).

Die Verben mit hervor- dienen dazu, sich präzise auf eine Situation beziehen zu können und die Besonderheiten der Bezeichnungen für die Vor-Hinter-Relation zu bezeichnen. Zumeist dienen Bildungen mit hervor- dazu, bestimmte Fälle des im-Blickfeld-Erscheinens auszudrücken, also eine Art von herauskommen. [...]

[...]

Im Duden wird die Bedeutung derart definiert: hervor (geh): 1. von dort hinten hierher nach vorn. 2. aus, zwischen, unter etw. heraus: hervor [aus dem Versteck] mit euch! (Duden UW 1996: 699). Daher bedeutet hervor- etwa in hervorkommen, insofern es sich auf das Erscheinen vor einem Objekt bezieht, nicht nur das Erscheinen im Gesichtsfeld aus einer verborgenen Situation heraus, sondern auch ein Sich-auf-den- Beobachter-zu-Bewegen: hervorkommen: hinter, unter, zwischen, aus etw. herauskommen (Duden UW 1996: 700), [...]


Duden, Deutsches Universalwörterbuch (1996). Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag.

Eroms, Hans-Werner (1981): Valenz, Kasus und Präpositionen. Untersuchungen zur Syntax und Semantik präpositionaler Konstruktionen in der deutschen Gegenwartssprache. Heidelberg: Winter.

Moilanen, Markku (1979): Statische lokative Päpositionen [sic] im heutigen Deutsch. Tübingen: Niemeyer.

Moilanen, Markku (1979): Zur pragmatischen Funktion der Demonstrativadverbien hier, da und dort. In: Weydt, Harald (Hrsg.): Die Partikeln der deutschen Sprache, 187–200.

Wunderlich, Dieter (1982a): Sprache und Raum I. In: Studium Linguistik 12, 1-19.

Wunderlich, Dieter (1982b): Sprache und Raum II. In: Studium Linguistik 13, 37-59.

[Seite 228:]

Daß natürlich auch die topologische Bezugsnahme in einem gewissen Sinn sprecherbezogen ist, und damit im Prinzip die dimensionale Gliederung als dominierend gedacht werden kann, zeigt die Art, wie diese "deiktischen" Partikeln bei Eroms (1981, S.209) erklärt werden.

[Seite 219:]

So geht man z.B. in der Regel nach vorne (hin- vor), so daß die Markierung durch eine zusätzliche Partikel redundant erscheint. Was die Sprecherperspektive angeht, ist der entgegengesetzte Fall markiert und sollte deshalb als merkmalhaft erscheinen (hervor). Jedoch wird sich zeigen, daß auch mit dieser Partikel speziellere Verhältnisse beschrieben werden. Gerade hier spielt der oben genannte zweite Punkt herein, daß vorne und hinten einerseits im Hinblick auf den Sprecherstandort, andrerseits unter Bezug auf ein Objekt im Gesichtfeld der Kommunikationspartner definiert werden kann (vgl. Wunderlich (1982. S.14)). Als vorne

[Seite 220:]

wird dabei die dem Sprecher zugewandte, als hinten die vom Sprecher abgewandte Seite benannt (vgl, Eroms (1981, S.154); Moilanen (1979a)).

[Seite 221:]

4.3.2.1. Verben mit hervor—

[...] Sie sind hier nicht die systematische Möglichkeit, sich präzise auf die jeweilige Situation zu beziehen. In Ihrer Beschränkung - es gibt ja nur welche mit hervor- - sind sie aber die beste Möglichkeit, die Besonderheiten der Bezeichnungen für die VOR/HINTER-Relation zu beleuchten. Deshalb sei mit diesen Bildungen begonnen und erst Im Anschluß daran auf die Verben mit Einfachpartikel eingegangen.

[...] Zumeist dienen Bildungen mit hervor- dazu, bestimmte Fälle des im Blickfeld Erscheinens, also eine Art von 'herauskommen' auszudrücken; [...]

[Seite 224:]

Dort [im Duden] wird die Bedeutung der hervor*-Verben immer durch das entsprechende heraus-Verb erläutert, so steht z.B. bei hervorkommen-, "hinter, unter, zwischen etw. herauskommen" (a.a.O.S.121 6).

[Seite 221, Z. 12-14:]

Da hervor- etwa in hervorkommen, insofern es sich auf das Erscheinen 'vor' einem Objekt bezieht, nicht nur ein 'sich-auf-den-Sprecher-zu-Bewegen' bedeutet, sondern auch das 'Erscheinen im Gesichtsfeld aus einer verborgenen Situation heraus', hat diese Partikel weitgehend ihre Bedeutung als Gegensatz zu einem denkbaren *hinvor verloren.


DUDEN. 1976-1981. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in sechs Bänden, hg. u. bearb. vom Wissenschaftlichen Rat der Dudenredaktion unter Leitung von Günther Drosdowski, Bd. 1-6, Mannheim,Wien,Zürich, Duden-Verlag.

Eroms, Hans-Werner. [...]

- 1981. Valenz Kasus und Präpositionen, Untersuchungen zur Syntax und Semantik präpositionaler Konstruktionen in der deutschen Gegenwartssprache. (Monographien zur Sprachwissenschaft 11) Heidelberg, Winter.

Moilanen, Markku. 1979a, Statische lokative Präpositionen im heutigen Deutsch. Wahrheits- und Gebrauchsbedingungen. (Linguistische Arbeiten 70) Tübingen, Niemeyer.

Wunderlich, Dieter. [...]

- 1982. Sprache und Raum. Studium Linguistik 12. 1-19 und Studium Linguistik 13. 37-59.

Anmerkungen

Ohne Hinweis auf eine Übernahme.

Klassische Kopierfehler: "Moilanen 1979a" und "Wunderlich 1982" gibt es im Literaturverzeichnis von Dt nicht.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[10.] Dt/Fragment 138 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2019-11-02 12:59:06 Schumann
Dt, Eichinger 1989, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 138, Zeilen: 1-5, 11-16
Quelle: Eichinger 1989
Seite(n): 224, 225, Zeilen: 224: 13-22; 225: 1-3, 7-9
Die Bedeutungsangaben im Duden UW (1996: 700) beschreiben diese Bildungen als Komprimierung eines recht komplexen Relationsmusters. Dort wird die Bedeutung der hervor-Verben immer durch das entsprechende heraus- Verb erläutert: hervorgucken – aus, hinter, unter, zwischen etw. herausgucken. [...]

[...]

Nun gibt es aber auch einzelne Fälle, deren Bedeutung „nach hier vorne“ stärker ist und das sind vor allem die Verben, bei denen schon die Bedeutung der Basis eine Bewegung im Sinne dieser Richtung nahelegt oder verstärkt. Nach den Einträgen im Duden WB sind das die folgenden Verben: hervorschießen, -springen, -treten, ... Diese Verben drücken eine beschleunigte Art der Bewegung aus, die in gewissem Umfang eine Zielorientierung impliziert: [...]


Duden, Deutsches Universalwörterbuch (1996). Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag.

[Seite 224:]

Auch die Bedeutungsangaben im Duden-WB bestärken uns darin, diese Bildungen als Komprimierung eines recht komplexen Relationenmusters zu beschreiben. Dort wird die Bedeutung der hervor-Verben immer durch das entsprechende heraus-Verb erläutert, so steht z.B. bei hervorkommen, "hinter, unter, zwischen etw. herauskommen" (a.a.O.S.1216).

Nun gibt es aber auch einzelne Fälle, bei denen die Bedeutung 'nach hier vorne' stärker ist als bisher generell angenommen, und zwar sind das vor allem die Verben, bei denen schon die Bedeutung der Basis eine Bewegung im Sinne dieser Richtung nahelegt oder verstärkt. Im Duden-WB finden sich entsprechende Bedeutungsangaben für folgende Verben:

[Seite 225:]

(5.2.)
hervordrängen, hervorrücken, hervorrufen, hervorschießen, hervorschnellen, hervorspringen, hervorstürzen, hervortreten, hervorwagen3

[...]

Die große Menge der hier verzeichneten Verben drücken eine beschleunigte Art der Bewegung aus, und zwar die Beschleunigung einer Bewegungsart, die in gewissem Umfang eine Zielorientierung impliziert.


3 [...]

Anmerkungen

Ohne Hinweis auf eine Übernahme.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[11.] Dt/Fragment 141 16 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2019-10-27 07:28:44 Klgn
BauernOpfer, Dt, Eichinger 1989, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Klgn
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 141, Zeilen: 16-21, 23-28
Quelle: Eichinger 1989
Seite(n): 232, 234, Zeilen: 232: 4 ff., vorletzter Satz; 234: 25 ff.
Bei vorkommen geht man zwar in Normalbewegungsrichtung „nach vorne“, vorkommen ist aber gleichermaßen ein herauskommen - in Hinsicht auf ein Bezugsobjekt also ein davorkommen. Das wird auch von den Einträgen im Duden UW (1996: 1694) für vorkommen bestätigt: „4. nach vorn kommen: der Schüler musste [an die Tafel] vorkommen; 5. zum Vorschein kommen: hinter dem Vorhang vorkommen.“ [...] Statische Verben dieses Typs scheint es nicht zu geben. So sind diese Verben der Beleg dafür, dass tatsächlich nicht eindeutig festliegt, welche räumliche Deutung für eine bestimmte Handlung als angemessen gelten kann (vgl. Eichinger 1989: 232). Hier werden Bewegungen, die im Prinzip in verschiedene Richtungen gehen können, durch die Präfigierung mit vor- nach vorne ausgerichtet.

Duden, Deutsches Universalwörterbuch (1996). Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag.

Eichinger, Ludwig M. (1989): Raum und Zeit im Verbwortschatz des Deutschen: eine valenzgrammatische Studie. Linguistische Arbeiten 224. Tübingen: Niemeyer.

[Seite 232:]

Beim 'Vortreten' geht man zwar in Normalbewegungsrichtung 'nach vorne', aber 'vortreten' ist gleichermaßen ein 'Heraustreten', z. B. aus einer Reihe, in Hinsicht auf diesen Bezugspunkt also ein 'Davortreten'. Statische Verben dieses Typs scheint es nicht zu geben (vgl. aber Kühnhold (1973. S.231)). So sind diese Verben der Beleg dafür, daß tatsächlich nicht eindeutig festliegt, und somit im Zweifelsfall in der Situation abgemacht werden muß, welche räumliche Deutung für eine bestimmte Handlung als angemessen gelten kann.

[...]

Hier werden Bewegungen, die im Prinzip in verschiedene Richtungen gehen können, durch die Präfigierung mit vor- nach vorne ausgerichtet.

[Seite 234:]

Das belegen auch die entsprechenden Angaben im Duden-WB zu vorkommen; vorholen ist nicht verzeichnet:

(6.5.)(1)
"4. nach vorn kommen: der Schüler mußte (an die Tafel) v. 5. zum Vorschein kommen: komm aus deinem Versteck vor; hinter dem Vorhang vor."(S.2816)

DUDEN. 1976-1981. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in sechs Bänden, hg. u. bearb. vom Wissenschaftlichen Rat der Dudenredaktion unter Leitung von Günther Drosdowski, Bd. 1-6, Mannheim,Wien,Zürich, Duden-Verlag.

Kühnhold, Ingeburg. [...]
- 1973. Präfixverben. Kühnhold, Ingeburg, Hans Wellmann, Das Verb. (Deutsche Wortbildung. Typen und Tendenzen in der Gegenwartssprache; Erster Hauptteil) Düsseldorf, Schwann. 141-362.

Anmerkungen

Die Quelle ist zwar (zum Vergleich) angegeben, doch bleiben Umfang und Wörtlichkeit der Übernahme ungekennzeichnet.

Sichter
(Klgn) Schumann


[12.] Dt/Fragment 142 19 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2019-10-28 06:36:11 Klgn
BauernOpfer, Dt, Eichinger 1989, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Klgn
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 142, Zeilen: 19-36
Quelle: Eichinger 1989
Seite(n): 229, 230, 231, 234, 235, Zeilen: 229: letzte drei Zeilen; 230: 27 f.; 231: 5 f., 11 f., 15 f.; 234: 22 ff., 32 f.; 235: 23 ff.
Die Verben vom Typ „vor X“ stellen eine Verstärkung des Richtungssinnes dar und sind eher spezialisiert. So sind bei ihnen nur bestimme [sic] Objekte möglich, vor denen etwas getan werden kann. Wichtig ist hierbei der Bezug auf die Vorderseiten von Objekten. Vielmehr handelt es sich um eine bestimmte Fläche der in der Phrase ausgedrückten Handlung. Die Bedeutung „vor etwas anbringen“ ist vereint mit einer Bedeutung „über einer vertikalen Oberfläche anbringen“. Das korrespondiert mit der bei vor- z.T. zu beobachtenden Konkurrenz zu aus- (vgl. Eichinger 1989: 231). Die Beispiele zu diesen Verben zeigen deutlich, dass Bildungen mit der Einfachpartikel vor- aufgrund der geringen formalen Markiertheit an eine Vielzahl von Situationen anpassbar sind, ggf. ist sogar in der gleichen Situation eine Deutung nach verschiedenen miteinander kompatiblen Mustern wie „hervor und heraus“ möglich (Eichinger 1989: 235).

Manche Verbbasen implizieren einen Bewegungssinn. Die deutlichsten Beispiele dafür sind kommen und holen, sie implizieren immer die her- Richtung. Solche Verben gehören zum hervor-Typ und bei denen überrascht es nicht, wenn man auch eine Variante mit heraus-Bedeutung findet (vgl. hier oben).


Eichinger, Ludwig M. (1989): Raum und Zeit im Verbwortschatz des Deutschen: eine valenzgrammatische Studie. Linguistische Arbeiten 224. Tübingen: Niemeyer.

[Seite 229:]

Fälle gemäß (6.4.) b) sind eher spezialisiert und idiomatisiert. So sind auch bei ihnen nur bestimmte Objekte möglich, vor die etwas, und die vor etwas gelegt oder getan werden.

[Seite 230:]

Wichtig ist hierbei der Bezug auf die angenommenen inhärenten Vorderseiten von Objekten (vgl. Eroms (1981); Bennett (1975, S.81-84)).

[Seite 231:]

Vielmehr handelt es sich durchweg um genau bestimmte Spezialfälle der in der Paraphrase ausgedrückten Handlung. [...] Das korrespondiert in diesem Fall mit der bei vor- z.T. zu beobachtenden Konkurrenz zu aus-. [...]

Die Bedeutung 'vor etwas anbringen' ist ununterscheidbar vereint mit einer Bedeutung 'über einer ungefähr vertikalen Oberfläche anbringen'.6


6 [...]

[Seite 234:]

Es läßt sich ebenfalls aus der Tabelle ablesen, daß - ähnlich wie oben bei sinken und absinken besprochen - manche Basen einen Bewegungssinn implizieren oder zumindest nahelegen. Kommen und holen sind die offensichtlichsten Beispiele dafür, sie implizieren immer schon die her-Richtung. [...]

Solche Verben gehören also zum HERVOR-Typ und bei denen überrascht es nicht, wenn man auch eine Variante mit HERAUS findet (s.Variante 5.).

[Seite 235:]

Zudem zeigen die Beispiele zu diesem Verb/diesen Verben deutlich, daß Bildungen mit der Einfachpartikel aufgrund der geringen formalen Markiertheit an eine Vielzahl von Situationen anpaßbar sind; ggf. ist sogar in der gleichen Situation eine Deutung nach verschiedenen miteinander sachlich kompatiblen Mustern - s. HERVOR und HERAUS - möglich.


Bennett, David C. 1975. Spatial and Temporal Uses of English Prepositions. An Essay in Stratificational Semantics. London, Longman.

Eroms, Hans-Werner. [...]
- 1981. Valenz Kasus und Präpositionen. Untersuchungen zur Syntax und Semantik präpositionaler Konstruktionen in der deutschen Gegenwartssprache. (Monographien zur Sprachwissenschaft 11) Heidelberg, Winter.

Anmerkungen

Die Quelle wird zwar zweimal genannt, doch bleiben Umfang und Wörtlichkeit der Übernahme (die sich auch nach der zweiten Referenz fortsetzt) unausgewiesen - ebenso der Umstand, dass sie aus Passagen von 5 Seiten der Quelle erfolgte.

Sichter
(Klgn) Schumann