Angaben zur Quelle [Bearbeiten]
| Autor | Andreas Reckwitz |
| Titel | Das Subjekt des Konsums in der Kultur der Moderne: Der kulturelle Wandel der Konsumtion |
| Sammlung | Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2 |
| Herausgeber | Karl-Siegbert Rehberg |
| Ort | Frankfurt am Main |
| Verlag | Campus Verlag |
| Jahr | 2006 |
| Seiten | 424-436 |
| URN | https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-145245 |
| URL | https://www.ssoar.info/ssoar/handle/document/17583 |
Literaturverz. |
ja |
| Fußnoten | ja |
| Fragmente | 3 |
| [1.] Ckh/Fragment 178 07 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2024-02-28 15:26:53 WiseWomanBot | BauernOpfer, Ckh, Fragment, Reckwitz 2006, SMWFragment, Schutzlevel, ZuSichten |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 178, Zeilen: 7-11, 16-20 |
Quelle: Reckwitz 2006 Seite(n): 429, 432, Zeilen: 429: 1 ff.; 432: 16 ff., 20 f. |
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| Legitimer Konsum steht unter der Voraussetzung, nicht gegen den Anspruch sozialer Normalität zu verstoßen. Hinzu kommt, daß Konsumobjekte weithin unter Verweis auf ihre technische Effizienz und ihre objektive Nützlichkeit vermarktet und beworben werden. [...]
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[Seite 432:]
[Seite 429:] Für unseren Zusammenhang ist nun entscheidend, dass Konsumtion im moralischen Dreiercode der bürgerlichen Kultur konsequenterweise als Bedrohung einer rationalen Lebensführung erscheinen muss, indem es geradezu paradigmatisch alle drei Elemente des Differenzcodes zum Ausdruck bringt. Im bürgerlichen Sinne ist das Konsumsubjekt exzessiv: er überschreitet ständig die Grenzen des Moderaten, des Maßes, sucht nach ständig neuen Betätigungsmöglichkeiten und ist trotzdem unbefriedigt. |
Die Quelle ist zwar - als letzte von drei Referenzen am Ende des vorangehenden Satzes und nur für diesen - genannt, doch wird mangels Kennzeichnung nicht deutlich, dass sich die teils wörtliche, teils stärker umformulierte inhaltliche Übernahme auch im folgenden Text fortsetzt. |
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| [2.] Ckh/Fragment 179 17 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2024-02-28 15:27:03 WiseWomanBot | BauernOpfer, Ckh, Fragment, Reckwitz 2006, SMWFragment, Schutzlevel, ZuSichten |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 179, Zeilen: 17-37 |
Quelle: Reckwitz 2006 Seite(n): 426, 428, 432, Zeilen: 426: 13 ff.; 428: 18 ff.; 432: 28 ff. |
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| Wenn die Angestelltenkultur nur eine unvollständige Ästhetisierung der Lebensführung durch Konsum betrieben hat, die noch unter der bürgerlich beeinflußten Normalitätskontrolle stand, entgrenzt das neue Kulturideal diese Ästhetisierung: Ausgehend von den ästhetischen Gegenbewegungen der Romantik des frühen 19. Jahrhunderts über die Avantgarde-Bewegungen bis hin zu den neuen sozialen Bewegungen der 1960er und 1970er Jahre (Friedensbewegung, Ökologiebewegung, Frauenbewegung) (vgl. Eder 2000), kam es zur Herausbildung eines Subjektmodells, das in Abgrenzung zum bürgerlichen Mainstream Ansätze einer Ästhetisierung der Objektwelt und der Stilisierung des Ichs lieferte. Die zentrale Entwicklung besteht nun darin, daß die Dispositionen und Verhaltensmodelle dieser ästhetischen Gegenkulturen, die ja zunächst außerhalb der Grenzen der Mainstreamkultur artikuliert und praktiziert wurden, in die dominante Kultur integriert worden sind und auch, wie bereits dargestellt, in hochmoderne Arbeitsfelder Einzug hielten (Boltanksi/Chiapello 2003; Albrecht 2002). Damit hat sich auch das, was einmal die moderne bürgerliche Kultur ausmachte, verändert (Reckwitz 2006). Konsum in jenem ästhetisierten Sinne, d. h. jenseits der Aneignung von Gebrauchswerten, war ein Gegenstand bürgerlicher Abgrenzung und wurde den hegemonialen Werten Arbeit, Moralität und Hochkultur entgegengestellt (Schrage 2003).
Albrecht, Clemens (2002): Wie Kultur repräsentativ wird: Die Politik der Cultural Studies. In: Udo Göttlich; Clemens Albrecht und Winfried Gebhardt (Hrsg.): Populäre Kultur als repräsentative Kultur. Die Herausforderung der Cultural Studies. Köln: Herbert von Halem, S. 16-32. Boltanski, Luc; Chiapello, Eve (2003): Der neue Geist des Kapitalismus. Konstanz: UVK. Eder, Klaus (2000): Kulturelle Identität zwischen Tradition und Utopie. Soziale Bewegungen als Ort gesellschaftlicher Lernprozesse. Frankfurt a. M.: Campus. Reckwitz, Andreas (2006): Das Subjekt des Konsums in der Kultur der Moderne. In: Karl Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit — Kulturelle Unterschiede. Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München 2004. Frankfurt a.M.: Campus, S. 424-436. Schrage, Dominik (2003): Integration durch Attraktion. Konsumismus als massenkulturelles Weltverhältnis. In: Mittelweg, 36, S. 57-86. |
[Seite 432:]
[Seite 426:] Diese ästhetischen Gegenbewegungen der Moderne reichen von der Romantik des frühen 19. Jahrhunderts über die Avantgarde-Bewegungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur postmodernen counter culture der 1960er und 1970er Jahre. Die zentrale These lautet, dass diese ästhetischen Gegenbewegungen es sind, die zunächst gegen die bürgerliche Moderne und aus einer Minderheitsposition Ansätze eines konsumierenden Subjekts, Ansätze einer Ästhetisierung der Objektwelt und zur Stilisierung des Ichs liefern. Die verblüffende Entwicklung innerhalb der Kultur des 20. Jahrhunderts – eine Verblüffung, die man nicht vorschnell normalisieren sollte – besteht nun darin, dass diese konsumtorischen Dispositionen aus den ästhetischen Gegenkulturen schrittweise in die nach-bürgerliche Mainstream-Kultur einsickern und damit das, was einmal die moderne als bürgerliche Kultur ausmachte, umstürzen: vom produktivistischen Anti-Konsumismus zum ästhetischen Konsumismus. [Seite 428:] Es stellt sich nun heraus, dass innerhalb dieses Codes der Moralität, wie er sich in Arbeit, Familie und Bildung konkretisiert, der Konsum in jenem modernen, ästhetisierten Sinne, das heißt jenseits einer Benutzung des Gebrauchswertes nützlicher Gegenstände ein Objekt bürgerlicher Abgrenzung darstellen muss. |
Die Quelle ist zwar genannt, bezieht sich aber nur auf einen Satz; dass hingegen - vor und nach der Referenz - der Inhalt von ca. der Hälfte der Seite 179 ebenfalls daraus übernommen wird, bleibt unausgewiesen. |
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| [3.] Ckh/Fragment 180 02 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2024-02-28 15:27:13 WiseWomanBot | BauernOpfer, Ckh, Fragment, Reckwitz 2006, SMWFragment, Schutzlevel, ZuSichten |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 180, Zeilen: 2-21, 34-38 |
Quelle: Reckwitz 2006 Seite(n): 429, 430, 433, 434, Zeilen: 429: letzte 2 Zeilen; 430: 1 ff.; 433: 2 ff.; 434: 1 ff. |
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| Keine dieser Bewegungen empfiehlt tatsächlich den Konsum von Gegenständen - vielmehr betrieben sie meist sogar explizite Konsumkritik (z. B. Kritik am standardisierten Massenkonsum, an der Überflutung der Lebenswelt durch Waren). Aber alle prämieren Haltungen, die als Voraussetzungen in die Ästhetisierung des Konsums eingingen.
[...] Konsumorientierte, ästhetische Dispositionen beschränken sich längst nicht mehr auf den engeren Bereich des Erwerbs und Verbrauchs von Gütern, vielmehr erstrecken sie sich zunehmend auf die gesamte Lebensführung im Sinne eines „consumerism as a way of life“ (Featherstone 1991). [Campbell, Colin (1989): The Romantic Ethic and the Spirit of Modern Consumerism. Oxford und Cambridge: Blackwell.] Featherstone, Mike (1991): Consumer Culture and Postmodernism. London: Sage. [Illouz, Eva (2003): Der Konsum der Romantik. Liebe und die kulturellen Widersprüche des Kapitalismus. Frankfurt a. M.: Campus.] Reckwitz, Andreas (2006): Das Subjekt des Konsums in der Kultur der Moderne. In: Karl Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit — Kulturelle Unterschiede. Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München 2004. Frankfurt a.M.: Campus, S. 424-436. |
[Seite 429:]
[Seite 430:] betreiben sie sogar explizite Konsumkritik. Aber sie alle modellieren Subjektformen, die anti-bürgerlich bestimmte ästhetische Dispositionen produzieren, welche Voraussetzungen für eine konsumtorische Haltung darstellen. Dass die künstlerische Bewegung der Romantik ästhetische Kompetenzen entwickelt, die Voraussetzungen für das moderne Konsumsubjekt liefern, hat erstmals Colin Campbell in »The Romantic Ethic and the Spirit of Modern Consumerism« (1987) detailliert aufgezeigt. Das romantische Subjektmodell liefert notwendige Sinnmaterialien für das Konsumsubjekt, indem es nicht das äußere, aktive Handeln, sondern das innere Erleben als Kern moderner Subjektivität festmacht (vgl. Bohrer 1987, Taylor 1989). Das romantische Subjekt zielt auf Selbstexpression, auf den Ausdruck seines Innern ab, es entwickelt einen emphatischen Begriff von Individualität, als Besonderheit des Einzelnen im Gegensatz zum bürgerlichen Allgemeinen und betreibt eine Verfeinerung seiner imaginativen und emotionalen Innenwelt. Für das romantische Subjekt stellen sich äußere Objekte – sei es der Partner in der romantischen Liebe, sei es das Naturschöne – als Projektionsfläche subjektiver Bedeutungen und Fantasien dar, eine Quelle von Genuss, der im einzelnen Moment zu erzielen ist. [Seite 433:] Diese Elemente rekombinieren sich zu einem Konsumstil, den man als »individualästhetisch« umschreiben kann.4 Institutionell wird er von einer Umstellung der Produktion auf flexible Spezialisierung und eine weitere Ausweitung des Konsummarktes auf nicht-materielle Dienstleistungen – von Unterhaltung und Tourismus bis zur Gesundheit – ermöglicht. Als Trägergruppe dieses neuen Konsumstils kommt die postindustrielle Dienstleistungsklasse, die »creative class« (R. Florida) in Frage, die selber mit der Produktion symbolischer Güter beschäftigt ist und in der erstmals das ebenfalls aus den ästhetischen Gegenbewegungen stammende Modell des Kreativen zum Subjektideal wird. [...] [...] Dabei sind zwei Punkte zu bedenken: Man könnte aufzeigen, dass die konsumtorischen, ästhetisierten Dispositionen des postmodernen Persönlichkeitsmodells sich nicht auf den engeren Bereich des Er- 4 Vgl. zum postmodernen Konsum Davidson (1992), Falk (1994), Featherstone (1991), Florida (2002), Miles (1998), Pine/Gilmore (1999), Schrage (2003), Schulze (1992), Shields (1992). [Seite 434:] werbs von Gütern beschränken, dass vielmehr die konsumtorische Haltung für die gesamte spätmoderne Lebensführung im Sinne eines »consumerism as a way of life« (Miles 1998) prägend wird. Bohrer, Karl-Heinz (1989/1987), Der romantische Brief. Die Entstehung ästhetischer Subjektivität, Frankfurt a.M. Campbell, Colin (1987), The Romantic Ethic and the Spirit of Modern Consumerism, Oxford. Davidson, Martin (1992), The Consumerist Manifesto. Advertising in Postmodern Times, London. Falk, Pasi (1994), The Consuming Body, London Featherstone, Mike (1991), Consumer Culture and Postmodernism, London. Florida, Richard (2002), The Rise of the Creative Class, New York. Miles, Steven (1998), Consumerism as a Way of Life, London. Pine, Joseph/Gilmore, James (1999), The Experience Economy. Work is Theatre and Every Business a Stage, Cambridge/Mass. Schrage, Dominik (2003), »Integration durch Attraktion. Konsumismus als massenkulturelles Weltverhältnis«, Mittelweg 36, H. 6, S. 57–86. Schulze, Gerhard (1992), Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart, Frankfurt a.M./New York. Shields, Rob (Hg.) (1992), Lifestyle Shopping. The Subject of Consumption, London. Taylor, Charles (1989), Sources of the Self. The Making of the Modern Identity, Cambridge. |
Die Quelle ist zwar genannt, jedoch lediglich für die Bezeichnung des neuen Konsumstils als "individualästhetisch" ("im Anschluß an Reckwitz (2006)"), während sich jedoch die - bereits im Absatz davor beginnende - Übernahme daraus auch danach fortsetzt, indes als solche ungekennzeichnet bleibt. |
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