Angaben zur Quelle [Bearbeiten]
| Autor | Sighard Neckel |
| Titel | Die Marktgesellschaft als kultureller Kapitalismus |
| Zeitschrift | Mitteilungen |
| Herausgeber | Institut für Sozialforschung |
| Ort | Frankfurt/Main |
| Datum | April 2003 |
| Nummer | 14 |
| Seiten | 7-21 |
| Anmerkung | Der Aufsatz wurde geringfügig verändert erneut publiziert: Die Marktgesellschaft als kultureller Kapitalismus. Zum neuen Synkretismus von Ökonomie und Lebensform, in: Kurt Imhof/Thomas Eberle (Hrsg.): Triumph und Elend des Neoliberalismus, Zürich 2005: Seismo, S. 200-213; PDF: https://www.fb03.uni-frankfurt.de/46865711/Marktgesellschaft.pdf . |
Literaturverz. |
ja |
| Fußnoten | ja |
| Fragmente | 5 |
| [1.] Ckh/Fragment 012 06 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2024-02-29 21:47:06 Schumann | BauernOpfer, Ckh, Fragment, Gesichtet, Neckel 2003, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 12, Zeilen: 6-11 |
Quelle: Neckel 2003 Seite(n): 7, Zeilen: 4-9 |
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| In den aktuellen Debatten zum Wandel des Sozialcharakters der Arbeit tritt deshalb eine zentrale sozialwissenschaftliche Diagnose hervor: Der moderne Kapitalismus sei vor allem dadurch charakterisiert, daß er sein ökonomisches Prinzip des marktförmigen Tausches von allen sozialen Bezügen und kulturellen Werten entkoppelt hat (Neckel 2001, 2003; Bode/Brose 1999).
Bode, Ingo; Brose, Hanns-Georg (1999): Die neuen Grenzen organisierter Reziprozität. Zum gegenwärtigen Wandel der Solidaritätsmuster in Wirtschafts- und Nonprofit-Organisationen. In: Berliner Journal für Soziologie, 9, S. 179-196. Neckel, Sighard (2001): „Leistung“ und „Erfolg“. Die symbolische Ordnung der Marktgesellschaft. In: Eva Barlösius; Hans-Peter Müller und Steffen Sigmund (Hrsg.): Gesellschaftsbilder im Umbruch. Opladen: Leske und Budrich, S. 245-268. Neckel, Sighard (2003): Die Marktgesellschaft als kultureller Kapitalismus. In: Mitteilungen des Instituts für Sozialforschung [sic], 14, Frankfurt a. M., S. 7-21. |
Verfolgt man die aktuellen Debatten über die gegenwärtige Entwicklung des Kapitalismus, so stößt der Beobachter immer wieder auf eine zentrale sozialwissenschaftliche Diagnose: Der moderne Kapitalismus unserer Zeit sei vor allem dadurch charakterisiert, dass er sein ökonomisches Prinzip des marktförmigen Tausches gesellschaftlich verallgemeinert und von allen sozialen Bezügen und kulturellen Werten entkoppelt. |
Die eigentliche Quelle ist zwar genannt, doch bleibt der großteils wörtliche Charakter der Übernahme ungekennzeichnet. |
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| [2.] Ckh/Fragment 029 16 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2024-02-29 21:45:04 Schumann | BauernOpfer, Ckh, Fragment, Gesichtet, Neckel 2003, SMWFragment, Schutzlevel sysop |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 29, Zeilen: 16-21 |
Quelle: Neckel 2003 Seite(n): 9, Zeilen: 6-13 |
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| Als Auslöser für die „Wiederkehr der Marktgesellschaft“ (Neckel 2003) wird ein allgemeiner Strukturwandel betrachtet, in dessen Folge sich die Machtchancen ökonomischer Akteure maßgeblich erweitert haben. Nicht nur wurde durch die globale Ausdehnung der Konkurrenzbedingungen kapitalistischer Ökonomie die Deregulierung von Arbeitsmärkten vorangetrieben, [auch innerhalb der Unternehmen kam es zur engeren Kopplung von Produktion und Markt (Baethge 2001).]
[Baethge, Martin (2001): Beruf — Ende oder Transformation eines erfolgreichen Ausbildungskonzepts. In: Thomas Kurtz (Hrsg.): Aspekte des Berufs in der Moderne. Opladen: Leske und Budrich, S. 39-68.] Neckel, Sighard (2003): Die Marktgesellschaft als kultureller Kapitalismus. In: Mitteilungen des Instituts für Sozialforschung [sic], 14, Frankfurt a. M., S. 7-21. |
Auslösend für die Wiederkehr der Marktgesellschaft, die man in Westeuropa auf die letzten beiden Dekaden datieren kann, war ein allgemeiner Strukturwandel, in dessen Gefolge sich die Machtchancen ökonomischer Akteursgruppen maßgeblich erweitert haben. Ein wesentlicher Faktor war dabei neben technischen Innovationen die globale Ausdehnung der Konkurrenzbedingungen kapitalistischer Ökonomie, die von den Wirtschaftseliten zur Deregulation der Arbeitsmärkte und Wohlfahrtsinstitutionen genutzt worden ist. |
Die Quelle ist zwar genannt, aber nur für ein kurzes wörtliches Zitat, doch setzt sich die Übernahme auch danach fort. |
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| [3.] Ckh/Fragment 063 04 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2024-02-28 15:20:23 WiseWomanBot | BauernOpfer, Ckh, Fragment, Neckel 2003, SMWFragment, Schutzlevel, ZuSichten |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 63, Zeilen: 4-23 |
Quelle: Neckel 2003 Seite(n): 9, 10, Zeilen: 9: letzter Absatz; 10: 1 ff. |
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| 2. Auch die Debatte zur Frage nach der sozialen Einbindung des sozialstaatlich entgrenzten Kapitalismus (Neckel 2003: 9) hat einen unglücklichen Verlauf genommen, weil sie in zwei Gegenpositionen zerfällt, die gleichermaßen nicht befriedigen. Auf der einen Seite wartet die neuere Wirtschaftssoziologie mit der stets zutreffenden Einsicht auf, daß die Ökonomie sich von jeher in normative Kontexte, Leitbilder und kulturelle Werte eingebettet findet (z.B. Beckert 1997; Swedberg 1998), ohne allerdings zu einer Deutung des gegenwärtigen Umbruchs, den wir in der globalen Ökonomie erleben, zu gelangen. Diese eher grundlagensoziologisch argumentierende Position bemüht sich um den Nachweis, daß von einem sozial entkoppelten Kapitalismus ohnehin nicht die Rede sein könne. Ohne Vertrauen, normative Einbindungen und kulturelle bereinkünfte könnten auch Finanzmärkte nicht operieren (Fligstein 2001; Knorr-Cetina/Brugger 2002). Auf der anderen Seite stehen neuere globalisierungskritische Positionen, die unter dem Leitkonzept des „Neoliberalismus“ eine weitgehend vom Sozialen entkoppelte Marktökonomie sich durchsetzen sehen und deren ausbeuterische Konsequenzen für den Einzelnen hervorheben (Bourdieu 1998a; Sennett 2000; Gorz 2000). Diese Position behauptet die völlige Loslösung des Kapitalismus von regulierenden Normen.
Beckert, Jens (1997): Grenzen des Marktes. Die sozialen Grundlagen wirtschaftlicher Effizienz. Frankfurt a. M.: Campus. Bourdieu, Pierre (1998a): Gegenfeuer. Wortmeldungen im Dienste des Widerstands gegen die neoliberale Invasion. Konstanz: UVK. Fligstein, Neil (2001): The Architecture of Markets. An Economic Sociology of Twenty-First-Century (Kapitalist [sic] Societies. Princeton: Princeton University Press. Gorz, André (2000): Arbeit zwischen Misere und Utopie. Frankfurt a. M.: Suhrkamp. Knorr-Cetina, Karin; Brugger, Urs (2002): Global Microstructures: The Virtual Societies of Financial Markets. ln: American Journal of Sociology, 107, S. 905-950. Neckel, Sighard (2003): Die Marktgesellschaft als kultureller Kapitalismus. In: Mitteilungen des Instituts für Sozialforschung [sic], 14, Frankfurt a. M., S. 7-21. Sennett, Richard (2000): Der flexible Mensch. Die Kultur des neuen Kapitalismus. New York: [sic] Siedler. Swedberg, Richard (1998): Max Weber and the Idea of Economic Sociology. Princeton und New Jersey: Princeton University Press. |
[Seite 9:]
[Seite 10:] DiMaggio 1994; Beckert 1996, 1999; Fligstein 2001), bemüht sich anhaltend um den Nachweis, dass die reine Marktgesellschaft ohnehin eine Fiktion sei, die eher dem Modellplatonismus der ökonomischen Neoklassik als der gesellschaftlichen Wirklichkeit entspräche. Auch der globale Kapitalismus bedürfe kultureller und sozialer Rückkopplungen, so dass von einer Vermarktlichung jedenfalls der Gesellschaft nicht die Rede sein könne. Ohne soziale Netzwerke, kulturelle Normen und sozialmoralische Ressourcen wie etwa Vertrauen würde auch der Shareholder-Kapitalismus nicht funktionieren. Eine Gegenposition hierzu nahm der im letzten Jahr verstorbene Pierre Bourdieu und nehmen all jene Zeitkritiker ein, die den globalen Kapitalismus unter dem Leitbegriff des „Neoliberalismus‘“ analysieren. Sie konstatieren gerade das, was die Wirtschaftssoziologie entschieden bestreitet, nämlich die gesellschaftliche Loslösung des Kapitalismus von einschränkenden und regulierenden Normen, so dass — wie Bourdieu es ausgedrückt hat — die kapitalistische Utopie grenzenloser Ausbeutung dabei sei, eine gesellschaftliche Realität zu werden (vgl. Bourdieu 1998, S. 109 ff.). Lassen Sie mich stichwortartig die Stärken und Schwächen der jeweiligen Positionen benennen, um dann zu einer eigenen Einschätzung über die heutige gesellschaftliche Einbettung des Kapitalismus zu gelangen. Die wirtschaftssoziologische Sichtweise nenne ich hierbei die „Normalisierung“ des gegenwärtigen Umbruchs, den wir in der globalen Ökonomie erleben; [...] Beckert, Jens 1996: Was ist soziologisch an der Wirtschaftssoziologie? Ungewissheit und die Einbettung wirtschaftlichen Handelns, in: Zeitschrift für Soziologie, 25. Jg., S. 125-146. Beckert, Jens 1999: Ökonomische Rationalität und die Einbettung wirtschaftlichen Handelns, in: Axel Paul (Hg.), Ökonomie und Anthropologie, Berlin, S. 89-101. Bourdieu, Pierre 1998: Gegenfeuer. Wortmeldungen im Dienste des Widerstands gegen die neoliberale Invasion, Konstanz. DiMaggio, Paul 1994: Culture and Economy, in: Neil Smelser/Richard Swedberg (Hg.), Handbook of Economic Sociology, Princeton/New York, S. 27-57. Fligstein, Neil 2001: The Architecture of Markets. An Economic Sociology of Twenty-First-Century Capitalist Societies, Princeton/Oxford. Granovetter, Mark 1985: Economic Action and Social Structure: The Problem of Embeddedness, in: American Journal of Sociology, Vol. 91, S. 481-510. Zukin, Sharon/DiMaggio, Paul 1990: Introduction, in: Sharon Zukin/Paul DiMaggio (Hg.), Structures of Capital: The Social Organization of the Economy, Cambridge, S. 1-36. |
Die eigentliche Quelle ist (mitten im ersten Satz) zwar genannt, doch wird trotz dieser Referenz nicht klar (auch angesichts weiterer angegebener Referenzen im folgenden Text, die eine eigenständige Rezeptionsleistung erwarten lassen), dass es sich bei den folgenden 5 Sätzen um eine Übernahme von Neckel handelt, dessen Beschreibung der Debattenpositionen (stark umformuliert, mit Umstellungen sowie meist anderen Referenzen) inhaltlich übernommen wird. |
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| [4.] Ckh/Fragment 091 01 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2024-02-28 15:23:23 WiseWomanBot | Ckh, Fragment, KeineWertung, Neckel 2003, SMWFragment, Schutzlevel, ZuSichten |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 91, Zeilen: 1-4 |
Quelle: Neckel 2003 Seite(n): 18, Zeilen: 3 ff. |
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| Der Kapitalismus kolonialisiert nicht nur die Kultur, er wird durch kulturelle Handlungsorientierungen und soziale Normen auch selbst verändert und greift dazu auf kollektive Projektionen des „guten Lebens“ zurück. | [Seite 17:]
[Seite 18:] relle Kapitalismus aber benötigt geradezu die Zweiseitigkeit im Verhältnis von Märkten und Publikum, dessen Eigensinn und Reflexivität für Innovationen eingesetzt wird. Mit anderen Worten: Der Kapitalismus usurpiert nicht nur die Kultur, er wird durch die von ihm hervorgebrachte Kultur auch selbst verändert. |
Aufgrund der Kürze konservativ unter "keine Wertung" kategorisiert. |
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| [5.] Ckh/Fragment 098 14 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2024-09-30 19:34:25 Schumann | Ckh, Fragment, Gesichtet, Neckel 2003, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 98, Zeilen: 14-17, 20-23 |
Quelle: Neckel 2003 Seite(n): 18, Zeilen: 11-21 |
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| Die verblüffende Entwicklung besteht nach Meinung von Boltanski/Chiapello nun darin, daß sich der Kapitalismus unserer Gegenwart vor allem die ästhetische Kritik18 einverleibt, die gegen ihn seit jeher vorgebracht wurde. [...] Stilisierungsfähigkeit und Genußfähigkeit, Kreativität, Autonomie und Individualismus, um nur einige der Topoi der ästhetischen Kritik zu benennen, wurden zu Bestandteilen eines allgemein verbindlichen Persönlichkeitsmodells.
18 Von den zwei zentralen Kritikformen - der „sozialen Kritik“, die Ungleichheit, Armut, Ausbeutung, Egoismus anprangert, und der „künstlerischen Kritik“, die gegen Entfremdung, Bürokratisierung und Kreativitätsentzug protestiert - hatte letztere vor dem Hintergrund der neuen sozialen Bewegungen in den 1970er und 1980er Jahren einen umfassenden Einfluß auf die Arbeitsformen. Boltanski, Luc; Chiapello, Ève (2003): Der neue Geist des Kapitalismus. Konstanz: UVK. |
Die vielleicht umfassendste soziologische Deutung aus der jüngeren Zeit haben in diesem Zusammenhang Luc Boltanski und Eve Chiapello (1999) in ihrem Buch über den „neuen Geist des Kapitalismus“ formuliert. Danach hat sich der Kapitalismus unserer Gegenwart vor allem die „ästhetische“ Kritik einverleibt, die gegen ihn seit jeher vorgebracht wurde. Kreativität, Autonomie, Individualismus, Selbstverwirklichung und Genuss — um nur einige der klassischen Topoi ästhetischer Kritik am Kapitalismus zu benennen — haben danach den Status verloren, zum Einspruch gegen die Marktlogik geeignet zu sein, weil die Märkte all dieses entweder selbst im Angebot haben oder ihre Nachfrage nach Arbeitskräften und Personal an eben diesen Leitbildern ausrichten.
Boltanski, Luc/Chiapello, Eve 1999: Le nouvel esprit du capitalisme, Paris. |
Kein Hinweis auf die Quelle, aus deren Boltanski/Chiapello-Rezeption die Verfasserin hier übernimmt. |
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