von Margarita Mathiopoulos
Statistik und Sichtungsnachweis dieser Seite findet sich am Artikelende
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Untersuchte Arbeit: Seite: 164, Zeilen: 1-2 |
Quelle: Papcke 1984 Seite(n): 15, Zeilen: erste Spalte 1-7 |
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[Die Ausklammerung oder Ablehnung der Vereinigten Staaten als Ausdruck einer sozial- und bewußtseinsgeschichtlichen Verdrängung des Amerikanismus' manifestierte sich bereits bei Hegel in seinen „Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte" im Wintersemester 1822:]
„Nachdem wir die Neue Welt und die Träume, die sich an sie knüpfen können, abgetan, gehen wir nun zur Alten Welt über, d.h. zum Schauplatz der Weltgeschichte." |
„Nachdem wir die Neue Welt und die Träume, die sich an sie knüpfen können, abgetan, gehen wir nun zur Alten Welt über, d.h. zum Schauplatz der Weltgeschichte", befand Hegel in seinen „Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte" im Wintersemester 1822. |
Zwar ist das Zitat als solches gekennzeichnet, aber einen wirklich korrekten Quellennachweis führt Mm nicht. Kein Wunder, denn dieses Zitat wurde aus einem fremden Aufsatz übernommen, ohne dass dies wiederum sichtbar gemacht wurde. Im Hinblick auf die "Zusammensetzung" dieser Seite ist allerdings die Quelle offensichtlich. |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 164, Zeilen: 3-7 |
Quelle: Fraenkel 1959 Seite(n): 25, Zeilen: 16-18, 22-23 |
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Der Zeitgenosse Hegels, Friedrich Schlegel, machte 1828 in seinen in Wien gehaltenen Vorträgen zur „Philosophie der Geschichte" vorwurfsvoll die Amerikanische für die Französische Revolution verantwortlich:„...die revolutionäre Erziehungsanstalt für Frankreich und das übrige Europa war Nord-Amerika gewesen." | In seinen im Jahre 1828 in Wien gehaltenen Vorträgen zur „Philosophie der Geschichte[FN 33]" hat Friedrich Schlegel die Amerikanische für die Französische Revolution verantwortlich gemacht: „[...] die revolutionäre Erziehungs-Anstalt für Frankreich und das übrige Europa war Nord-Amerika gewesen." |
Am Ende des halbseitigen Abschnitts verweist Mm in einer Fußnote (414) u.a. auf Fraenkel. Markant ist allerdings die wertende Formulierung "macht verantwortlich". Kann man so und so sehen - daher nur verdächtig. |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 164, Zeilen: 7-9 |
Quelle: Papcke 1984 Seite(n): 15 + 16, Zeilen: S.15, zweite Spalte 8-9 + S.16, zweite Spalte 18-21 |
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Heinrich Heine erblickte in den Amerikanern nur „Gleichheitsflegel" und schimpfte gleichzeitig 1840 auf das „ungeheure Freiheitsgefängnis, wo ... der widerwärtigste aller Tyrannen, der Pöbel, seine rohe Herrschaft ausübt". | Von Heine („Gleichheitsflegel") [...] reicht die lange Liste der Autoren [...] Heinrich Heine schimpfte 1840 auf das „ungeheure Freiheitsgefängnis, wo ... der widerwärtigste aller Tyrannen, der Pöbel, seine rohe Herrschaft ausübt". |
Mm gibt für "ihr" Heinezitat keine Quellenangabe - hier ist ein Vorschlag, der zu weiteren Passagen auf dieser Seite passt. |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 164, Zeilen: 11-14 |
Quelle: Papcke 1984 Seite(n): 15, Zeilen: erste Spalte 43-49 |
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Statt sich selbst, zog man es vor, andere zu kritisieren. Ein europäisches Mißvergnügen machte sich in anti-amerikanischen Stimmungen breit, die z.B. in Ferdinand Kürnbergers Buch „Der Amerika-Müde" (1855) einen Ausdruck fanden. | Europa aber hatte sich inzwischen besonnen und begann, statt sich selbst andere zu kritisieren. Als vordergründige Reaktion auf Europa-Mißvergnügen machte sich eine Stimmung breit, der Ferdinand Kürnbergers Buch „Der Amerika-Müde" (1855) so beredten Ausdruck verlieh. |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 164, Zeilen: 14-27 |
Quelle: Papcke 1984 Seite(n): 16, 15, Zeilen: S.16, zweite Sp. 9-17; S.15, erste Sp. 49-52; S.15, zweite Sp. 8-16; S.16, zweite Sp. 21-26 |
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Tatsächlich zieht sich diese Art von Verdrängung wie ein Ariadnefaden durch die deutsche Befindlichkeit. In nahezu allen gelehrten Stuben und politischen Lagern des 19. Jahrhunderts war man sich nur zu oft darüber einig, daß jenseits des großen Teichs „Zivilisationsbarbaren" zu den Klängen von Negermusik dem Dollar nachjagen, dabei über Leichen gehen und sich keinen Deut um Geist und Kultur kümmern würden. Obschon nach wie vor unbestrittener Nabel der Welt, hegten Europa und mit ihm Deutschland Animositäten, die zwischen Neid, Unsicherheit und Furcht schwankten. So wurde amerikanischer Geist von Nikolaus Lenau (immerhin mit Auswanderer - Erfahrungen) als „Krämerseele" abqualifiziert. Für Hebbel waren die Amerikaner „poesielos", für Schopenhauer „niedrige Utilitaristen", für Nietzsche „wunderliche Geistlose", für Jacob Burckhardt „bloßes business", für den Amerika-erfahrenen Thomas Mann „Schieber und Unternehmer" und für den Remigranten Karl Zuckmayer „ohne Tradition und Kultur".[FN 414]
[FN 414: Vgl . E. Fraenkel , op. cit. ; H. Wasser : Die USA - der unbekannte Partner (Kap.: Die Deutschen und Amerika - Umrisse einer Beziehung), Paderborn 1983, S. 15 ff. ; Sven Papcke: Anti-Amerikanismus - eine deutsche Tradition, EG-Magazin, 7/84 (Juli), S. 16; Alexander Ritter (Hrsg.) : Deutschlands literarisches Amerikabild, Hildesheim 1977.] |
[S. 16] Anti-Amerikanismus zieht sich wie ein Ariadnefaden durch die deutsche Befindlichkeit. In allen politischen Lagern war man sich nur zu oft darin einig, daß jenseits des „großen Teiches" Zivilisationsbarbaren zu den Klängen von Negermusik dem Dollar nachjagen, dabei über Leichen gehen und sich keinen Deut um Geist und Kultur kümmern.
[S. 15] Obschon nach wie vor unbestrittener Nabel der Welt, hegte Europa Animositäten, die zwischen Neid, Überheblichkeit und Furcht schwankten. [...] Von Heine („Gleichheitsflegel") über Lenau („Krämerseelen"), Hebbel („poesielos"), Schopenhauer („niedriger Utilitarismus"), Jacob Burckhardt („bloßes business"), Thomas Mann („Schieber- und Unternehmertum") bis hin zum Remigranten Zuckmayer („ohne Tradition und Kultur") reicht die lange Liste der Autoren von Verwerfungen und Vorwürfen. [S. 16] Schon vorher hatte Nikolaus Lenau (immerhin mit Auswanderer-Erfahrungen) die USA als eine riesige „Vermögensassekuranz" abgetan, die so stil- und herzlos sei, daß dort keine Nachtigallen gediehen. |
Gut getarnt innerhalb der Fußnoten die Referenz auf den Autoren der Passage, Sven Papcke. Rekonstruiert mit Google Books. http://books.google.de/books?pg=PA0&dq=+Ariadnefaden%20&id=CQUkAQAAIAAJ http://books.google.de/books?pg=PA0&dq=%22unbestrittener%20Nabel%20der%20Welt%22&id=CQUkAQAAIAAJ http://books.google.de/books?pg=PA0&dq=+Nikolaus+Lenau+Auswanderer%20&id=CQUkAQAAIAAJ http://books.google.de/books?pg=PA0&dq=+poesielos+Schopenhauer%20&id=CQUkAQAAIAAJ http://books.google.de/books?pg=PA0&dq=+Zuckmayer+Tradition%20&id=CQUkAQAAIAAJ Original lag ebenfalls vor (G.I.) |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 164, Zeilen: 28-35 |
Quelle: Fraenkel 1959 Seite(n): 14, Zeilen: 5-9 |
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Wenn auch Robert v. Mohls Arbeit über die Verfassungsstruktur der USA (1824), Werner Sombarts Schrift über die Frage, warum es in den Vereinigten Staaten keinen Sozialismus gibt (1906), Hugo Münsterbergs Studie über die Amerikaner (1912), Georg Jellineks Untersuchungen über die amerikanischen Menschen- und Bürgerrechte (1927) oder Max Webers Abhandlung über die protestantische Ethik und den Geist des Kapitalismus (1922) gründliche Versuche darstellten, sich mit dem politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen System der USA auseinanderzusetzen, so bildeten sie doch eine Ausnahme. | Die bedeutendsten deutschen Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet dürften Georg Jellineks Untersuchungen über die Entstehung der Menschen- und Bürgerrechte, Werner Sombarts Arbeit über die Frage, warum es in den Vereinigten Staaten keinen Sozialismus gibt und vor allem Max Webers Abhandlung „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" sein. |
Interessant ist, dass Mm in ihrer Ausarbeitung genau dieselben Titel paraphrasiert wie Fraenkel. Bzgl. dieses Abschnitts wird nicht auf Fraenkel verwiesen. |
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Letzte Bearbeitung dieser Seite: durch Benutzer:Kybot, Zeitstempel: 20121229144604