von Margarita Mathiopoulos
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Untersuchte Arbeit: Seite: 163, Zeilen: 1-4 |
Quelle: Wasser 1983 Seite(n): 12, Zeilen: 13-20 |
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[Bedenkt man, daß die amerikanische Revolution zeitlich zusammenfiel mit einem Höhepunkt deutschen Geistes- und Kulturlebens, daß Franklin, Washington, Hamilton und Jefferson Zeitgenossen von Kant, Goethe, Schiller, Herder] und Lessing waren, so verwundert es, daß trotz der umfangreichen Bemühungen der deutschfreundlichen amerikanischen Historiker Prescott, Motley oder Bancroft, die amerikanische Freiheitsidee zu verbreiten, diese in Deutschland keinen nennenswerten Widerhall fand.[FN 412]
[FN 412: Zur Ausstrahlung der Amerikanischen Revolution auf Deutschland siehe: Horst Dippel: Germany and the American Revolution, 1770-1880: A Sociohistorical Investigation of Late Eighteenth-Century Political Thinking, Chapel Hill, N.C., 1977 (dt. Wiesbaden 1978). Siehe ferner: Ernst Fraenkel: Amerika im Spiegel des deutschen politischen Denkens, Köln/Opladen 1959, S. 11-48.] |
Bedenkt man,(...) daß die amerikanischen Ereignisse zeitlich zusammenfallen mit einem Gipfelpunkt des deutschen Geistes- und Kulturlebens, daß Franklin, Washington, Hamilton und Jefferson Zeitgenossen von Kant, Goethe, Schiller, Herder und Lessing waren, so verwundert es um so mehr, daß es trotz umfangreicher Bemühungen deutscher und amerikanischer Historiker nicht gelungen ist, nennenswerten Widerhall der transatlantischen Vorgänge in Deutschland nachzuweisen. |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 163, Zeilen: 9-40 |
Quelle: Craig 1984a Seite(n): 36-37, Zeilen: - |
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Während in Amerika der Impetus der Aufklärung ein politisch-pragmatischer und ihr Resultat die Errichtung eines auf dem Prinzip der Volkssouveränität beruhenden Verfassungssystems war, beruhte ihr Impetus in Deutschland auf moralisch-weltanschaulichen Postulaten und ihr Resultat auf der Stärkung der vorhandenen autoritären Strukturen. Die Generation, die in Amerika die Revolution von 1776 vollbrachte, hatte die Ideen und Ideale der Aufklärung, des Rationalismus und die Lehren John Lockes über die natürlichen Rechte und den Gesellschaftsvertrag nicht nur studiert, sondern zugleich verinnerlicht und weiterentwickelt. Ebenso waren die geistigen und politischen Führer Amerikas praktisch veranlagte Menschen, die ein neues Commonwealth schaffen wollten; Ideen verstanden sie als Werkzeuge, um ihre Ziele der Freiheit und Demokratie zu verwirklichen. Die Theorie Lockes wurde dementsprechend in institutionelle Formen gegliedert, seine Konzeption einer atomistischen gesellschaftlichen Freiheit in den revolutionären Gedanken transformiert und das Volk zum Träger der verfaßten Macht erhoben. In Deutschland dagegen bewirkten Kants, Lessings und Lichtenbergs aufklärerische Philosophien nicht viel, da sich das Land, dessen dörfliche und kommunale Lebensgemeinschaften dem Brauchtum und der Tradition verhaftet blieben, von außen herangetragenen Einflüssen nur schwer aufschloß. Hinzu kam, daß das Ideengut des Gesellschaftsvertrags und der Volkssouveränität, wie sie für das Enlightenment im Westen charakteristisch waren, in Deutschland keine so mitreißende Kraft entfaltete, und daß der Impetus der Bewegung auf Fragen der Moral und der Selbstvervollkommnung abgelenkt wurde. Die Verflüchtigung der Aufklärung in Deutschland und die nachfolgende Vorherrschaft eines kulturellen Nationalismus Herderscher Prägung sowie eines pessimistischen Romantizismus begünstigten ein Menschenbild, das dem amerikanischen diametral entgegengesetzt war und dazu tendierte, Individualität nicht in pragmatischen, politischen und egalitären Bezügen zu verstehen, sondern mystisch und metaphysisch als „eine besondere körperliche Manifestation, in der sich der göttliche Geist von Zeit zu Zeit offenbart, sei es in Gestalt individueller Personen oder in den überpersönlichen Institutionen des Gemeinschaftslebens“ zu begreifen.[EN 413]
[FN 413] Das Zitat wie Teile der Argumentationsreihe sind aus Gordon A. Craigs Vortrag: Deutschland und die Vereinigten Staaten: Historische Gleichartigkeiten und ihr Niederschlag in der Einstellung zur Außenpolitik, entnommen . (Hektographiertes Manuskript , Inter Nationes , Bonn, 29. Nov. 1983, Einführung durch K. D. Bracher.) Dieser Beitrag ist jetzt abgedruckt in: J. A. Cooney/G. A. Craig/H.-P. Schwarz/F. Stern (ed.): The Federal Republic of Germany and the United States, Boulder, Colo. , 1984. Siehe ferner zum deutschen Nationalstaatsbewußtsein: Peter Alter: Nationalbewußtsein und Nationalstaat der Deutschen: Aus Politik und Zeitgeschichte, Bl/86,4. Jan. 1986, S. 17-30. |
In Amerika lag ihr Akzent auf dem Politischen, und ihr Ergebnis war die Errichtung eines auf der Volkssouveränität beruhenden Verfassungssystems. In Deutschland war der Schwerpunkt moralisch und ihr Ergebnis die Stärkung der bestehenden autoritären Strukturen. Die Generation, die die Revolution von 1776 in Amerika machte ([...]), war buchstäblich in die Vorstellungswelt des Aufklärungsrationalismus eingetaucht. [...] Sie waren eminent praktisch denkende Menschen, die ein neues Gemeinwesen schaffen wollten, und für sie waren Ideen die Werkzeuge zu großem Unterfangen. Lockes Theorien erhielten deshalb institutionelle Form, sein Konzept der atomistischen gesellschaftlichen Freiheit wurde zur revolutionären Idee vom Volk als konstitutiver Macht [...] Hatte Deutschland in Kant und Lessing und Lichtenberg seine eigenen großen Vertreter der Aufklärung, [...],
[S. 37] so blieb das doch weitgehend ohne Wirkung auf ein Land, das auf äußere Einflüsse nicht leicht reagierte und dessen Gemeinden sich an Sitte und Tradition klammerten. Überdies gelang es der Religion (die jedenfalls in dieser Beziehung stärker war als im Westen), die Ideen vom Gesellschaftsvertrag und von der Volkssouveränität, wie sie die westliche Aufklärung prägten, zu entschärfen und den Akzent der Bewegung auf Fragen der Moral und Selbstbesserung zu verlagern15. [...] Der Fehlschlag der Aufklärung in Deutschland und die anschließende Herrschaft des herderschen Kulturnationalismus und der Ideen der romantischen Bewegung hatten eine Menschheitssicht zur Folge, die im Grunde die Antithese zur amerikanischen darstellte und die Individualität nicht in pragmatischen, politischen und egalitären Kategorien sah , sondern mystisch und metaphysisch „als jeweils besondere Konkretion göttlichen Geistes in Einzelpersonen und überpersönlichen Gemeinschaftsorganisationen". |
Zwar wird die Quelle für diese 30 Zeilen lange Passage in FN 413 genannt – der Umfang ist durch die fehlende Abgrenzung nicht erkennbar. Und anders als in der Anmerkung sind nicht nur "Teile der Argumentationsreihe" übernommen, sondern vollständige Einzelsätze, die minimal bearbeitet wurden (Synonymersetzungen, Umstellungen, Auslassungen). Hier im Fragment ist die Quelle zitiert nach der der deutschen Ausgabe "Gordon A. Craig: Deutschland und die Vereinigten Staaten: Historische Parallelen und Verschiedenheiten und wie sie sich in der Einstellung zur Außenpolitik niederschlagen, in: Die Bundesrepublik Deutschland und die Vereinigten Staaten von Amerika: politische, soziale und wirtschaftliche Beziehungen im Wandel, Klett-Cotta, 1985. Der Dissertationstext ist jedoch wesentlich näher am englischen Original als die 1985 erschienene "offizielle" Übersetzung, dies wird insbesondere beim referenzierten wörtlichen Zitat deutlich. Craig wurde rekonstruiert mit Google Books: deutsche Fassung: ; englische Fassung: [1] |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 163, Zeilen: 42-45 |
Quelle: Papcke 1984 Seite(n): 15, Zeilen: erste Spalte 1-7 |
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Die Ausklammerung oder Ablehnung der Vereinigten Staaten als Ausdruck einer sozial- und bewußtseinsgeschichtlichen Verdrängung des Amerikanismus' manifestierte sich bereits bei Hegel in seinen „Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte" im Wintersemester 1822:
[„Nachdem wir die Neue Welt und die Träume, die sich an sie knüpfen können, abgetan, gehen wir nun zur Alten Welt über, d.h. zum Schauplatz der Weltgeschichte."] |
„Nachdem wir die Neue Welt und die Träume, die sich an sie knüpfen können, abgetan, gehen wir nun zur Alten Welt über, d.h. zum Schauplatz der Weltgeschichte", befand Hegel in seinen „Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte" im Wintersemester 1822. |
Im Hinblick auf die "Zusammensetzung" der Folgeseite ist die Quelle offensichtlich. siehe Mm/Fragment 164 01-02 |
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