|
|
Untersuchte Arbeit: Seite: 241, Zeilen: 8-19 |
Quelle: Krakau 1967 Seite(n): 157-158, Zeilen: S.157,1-2,.5-15.108.124-127 - S.158,1-2 |
---|---|
Nach Turners „Single factor"-Interpretation (Louis Hartz)[FN 12] der amerikanischen Geschichte hat die Frontier einmal die puritanisch-demokratischen Überzeugungen und Erfahrungen wie den Idealismus, Individualismus, den Gedanken der Einzigartigkeit und Auserwähltheit bestärkt, die Idee der Manifest Destiny ins Leben gerufen und vertieft und somit den amerikanischen Charakter und die amerikanische Politik bleibend geprägt, zum anderen das amerikanische Verhältnis zur Außenwelt beeinflußt. So kann die Frontierhypothese als säkulares Gegenstück zur puritanischen Begründung der amerikanischen (Fortschritts-)Ideologie verstanden werden.[FN 13] Einerseits förderte sie die innerkontinentalen Tendenzen und Ideale der amerikanischen Missionsidee, und andererseits konnte sie nach der Erschließung des Westens und des übrigen Landes in eine außenpolitische Missionierung umgeleitet und somit erhalten bleiben.
[FN 12: Louis Hartz: The Liberal Tradition in America, a.a.O., S. 22.] [FN 13: Vgl. K. D. Bracher: Demokratie als Sendung: Das amerikanische Beispiel, in: Deutschland zwischen Demokratie und Diktatur, a.a.O., S. 313 ff.] |
Hartz wirft Turner vor, er verfalle einer „single-factor"-Interpretation amerikanischer Geschichte[FN 178].
[...] Nach Turner hat die „Grenze" in den hier interessierenden Zusammenhängen im einzelnen zwei Bedeutungen gehabt: die „Grenze" hat einmal die puritanisch-demokratischen Überzeugungen und Erfahrungen (Idealismus, Individualismus, das Gefühl der amerikanischen Einzigartigkeit und Auserwähltheit, den Manifest-Destiny-Gedanken) bestärkt und vertieft [FN 180] und in ihrem Sinne den amerikanischen Charakter bleibend geprägt[FN 181]; zum anderen hat sie das amerikanische Verhältnis zur Außenwelt beeinflußt. Denn einmal förderte sie jene amerikanischen Tendenzen und Ideale, die ihrerseits für die missionarische Haltung der Vereinigten Staaten ursächlich sind; sie verlieh ihr so eine zusätzliche Tendenz zur Außenwirkung. Zum anderen mußten sich die Kräfte, die sie freigesetzt oder intensiviert hatte, nach dem Verschwinden der eigentlichen Grenze ein neues Wirkungsfeld suchen; sie konnten so in Mission umschlagen[FN 182]. [FN 178: Tradition, S. 22 [...]] [FN 180: Turner selbst, S. 213; Perry, Puritanism and Democracy, S. 204, 213; Clement, S. 136 f.; Bracher, in: Fschr. Voegelin, S. 45: „Die Frontierhypothese ...erscheint als säkuläres Gegenstück zur religiösen Begründung der amerikanischen Ideologie".] |
Zum Teil beschrieben in Amerikastudien Bd. 36 (1991).<br/>Großes Kino: Mm zitiert ihren Doktorvater aufgrund einer Fußnote, die sie in einer nicht angegebenen Vorlage gefunden hat. Tatsächlich findet sich die Formulierung von der "Frontierhypothese ... als säkulares Gegenstück zur religiösen Begründung der amerikanischen Ideologie" in Bracher (1964) auf Seite 334. |
|