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Untersuchte Arbeit: Seite: 136, Zeilen: 1-35 |
Quelle: Dippel 1985 Seite(n): 11-13, Zeilen: S.11,37-40 und S.12,1-40 und S.13,1-15 |
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[Was zunächst etwa von den Historikern David Ramsay („History of the American Revolution", 1789) oder Mason L. Weems („Life of George Washington", 1800) als das Heroische, ja, Übermenschliche hingestellt und gefeiert worden war, geriet jedoch bald mit den zutage tretenden innenpolitischen Kontroversen zwischen den Föderalisten um Alexander Hamilton und John Adams sowie den Republikanern um Thomas Jefferson zum Streit um Interpretation und Wahrung] des revolutionären Erbes und der Gründungsideale der Union, die schließlich auch der eigentliche Inhalt des mehrbändigen Werks „History of the Rise, Progress and Termination of the American Revolution" (1805) von Mercy Otis Warren waren. Tatsächlich hatte die Auseinandersetzung um die rechte Auslegung der Amerikanischen Revolution und ihre Bedeutung für die amerikanische (Zeit-)Geschichte die Jahrzehnte bis zum Bürgerkrieg geprägt. Praktisch war es dem bedeutenden Historiker der Romantik, George Bancroft, vorbehalten, in seiner voluminösen „History of the United States" (1834-1882), deren letzte beide Bände der Revolution und der Entstehung der Bundesverfassung von 1787 gewidmet waren, im Rahmen einer veränderten innenpolitischen Situation aus dieser Kontroverse herauszuführen und den Blick auf eine progressiv erscheinende Zukunft zu richten: Die ganze amerikanische Geschichte seit der Gründung der Kolonien, und darin harmonisch eingebettet die Amerikanische Revolution, war für Bancroft unwiderlegbarer Ausdruck des unaufhaltsamen Triumphzuges der Demokratie in der Welt.
Obwohl es interpretatorisch vielleicht nur als ein kleiner Schritt von Bancrofts romantischem Revolutionsverständnis zu der Liberalismus-These des Consensus-Historikers Louis Hartz erscheinen mag, verlief die Revolutionsgeschichtsschreibung der Zwischenzeit keineswegs geradlinig. Im Zeitalter der amerikanischen Hochindustrialisierung gegen Ende des 19. Jahrhunderts traten politische, ökonomische, soziale wie regionale Konflikte ein, und die Amerikanische Revolution wurde unter diesen Umständen, wie z.B. von dem Popularhistoriker John Fiske („The Critical Period of American History 1783-1789", 1888) als Ausdruck innerer Gegensätzlichkeiten zwischen dem urbanen Osten und dem „rückständigen", agrarischen Westen gedeutet. Darüber hinaus verstärkten sich in den darauffolgenden Dekaden bis hin zu den 20er Jahren im Zuge der Reformbewegungen der Populist und Progressive Era diese Konfliktinterpretationen der Amerikanischen Revolution. Die Werke von Carl L. Becker, Charles A. Beard und J. Franklin Jameson sind besonders charakteristisch. In seinem Buch „The History of Political Parties in the Province of New York, 1760-1776" (1909) kam Becker zu der bis heute umstrittenen Feststellung, in der Amerikanischen Revolution sei es nicht allein um „home rule" gegangen, sondern auch um das Problem „who should rule at home": also neben der politischen Unabhängigkeit von England soll es zugleich um einen gesellschaftspolitischen Konflikt im Inneren, um Macht und politische Partizipation gegangen sein. |
Was zunächst etwa von David Ramsay (History of the American Revolution, Philadelphia 1789) oder Mason L. Weems (Life of George Washington, Georgetown 1800) als das Heroische, geradezu Übermenschliche hingestellt und unkritisch gefeiert worden war, geriet schon bald mit den heftiger werdenden innenpolitischen Kontroversen zwischen den Föderalisten um Alexander Hamilton und John Adams sowie den Republikanern um Thomas Jefferson zum Streit um Auslegung und Wahrung des revolutionären Erbes und der Gründungsprinzipien der Union, die der eigentliche Inhalt des mehrbändigen Werks von Mercy Otis Warren (History of the Rise, Progress and Termination of the American Revolution, Boston 1805) waren.
Diese Auseinandersetzung um die rechte Interpretation der Amerikanischen Revolution und ihrer Bedeutung für die eigene Zeit hat ungeachtet einer zunehmenden Verwissenschaftlichung der Kontroverse die Jahrzehnte bis zum Bürgerkrieg (1861 bis 1865) geprägt. Praktisch war es George Bancroft, dem bedeutendsten Interpreten amerikanischer Geschichte im 19. Jahrhundert, vorbehalten, in seiner groß angelegten, zwölfbändigen History of the United States, from the Discovery of the American Continent (Boston 1834-1882), deren letzten beiden Bände der Revolution und der Entstehung der Bundesverfassung von 1787 gewidmet waren, im Rahmen einer veränderten innenpolitischen Situation aus dieser Kontroverse herauszuführen und das Tor zu einer großartig erscheinenden Zukunft aufzustoßen: Die ganze amerikanische Geschichte seit der Gründung der Kolonien, und darin harmonisch eingebettet die Amerikanische Revolution, sei unwiderlegbarer Ausdruck des unaufhaltsamen Triumphzuges der Demokratie in der Welt. Obwohl es interpretatorisch nur als ein kleiner Schritt von Bancroft und den Jahren nach dem Bürgerkrieg zu Hartz und den sog. Konsens-Historikern der fünfziger und sechziger Jahre unseres Jahrhunderts erscheinen mag, verlief die Revolutionsgeschichtsschreibung der Zwischenzeit jedoch keineswegs geradlinig. Das Zeitalter der amerikanischen Hochindustrialisierung gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte die politischen, ökonomisch-sozialen wie regionalen Konflikte des Landes in verstärkter Form Wiederaufleben lassen, und die Amerikanische Revolution erschien in dieser Situation erneut, wie etwa bei dem einflußreichen Popularhistoriker John Fiske (The Critical Period of American History 1783-1789, Boston 1888) als Ausdruck innerer Gegensätzlichkeit, ja als Sieg des gebildeten, urbanen Ostens über den rückständigen, agrarischen Westen. Diese Konfliktinterpretation der Amerikanischen Revolution verstärkte sich in den folgenden Jahrzehnten im Zeichen einer kraftvollen innenpolitischen Reformbewegung, der sog. Progressiven Bewegung, zwischen der Jahrhundertwende und den zwanziger Jahren, als sie allmählich an Einfluß verlor. Vor allem drei Historiker dieser Epoche haben die Diskussion um die Amerikanische Revolution in der einen oder anderen Weise bis in unsere Zeit geprägt: Carl L. Becker, Charles A. Beard und J. Franklin Jameson. In seinem einflußreichen Werk The History of Political Parties in the Province of New York, 1760-1776 (Madison/Wisc. 1909) kam Becker zu der bis heute umstrittenen Feststellung, in der Amerikanischen Revolution sei es nicht allein um »Home Rule«, sondern auch um das Problem gegangen, »who should rule at home«, also neben der politischen Unabhängigkeit von England zugleich um einen soziopolitischen Konflikt im Innern um Macht und politische Partizipation. |
Beschrieben in Amerikastudien Bd. 36 (1991). Und es geht weiter auf dieser Seite ... |
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