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Untersuchte Arbeit: Seite: 82, Zeilen: 11-29 |
Quelle: Bracher 1964 Seite(n): 318-319, Zeilen: S.318,7-23.28-32 - S.319,1 |
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Schließlich hatten diese glühenden Calvinisten England fluchtartig verlassen, der Alten Welt und ihrer monarchisch-feudalen Gesellschaftsstruktur bewußt den Rücken gekehrt, um in Amerika, dem Neuen Jerusalem der Menschheit, die Verwirklichung eines christlichen Gemeinwesens (im Bund mit Gott: covenant), das von Gottes Heilsplan im alttestamentarischen Sinne, von Gottes Führung und Vorsehung im Sinne des auserwählten Volkes getragen werden sollte, zu erleben. Freilich war ihre englische Herkunft im neugegründeten New England unübersehbar: Ihr Selbstbewußtsein entsprach dem englisch-protestantischen Sendungsbewußtsein des größten damaligen Dichters, John Miltons: „Let not England forget her precedence in teaching nations how to live."[FN 32] Vor allem war es dieser praktische und zugleich moralische Grundton, der das angelsächsische Nationalbewußtsein von anderen nationalen Ausprägungen der Sendungsidee unterschied und dadurch viel früher als das kontinentale Europa mit dem Ideenkreis demokratischer, parlamentarischer, konstitutioneller Politik- und Gesellschaftstheorien konfrontiert wurde.[FN 33] Vor diesem Hintergrund ist das calvinistische Ethos der Puritaner zu verstehen, wenngleich die ersten Belege amerikanischen Eigenbewußtseins nicht von Demokratie und politischer Freiheit, sondern von harten Lebensumständen und gottgewollten Missionsaufgaben zeugten, [...]
[FN 32: Vgl. K. D. Bracher: Demokratie als Sendung: Das amerikanische Beispiel, in: Deutschland zwischen Demokratie und Diktatur, Bern/München/Wien 1964, S. 318 (Miltons Zitat ebenfalls S. 318). Siehe ferner Ralph Barton Perry: Amerikanische Ideale, Bd. 1, Nürnberg 1947, S. 87 ff. (engl. New York 1944); Charles L. Sanford: The Quest for Paradise: Europe and the American Moral Imagination, Urbana, 111., 1961.] [FN 33: Vgl. K. D. Bracher, op. cit.. Vgl. auch Ralph Henry Gabriel: The Course of American Democratic Thought, New York 1940/1956, S. 30 ff.] |
[...][FN 5]
Sie waren in der Mehrzahl Flüchtlinge, Engländer und glühende Protestanten. Sie kehrten bewußt der Alten Welt und ihrer monarchisch-feudalen Gesellschaftsstruktur den Rücken und träumten von der Verwirklichung eines christlichen Gemeinwesens, das von Gottes Heilsplan und Providenz im alttestamentarischen Sinne, von Gottes Führung und Vorsehung im Sinne des auserwählten Volkes getragen werde. Aber sie waren zugleich Engländer, ihr neues Land war Neu-England, und ihr Selbstbewußtsein entsprach dem englisch-protestantischen Sendungsbewußtsein des größten zeitgenössischen Dichters, John Miltons: »Let not England forget her precedence in teaching nations how to live.« Es war dieser praktische und zugleich moralische Grundton, der das angelsächsische Nationalbewußtsein von anderen nationalen Ausprägungen der Sendungsidee unterschied: England war dadurch früher als das kontinentale Europa in die Gedankenwelt demokratischer, parlamentarischer, konstitutioneller Politik- und Gesellschaftstheorien hineingezogen worden.[...] Aber stärker und bestimmender noch war das religiöse Selbstbewußtsein, das die verfolgten und verdrängten Puritaner in diese neue Umgebung mitbrachten. Nicht von Demokratie und politischer Freiheit, sondern von der gottgewollten Missionsaufgabe kündeten die ersten Zeugnisse amerikanischen Eigenbewußtseins im Neu-England des 17. Jahrhunderts. [FN 5: Ralph Barton Perry, Puritanism and Democracy, New York 1944;[...]] |
die Fußnoten verschleiern die wörtlichen Übernahmen aus Bracher. |
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