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Individuen und ihre sozialen Beziehungen

von Prof. Dr. Marina Hennig

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[1.] Mhg/Fragment 075 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2017-03-23 14:55:03 Schumann
BauernOpfer, Fragment, Gesichtet, Mhg, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Schweizer 1996

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
162.220.59.66
Gesichtet
Untersuchte Arbeit:
Seite: 75, Zeilen: 1-16, 18-31
Quelle: Schweizer 1996
Seite(n): 117, 118, Zeilen: 117: 1 ff., 26 ff., 33 ff.; 118: 1 ff.
Die Dichte und die Multiplexität der Netzwerke bildeten die strukturellen Rahmenbedingungen für die Erklärung unterschiedlichen Verhaltens der Akteure. So orientierte sich Elisabeth [sic] Bott ([1957] 1971) in ihrer Netzwerkstudie zur häuslichen Arbeitsteilung bei Londoner Ehepaaren an dieser Annahme vom Einfluss der Dichte auf das Handeln der Akteure. Dabei unterschied sie zwischen traditioneller Arbeitsteilung (Spezialisierung der Arbeitsaufgaben nach Geschlecht) und gemeinsamer Arbeitsteilung (gemeinsame Erledigung der Aufgaben durch beide Ehepartner). Während Schicht und Wohngebiet keine signifikante Erklärung für die Unterschiede lieferten, zeigten die Unterschiede in den persönlichen Netzwerken einen Effekt. Lebten die Ehepaare in eng verbundenen Netzwerken (Bott spricht hier von close-knit 1971:51), in denen die Ehepartner gemeinsame Freunde und Bekannte hatten, erledigten sie ihre Arbeitsaufgaben gemeinsam. Waren die Netzwerke der Ehepartner eher locker verbunden, d.h. jeder Partner hatte eigene Freunde oder Bekannte, dann herrschte auch eine geschlechtsspezifische Teilung der häuslichen Aufgaben vor.

[3.3.1 Die Stärke schwacher Beziehungen]

Während die ersten Netzwerkstudien ihren Blick auf die Dichte und das gleichzeitige Vorkommen mehrerer, inhaltlich verschiedener sozialer Beziehungen (Multiplexität) in sozialen Netzwerken richteten, und damit enge und multiplexe Beziehungen als besonders erklärungsrelevant hervorhoben, konzentrierten sich die nachfolgenden Theoretiker (Granovetter 1973,1974; Burt 1992) auf die sogenannten „schwachen“ bzw. fehlenden Beziehungen in Gesamtnetzwerken. Mit diesen Ansätzen sollte der Versuch unternommen werden, die Einbettung der Akteure in das soziale Netzwerke und die daraus entstehenden Chancen und Hindernisse für ihr Handeln zu erklären (vgl. Schweitzer [sic] 1996: 118). Mark Granovetter stellte fest, dass die Mitglieder in einem Teilnetzwerk, einer sogenannten „Clique“, untereinander - aufgrund der hohen Dichte und der Multiplexität - sehr intensive Kontakte haben, aber dass sie sich gleichzeitig durch diese starken Binnenbeziehungen von der Außenwelt abkapseln und somit schlecht in das Gesamtnetz eingebunden sind.


Bott, Elisabeth [sic] (1971) Family and Social Networks [sic]. Roles, Norms [sic] and External Relationships in Ordinary Urban Families. London.
Burt, Ronald (1992) Structural Holes: The Social Structure of Competition. Cambridge.
Granovetter, Mark (1973) The strength of weak ties. In: American Journal of Sociology, Nr. 78, 1360 - 1380.
Granovetter, Mark (1974) Getting a Job. Cambridge.
Schweizer, Thomas (1996) Muster sozialer Ordnung. Netzwerkanalyse als Fundament der Sozialethnologie. Berlin.

[Seite 117, Z. 26 ff.]

In den Fallstudien von Kapferer und Bott und in Gluckmans Hypothese bilden die Dichte und Multiplexität der Netzwerke die strukturellen Rahmenbedingungen zur Erklärung des unterschiedlichen Verhaltens der Akteure (Bott, Gluckman) bzw. ihres unterschiedlichen Handlungserfolgs (Kapferer).

[Seite 117, Z. 1 ff.]

Auch E. Bott (1971 [1957], 1977 [1955]) in ihrer klassischen Netzwerkstudie der häuslichen Arbeitsteilung in ausgewählten Londoner Familien orientiert sich an der Hypothese vom Einfluß der Dichte des Netzwerks auf das Handeln der Akteure. Sie unterscheidet zwei Grundmuster der häuslichen Arbeitsteilung: einen geringen Grad der Aufteilung der Arbeiten und gemeinsame Erledigung der Aufgaben durch beide Ehepartner einerseits und eine große Spezialisierung der Aufgaben nach Geschlecht und getrennte Zuständigkeit der Eheleute für bestimmte Aufgaben andererseits. [...] Schicht und Wohngebiet erwiesen sich als keine schlüssigen Erklärungen dieses Unterschieds, während die Unterschiede der persönlichen Netzwerke einen Effekt ausübten. Wenn die Eheleute in einem dicht verbundenen Netzwerk leben (Bott 1971: 59, 1977: 256 spricht von „close-knit“ und „highly connected“ im Unterschied zu „loose-knit“ und „dispersed“), in dem also beide viele gemeinsame Freunde, Bekannte usf. aufweisen, dann erledigen sie auch die häuslichen Aufgaben gemeinsam. Ist das Netzwerk der Eheleute hingegen locker gefügt‚ was bedeutet, daß jeder eigene Freunde und Bekannte hat und wenige gemeinsam sind, dann herrscht auch Teilung der häuslichen Aufgaben vor.

[Seite 117, Z. 33 ff.]

Während die bisher vorgestellten Forscher zur Erklärung des Handelns der Akteure aus der Netzstruktur vor allem auf die Verdichtung von sozialen Beziehungen achteten und die besonders kohäsiven Teilbereiche in Netzwerken, die durch intensive, dichte und multiplexe Beziehungen gekennzeichnet sind, als erklärungsmächtig heraushoben, hat sich eine

[Seite 118]

nachfolgende Generation von Theoretikern (Granovetter 1977 [1973], 1982; Burt 1992) den schwachen Beziehungen und dem Fehlen von Beziehungen in Gesamtnetzwerken als Gründen für das Handeln der Akteure zugewandt. In diesen Erklärungsversuchen geht es um die Einbettung der Akteure in das Gesamtnetz und die daraus erwachsenen Chancen und Hindernisse für ihr Handeln. M. Granovetter (1977) erkannte, daß ein kohäsiver Teilbereich in einem Netz mit einem paradoxen Effekt verknüpft ist. Aufgrund der hohen Dichte und Multiplexität interagieren die Mitglieder einer solchen „Clique“ untereinander sehr intensiv — aber gleichzeitig kapseln sie sich durch diese starke Binnenbeziehungen von der Außenwelt ab und sind daher schlecht in das Gesamtnetz eingebunden, das im Extrem in miteinander unverbundene kohäsive Inseln zerfällt.


Bott, E.
 1971 [1957] Family and social network. 2. Aufl. London: Tavistock Publications.
 1977 [1955] Urban families: Conjugal roles and social networks. In: Leinhardt 1977 (Original in Human Relations 8, 345-83).
Burt, R.S.
 [...]
 1992 Structural holes: The social structure of competition. Cambridge, MA: Harvard U.P.
Granovetter‚ M.
 1977 [1973] The strength of weak ties. In: Leinhardt 1977 (Original in American Journal of Sociology 78, 1360-80).
 1982 The strength of weak ties: A network theory revisited. In: Social structure and network analysis (Hg.) Marsden, P.V. und N. Lin. Beverly Hills: Sage.

Anmerkungen

Fortsetzung von Fragment 074 16.

Auf die eigentliche Quelle wird lediglich einmal zum Vergleich verwiesen.

Das ursprügliche Erscheinungsjahr von Family and social network: roles, norms, and external relationships in ordinary urban families von Elizabeth Bott findet sich bei der Verf.in zwar im Fließtext, aber nicht im Literaturverzeichnis. Für deren Begriff "close-knit" nennt sie für die 1971er-Ausgabe eine andere Seitenzahl als Schweizer.

An dieses Fragment schließt sich mit Fragment 075 31 unmittelbar eine aus Diaz-Bone (1997) – von dem auch die (bei der Dokumentation in eckige Klammern gesetzte) kursive Zwischenüberschrift 3.3.1 in Zeile 17 kopiert wurde – übernommene Granovetter-Rezeption an.

Sichter
(162.220.59.66) Schumann


[2.] Mhg/Fragment 075 31 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2016-12-18 17:46:28 Schumann
Diaz-Bone 1997, Fragment, Gesichtet, Mhg, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
SleepyHollow02
Gesichtet
Untersuchte Arbeit:
Seite: 75, Zeilen: 31-38
Quelle: Diaz-Bone 1997
Seite(n): 44, Zeilen: 1 ff.
In einer der ersten Studien (1974) zur beruflichen Mobilität stieß er auf die sogenannte „Stärke schwacher Beziehungen“. Starke Beziehungen sind - so Granoveter - mit einem hohen zeitlichen Aufwand verbunden, zeigen einen hohen Grad an emotionaler Verbundenheit und gegenseitiger Nähe und sind durch Vertrauen und gegenseitge Hilfeleistungen gekennzeichnet (vgl. Granovetter 1973: 1361). Schwache Beziehungen weisen solche Eigenschaften an zeitlicher und emotionaler Intensität nicht auf. Solche schwachen Beziehungen entsprechen Gelegenheitskontakten zwischen [Bekannten, Nachbarn und Arbeitskollegen (vgl. Granovetter 1973: 1361).] 2.3.2 Die Stärke schwacher Beziehungen

Mark Granovetter (1973) hat die Bedeutung von sogenannten "schwachen Beziehungen" hervorgehoben, die Netzwerkkomponenten aus "starken Beziehungen" untereinander verbinden. Starke Beziehungen sind im Unterhalt mit einem hohem zeitlichen Aufwand verbunden, werden als emotional intensiv empfunden und sind weiter durch gegenseitige Nähe, Vertrauen und Hilfeleistungen gekennzeichnet.32 Schwache Beziehungen weisen diese Eigenschaften an zeitlicher und emotionaler Intensität nicht auf. Solchen schwachen Beziehungen entsprechen Gelegenheitskontakte zwischen Bekannten, Nachbarn oder Arbeitskollegen.


32 "Most intuitive notions of the "Strength" of an interpersonal tie should be satisfied by the following definition: the Strength of a tie is a (probably linear) combination of the amount of time, the emotional intensity, the intimacy (mutual confiding) and the reciprocal services which characterize the tie. Each of these is somewhat independent of the other, though the set is obviously highly intracorrelated.“ (Granovetter 1973: 1361)

Anmerkungen

Kein Hinweis auf die eigentliche Quelle.

Die Granovetter-Rezeption der Verfasserin ist sehr ähnlich derjenigen Diaz-Bones. Bemerkenswert ist dies auch wegen der Ähnlichkeit in der Übersetzung des englischsprachigen Texts Granovetter (1973).

Sichter
(SleepyHollow02) Schumann



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