von Prof. Dr. Marina Hennig
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[1.] Mhg/Fragment 026 01 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2017-01-25 00:06:31 Schumann | Fragment, Gesichtet, Kiss 1975, Mhg, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 26, Zeilen: 1-15, 101-115 |
Quelle: Kiss 1975 Seite(n): 125, 126, Zeilen: 125: 25 ff.; 126: 1 ff. |
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[Er be-]trachtet sie wertfrei und stellt in diesem Sinne die fließenden Grenzen zwischen den beiden Typen von Beziehungsstrukturen fest.6
Die große Mehrzahl sozialer Beziehungen aber hat teils den Charakter der Vergemeinschaftung, teils den der Vergesellschaftung.
6 „ 'Vergemeinschaftung’ soll eine soziale Beziehung heißen, wenn und soweit die Einstellung des sozialen Handelns [,..]auf subjektiv gefühlter (affektueller oder traditioneller) Zusammengehörigkeit der Beteiligten beruht. .Vergesellschaftung’; soll eine soziale Beziehung heißen, wenn und soweit die Einstellung des sozialen Handelns auf rational (wert- oder zweckrational) motivierten Interessenausgleich oder auf ebenso motivierter Interessenverbindung beruht.[...]. Die Terminologie erinnert an die von F. Tönnies... vorgenommene Unterscheidung. Doch hat T. für seine Zwecke dieser Unterscheidung alsbald einen wesentlich spezifischeren Inhalt gegeben, als hier für unsere Zwecke nützlich wäre. Die reinsten Typen der Vergesellschaftung sind a) der streng zweckrationale, frei praktizierte Tausch auf dem Markt... b) der reine freipaktierte Zweckverein, eine nach Absicht und Mitteln rein auf Verfolgung sachlicher [...] Interessen der Mitglieder abgestellte Vereinbarung kontinuierlichen Handelns[...]. Vergemeinschaftung kann auf jeder Art von affektueller oder emotionaler oder aber traditionaler Grundlage beruhen: eine pneumatische Brüdergemeinde, eine erotische Beziehung, ein Pietätsverhätlnis [sic], eine ,nationale’ Gemeinschaft, eine kameradschaftlich zusammenhaltende Truppe. Den Typus gibt am bequemsten die Familiengemeinschaft ab” (Weber 1964:29). |
Er betrachtet sie wertfrei und stellt in diesem Sinne die fließenden Grenzen zwischen diesen beiden Typen von Beziehungsstrukturen fest:
’Vergemeinschaftung’ soll eine soziale Beziehung heißen, wenn und soweit die Einstellung des sozialen Handelns . . . auf subjektiv gefühlter (affektueller oder traditioneller) Zusammengehörigkeit der Beteiligten beruht. »Vergesellschaftung’; soll eine soziale Beziehung heißen, wenn und soweit die Einstellung des sozialen Handelns auf rational (wert- oder zweckrational) motiviertem Interessenausgleich oder auf ebenso motivierter Interessenverbindung beruht . . . Die Terminologie erinnert an die von F. Tönnies . . . vorgenommene Unterscheidung. Doch hat T. für seine Zwecke dieser Unterscheidung alsbald einen wesentlich spezifischeren Inhalt gegeben, als hier für unsere Zwecke nützlich wäre. Die reinsten Typen der Vergesellschaftung sind a) der streng zweckrationale, frei paktierte Tausch auf dem Markt . . . b) der reine, frei paktierte Zweckverein, eine nach Absicht und Mitteln rein auf Verfolgung sachlicher . . . Interessen der Mitglieder abgestellte Vereinbarung kontinuierlichen Handelns . . . Vergesellschaftung kann auf jeder Art von affektueller oder emotionaler oder aber traditionaler Grundlage beruhen: eine pneumatische Brüdergemeinde, eine erotische Beziehung, ein Pietätsverhältnis, eine „nationale“ Gemeinschaft, eine kameradschaftlich zusammenhaltende Truppe. Den Typus gibt am bequemsten die Familiengemeinschaft ab. Die große Mehrzahl sozialer Beziehungen aber hat teils den Charakter der Vergemeinschaftung, teils den der Vergesellschaftung. Jede noch so zweckrationale und nüchtern geschaffene und abgezweckte soziale Beziehung (Kundschaft z. B.) kann Gefühlswerte stiften, welche über den gewillkürten Zweck hinausgreifen. Jede über ein aktuelles Zweckvereinshandeln hinausgehende und nicht von vornherein auf sachliche Einzelleistungen begrenzte Vergesellschaftung - wie etwa die Vergesellschaftung im gleichen Heeresverband, in der gleichen Schulklasse, im gleichen Kontor, der gleichen Werkstatt - neigt, in freilich höchst verschiedenem Grade, irgendwie dazu. Ebenso [Seite 126] kann umgekehrt eine soziale Beziehung, deren normaler Sinn Vergemeinschaftung ist, von allen oder einigen Beteiligten ganz oder teilweise zweckrational orientiert werden. Wie weit z. B. ein Familienverband von den Beteiligten als „Gemeinschaft“ gefühlt oder als ,Vergesellschaftung’ ausgenutzt wird, ist sehr verschieden« (WG, S. 29). |
Kein Hinweis auf die eigentliche Quelle. Die wörtlichen Zitate (einschließlich der Fußnote) sind - mit einer (leicht kürzenden) Ausnahme - identisch zugeschnitten und werden daher bei der Zeilenzählung mitberücksichtigt. |
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[2.] Mhg/Fragment 026 16 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2017-01-25 00:17:13 Schumann | Dederichs 1999, Fragment, Gesichtet, Mhg, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 26, Zeilen: 16-24 |
Quelle: Dederichs 1999 Seite(n): 30, Zeilen: 15-22 |
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Weber kennzeichnet mit den gemeinschaftlichen und gesellschaftlichen Komponenten den Weg der Entwicklungsschritte in eine rationale Gesellschaft, die für ihn ebenso wie für Tönnies die Endstufe gesellschaftlicher Entwicklung darstellt. Letztendlich bleibt er jedoch einer Dichotomisierung des vergemeinschafteten und vergesellschafteten Handelns durch die Zuweisung der Idealtypen zu den Sozialformen verhaftet. So verweist der Idealtypus des zweckrationalen Handelns auf eine Ausdifferenzierung unterschiedlicher Sphären zwischen den Polen Gemeinschaft und Gesellschaft, aber er kann nicht die unterschiedlichen Ausprägungen der Rationalität der Subsysteme erklären. | Auch wenn Weber Koinzidenzen und Konvergenzen gemeinschaftlicher und gesellschaftlicher Komponenten einräumt, markiert er an ihnen letztlich Entwicklungsschritte auf dem Weg in die rationale Gesellschaft und die Dichotomie vergemeinschafteten und vergesellschafteten Handelns bleibt durch die Zuordnung der Idealtypen zu den Sozialformen bestehen. Die Dominanz des zweckrationalen Idealtypus verweist die ausdifferenzierten Sphären in eine Skala mit den Polen Gemeinschaft und Gesellschaft, die aber nicht in der Lage ist, die unterschiedlich ausgebildeten Rationalitätsniveaus der Subsysteme zu erklären. |
Kein Hinweis auf die Quelle. |
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Letzte Bearbeitung dieser Seite: durch Benutzer:Schumann, Zeitstempel: 20170125001339