von Prof. Dr. Marina Hennig
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[1.] Mhe/Fragment 067 01 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2016-08-29 08:52:00 Klgn | Büchner 1995, Fragment, Gesichtet, Mhe, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 67, Zeilen: 1-7 |
Quelle: Büchner 1995 Seite(n): 198, Zeilen: 36 ff. |
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[Die Umbruchssituation nach den Wirren des Krieges und der unmittelbaren Nachkriegszeit, die lange Abwesenheit der Väter und die] volle Einbeziehung der Kinder und Jugendlichen in den Erwachsenenalltag mit einem hohen Maß an Eigenständigkeit und Eigenverantwortlichkeit führte zu einer vielfach unkontrollierten Offenheit im Sozialisationsprozess. Dennoch gehörte unter dem Eindruck materieller Existenznot Sparen, verbunden mit einem hohen Pflichtbewußtsein und ein hohes Sicherheitsbedürfnis zum Selbstverständnis dieser Generation, sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland. Damit verbunden war eine hohe, nahezu asketische Arbeitsmoral, die auch zu Härte gegen sich selbst führte. | Die These vom „Kontroll-Loch“, die gerade im Gegensatz zu jener festgefügten, autoritärpatriarchalischen Sozialisationswelt davon ausgeht, daß die Umbruchsituation nach den Wirren des Krieges und der unmittelbaren Nachkriegszeit, die lange Abwesenheit der Väter und die volle Einbeziehung der Kinder und Jugendlichen in den Erwachsenenalltag mit einem hohen Maß an Eigenständigkeit und selbstverantworteter Eigentätigkeit zu einer vielfach unkontrollierten Offenheit des Sozialisationsprozesses mit entsprechenden Folgen geführt hat, wird in einigen anderen Beiträgen dieses Bandes erörtert.
Dennoch gehört unter dem Eindruck materieller Existenznot Sparen und Investieren, verbunden mit hohem Pflichtbewußtsein und entsprechendem Sicherheitsbedürfnis, zu den Selbstverständlichkeiten dieser Generation, deren Jugend vor allem vom konformistischen und restaurativen Gedankengut im Adenauer-Deutschland der 50er Jahre geprägt wurde. Eng verbunden ist damit auch eine asketische Arbeitsmoral, die vielfach zur Härte gegen sich selbst zwang, auch bei Jugendlichen: |
Kein Hinweis auf die Quelle. Teile des Fragments werden auf Seite 162 wiederholt; siehe Fragment 162 18. |
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[2.] Mhe/Fragment 067 08 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2016-10-30 18:35:34 Schumann | Fragment, Gesichtet, Mhe, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung, Zinnecker 1987 |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 67, Zeilen: 8-14, 17-24 |
Quelle: Zinnecker 1987 Seite(n): 41, 43, Zeilen: 41: 19 ff.; 43: 1 ff. |
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In Westdeutschland wurde in dieser Altersgruppe erstmals das Bündnis zwischen Jugend und sich explosiv entwickelnder Kultur- und Freizeitindustrie geprobt. Diese Zeit war durch einen einseitigen Kulturimport aus Nordamerika bestimmt. Das unterscheidet diese Generation von den vorangegangenen Jugendgenerationen, für die ein industriekultureller Bezugsrahmen in solchen Ausmaßen fehlte, aber auch von den nachfolgenden Generationen, bei denen sich bereits Traditionen im Umgang mit Kulturkonsum finden lassen.
[...] Ein zweites deutliches Kennzeichen für diese Generation in Westdeutschland ist die Rebellion. Erst im historischen Rückblick wird deutlich, daß diese Generation an zwei sehr unterschiedlichen und zeitlich versetzten Aufständen der Jugend beteiligt war. Einmal an den 1956-1958 europaweiten „Halbstarken-Krawallen“ der 16-17jährigen Lehrlinge und Jungarbeiter und zum zweitenmal an den Studentenbewegungen der sechziger Jahre. Beide Aufstände standen im Zusammenhang mit dem Beginn der Konsum- und Dienstleistungsgesellschaft. |
Diese Generation probt als erste das Bündnis zwischen Jugend und explosiv sich entwickelnder Kultur- und Freizeitindustrie. Nicht nur die westdeutsche, die gesamte (west-)europäische Jugendgeneration holt in den 50er Jahren nach, was sich in den USA bereits in den 40er Jahren angebahnt hatte. Es ist daher nur konsequent, daß die 50er Jahre durch einseitigen Kulturimport aus Nordamerika bestimmt sind. [...]
[...] Das unterscheidet sie nicht nur von vorangegangenen Jugendgenerationen, denen ein solcher industriekultureller Bezugsrahmen — von Teilbereichen abgesehen — noch fehlte, sondern auch von Nachfolge-Generationen. Diese zweite oder dritte Generation kommerziell organisierter Jugendkultur findet bereits Traditionen des Umgangs mit Kulturkonsum vor, auf die sie sich beziehen kann — [...] [Seite 43] Ein zweites Kennzeichen der Geburtsjahrgänge um 1940 ist die Rebellion. Erst im historischen Rückblick wird deutlich, daß Exponenten dieser Jugendgeneration an zwei sehr unterschiedlichen und zeitlich versetzten rebellischen Jugendbewegungen beteiligt waren: 1956-58 an der ,Halbstarken'-Bewegung und seit Mitte der 60er Jahre an der Studenten-Bewegung („die 68er“) (Fischer-Kowalski 1983). In den europaweiten „Halbstarken-Krawallen“ probten 16-17 jährige Lehrlinge und Jungarbeiter, wie sich die neuen Themen und Formen der Kulturindustrie zu öffentlichkeitswirksamer Straßenrandale verarbeiten lassen. [...] Gemeinsam war beiden Teil-Rebellionen auch ihr Bezug auf die Anfangsphase der Konsum- und Dienstleistungsgesellschaft. |
Die gleiche Passage ist bereits auf Seite 23 übernommen – siehe Fragment 023 06 –, dort aber nach Art eines Bauernopfers noch ansatzweise als Zitat gekennzeichnet. |
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[3.] Mhe/Fragment 067 29 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2016-11-04 18:34:49 Schumann | Fragment, Gesichtet, Mhe, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung, Zwahr 1994 |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 67, Zeilen: 29-34 |
Quelle: Zwahr 1994 Seite(n): 450, Zeilen: 34 ff. |
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[Seite 66:] [Die Mittlere Generation (1937-1946 Geborene), die Nachkriegsgeneration, wuchs in einem geteilten Deutschland auf, da nach dem Zweiten Weltkrieg zwei entgegengesetzte Gesellschaftssysteme entstanden waren. ...]
Die Jugendlichen erlebten sich emanzipierende Mütter und besuchten die ostdeutschen "Neulehrer-Schulen" mit Freiräumen, Motivationsgewinnen sowie Bildungsverlusten. Es gab in diesen Jahrgängen die starke Motivation einer Aufbruchsgeneration mit einem nachhaltigen Aufbauerlebnis[, das von hohem Idealismus geprägt war]. Diese Generation wurden in großem Maße von der Großelterngeneration erzogen, in der Regel politisch angepaßt und mit Vorsichtsmaßnahmen [sic] ausgerüstet. |
[Die Geburtsjahrgänge 1930 bis 1939 109: Es waren die 1939 Neun- bis Einjährigen, die 1945 15- bis Sechsjährigen, die 1949 19- bis Zehnjährigen. ...] [Sie wuchsen vielfach in Familien auf, die ohne die Vaterautorität zurechtkamen,] die sich emanzipierende Mütter erlebten und die ostdeutschen „Neulehrer-Schulen“ mit frühen Freiräumen, Motivationsgewinnen wie Bildungsverlusten besuchten; es gab auch in diesen Jahrgängen die starke Motivation einer Aufbruchgeneration mit einem nachhaltigen Aufbauerlebnis [und der Zeitzeugenschaft tiefgreifender gesellschaftlicher Umbrüche, vor allem der Bodenreform und der Enteignungen im industriellen und gewerblichen Sektor]. Die 1930 bis 1939 Geborenen wurden von den etwa zwischen 1900 und 1915 Geborenen sowie der Großelterngeneration erzogen, in der Regel politisch angepaßt und mit Vorsichtsmaßregeln ausgerüstet. [109 Es seien genannt (SED-Mitgliedschaft, soweit nicht anders vermerkt): Wolf Biermann, parteilos, Bürgerrechtler, 1976 ausgebürgert; ... – Vgl. auch: Jens Reich, Abschied von den Lebenslügen. Die Intelligenz und die Macht, Reinbek bei Hamburg 1992.] |
Kein Hinweis auf die Quelle. Die Ausführungen der Verf.in stellen eine großteils wortlautidentische Wiederholung ihres übernommenen Diskurses in Fragment 025 26 dar; die Wendung "die starke Motivation einer Aufbruchsgeneration mit einem nachhaltigen Aufbauerlebnis" wird ebenfalls in den Fragmenten 087 19 und 165 17 gebraucht. Man beachte insbesondere, dass Zwahr (1994) die Generation der Geburtsjahrgänge 1930-39 betrachtet, während die Verf.in hier von derjenigen der Geburtsjahrgänge 1937-46 spricht. Aus dem "mit Vorsichtsmaßregeln ausgerüstet" der Quelle wird bei Letzterer das unidiomatische "mit Vorsichtsmaßnahmen ausgerüstet". |
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