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Globalisierung, Global Governance und Demokratie

von Muwafaq Abu-Hammoud

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[1.] Mah/Fragment 183 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-12-08 23:10:23 Schumann
BauernOpfer, Beck 1998, Fragment, Gesichtet, Mah, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Schumann
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 183, Zeilen: 1 ff. (komplett)
Quelle: Beck 1998
Seite(n): 30, 31, 32, Zeilen: 30: 27-34 - 31: 1-9, 12-17, 24-37 - 32: 1-4
Fluchtpunkt ist die vollständig dezentrierte Weltgesellschaft, die in eine ungeordnete Menge von sich selbst reproduzierenden, sich selber steuernden Teilsystemen zerfällt. Politische Steuerung und demokratische Legitimation sind aus diesem Bild der Weltgesellschaft herausoperiert. Dagegen lassen sich drei Einwände formulieren:409

- Erstens bedingt nicht die Theorie funktionaler Differenzierung den ordnenden Zugriff des Territorialstaates? Diese Vermutung gewinnt in dem Maße an Plausibilität, in dem deutlich wird, dass die Ausdifferenzierung der Wirtschaft historisch nicht nur binnenorientiert möglichst [sic], sondern kulturelle Orientierungen ebenso voraussetzt wie ein bestimmtes Rechtssystem (zum Beispiel zivile Grundrechte), staatliches Gewaltmonopol usw. Insofern kann der moderne Staat historisch als Hintergrund-Garant funktionaler Differenzierung gelten, repräsentiert er doch eine sozialräumliche Organisation, in der alle Aspekte der Gesellschaftlichkeit auf dem Prinzip territorialer Souveränität beruhen.

- Zweitens ließe sich auf dieser Linie argumentieren, dass die funktional ausdifferenzierte Weltgesellschaft Luhmanns innerhalb einer Welt vernetzter Territorialstaaten entsteht- [sic] also der OECD-Welt hoch entwickelter Länder, die ihrerseits als Ausdruck der Territorialstaatsordnung gelten kann.

- Drittens verkennt die Rede von der nachpolitischen Weltgesellschaft, dass jenseits von Nationalstaaten eine Fülle von politischen Akteuren sich organisieren, quantitativ und qualitativ an Macht gewinnen. Auf dem neuen Kontinent des Transnationalen tummeln sich, wie erwähnt, nicht nur die Konzerne, sondern auch unterschiedliche Global Players wie supranationale Organisationen, die Kirchen, die EU, Nichtregierungsorganisationen sowie die Produzenten der globalen Kulturindustrie, welche die Phantasie der Menschen weltweit kolonialisieren. Sie alle gelten als unpolitisch, aber handeln in einem zentralen, neuen Sinne politisch, da sie die Machtverhältnisse, Lebensstille [sic], Arbeitsweisen, imaginären Welten der globalen Gesellschaftslandschaft- [sic] und damit auch der nationalen Gesellschaft- [sic] wesentlich mitgestalten.

Schließlich lässt sich sagen, dass die Weltgesellschaft Gesellschaft ohne Weltstaat und ohne Weltregierung heißt. Wenn man den Sachverhalt beispielsweise auf die transnational agierenden Konzerne bezieht, dann heißt dies, dass es kein [Ministerium für Weltwirtschaft geben kann.]


409 Vgl. Beck, Ulrich (Hrsg.): Politik der Globalisierung, a. a. O., S. 30ff.

[Seite 30]

Fluchtpunkt ist die vollständig dezentrierte Weltgesellschaft, die in eine ungeordnete Menge von sich selbst reproduzierenden, sich selber steuernden Teilsystemen zerfällt. Politische Steuerung und demokratische Legitimation sind aus diesem Bild der Weltgesellschaft herausoperiert.32 Dagegen lassen sich drei Einwände formulieren:

Erstens: Setzt nicht die Theorie funktionaler Differenzierung - entgegen ihrem Selbstverständnis - den ordnenden Zugriff des Ter-

[Seite 31]

ritorialstaates voraus? Diese Vermutung gewinnt in dem Maße an Plausibilität, in dem deutlich wird, daß die Ausdifferenzierung der Wirtschaft historisch gerade nicht nur binnenorientiert (»autopoietisch«) möglich ist, sondern kulturelle Orientierungen ebenso voraussetzt wie ein bestimmtes Rechtssystem (z. B. zivile Grundrechte), staatliches Gewaltmonopol usw. Insofern kann der moderne Staat historisch als Hintergrund-Garant funktionaler Differenzierung gelten. Repräsentiert er doch eine sozialräumliche Organisation, in der alle Aspekte der Gesellschaftlichkeit: [...] auf dem Prinzip territorialer Souveränität beruhen. Auf dieser Linie ließe sich argumentieren, daß die »funktional ausdifferenzierte Weltgesellschaft« Luhmanns innerhalb einer Welt vernetzter Territorialstaaten entsteht - also der OECD-Welt hochentwickelter Länder, die ihrerseits als Ausdruck der Territorialstaatsordnung gelten kann. [...]

Zweitens: Die Rede von der nachpolitischen Weltgesellschaft verkennt, daß jenseits von Nationalstaaten eine Fülle von politischen Akteuren sich organisieren, quantitativ und qualitativ an Macht gewinnen. Auf dem neuen Kontinent des Transnationalen tummeln sich, wie gesagt, nicht nur die Konzerne, sondern auch so unterschiedliche global players wie supranationale Organisationen, die Kirchen, die Europäische Union, Nichtregierungsorganisationen sowie die Produzenten und Homunkuli der globalen Kulturindustrie, welche die Phantasie der Menschen weltweit »kolonialisieren«33 Sie alle gelten als »unpolitisch«, aber handeln in einem zentralen, neuen Sinne »politisch«, da sie die Machtverhältnisse, Rechtsnormen, Lebensstile, Arbeitsweisen, imaginären Welten der globalen Gesellschaftslandschaft - und damit auch der nationalen Gesellschaften - wesentlich mitgestalten.

[Seite 32]

Wie ist das zu verstehen? Weltgesellschaft heißt »Gesellschaft« ohne Weltstaat und ohne Weltregierung. Auf die transnational agierenden Konzerne bezogen heißt das beispielsweise: Es kann kein Ministerium für Weltwirtschaft geben.


32 In seinem Beitrag Der Staat des politischen Systems in: Perspektiven der Weltgesellschaft versucht Luhmann allerdings, den Staatsbegriff aus der Territorialität zu lösen und auf den Rahmen der Weltgesellschaft zu beziehen.

33 Dazu später Abschnitt 6, S. 41 ff.

Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Schumann) Singulus



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