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Der Kosovo-Konflikt. Vorgeschichte, Verlauf und Perspektiven. Zur Stabilisierung einer Krisenregion

von Jakob Kreidl

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[1.] Jkr/Fragment 109 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-03-28 20:44:31 Guckar
Fragment, Gesichtet, Giersch 2000, Jkr, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Hindemith
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 109, Zeilen: 1-36
Quelle: Giersch 2000
Seite(n): 452, 453, Zeilen: 452: 8ff; 453: 1ff
Im Rückblick ist festzustellen, dass das NATO-Ultimatum den Glauben an das Drohpotential von Luftschlägen stärkte, obwohl bei näherer Betrachtung kaum von erfolgreicher militärischer Diplomatie geredet werden kann. Einerseits besteht kein Zweifel, dass sich die Sicherheitslage in Kosovo zunächst wesentlich verbesserte und die befürchtete humanitäre Katastrophe durch die nun mögliche Versorgung der Flüchtlinge abgewendet werden konnte. Andererseits war klar, dass dieser Zustand nicht lange andauern würde. Denn das Ultimatum enthielt nicht die Forderung nach der Stationierung einer internationalen Friedenstruppe, die allein in der Lage gewesen wäre, ein sicheres Umfeld zu schaffen. Milošević wurde in dieser Hinsicht nicht ernsthaft gefordert, weil keinerlei Bereitschaft unter den westlichen Regierungen vorhanden war, für eine solche, notwendiger Weise riskante Unternehmung Bodentruppen zur Verfügung zu stellen. Er kam mit der Hinnahme einer schwachen OSZE-Mission ziemlich günstig davon, denn er behielt auch nach dem Teilrückzug der Sicherheitskräfte alle Karten in der Hand, einschließlich der Option, doch noch eine militärische Entscheidung in Kosovo herbeizuführen. Es wäre für ihn unter diesen Umständen unsinnig gewesen, eine Konfrontation mit der NATO zu riskieren, da er weiter auf Zeit spielen konnte. Außerdem war kein Versuch unternommen worden, ihm eine unerwünschte Autonomielösung für das Kosovo aufzuzwingen. Ein weiteres Manko bestand darin, dass die UÇK nicht ebenfalls zu einem Waffenstillstand verpflichtet worden war. Wie schon nach dem NATO-Luftmanöver im Juni nutzten die Rebellen den serbischen Teilrückzug, um ihrerseits erneut vorzustoßen. Im Dezember häuften sich bereits wieder die Zusammenstöße zwischen der UÇK und den serbischen Sicherheitskräften und es war klar, dass die bestehenden Vereinbarungen einen Neuausbruch des Krieges in Kosovo kaum verhindern könnten. Klaus Naumann vermutete rückblickend, Milošević habe angesichts des Wiedererstarkens der Rebellen damals den Entschluss gefasst, die UÇK mit militärischen Mitteln zu zerschlagen.226

Tatsächlich gab es offene Anzeichen dafür, dass Milošević eine neue Offensive vorbereitete, etwa die Entlassung des Generalstabschefs der jugoslawischen Armee, Momcilo Perisic und anderer hochrangiger Befehlshaber, die das rücksichtslose serbische Vorgehen in Kosovo kritisiert hatten. Diese Entlassungen wurden im Westen teilweise als Schwäche fehlgedeutet227, obwohl die Neubesetzung mit loyalen Gefolgsleuten in Wirklichkeit zeigte, dass Milošević nach wie vor die Hebel der Macht kontrollierte. Nicht auszuschließen ist deshalb, dass sein Einlenken im Oktober lediglich eine taktische Konzession ge-[wesen ist.]


226 Klaus Naumann, Der Krieg gegen Serbien war ein Erfolg, in: FAZ, 01. 10. 1999

227 Jane Perlez, Purges hint at beginning of the end for Milošević, in: New York Times, 29. 11. 1998

Das NATO-Ultimatum stärkte den Glauben an das Drohpotential von Luftschlägen, obwohl bei näherer Betrachtung kaum von erfolgreicher militärischer Diplomatie geredet werden kann. Einerseits besteht kein Zweifel, dass sich die Sicherheitslage in Kosovo zunächst wesentlich verbesserte und die befürchtete humanitäre Katastrophe durch die nun mögliche Versorgung der albanischen Flüchtlinge abgewendet wurde. Andererseits war klar, dass dieser Zustand nicht lange anhalten konnte. Denn schließlich enthielt das NATO-Ultimatum nicht die Forderung nach der Stationierung einer internationalen Friedenstruppe, die allein in der Lage gewesen wäre, ein sicheres Umfeld für Verhandlungen über eine Konfliktlösung zu schaffen. Milošević wurde in dieser Hinsicht nicht ernsthaft herausgefordert, weil keinerlei Bereitschaft unter den westlichen Regierungen vorhanden war, für eine solche, notwendigerweise riskante Unternehmung Bodentruppen zur Verfügung zu stellen. Milošević kam mit der Hinnahme einer schwachen OSZE-Mission ziemlich günstig davon, denn er behielt auch nach dem Teilrückzug der Sicherheitskräfte alle Karten in der Hand, einschließlich der Option, doch noch eine militärische Entscheidung in Kosovo herbeizuführen. Es wäre unter diesen Umständen unsinnig gewesen, eine Konfrontation mit der NATO zu riskieren, da Milošević weiter auf Zeit spielen konnte und kein Versuch unternommen worden war, ihm eine unerwünschte Autonomielösung für Kosovo aufzuzwingen.

[...]

Als ein weiterer Grunddefekt war die UÇK nicht ebenfalls auf einen Waffen-

[Seite 453]

stillstand verpflichtet worden. Wie schon nach dem Luftmanöver der NATO im Juni nutzten die Rebellen den serbischen Teilrückzug, um das entstehende Vakuum auszufüllen. Im Dezember häuften sich bereits wieder die Zusammenstöße zwischen Rebellen und serbischen Sicherheitskräften und es war klar, dass die bestehenden Arrangements einen Neuausbruch des Krieges in Kosovo kaum würden verhindern können. General Naumann vermutete rückblickend, Milošević habe angesichts des Wiedererstarkens der Rebellen damals den Entschluss gefasst, die UÇK mit militärischen Mitteln zu zerschlagen.36

Es gab durchaus offene Anzeichen dafür, dass Milošević eine neue Offensive vorbereitete, etwa die Entlassung des Generalstabschefs der jugoslawischen Armee, Momcilo Perisic und anderer hochrangiger Befehlshaber, die das rücksichtslose serbische Vorgehen in Kosovo kritisiert hatten. Diese Entlassungen wurden teilweise als Schwäche missdeutet37, obwohl die Neubesetzung mit loyalen Gefolgsleuten in Wirklichkeit zeigte, dass Milošević nach wie vor die Hebel der Macht kontrollierte. Demnach wäre sein Einlenken im Oktober lediglich eine taktische Konzession gewesen.


36 Klaus Naumann, Der Krieg gegen Serbien war ein Erfolg, FAZ 1.10.1999.

37 Jane Perlez, Purges hint at beginning of the end for Milošević, New York Times 29.11.1998.

Anmerkungen

Ein Quellenverweis fehlt.

Sichter
(Hindemith) JustusHaberer



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