VroniPlag Wiki

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Typus
KomplettPlagiat
Bearbeiter
SleepyHollow02
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 77, Zeilen: 1 ff. (komplett)
Quelle: Horster 2002
Seite(n): 402 f., Zeilen: 402: 18 ff.; 403: 1 ff.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts festigt sich mehr und mehr ein Sprachgebrauch, der Organisationen als soziale Formationen besonderer Art von anderen Ordnungen unterscheidet. Sie lassen sich seither aus der Gesellschaft nicht mehr wegdenken und bekommen starken Einfluss. So auch im Erziehungssystem der Gesellschaft. Es erfüllt die in einer individualisierten Gesellschaft schwere Aufgabe, einerseits zur Qualifizierung für einen besonderen Lebenslauf oder einer unverwechselbaren Karriere beizutragen107 und andererseits die Fähigkeit zur Kommunikation, also zur Personwerdung zu fördern. Erziehung soll - mit anderen Worten - zur Selbstverwirklichung und zur Gemeinschaftsfähigkeit gleichermaßen beitragen.

Die Gesellschaft verlangt vom Erzieher, den Menschen in beiden Hinsichten zu „denaturieren“. Menschen müssen einerseits gesellschaftsfähig gemacht werden, damit sie zur Kommunikation taugen; sie müssen aber andererseits in die Lage versetzt werden, selbst zu bestimmen und ihr Leben eigenständig zu gestalten. Das erlernte Wissen gibt den Erzogenen die Ausrüstung, sich auf unvertrautem Gelände bewegen zu können, so dass sie sich in unerwarteten Situationen in beiden Beziehungen zu helfen wissen108.

Solches Wissen wird in der Organisation Schule von professionellen Erziehern vermittelt. Organisation und Profession sind zwei Schlüsselbegriffe in Luhmanns neuem Text. Organisationen und Professionen werden für die Erziehung erstmals im 19. Jahrhundert fruchtbar gemacht und erleichtern die Aufgabe, die der Erziehung in der funktional differenzierten Gesellschaft aufgebürdet wird.

Luhmann schreibt:

„Am Anfang des Jahrhunderts denkt man bei Erziehung zunächst an die Verantwortung der Väter, gegen Ende des Jahrhunderts wird dagegen öffentliche Erziehung betont und als allgemeines Gebot behandelt.“ 109 Dieses Jahrhundert ist das Jahrhundert des Übergangs von der stratifikatorisch oder hierarchisch gegliederten Gesellschaft zur funktional gegliederten oder man könnte sagen, es ist der Übergang von den Ständen zu den Berufsständen.

Bei dem Reichtum historischer Entwicklung muss man mit aller Vorsicht von solchen Übergängen und noch vorsichtiger von klaren Einschnitten reden. Solche Übergänge vollziehen sich allmählich, manchmal über Jahrhunderte hinweg. Man kann z. B. schon im Mittelalter die Ablösung der Wirtschaft als funktiona-[les System von der Politik beobachten (s. die Tätigkeit der Familie Fugger).]


107 Luhmann, Niklas. 2002. S. 175.

108 Ebd. S. 100.

109 Ebd. S. 136.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts festigt sich mehr und mehr ein Sprachgebrauch, der Organisationen als soziale Formationen besonderer Art von anderen Ordnungen unterscheidet. Sie lassen sich seither aus der Gesellschaft nicht mehr wegdenken und bekommen starken Einfluß.4 So auch im Erziehungssystem der Gesellschaft. Es erfüllt die in einer individualisierten Gesellschaft schwere Aufgabe, einerseits zur Qualifizierung für einen besonderen Lebenslauf oder einer unverwechselbaren Karriere (S. 175) beizutragen und zugleich die Fähigkeit zur Kommunikation, also zur Personwerdung zu fördern. Erziehung soll - mit anderen Worten - zur Selbstverwirklichung und zur Gemeinschaftsfähigkeit gleichermaßen beitragen. Die Gesellschaft verlangt vom Erzieher, den Menschen in beiden Hinsichten zu denaturieren. Menschen müssen einerseits gesellschaftsfähig gemacht werden, damit sie zur Kommunikation taugen; sie müssen aber andererseits in die Lage versetzt werden, selbst zu bestimmen und ihr Leben eigenständig zu gestalten. Das erlernte Wissen gibt den Erzogenen die Ausrüstung, sich auf unvertrautem Gelände bewegen zu können, so daß sie sich in unerwarteten Situationen in beiden Beziehungen zu helfen wissen (S. 100).

[Seite 403]

Solches Wissen wird in der Organisation Schule von professionellen Erziehern vermittelt. Organisation und Profession sind zwei Schlüsselbegriffe in Luhmanns neuem Text (S. 112). Organisationen und Professionen werden für die Erziehung erstmals im 19. Jahrhundert fruchtbar gemacht und erleichtern die Aufgabe, die der Erziehung in der funktional differenzierten Gesellschaft aufgebürdet wird. Luhmann schreibt: »Am Anfang des Jahrhunderts denkt man bei Erziehung zunächst an die Verantwortung der Väter, gegen Ende des Jahrhunderts wird dagegen öffentliche Erziehung betont und als allgemeines Gebot behandelt« (S. 136). Dieses Jahrhundert ist das Jahrhundert des Übergangs von der stratifikatorisch oder hierarchisch gegliederten Gesellschaft zur funktional gegliederten oder man könnte sagen, es ist der Übergang von den Ständen zu den Berufsständen. [...]

Bei dem Reichtum historischer Entwicklung muß man mit aller Vorsicht von solchen Übergängen und noch vorsichtiger von klaren Einschnitten reden. Solche Übergänge vollziehen sich allmählich, manchmal über Jahrhunderte hinweg. Man kann z. B. schon im Mittelalter die Ablösung der Wirtschaft als funktionales System von der Politik beobachten. Beispiel dafür ist die Tätigkeit der Familie Fugger.


4 Nach Spencer, auf den sich Luhmann stützt, werden Gesellschaften, je größer sie werden, auch in ihrem inneren Aufbau größer, d. h. komplexer. Bei Spencer heißt es: »Es gehört ferner zu den Besonderheiten der socialen sowohl wie der lebenden Körper überhaupt, daß sie während der Zunahme an Grösse auch in ihrem inneren Bau zunehmen« (Spencer 1887, S. 6, § 215). Mit der Zunahme des inneren Baus ist hier die vermehrte Ausstattung der Gesellschaft mit Organisationen gemeint.

Anmerkungen

Kein Hinweis auf eine Übernahme. Belegstellen werden mitübernommen.

Sichter
(SleepyHollow02) Schumann