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Forum: Übersicht > Ist die Verwendung eigener Textbausteine ein Plagiat?
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Hallo,

über die neue Bearbeitung der Dissertation von Siegfried Haller bin ich ein wenig stutzig geworden, weil einige angebliche Plagiatsstellen möglicherweise auf Texte des Autors selbst zurückgehen. Daher meine Frage mal ganz unabhängig von den Spezifika in der Arbeit von Haller: Ist auch die Verwendung eigener Textbausteine, ohne dass diese als Zitat ausgewiesen werden, als Plagiat zu bezeichnen?

Ich frage desshalb, weil ich selbst gerade an einer Diss. arbeite, worin ich Textbausteine aus eigenen Publikationen verwende, die ich jeweils mit einer Fußnote einleite in der steht: "Der folgende Abschnitt beruht in überarbeiteter Form auf meiner Darstellung in: ..." Der dann folgende Textabschnitt, dessen geistiger Urheber ich selbst bin, wird dann aber nicht nochmal eigens in Anführungsstriche gesetzt, zumal dieser ja auch erweitert und überarbeitet wurde.

Wie ist dieses Verfahren aus strenger Sicht zu beurteilen? Darf ich eigene, bereits publizierte Textbausteine in die Diss. einfliessen lassen, ohne diese im strengsten Sinne als Zitat auszuweisen oder ist dies unzulässig?

Nur noch zur Info: In der für mich massgeblichen Promotionsordnung steht drin, dass die Arbeit nicht "zur Gänze" bereits veröffentlicht worden sein darf.

Für Antworten wäre ich sehr dankbar.

R. Schulz

Hallo Herr/Frau Schulz,
wenn man eigene Arbeiten wiederverwenden will, gibt es viele Möglichkeiten, dies zu tun.
Hier in aller Kürze nur ein paar Möglichkeiten:
1) Sie schreiben es nicht nochmal alles hin, sondern verweisen elegant darauf. Das spart Papier. "Des Weiteren sei auf meine Ausführungen in [Schulz 2003] verwiesen."
2) Sie paraphrasieren, machen aber deutlich, dass Sie das schonmal gesagt haben, dann so: "Wie ich in [Schulz 2003] bereits zeigen konnte, sind die XY-Aspekte in der Z-Folgerung immer zu berücksichtigen."
3) Sie zitieren sich selbst wörtlich: "Die XY-Aspekte in der Z-Folgerung sind zu berücksichtigen." [Schulz 2003]
Wenn Sie zitieren, muss klar sein, wo es los geht, und wo es aufhört. Wenn Sie bei Ihrem Fall beispielsweise durch Einrückungen zeigen, wie lang der Abschnitt ist, dann kann das in Ordnung sein. Es muss irgendwie klar werden, wie weit das geht. Wenn Sie dann aber seitenweise Texte wiederverwenden, ohne dass man ahnen kann, dass Sie das tun, dann ist es garantiert nicht in Ordnung.
Ich habe im Chat vor kurzem gesagt: "Der Satz 'Der folgende Abschnitt basiert auf früheren Publikationen ...' stellt keine gültige Zitierform dar. Er ist ein Schuldeingeständnis."
Regelungen in der Promotionsordnung, wie viel überhaupt bereits veröffentlicht sein durfte oder nicht, bleiben davon unberührt. Martin Klicken 16:41, 26. Jul. 2011 (UTC)
Der Meinung von Klicken schließe ich mich an, lieber R. Schulz. Dem ist auch nichts hinzuzufügen. Darum nur noch ein Tipp, den ich auch Studenten gebe: Ob eine Quelle ein Plagiat ist oder nicht, ist eigentlich erst die "zweite Frage". Die erste Frage ist, ob eine Quelle überhaupt zitierfähig ist, egal ob sie von ihnen selbst stammt oder nicht. Falls Sie Naturwissenschaftler oder Informatiker sind, haben Sie's leicht, lesen und befolgen Sie den Balzert, fertig. Falls nicht, Daumenregel: Ihre Diss müssen Sie angreifbar gestalten! Dazu gehört, dass es jedem Leser Ihres Werkes möglich sein muss, sich jede von Ihnen benutzte Quelle zu beschaffen und darin nachzuschlagen. Forschungsberichte, auch eigene, sind in aller Regel veröffentlich worden und dann zitierfähig. Daraus setzt man ja gerne (und absolut legitim) die sog. kumulativen Dissertationen oder Habilitationsschriften zusammen. Die eigene Diplomarbeit dagegen ist schon sehr grenzwertig, da sie meist nicht überall problemlos erhältlich ist, wird aber meist noch "durchgewunken". Alles andere: Vorsicht! Okay? :) Lieben Gruß, Ihr HgR 18:25, 26. Jul. 2011 (UTC)
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Interessant, dass hier die Meinung so einhellig ist. Dass dies die korrekte Vorgehensweise ist, bin ich bereit uneingeschränkt zu akzeptieren (ich komme wahrscheinlich nicht mehr in die Lage davon betroffen zu sein :) möchte aber berichten, dass ich dies in der Praxis ganz anders erlebt habe.
Wenn ich als Wissenschaftler ein "größeres" Thema (jetzt erstmal unabhängig von der Dissertation) über 5-10 Jahre "bearbeite", liegt es nahe, so 1 mal im Jahr einen "fetten" Zeitschriftenartikel über einen Teilaspekt mit den aktuellen Ergebnissen zu publizieren.
Wenn ich dann mit dem Thema durch bin und es populär ist, schiebe ich noch eine Monografie hinterher, damit sich nicht jeder die ganzen Einzelartikel zusammenkopieren muss. In der Monografie wird dann aus jedem Artikel so etwa ein Kapitel, aber ich vereinheitliche alles noch etwas, füge Überleitungen ein, arbeite Korrekturen ein, füge Beispiele, eine Einleitung und ein Schlußkapitel mit ein paar übergreifenden Erkenntnissen hinzu und lasse alle Kürzungen weg, die ich wegen der Seitenvorgaben der Journale gemacht habe.
In jedem Kapitel steht dann am Anfang "das folgende Kapitel basiert mit leichten Überarbeitungen auf [Verweis auf Zeitschriftenartikel]", aber ich kennzeichne weder etwas als wörtliches Zitat von mir selbst, noch formuliere ich alles um, damit man es nicht als wörtliches Zitat erkennt.
Selbstverständlich verwende ich für die Erarbeitung der Monografie die Originalquellen der Zeitschriftenartikel, hänge die aneinander und arbeite alle Änderungen dann da rein. Alles andere erscheint mir total ineffizient und auch irgendwie unwissenschaftlich bürokratisch.
Sofern ich diesen Arbeitsprozess in der Einleitung beschreibe, erwecke ich doch auch nicht den Eindruck, etwas neues zu publizieren, bzw. mache das wenige neue dann explizit kenntlich.
So eine Monografie würdet Ihr dann ernsthaft als nahezu 100%iges Plagiat bezeichnen?
88.128.10.107 06:59, 27. Jul. 2011 (UTC)