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| Untersuchte Arbeit: Seite: 180, Zeilen: 2-21, 34-38 |
Quelle: Reckwitz 2006 Seite(n): 429, 430, 433, 434, Zeilen: 429: letzte 2 Zeilen; 430: 1 ff.; 433: 2 ff.; 434: 1 ff. |
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| Keine dieser Bewegungen empfiehlt tatsächlich den Konsum von Gegenständen - vielmehr betrieben sie meist sogar explizite Konsumkritik (z. B. Kritik am standardisierten Massenkonsum, an der Überflutung der Lebenswelt durch Waren). Aber alle prämieren Haltungen, die als Voraussetzungen in die Ästhetisierung des Konsums eingingen.
[...] Konsumorientierte, ästhetische Dispositionen beschränken sich längst nicht mehr auf den engeren Bereich des Erwerbs und Verbrauchs von Gütern, vielmehr erstrecken sie sich zunehmend auf die gesamte Lebensführung im Sinne eines „consumerism as a way of life“ (Featherstone 1991). [Campbell, Colin (1989): The Romantic Ethic and the Spirit of Modern Consumerism. Oxford und Cambridge: Blackwell.] Featherstone, Mike (1991): Consumer Culture and Postmodernism. London: Sage. [Illouz, Eva (2003): Der Konsum der Romantik. Liebe und die kulturellen Widersprüche des Kapitalismus. Frankfurt a. M.: Campus.] Reckwitz, Andreas (2006): Das Subjekt des Konsums in der Kultur der Moderne. In: Karl Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit — Kulturelle Unterschiede. Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München 2004. Frankfurt a.M.: Campus, S. 424-436. |
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[Seite 430:] betreiben sie sogar explizite Konsumkritik. Aber sie alle modellieren Subjektformen, die anti-bürgerlich bestimmte ästhetische Dispositionen produzieren, welche Voraussetzungen für eine konsumtorische Haltung darstellen. Dass die künstlerische Bewegung der Romantik ästhetische Kompetenzen entwickelt, die Voraussetzungen für das moderne Konsumsubjekt liefern, hat erstmals Colin Campbell in »The Romantic Ethic and the Spirit of Modern Consumerism« (1987) detailliert aufgezeigt. Das romantische Subjektmodell liefert notwendige Sinnmaterialien für das Konsumsubjekt, indem es nicht das äußere, aktive Handeln, sondern das innere Erleben als Kern moderner Subjektivität festmacht (vgl. Bohrer 1987, Taylor 1989). Das romantische Subjekt zielt auf Selbstexpression, auf den Ausdruck seines Innern ab, es entwickelt einen emphatischen Begriff von Individualität, als Besonderheit des Einzelnen im Gegensatz zum bürgerlichen Allgemeinen und betreibt eine Verfeinerung seiner imaginativen und emotionalen Innenwelt. Für das romantische Subjekt stellen sich äußere Objekte – sei es der Partner in der romantischen Liebe, sei es das Naturschöne – als Projektionsfläche subjektiver Bedeutungen und Fantasien dar, eine Quelle von Genuss, der im einzelnen Moment zu erzielen ist. [Seite 433:] Diese Elemente rekombinieren sich zu einem Konsumstil, den man als »individualästhetisch« umschreiben kann.4 Institutionell wird er von einer Umstellung der Produktion auf flexible Spezialisierung und eine weitere Ausweitung des Konsummarktes auf nicht-materielle Dienstleistungen – von Unterhaltung und Tourismus bis zur Gesundheit – ermöglicht. Als Trägergruppe dieses neuen Konsumstils kommt die postindustrielle Dienstleistungsklasse, die »creative class« (R. Florida) in Frage, die selber mit der Produktion symbolischer Güter beschäftigt ist und in der erstmals das ebenfalls aus den ästhetischen Gegenbewegungen stammende Modell des Kreativen zum Subjektideal wird. [...] [...] Dabei sind zwei Punkte zu bedenken: Man könnte aufzeigen, dass die konsumtorischen, ästhetisierten Dispositionen des postmodernen Persönlichkeitsmodells sich nicht auf den engeren Bereich des Er- 4 Vgl. zum postmodernen Konsum Davidson (1992), Falk (1994), Featherstone (1991), Florida (2002), Miles (1998), Pine/Gilmore (1999), Schrage (2003), Schulze (1992), Shields (1992). [Seite 434:] werbs von Gütern beschränken, dass vielmehr die konsumtorische Haltung für die gesamte spätmoderne Lebensführung im Sinne eines »consumerism as a way of life« (Miles 1998) prägend wird. Bohrer, Karl-Heinz (1989/1987), Der romantische Brief. Die Entstehung ästhetischer Subjektivität, Frankfurt a.M. Campbell, Colin (1987), The Romantic Ethic and the Spirit of Modern Consumerism, Oxford. Davidson, Martin (1992), The Consumerist Manifesto. Advertising in Postmodern Times, London. Falk, Pasi (1994), The Consuming Body, London Featherstone, Mike (1991), Consumer Culture and Postmodernism, London. Florida, Richard (2002), The Rise of the Creative Class, New York. Miles, Steven (1998), Consumerism as a Way of Life, London. Pine, Joseph/Gilmore, James (1999), The Experience Economy. Work is Theatre and Every Business a Stage, Cambridge/Mass. Schrage, Dominik (2003), »Integration durch Attraktion. Konsumismus als massenkulturelles Weltverhältnis«, Mittelweg 36, H. 6, S. 57–86. Schulze, Gerhard (1992), Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart, Frankfurt a.M./New York. Shields, Rob (Hg.) (1992), Lifestyle Shopping. The Subject of Consumption, London. Taylor, Charles (1989), Sources of the Self. The Making of the Modern Identity, Cambridge. |
Die Quelle ist zwar genannt, jedoch lediglich für die Bezeichnung des neuen Konsumstils als "individualästhetisch" ("im Anschluß an Reckwitz (2006)"), während sich jedoch die - bereits im Absatz davor beginnende - Übernahme daraus auch danach fortsetzt, indes als solche ungekennzeichnet bleibt. |
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