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| Untersuchte Arbeit: Seite: 179, Zeilen: 17-37 |
Quelle: Reckwitz 2006 Seite(n): 426, 428, 432, Zeilen: 426: 13 ff.; 428: 18 ff.; 432: 28 ff. |
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| Wenn die Angestelltenkultur nur eine unvollständige Ästhetisierung der Lebensführung durch Konsum betrieben hat, die noch unter der bürgerlich beeinflußten Normalitätskontrolle stand, entgrenzt das neue Kulturideal diese Ästhetisierung: Ausgehend von den ästhetischen Gegenbewegungen der Romantik des frühen 19. Jahrhunderts über die Avantgarde-Bewegungen bis hin zu den neuen sozialen Bewegungen der 1960er und 1970er Jahre (Friedensbewegung, Ökologiebewegung, Frauenbewegung) (vgl. Eder 2000), kam es zur Herausbildung eines Subjektmodells, das in Abgrenzung zum bürgerlichen Mainstream Ansätze einer Ästhetisierung der Objektwelt und der Stilisierung des Ichs lieferte. Die zentrale Entwicklung besteht nun darin, daß die Dispositionen und Verhaltensmodelle dieser ästhetischen Gegenkulturen, die ja zunächst außerhalb der Grenzen der Mainstreamkultur artikuliert und praktiziert wurden, in die dominante Kultur integriert worden sind und auch, wie bereits dargestellt, in hochmoderne Arbeitsfelder Einzug hielten (Boltanksi/Chiapello 2003; Albrecht 2002). Damit hat sich auch das, was einmal die moderne bürgerliche Kultur ausmachte, verändert (Reckwitz 2006). Konsum in jenem ästhetisierten Sinne, d. h. jenseits der Aneignung von Gebrauchswerten, war ein Gegenstand bürgerlicher Abgrenzung und wurde den hegemonialen Werten Arbeit, Moralität und Hochkultur entgegengestellt (Schrage 2003).
Albrecht, Clemens (2002): Wie Kultur repräsentativ wird: Die Politik der Cultural Studies. In: Udo Göttlich; Clemens Albrecht und Winfried Gebhardt (Hrsg.): Populäre Kultur als repräsentative Kultur. Die Herausforderung der Cultural Studies. Köln: Herbert von Halem, S. 16-32. Boltanski, Luc; Chiapello, Eve (2003): Der neue Geist des Kapitalismus. Konstanz: UVK. Eder, Klaus (2000): Kulturelle Identität zwischen Tradition und Utopie. Soziale Bewegungen als Ort gesellschaftlicher Lernprozesse. Frankfurt a. M.: Campus. Reckwitz, Andreas (2006): Das Subjekt des Konsums in der Kultur der Moderne. In: Karl Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit — Kulturelle Unterschiede. Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München 2004. Frankfurt a.M.: Campus, S. 424-436. Schrage, Dominik (2003): Integration durch Attraktion. Konsumismus als massenkulturelles Weltverhältnis. In: Mittelweg, 36, S. 57-86. |
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[Seite 426:] Diese ästhetischen Gegenbewegungen der Moderne reichen von der Romantik des frühen 19. Jahrhunderts über die Avantgarde-Bewegungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur postmodernen counter culture der 1960er und 1970er Jahre. Die zentrale These lautet, dass diese ästhetischen Gegenbewegungen es sind, die zunächst gegen die bürgerliche Moderne und aus einer Minderheitsposition Ansätze eines konsumierenden Subjekts, Ansätze einer Ästhetisierung der Objektwelt und zur Stilisierung des Ichs liefern. Die verblüffende Entwicklung innerhalb der Kultur des 20. Jahrhunderts – eine Verblüffung, die man nicht vorschnell normalisieren sollte – besteht nun darin, dass diese konsumtorischen Dispositionen aus den ästhetischen Gegenkulturen schrittweise in die nach-bürgerliche Mainstream-Kultur einsickern und damit das, was einmal die moderne als bürgerliche Kultur ausmachte, umstürzen: vom produktivistischen Anti-Konsumismus zum ästhetischen Konsumismus. [Seite 428:] Es stellt sich nun heraus, dass innerhalb dieses Codes der Moralität, wie er sich in Arbeit, Familie und Bildung konkretisiert, der Konsum in jenem modernen, ästhetisierten Sinne, das heißt jenseits einer Benutzung des Gebrauchswertes nützlicher Gegenstände ein Objekt bürgerlicher Abgrenzung darstellen muss. |
Die Quelle ist zwar genannt, bezieht sich aber nur auf einen Satz; dass hingegen - vor und nach der Referenz - der Inhalt von ca. der Hälfte der Seite 179 ebenfalls daraus übernommen wird, bleibt unausgewiesen. |
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