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Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Schumann
Gesichtet
Untersuchte Arbeit:
Seite: 94, Zeilen: 6-9, 11-14, 18-28, 33-36
Quelle: Müller 2005
Seite(n): 22, 23, 24, 25, Zeilen: 22: 13 ff., 21 f., 24 ff.; 23: 1 ff.; 24: 27 ff., 29 ff.; 25: 1 ff., 20 f.
Arbeit galt, sofern sie für das biologische und soziale Überleben unentbehrlich war, als notwendiges Übel, oder schlimmer noch, als Mühsal, Schmerz und Last. [...] Diese Auffassung zog sich durch die Antike bis ins Mittelalter mit dem Ergebnis, daß Arbeit im wesentlichen den gering geschätzten gesellschaftlichen Gruppen Vorbehalten war, also Sklaven, Bauern, Frauen und Kindern. [...]


Dies änderte sich mit der Reformation und speziell mit der Verbreitung der religiösen Bewegungen des Calvinismus, Pietismus, Methodismus und der baptistischen Sekten, die Berufsarbeit zum „institutionellen Rückgrat“ (Müller 2003) religiöser Lebensführung machten, indem sie diese als eine Christenpflicht, als eine Berufung von Gott für alle auswiesen und sich so vom Müßiggang und Luxus der Spitzen in der katholischen Kirche distanzierten. Zentral für Webers Analyse der psychologischen Antriebe der methodisch-rationalen Lebensführung ist die Prädestinationslehre des Calvinismus (Weber 1988b: 88 f.). Demnach steht nach Gottes unerschütterlichem Ratschluß immer schon fest, wer in den Himmel und wer in die Hölle kommt. [...] Es war dem Einzelnen aufgetragen, sich durch fortgesetzt gute Taten seines Erwähltseins zu vergewissern, eine Mission, die eine rationale und ethische Lebensführung begünstigte.


Müller, Hans-Peter (2003): Kultur und Lebensführung - durch Arbeit? In: Gert Albert et al. (Hrsg.): Das Weber-Paradigma. Tübingen: Mohr, S. 271-300.

Weber, Max (1988b): Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus (zuerst 1920). In: Ders.: Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie. Band 1. Tübingen: Mohr, S. 1-206.

[Seite 22:]


Einerseits ist Arbeit für die biologische und soziale Reproduktion notwendig und insofern ein unerlässliches Mittel zum Überleben; und doch wird sie als schwer, mühsam und unwillkommen aus der Perspektive des guten Lebens oder dem „eu zen“ erlebt. [...] Auf der einen Seite hat Arbeit die passive Bedeutung von Anstrengung, Schmerz und Last, vor allem im Hinblick auf Handarbeit. [...] Diese ambivalente, wenn nicht abwertende Sichtweise der Arbeit sollte sich durch Antike und Mittelalter ziehen - cum grano salis versteht sich - mit dem Ergebnis, dass minderwertige Typen von Tätigkeit regelmäßig von den unteren Stufen der sozialen Hierarchie wahrgenommen wurden, also von Sklaven, Arbeitern, Bauern, Frauen und Kindern, mithin von Menschen ohne volles Bürgerrecht oder citizenship.

[Seite 23:]

Das sollte sich mit der Reformation schlagartig ändern. Luthers Kritik an Müßiggang und Luxus der katholischen Kirche, der Hierarchie zwischen Kirchenadel und gemeinen Gläubigen stellte die Ranggleichheit zwischen vita contemplativa und vita activa in seinem Gebot von „ora et labora“ wieder her. Die Arbeit ist eine Christenpflicht des Menschen und als Christen gehören alle Menschen einem, prinzipiell gleichen Stand an. [...] Wenn Beruf eine Berufung darstellt, dann soll man diese Berufung Gottes nicht willkürlich ausschlagen und etwas tun, nur um etwas Neues zu probieren oder gar mehr Geld zu verdienen.

[Seite 24, Z. 27 ff.:]

Die historischen Träger des asketischen Protestantismus waren die religiösen Bewegungen von Calvinismus, Pietismus, Methodismus und die Baptistischen Sekten.

[Seite 25, Z. 20 f.:]

Arbeit als Beruf und Berufung hingegen wird zum institutionellen Rückgrat für religiöse Lebensführung.

[Seite 24, Z. 29 ff.:]

Weber untersucht die Glaubenssysteme und das religiöse Leben dieser Bewegungen, um die psychologischen Anreize für eine spezifisch methodisch-rationale Lebensführung herauszufinden. Zentral für seine Analyse ist die Prädestinationslehre. In Calvins Theologie ist Gott ein deus absconditus. Nach seinem unerschütterlichen Ratschluss steht von jeher fest, wer in den Himmel kommt und wer in die Hölle.

[Seite 25, Z. 1 ff.:]

Es war dem Einzelnen aufgetragen, durch fortgesetzte gute Taten seinen Gnadenstand ständig zu kontrollieren, ein Umstand, der rationale ethische Lebensführung begünstigte.

Anmerkungen

Trotz zahlreicher Umformulierungen und Umstellungen bleibt der Übernahmecharakter beim Textvergleich deutlich erkennbar.

Eine eindeutige Aussage, welche von zwei in Frage kommenden Quellen (Müller 2003, Müller 2005) hier als Vorlage diente, erscheint allerdings kaum möglich, was jedoch lediglich für die Zuordnung des Plagiatstyps (Bauernopfer oder Verschleierung) relevant ist:

  • Die beiden Müller-Aufsätze von 2003 und 2005 haben nicht nur sehr ähnliche Titel, sie sind auch in hohem Maße (zu ca. 2/3-3/4) wortlautidentisch.
  • Dieses Maß an textlicher Übereinstimmung trifft auch auf die für den Vergleich relevanten Seitenbereiche zu (2003: S. 279-284, 2005: S. 22-25).
  • Ein kurzes wörtliches Zitat in der untersuchten Arbeit mit Klammerreferenz jedoch ohne Seitenangabe ("„institutionellen Rückgrat“ (Müller 2003)") findet sich in beiden Müller-Aufsätzen - und größtenteils auch der restliche in der Quellenspalte dokumentierte Text.
  • Da aber für Müller 2005 weitere Parallelen dokumentiert werden konnten - siehe Quelle Müller 2005 -, für die sich hingegen keine Parallelen mit Müller 2003 feststellen ließen, wird hier trotz der o.g. Klammerreferenz eine Rezeption von Müller 2005 angenommen.
  • Sollte dennoch eine Übernahme aus Müller 2003 erfolgt sein, wäre das Fragment als Bauernopfer einzustufen, da dann zwar das kurze wörtliche Zitat ausgewiesen wäre, jedoch nicht, dass auch davor und danach inhaltliche Übernahmen erfolgten.
Sichter
(Schumann)