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Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Schumann
Gesichtet
Untersuchte Arbeit:
Seite: 63, Zeilen: 4-23
Quelle: Neckel 2003
Seite(n): 9, 10, Zeilen: 9: letzter Absatz; 10: 1 ff.
2. Auch die Debatte zur Frage nach der sozialen Einbindung des sozialstaatlich entgrenzten Kapitalismus (Neckel 2003: 9) hat einen unglücklichen Verlauf genommen, weil sie in zwei Gegenpositionen zerfällt, die gleichermaßen nicht befriedigen. Auf der einen Seite wartet die neuere Wirtschaftssoziologie mit der stets zutreffenden Einsicht auf, daß die Ökonomie sich von jeher in normative Kontexte, Leitbilder und kulturelle Werte eingebettet findet (z.B. Beckert 1997; Swedberg 1998), ohne allerdings zu einer Deutung des gegenwärtigen Umbruchs, den wir in der globalen Ökonomie erleben, zu gelangen. Diese eher grundlagensoziologisch argumentierende Position bemüht sich um den Nachweis, daß von einem sozial entkoppelten Kapitalismus ohnehin nicht die Rede sein könne. Ohne Vertrauen, normative Einbindungen und kulturelle bereinkünfte könnten auch Finanzmärkte nicht operieren (Fligstein 2001; Knorr-Cetina/Brugger 2002). Auf der anderen Seite stehen neuere globalisierungskritische Positionen, die unter dem Leitkonzept des „Neoliberalismus“ eine weitgehend vom Sozialen entkoppelte Marktökonomie sich durchsetzen sehen und deren ausbeuterische Konsequenzen für den Einzelnen hervorheben (Bourdieu 1998a; Sennett 2000; Gorz 2000). Diese Position behauptet die völlige Loslösung des Kapitalismus von regulierenden Normen.

Beckert, Jens (1997): Grenzen des Marktes. Die sozialen Grundlagen wirtschaftlicher Effizienz. Frankfurt a. M.: Campus.

Bourdieu, Pierre (1998a): Gegenfeuer. Wortmeldungen im Dienste des Widerstands gegen die neoliberale Invasion. Konstanz: UVK.

Fligstein, Neil (2001): The Architecture of Markets. An Economic Sociology of Twenty-First-Century (Kapitalist [sic] Societies. Princeton: Princeton University Press.

Gorz, André (2000): Arbeit zwischen Misere und Utopie. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

Knorr-Cetina, Karin; Brugger, Urs (2002): Global Microstructures: The Virtual Societies of Financial Markets. ln: American Journal of Sociology, 107, S. 905-950.

Neckel, Sighard (2003): Die Marktgesellschaft als kultureller Kapitalismus. In: Mitteilungen des Instituts für Sozialforschung [sic], 14, Frankfurt a. M., S. 7-21.

Sennett, Richard (2000): Der flexible Mensch. Die Kultur des neuen Kapitalismus. New York: [sic] Siedler.

Swedberg, Richard (1998): Max Weber and the Idea of Economic Sociology. Princeton und New Jersey: Princeton University Press.

[Seite 9:]


Die soziologische und gesellschaftstheoretische Debatte zu diesem Problem hat bisher einen etwas unglücklichen Verlauf genommen. Ein Großteil der Wirtschaftssoziologie etwa, die im letzten Jahrzehnt einen gewaltigen Aufschwung genommen hat (vgl. Granovetter 1985; Zukin/DiMaggio 1990;

[Seite 10:]

DiMaggio 1994; Beckert 1996, 1999; Fligstein 2001), bemüht sich anhaltend um den Nachweis, dass die reine Marktgesellschaft ohnehin eine Fiktion sei, die eher dem Modellplatonismus der ökonomischen Neoklassik als der gesellschaftlichen Wirklichkeit entspräche. Auch der globale Kapitalismus bedürfe kultureller und sozialer Rückkopplungen, so dass von einer Vermarktlichung jedenfalls der Gesellschaft nicht die Rede sein könne. Ohne soziale Netzwerke, kulturelle Normen und sozialmoralische Ressourcen wie etwa Vertrauen würde auch der Shareholder-Kapitalismus nicht funktionieren.

Eine Gegenposition hierzu nahm der im letzten Jahr verstorbene Pierre Bourdieu und nehmen all jene Zeitkritiker ein, die den globalen Kapitalismus unter dem Leitbegriff des „Neoliberalismus‘“ analysieren. Sie konstatieren gerade das, was die Wirtschaftssoziologie entschieden bestreitet, nämlich die gesellschaftliche Loslösung des Kapitalismus von einschränkenden und regulierenden Normen, so dass — wie Bourdieu es ausgedrückt hat — die kapitalistische Utopie grenzenloser Ausbeutung dabei sei, eine gesellschaftliche Realität zu werden (vgl. Bourdieu 1998, S. 109 ff.).

Lassen Sie mich stichwortartig die Stärken und Schwächen der jeweiligen Positionen benennen, um dann zu einer eigenen Einschätzung über die heutige gesellschaftliche Einbettung des Kapitalismus zu gelangen. Die wirtschaftssoziologische Sichtweise nenne ich hierbei die „Normalisierung“ des gegenwärtigen Umbruchs, den wir in der globalen Ökonomie erleben; [...]


Beckert, Jens 1996: Was ist soziologisch an der Wirtschaftssoziologie? Ungewissheit und die Einbettung wirtschaftlichen Handelns, in: Zeitschrift für Soziologie, 25. Jg., S. 125-146.

Beckert, Jens 1999: Ökonomische Rationalität und die Einbettung wirtschaftlichen Handelns, in: Axel Paul (Hg.), Ökonomie und Anthropologie, Berlin, S. 89-101.

Bourdieu, Pierre 1998: Gegenfeuer. Wortmeldungen im Dienste des Widerstands gegen die neoliberale Invasion, Konstanz.

DiMaggio, Paul 1994: Culture and Economy, in: Neil Smelser/Richard Swedberg (Hg.), Handbook of Economic Sociology, Princeton/New York, S. 27-57.

Fligstein, Neil 2001: The Architecture of Markets. An Economic Sociology of Twenty-First-Century Capitalist Societies, Princeton/Oxford.

Granovetter, Mark 1985: Economic Action and Social Structure: The Problem of Embeddedness, in: American Journal of Sociology, Vol. 91, S. 481-510.

Zukin, Sharon/DiMaggio, Paul 1990: Introduction, in: Sharon Zukin/Paul DiMaggio (Hg.), Structures of Capital: The Social Organization of the Economy, Cambridge, S. 1-36.

Anmerkungen

Die eigentliche Quelle ist (mitten im ersten Satz) zwar genannt, doch wird trotz dieser Referenz nicht klar (auch angesichts weiterer angegebener Referenzen im folgenden Text, die eine eigenständige Rezeptionsleistung erwarten lassen), dass es sich bei den folgenden 5 Sätzen um eine Übernahme von Neckel handelt, dessen Beschreibung der Debattenpositionen (stark umformuliert, mit Umstellungen sowie meist anderen Referenzen) inhaltlich übernommen wird.

Sichter
(Schumann)