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| Untersuchte Arbeit: Seite: 22, Zeilen: 14-21 |
Quelle: Müller 1992a Seite(n): 57, Zeilen: li. Sp. 1 ff. |
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| [Durkheim (1984b, 1992b, 1999) sieht in Berufsgruppen zentrale Träger des gesellschaftlichen Zusammenhalts.] Berufe, insbesondere berufliche Milieus, sind für die gesellschaftliche Integration und für die moralisch inspirierte individuelle Lebensführung von kardinaler Wichtigkeit, weil sie Inseln sozialer Integration (mechanische Solidarität) in einer durch wirtschaftliche Beziehungen geprägten Gesellschaft bilden und somit dazu beitragen, die „Anomie“, also den Zustand der Normlosigkeit, in der Ökonomie durch institutionelle Regelungen zu beseitigen.
Durkheim, Emile (1984b): Erziehung, Moral und Gesellschaft. Vorlesung an der Sorbonne 1902/1903. Frankfurt a. M.: Suhrkamp. Durkheim, Emile (1992b): Vorwort zur zweiten Auflage der Arbeitsteilung (zuerst 1902). In: Ders.: Über soziale Arbeitsteilung. Studie über die Organisation höherer Gesellschaften. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, S. 41-51. Durkheim, Emile (1999): Physik der Sitten und des Rechts. Vorlesungen zur Soziologie der Moral. Vorlesungen in Bordeaux 1890—1900 (zuerst 1950). Frankfurt a. M.: Suhrkamp. |
Wie Durkheim (1921) in seinem Kontraktiongsgesetz nachweist, hat sie jedoch einen erheblichen Funktionsverlust hinnehmen müssen. Unbestritten ist auch, daß man als Mitglied eines politischen Gemeinwesens staatsbürgerliche Rechte und Pflichten hat und mithin der Staat die Welt öffentlichen Engagements repräsentiert. Dennoch ist das berufliche Milieu für die gesellschaftliche Integration und für eine moralisch inspirierte, individuelle Lebensführung von kardinaler Wichtigkeit. Vor dem Hintergrund der Abschaffung der „corps intermédiaires“ während der Französischen Revolution mit der Folge, daß ein zentralisierter Staat einer Masse unorganisierter Individuen gegenübersteht, schlägt Durkheim die Etablierung von Berufsgruppen als intermediäre Instanzen zwischen Familie und Staat vor, um die Anomie in der Ökonomie durch Regelung der institutionellen Beziehungen zu beseitigen. Sie könnten zur gesellschaftlichen Integration beitragen, weil die soziale Interdependenz der Funktionen (Systemintegration) durch die moralische Kooperation der sozialen Gruppen (Sozialintegration) gestützt würde. Durkheim lüftet damit das Geheimnis um die organische Solidarität oder die Solidarität aus Unterschieden. Berufsgruppen weisen nach innen mechanische Solidarität auf, denn sie sollen ein kohäsives moralisches Milieu bilden.
Durkheim, E., 1921: La famille conjugale. Revue philosophique 90: 2-14. |
Die Quelle ist zwar weiter oben (3. Zeile) auf der Seite genannt, doch steht die Referenz dort mitten im Satz und bezieht sich lediglich auf die Feststellung "der Unterschiedlichkeit ihrer Ansätze" (bezogen auf jene von Durkheim, Weber und Parsons). Dass sie dann für die Durkheim-Rezeption zehn Zeilen später als Vorlage dient und aus ihr gerafft übernommen wird, bleibt unausgewiesen. (Auch die Weber-Rezeption im vorangehenden Satz erweist sich im Vergleich als - aus einer anderen Quelle - übernommen, siehe Fragment 022 07.) Für die so kurze wie markante Wortgruppe "Lebensführung von kardinaler Wichtigkeit" findet sich in den Weiten des Internets lediglich eine Übereinstimmung mit Müller, vgl. [1], was eine zufällige Parallelschöpfung wenig plausibel erscheinen lässt. |
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