VroniPlag Wiki

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Typus
Verschleierung
Bearbeiter
SleepyHollow02
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 91, Zeilen: 5-35
Quelle: Schmitt-Egner 1998
Seite(n): 31, 32, Zeilen: 31: 15 ff.; 32: 1 ff.
[3.1.3 Grenzüberschreitenden [sic] Zusammenarbeit aus dem boundary view

Aus der Literaturlage ergaben sich eine Vielzahl von Problemen, die eine einfache Übertragung der Konzepte ‘Grenze’ und ‘Region’ erschweren. Gegen die ersten drei Forschungsrichtungen als Basiskonzepte der GZA lassen sich folgende Argumente anführen:] Im Kontext der internationalen Politik befassen sich der ‘frontier’ oder ‘boundary view’ mit Grenzkonflikten einzelner Staaten. In diesem Zusammenhang thematisieren sie beispielsweise den Gegensatz von [völkerrechtlicher] Legalität bzw. Illegalität und [nationalstaatlicher] Legitimität bzw. Illegitimität von Grenzen. Grenzüberschreitende Beziehungen subnationaler Einheiten werden dabei in der Regel ausgeklammert. Grenzregionen und grenznahe Räume treten nur als Verdichtungsräume binationaler oder internationaler Konflikte auf.295 Dies gehört auch in den Problemkontext von Grenzregionen, erfasst aber nicht das gesamte Forschungsfeld, geschweige denn die allgemeine Begriffsbestimmung der GZA. Die Genese und Funktion von Staatsgrenzen spiegeln in diesem Forschungsblickwinkel die latent vorhandene ‘Staatsfixiertheit’ wieder [sic]. Die Analyse des Funktionswandels der internationalen Grenzen kann wichtige Grundlagenerkenntnisse über Entwicklungen vermitteln, von denen die Grenzregionen direkt betroffen sind. So hat Malcom [sic] Anderson für den europäischen Kontext fünf „Headings“296 herausgearbeitet, die programmatisch für diesen Forschungszweig sind:

1. The administration and policing of frontiers;

2. The attitudes towards and perceptions of frontiers, particularly as instruments of ‘cultural defence’;

3. The development of institutions and practice of transfrontier co-operation;

4. Conflicts of interests over frontiers or created by frontiers;

5. The exploitation of frontier or territorial anomalies.

Diese Problemstellungen finden Eingang in das oben dargestellte Grenzkonzept.

3.1.4 Grenzüberschreitenden [sic] Zusammenarbeit aus dem border area view

Der boundary- oder frontier view zielt auf die Analyse makropolitischer Prozesse. Dagegen richtet sich der erkenntnisleitende Fokus des border area view auf die Interaktionen im grenznahen Gebiet, soweit sie von der Grenze her dominiert werden. Im Rahmen dieses Ansatzes kann zwischen einer abhängigen und interdependenten Forschungsrichtung unterschieden werden: Der abhängige Ansatz erklärt die Auswirkungen der Grenze auf den grenznahen Raum, bzw. auf die Abhängigkeit der regionalen Entwicklung oder Unterentwicklung von der Grenze. Im Gegensatz dazu schließt der interdependente Ansatz auch die grenzüberschreitende Interaktion der benachbarten Grenzräume und ihrer Bewohner mit ein. Im Kontext des border area view [hat Remigio Ratti297 versucht, die Funktionen der Grenze für den grenznahen Raum zu bewerten.]


295 Andersen, M., Frontiers in Theory and History, London 1996.

296 Vgl. Anderson, M. and Bort, E., Boundaries and Identities: The Eastern Frontier of the European Union, Edinburgh 1996, p. 10f.


297 Ratti und Reichmann,Theory and Practice, a.a.O.

Der „boundary-“ oder „frontier view“ beschäftigt sich mit Grenzen und Grenzkonflikten von Nationalstaaten im Kontext der internationalen Politik, so z.B. mit dem Widerspruch von (völkerrechtlicher) Legalität/Illegalität und (nationalstaatlicher) Legitimität/Illegitimität von Grenzen. Grenzüberschreitende Beziehungen subnationaler Einheiten werden dabei in der Regel ausgeklammert. Grenzregionen und grenznahe Räume fungieren hier nur als Verdichtungsräume binationaler oder internationaler Konflikte.11 Dies gehört zwar auch in den Problemkontext von Grenzregionen, erfaßt aber bei weitem nicht das gesamte Forschungsfeld, geschweige denn die Determinanten der GAZ. Die Genese und Funktion von Staatsgrenzen spiegeln in diesem Forschungsblickwinkel die staatlichen Interessenkonflikte wider.12 Allerdings kann die Analyse des Funktionswandels der internationalen Grenzen sehr wohl wichtige Grundlagenerkenntnisse über Entwicklungen vermitteln, von denen die Grenzregionen direkt betroffen sind. So hat Malcolm Anderson für den „Europäischen Kontext“ fünf „Headings“ herausgearbeitet, die uns programmatisch für diesen Forschungszweig zu sein scheinen: 13

10 Auf diesen politikwissenschaftlichen Ansatz wird ebenfalls nur implizit eingegangen (siehe den Beitrag von Anne van der Veen et al. in diesem Band und Perkmann, a.a.O., Anm. 3).

11 siehe Gerald Blake (Ed.), World Boundaries, Vol. I-V, London 1994, Malcolm Anderson, Frontiers in Theory and History, London 1996 sowie Anderson/Bort (Eds.), a.a.O. passim. Von diesen Forschungsrichtungen erfaßt der Ansatz von Anderson am dichtesten den hier skizzierten Gegenstand.

12 Diese „Staatsfixiertheit“ der Grenzforschung wird auch von Bach/Leresche kritisiert:(siehe dies., A nouveau espaces, nouvelles segmentation, in: Revue Internationale de Politique Comparée 2, No. 5, a.a.O., p.444.

13 Siehe Malcolm.Anderson [sic], European frontiers at the End of the Twentieth Century: An Introduction, in: Anderson/Bort (Eds.) a.a.O., p.10.

[Seite 32]

„i. The administration and policing of frontiers;

ii. The attitudes towards and perceptions of frontiers, particularly as instruments of ‘cultural defence’;

iii. The development of institutions and practice of transfrontier co-operation;

iv. Conflicts of interests over frontiers or created by frontiers;

v. The exploitation of frontier or territorial anomalies.“

Wir werden sehen, daß diese Problemstellungen Eingang in unser Grenzkonzept finden werden.

Während der „boundary-“ oder „frontier view“ auf die Analyse makropolitischer Prozesse zielt, richtet sich der erkenntnisleitende Focus des „border area view“ ganz auf die Interaktionen im grenznahen Raum, soweit sie von der Grenze dominiert werden.

Im Rahmen dieses Ansatzes kann zwischen einer „dependenten“ (Ratti) und „interdependente“ Forschungsrichtung (Martinez) unterschieden werden. Der dependente Ansatz befaßt sich mit den Auswirkungen der Grenze auf den grenznahen Raum, bzw. auf die Abhängigkeit der regionalen Entwicklung oder Unterentwicklung von der Grenze. Dagegen schließt der interdependente Ansatz auch die grenzüberschreitende Interaktion der benachbarten Grenzräume und ihrer Bewohner mit ein.

Im Kontext des „border area view“ hat Remigio Ratti14 als einer der neueren Vertreter der ersten Richtung nochmals versucht, die Funktionen der Grenze für den grenznahen Raum zu klassifizieren und die verschiedenen Forschungsrichtungen wie den „Core-Periphery Approach“ (Zentralitätsproblematik) oder den „Regional System Approach“ (Regionalentwicklung als räumliche Antwort auf ein dynamisches aber widersprüchliches ökonomischen System)15 im Anschluß an die grundlegenden Arbeiten von Niles Hansen16 in einen neofunktionalistischen Ansatz zu integrieren.


14 Remigio Ratti, Spatial and Economic Effects of Frontiers: Overview of Traditional and New Approaches and Theories of Border Area Development, in: Ratti/Reichman (Eds.), a.a.O., pp.23-53

15 ebd., p.29.

16 Niles Hansen, Border Regions: a critique of spatial theory and a European case study, in: Annals of Regional Science 11 (1977), pp.1-14. Alle diese Ansätze gehen auf die „Theorie der zentralen Orte“ zurück, die der Wirtschaftsgeograph Cristaller schon in den 30er Jahren entwickelt hat.

Anmerkungen

Kein Hinweis auf die eigentliche Quelle.

Sichter
(SleepyHollow02) Schumann