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Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Klgn
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 60, Zeilen: 2-35
Quelle: Weidenfeld 1999
Seite(n): 20, 21, 22, Zeilen: 20: letzter Absatz; 21: 5 ff.; 22: 1 ff.
Mit der Frage nach der Identität ist das elementare Konstruktionsprinzip moderner Gesellschaften thematisiert176. Die Vormoderne hat durch Wirkungskreise geschlossene Weltbilder eine kollektive Identität vorgegeben. Um existenzfähig zu sein, muss die moderne Gesellschaft diese kollektive Identität selbst aufbauen.

Mit der Auflösung etablierter Interpretationsordnungen für die Lebenswelt wird der Bedarf an Orientierung, an allgemeinen Umweltbeschreibungen, an gemeinsamen Zuordnungen zunehmen – als Ordnungsrahmen für die eingehenden Informationen und als Instrument zur Lokalisierung sozialer Objekte. Identitätsdefekte führen entsprechend zu Gefahren – individuell sowie kollektiv. Identität und Orientierung sind zwei Seiten einer Medaille. Mit dem hohen Maß an Mobilität, Pluralität und Differenzierung sind auch Identifikationsmöglichkeiten zerplatzt. Um mögliche Missverständnisse zu vermeiden, ist eine präzise Verortung der Ebenen von Identität notwendig. Jede Form von Identität kennt unterschiedliche Komponenten, die logischerweise auch die Frage nach Europa konstituieren:

Regionale Identität ist nichts anderes als die Herkunftseinheit aus gemeinsamer Geschichte: Herkunftsbewusstsein als konstituierendes Element von Identität. Die regionale Gegenwartskunde ist eine vom historischen Bewusstsein geprägte Kultur. Die markante Zuwendung der Menschen der Region zu ihrer Geschichte in den letzten Jahren signalisiert zugleich die Dramatik des heutigen Wandels, der im historischen Bewusstsein den Vertrautheitsschwund mit der Gegenwart kompensieren möchte. Dabei wird eine wesentliche Erfahrung vermittelt: In Krisen ging es nicht nur um die Durchsetzung neuer Lebens- und Denkformen, neuer Produktions- und Staatsordnungen, sondern auch um deren Gelingen in der Kontinuität der regionalen Identität.

Regionale Identität konstituiert sich auch aus der Erfahrung der Gegenwart. Die Spaltung der Region und ihre Überwindung ist ebenso relevant wie das Ringen und die Einbindung in ein gemeinsames Integrationssystem. Die Menschen ordnen die Welt, in der sie leben. Sie verbinden isolierte Fakten und konstruieren so ihre soziale Umwelt. Soziale und politische Ortsbestimmungen in der Gegenwart stiften Identität. Die Menschen antizipieren künftiges Handeln und beziehen so die Zukunft in die Gegenwart ein. Die Projektion der Absichten und Ziele wird zur Entscheidungshilfe und zum Auswahlkriterium für die Gegenwart. Zukunftserwartungen prägen die Identität der Region. Auf die EUREGIO angewendet bedeutet dies, der Frage nachzugehen, inwieweit es Elemente eines gemeinsamen Herkunftsbewusstseins, einer gegenwärtigen Ortsbestimmung und gemeinsamer Zielprojektionen der Menschen in der Region gibt.


176 Vgl. ausführlich dazu: Weidenfeld, W. [Hrsg.], Die Identität Europas. Fragen, Positionen, Perspektiven, München 1985.

[Seite 20]

1. Die europäische Identität

Mit der Frage nach der Identität ist das elementare Konstruktionsprinzip moderner Gesellschaften thematisiert.3 Die Vormoderne hat durch Milieu, geschlossene Weltbilder und Transzendenzbezug eine kollektive Identität vorgegeben. Um existenzfähig zu sein, muß die moderne Gesellschaft diese kollektive Identität selbst entwerfen.

[Seite 21]

Mit der Auflösung vorgefundener Interpretationsordnungen für die Lebenswelt wird der Bedarf an Orientierung, an allgemeinen Umweltbeschreibungen, an gemeinsamen Zuordnungen besonders groß - als Ordnungsrahmen für die eingehenden Informationen, als Instrument zur Lokalisierung sozialer Objekte. Identitätsdefekte führen entsprechend zu pathologischen Gefährdungen - individuell und kollektiv. Identität und Orientierung sind also zwei Seiten derselben Medaille. [...] Mit dem hohen Maß an Mobilität, Pluralität und Differenzierung sind auch Identifikationsmöglichkeiten zerbrochen. [...]

Um mögliche Mißverständnisse zu vermeiden, ist eine präzise Verortung der Schichten europäischer Identität notwendig. [...] Jede Form von Identität kennt drei unterschiedliche Komponenten, die logischerweise auch die Frage nach Europa konstituieren:

Europäische Identität ist zunächst nichts anderes als die Herkunftseinheit Europas aus gemeinsamer Geschichte: Herkunftsbewußtsein als konstituierendes Element von Identität. Die europäische Gegenwartskultur ist eine vom historischen Bewußtsein geprägte Kultur. Die markante Zuwendung der Europäer zu ihrer Geschichte in den letzten Jahren signalisiert zugleich die Dramatik des heutigen Wandels, der im historischen Bewußtsein den Vertrautheitsschwund mit der Gegenwart kompensieren möchte. Dabei wird eine wesentliche Erfahrung vermittelt: In den Krisen Europas ging es nicht nur um die Durchsetzung neuer Lebens- und Denkformen, neuer Produktions- und Staatsordnungen, sondern auch um deren Gelingen in der Kontinuität der europäischen Identität.

Europäische Identität konstituiert sich auch aus der Erfahrung der Gegenwart. Die Spaltung Europas und ihre Überwindung ist ebenso relevant wie das Ringen um die Einbindung West- und Osteuropas in ein gemeinsames Integrationssystem. Die Menschen ordnen die Welt, in der sie leben. Sie verbinden isolierte Fakten und konstruieren so ihre soziale Umwelt. Soziale und politische Ortsbestimmungen in der Gegenwart stiften Identität.

Die Menschen antizipieren künftiges Handeln und beziehen so Zukunft in die Gegenwart ein. Die Projektion der Absichten und Ziele wird zur Entscheidungshil-

[Seite 22]

fe und zum Auswahlkriterium für die Gegenwart. Zukunftserwartungen prägen die Identität Europas. [...]

Auf Europa angewendet bedeutet dies, der Frage nachzugehen, inwieweit es Elemente eines gemeinsamen Herkunftsbewußtseins, einer gegenwärtigen Ortsbestimmung und gemeinsamer Zielprojektionen der Europäer gibt.

[Seite 47]

3 Vgl. dazu ausführlich Weidenfeld, Werner (Hrsg.): Die Identität Europas. Fragen, Positionen, Perspektiven, München 1985, mit zahlreichen Literaturhinweisen.

Anmerkungen

Kein Hinweis auf die eigentliche Quelle.

Sichter
(Klgn) Schumann