von Claudia Breuer
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| [1.] Cbr/Fragment 162 01 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2020-02-11 17:41:02 Schumann | Cbr, Fragment, Gesichtet, Lange 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
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| Untersuchte Arbeit: Seite: 162, Zeilen: 1-19, 20 ff. (bis Seitenende) |
Quelle: Lange 1998 Seite(n): 171, 174, Zeilen: 171: 12 ff.; 174: 9 ff. |
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| In den Niederlanden lässt sich trotz der den dortigen regionalpolitischen Institutionen nachgesagten ‚staatskritischen’ Haltung insgesamt ein positiveres Verhältnis zu Politik feststellen. Auch dort findet sich vereinzelt Kritik an der ‚zu interventionistischen’ Politik der Zentralregierung; sie fällt jedoch eher moderat aus. In deutlichem Gegensatz ist man hier aber überwiegend der Auffassung, die übergeordnete Entscheidungsebene sei ‚agiler’ und kompetenter, ihre Wirtschaftspolitik ‚pragmatischer’ und ‚kohärenter’. Die kaum sichtbare Differenz in der Wirtschaftspolitik zwischen den Ebenen und die relativ moderate und vereinzelte Kritik an derjenigen Den Haags führen in Kombination mit dem Vergleich mit den anderen Regionen indes zu einem weiteren Schluss: Ebenso wie das eigene Institutionensystem in den Niederlanden hat die niederländische, auch in den letzten zwanzig Jahren im Vergleich zu anderen Institutionen intensivere Dezentralisierung im Königreich das Vertrauen in die regionalen funktionalen Eliten gestärkt. Unterschiedliche parteipolitische Konstellationen in der EUREGIO, den beiden deutschen Bundesländern sowie den beiden Nationalstaaten beeinflussen zwar die Sichtweise der Vertreter von regionalpolitischen Interessen in bezug auf Forderungen nach politischer Dezentralisierung. Im Vergleich zu gewachsenen institutionellen Strukturen und Erfahrungen mit regionaler Autonomie und der Handlungsfähigkeit regionaler öffentlicher Akteure ist dieser Faktor jedoch von untergeordneter Bedeutung.
5.5.2 Regionale Identität und Kultur [„Identität lässt sich nur schwer messen“ [Gespräch].] Dies wurde auch in allen Gesprächen deutlich. So hat auch der Begriff ‚Nationalismus’ in Deutschland [67% der befragten Deutschen verbinden damit eine negative Bedeutung] im Gegensatz zu den Niederlanden [nur 13% der niederländischen Gesprächspartner] für die Befragten eine eher negative Bedeutung und wird von der ‚nationalen Identität’, getrennt. Abgesehen von den Niederlanden, wo alle interviewten Akteure niederländischer Abstammung sind, ist die subjektive Identifikation unabhängig von der politischen Zuordnung des Nationalismus deutlich: Die Befragten identifizieren sich fast ausnahmslos mehr mit einem Teil der Region [Münsterland] als mit dem Nationalstaat oder gar Europa [vgl. hierzu auch die Abbildung 20 im Anhang der Arbeit]. Die EUREGIO wird von den dortigen Akteuren auch klar als Region definiert, [„eine EUREGIO-Identität gibt es aber nicht“ [Gespräch].] Am niederländischen Beispiel zeigt sich, dass die subjektive Identifikation als Niederländer keinen Einfluss auf die Position zu politischer Dezentralisierung hat. Ein deutlicher Unterschied besteht allerdings bei der Identifikation mit dem niederländischen Staat: Wer die Stärkung eines regionalen Instituts befürwortet, versteht sich zumeist in zweiter Linie als Europäer und nicht als Niederländer. Der entscheidende Faktor ist hier offensichtlich das Verhältnis zum Staat, wobei die Kausalität eher umgekehrt ist: Die Unzufriedenheit mit der Politik ‚Den Haags’ trägt sowohl zur Unterstützung der Devolutionsvorschläge als auch zum Abbau der Identifikation mit dem niederländischen Staat bei. |
[Seite 171]
In Katalonien läßt sich trotz der den dortigen Unternehmern nachgesagten "staatskritischen" Haltung insgesamt ein positiveres Verhältnis zu Politik feststellen. Zwar findet sich auch hier vereinzelt Kritik an der "zu interventionistischen" Politik der PSOE- Regierung [sic]; sie fällt jedoch eher moderat aus. Im deutlichen Gegensatz zu Galizien ist man hier aber überwiegend der Auffassung, die Generalität sei "agiler" (C-2) und kompetenter, ihre Wirtschaftspolitik "pragmatischer" und "kohärenter" (C-4). [...] Die kaum sichtbare Differenz in der Wirtschaftspolitik zwischen beiden Ebenen und die relativ moderate und vereinzelte Kritik an derjenigen Madrids führen in Kombination mit dem Vergleich mit den anderen Regionen indes zu einem weiteren Schluß: Ebenso wie das eigene Institutionensystem in Schottland hat die historische, auch in den letzten zwanzig Jahren im Vergleich zu anderen Autonomen Gemeinschaften intensivere Autonomieerfahrung in Katalonien das Vertrauen in die regionalen funktionalen Eliten gestärkt. Unterschiedliche parteipolitische Konstellationen in Region und Zentralstaat beeinflussen zwar die Sichtweise der Vertreter von Wirtschaftsinteressen in bezug auf Forderungen nach politischer Dezentralisierung. Im Vergleich zu gewachsenen institutionellen Strukturen und Erfahrungen mit regionaler Autonomie und der Handlungsfähigkeit regionaler öffentlicher Akteure ist dieser Faktor jedoch von untergeordneter Bedeutung. [Seite 174] 4.5.3 Regionale Identität und Kultur In Galizien hat im Gegensatz zu Katalonien der Begriff "Nationalismus" für die Befragten eine eher negative Konnotation und wird von der "nationalen Identität", auf die auch der Partido Populär rekurriert, getrennt. Abgesehen von Wales, wo alle interviewten Verbandsvertreter englischer Abstammung sind, ist die subjektive Identifikation unabhängig von der politischen Zuordnung des Nationalismus überall deutlich: Die Befragten identifizieren sich fast ausnahmslos mehr mit der Region als mit dem Nationalstaat. Schottland und Katalonien werden von den dortigen Verbandsvertretern auch klar als Nation und nicht als Region bezeichnet, während die Galizier hierüber geteilter Meinung sind. Am schottischen Beispiel zeigt sich, daß die subjektive Identifikation als Schotte keinen Einfluß auf die Position zu politischer Dezentralisierung hat. Ein deutlicher Unterschied besteht allerdings bei der Identifikation mit dem britischen Staat: Wer die Einrichtung eines schottischen Parlaments befürwortet, versteht sich zumeist in zweiter Linie als Europäer und nicht als Brite. Der entscheidende Faktor ist hier offensichtlich das Verhältnis zum Vereinigten Königreich, wobei die Kausalität eher umgekehrt ist: Die Unzufriedenheit mit der Politik Londons trägt sowohl zur Unterstützung der Devolutionsvorschläge als auch zum Abbau der Identifikation mit dem britischen Staat bei. |
Kein Hinweis auf die Quelle. Die Übernahme setzt sich auf der Folgeseite fort. |
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