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Typus
Verschleierung
Bearbeiter
SleepyHollow02
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 85, Zeilen: 03-27
Quelle: Lehmann 2003
Seite(n): 37-38, Zeilen: 37: 31 - 38:20
Krankheit selbst war eine Metapher für die Sterblichkeit und Hinfälligkeit des Menschen. Man sah in der Krankheit den „Belagerer“, später, mit der Entdeckung des Tuberkelbakteriums 1882 und des Choleraerregers im darauf folgenden Jahr durch Robert Koch, erkannte man den „Eindringling“, der die Krankheit verursachte.

Eine Krankheit galt nun als „Invasion“ körperfremder Organismen, auf die der Körper mit eigenen „militärischen“ Operationen reagiert, indem er seine immunologischen „Abwehrkräfte“ mobilisiert. Werden militärische Metaphern im Sprachgebrauch verwendet, so wird etwas implizit als Krieg angesehen. Dadurch geraten die informativen Momente, die für eine objektive Berichterstattung von Nöten wären, aus dem Blick.

Krankheit als Metapher beherrscht die gesundheitliche Aufklärung der Bevölkerung: Krankheit wird als etwas bezeichnet, was in die Gesellschaft eindringt, und die Bemühungen um Verringerung der Sterblichkeitsrate bei einer bestimmten Krankheit verstehen sich als „Kampf“, als „Ringen“ und als „Krieg“. Beliebt geworden ist die Kriegsmetaphorik zu Beginn des letzten Jahrhunderts, und zwar in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg in den Aufklärungskampagnen über Syphilis und nach dem ersten Weltkrieg über Tuberkulose. Waren es einst der Arzt, die Kirche oder das soziale Umfeld, die den Krieg gegen die Krankheit führten, so ist es heute die ganze Gesellschaft. Diese Transformation des Krieges in einen Anlass zur ideologischen Massenmobilisierung hat die Kriegsmetaphorik für Erziehungskampagnen wertvoll gemacht, deren Ziel nun die Vernichtung des Feindes „Krankheit“ war. „We had wars against poverty, now replaced by 'the war on drugs,' as well as wars against specific diseases, such as cancer.“70

Militärische Bilder in Artikeln über Krankheiten sind häufig.


70 Sontag 1991, 96.

Krankheit selbst war früher eine Metapher für die Sterblichkeit und Hinfälligkeit des Menschen. Man sah in der Krankheit den ‘Belagerer’, später den ‘Eindringling’. Mit der

[Seite 38]

Entdeckung des Tuberkelbakteriums 1882 und des Choleraerregers im darauffolgenden Jahr durch Robert Koch erkannte man den ‘Eindringling’, der die Krankheit verursacht. Die militärische Metapher kam in der Medizin erstmals in Gebrauch. Eine Krankheit galt nun als ‘Invasion’ körperfremder Organismen auf die der Körper mit eigenen ‘militärischen’ Operationen reagiert, indem er seine immunologischen ‘Abwehrkräfte’ mobilisiert.

Krankheit als Metapher beherrscht auch die gesundheitliche Aufklärung der Bevölkerung: „Krankheit wird als etwas bezeichnet, was in die Gesellschaft eindringt und die Bemühungen um Verringerung der Sterblichkeitsrate bei einer bestimmten Krankheit verstehen sich selbst als ‘Kampf’, als ‘Ringen’ und als ‘Krieg’. Beliebt geworden ist die Kriegsmetaphorik zu Beginn des letzten Jahrhunderts, und zwar in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg in den Aufklärungskampagnen gegen die Syphilis und nach dem Weltkrieg gegen die Tuberkulose ... War es einst nur der Arzt, der das bellum contra morbum, den Krieg gegen die Krankheit, führte, so ist es heute die ganze Gesellschaft. Diese Transformation des Krieges in einen Anlaß zur ideologischen Massenmobilisierung hat die Kriegsmetaphorik für Erziehungskampagnen wertvoll gemacht, deren Ziel nun die Vernichtung eines Feindes war. Wir haben den Krieg gegen die Armut erlebt, den ‘Krieg gegen Drogen’, schließlich den Krieg gegen einzelne Krankheiten wie etwa den Krebs.“ (Sontag 1989:12)

Militärische Bilder in Artikeln über Krankheiten sind häufig.


Sontag, Susan: AIDS und seine Metaphern. Hanser. München 1989.

Anmerkungen

Kein Hinweis auf eine Übernahme.

Sichter
(SleepyHollow02) Schumann