Die Phrase "Am Ich hängt das Bewußtsein, es steuert die Zugänge zur Motilität" stammt direkt von Freud (1923), "Das Ich und das Es". Dort heißt es:
- "An diesem Ich hängt das Bewußtsein, es beherrscht die Zugänge zur Motilität, das ist: zur Abfuhr der Erregungen in die Außenwelt; es ist diejenige seelische Instanz, welche eine Kontrolle über all ihre Partialvorgänge ausübt, welche zur Nachtzeit schlafen geht und dann immer noch die Traumzensur handhabt."
Plaqueiator 18:47, 8. Jan. 2012 (UTC)
- Dass das Ich die Verbindung von Sach- und Wortvorstellungen gewährleistet, findet sich aber nicht dort bei Freud (und in dieser Formulierung anscheinend gar nicht). Also hat die Verfasserin diese Trias offenbar von Oser übernommen. Hotznplotz 16:08, 22. Jan. 2012 (UTC)
- Auch an der von Freud übernommenen Phrase - oder besser an der Abweichung davon - lässt sich die Herkunft aus Oser zeigen. Freud spricht von "beherrscht", Oser (und damit As) verwendet "steuert". Nun sind die beiden Begriffe höchstens peripher synonym. Der "Steuerung" fehlt das hierarchische Moment des Begriffs "Herrschaft", weshalb sich Freud gegen die Osersche Variante der Steuerung des Zugangs zur Motilität gewehrt hätte. Ihm kam es gerade auf den hierarchischen Aspekt an. Sachlich gesehen übernimmt As hier von Oser eine fehlerhafte Darstellung. Entsprechend findet sich eine "Steuerung der Zugänge zur Motilität" (0 Treffer in Google Books) in der Literatur andernorts nicht, eine "Beherrschung der Zugänge zur Motilität" ist dagegen recht häufig verwendet (406 Treffer in Google Books).
- Ähnlich falsch und damit singulär ist die Darstellung der "Gewährleistung" der Verbindung von Sach- und Wortvorstellungen durch das Ich bei Oser. Freud setzt sich in seiner ersten Topik mit der "Überbewertung" von Sachvorstellung durch Wortvorstellung auseinander, die dort das "Vorbewußte" bildet. Da er das Vorbewußte in seiner zweiten Topik dem Ich zuordnet, war Oser versucht, dies auf die o.a. Formulierung zu raffen. Durch den Begriff "gewährleistet" vergreift er sich aber völlig. Das Ich ist bei Freud keineswegs ein absolutes, kontrollierendes Subjekt und kann nichts garantieren. Das Ich ist an den Vorgängen nicht mal wirklich aktiv ("bewußt") beteiligt. Vielmehr beschreibt Freud hier den Topos, also das Ich als den Ort des Geschehens. Solche Vorgänge wie die "Überbewertung" der Sachvorstellung mit der Wortvorstellung hält er für Ich-konstituiv. WIe kann das Ich dann diese Vorgänge "gewährleisten", wenn es erst durch solche Vorgänge gebildet wird? As übernimmt also auch sachlich den Fehler Osers.
- Bemerkenswert ist aber, dass As Textpassagen verwendet, die in der Wortwahl näher am Original sind als die Oserschen, wie man am ersten Satz des Fragments als auch am wörtlichen Freud-Zitat am Ende sieht. Sie scheint durchaus auch direkt mit Freud zu arbeiten, sich aber strukturell und sprachlich an Oser zu orientieren. Plaqueiator 16:20, 25. Jan. 2012 (UTC)