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Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Klgn
Gesichtet
No
Untersuchte Arbeit:
Seite: 223, Zeilen: 1-
Quelle: Gerhardt Hubatsch 1950‎
Seite(n): 330, Zeilen: S. 330; S. 331; S. 333; S. 334
[Im Zu-]sammenhang gesehen ist er geschichtlich immer wieder wirksam geworden; doch hat die Kalmarer Union, die dänische Politik Gustavs III. und die lose Verbindung der »bewaffneten Neutralität« ganz andere Voraussetzungen und Grundlagen als die neue Bewegung, die ihren Ursprung erst im Zeitalter des erwachenden Nationalismus finden konnte und das aus der politischen Unmündigkeit strebende Volk erfaßte und trug. Innerhalb des nordischen Einigungsgedankens bezeichnet die Ideologie des »Skandinavismus« jenen Abschnitt, der das neunzehnte Jahrhundert hindurch für das Zusammenleben der skandinavischen Völker und deren Stellung innerhalb Europas bestimmend geworden ist und deren Nachwirkungen noch heute spürbar sind. Dabei ist der Begriff des »Skandinavismus« nicht so eindeutig umrissen, wie es den Anschein haben mag; in diesem mehr historisch ausgelegten Terminus spiegeln sich mehrere, zum Teil einander widersprechende Gedankenreihen, die jedoch zugleich das gesamte Material der Entstehung und Entwicklung dieser Bewegung enthalten. Ihre Entwicklung, deren Hauptphase sich in den Jahren 1830 bis 1864 abspielte, durchlief mehr als ein Generationszeitalter und deutete dadurch schon die Wandlungsfähigkeit an.

Die politische Tendenz des Skandinavismus war allerdings noch nicht deutlich geworden, da räumliche Bedingtheiten die Realisierung der Ideologien und die Staatsraison dem Tatendrang gewisser Literaten und Advokaten enge Grenzen setzte. Die fortschreitenden Einigungsbewegungen steckten sowohl in Deutschland wie in Skandinavien ihre außenpolitischen Ziele ab, doch mußten sie dem gemeinsamen politischen Objekt in Schleswig-Holstein Rechnung tragen, das immer noch in Personalunion mit Dänemark verbunden war, dessen erstarkendes Nationalbewußtsein durch Uwe Jens Lornsen, Dahlmann und Droysen gefördert, jedoch zu einer engen Bindung an das ersehnte größere Deutschland strebte; zum anderen erwies sich die Anziehungskraft eines deutschen Gesamtstaates in wirtschaftlicher Hinsicht stärker als die Gegebenheiten in Dänemark.

Die dänischen Skandinavisten sahen daher seine Bedrohung von Süden her; in der schleswig-holsteinischen Frage überwog die politische Überzeugung, daß Dänemark ohne die Herzogtümer nicht weiter bestehen könne. »Dänemark bis zur Eider« wurde zur Forderung der nationalliberalen Kreise in Dänemark, der sogenannten »Eiderdänen«. Da die Verwirklichung dieser Forderung die Trennung Schleswigs von Holstein bedeutet hätte, vertrat die dänisch-monarchische Richtung die »Gesamtstaatstheorie«, die Beibehaltung der beiden Herzogtümer unter gewissen Sonderrechten innerhalb der dänischen Gesamtmonarchie. Die schleswig-holsteinische Frage, die bis 1848 kein ernstes Problem gewesen war, wurde erst dadurch bedeutsam, daß die Möglichkeit eines flottenstarken deutschen Ostseestaates der Verwirklichung nahe schien. Daher wurde Dänemark bei dem Versuch, einen praktischen Skandinavismus durchzusetzen, der führende [Staat.]

Im Zusammenhang gesehen, ist er geschichtlich immer wieder wirksam geworden; doch hat die Kalmarer Union, die dänische Politik Gustafs III. und die lose Vereinigung der „bewaffneten Neutralität“ ganz andere Voraussetzungen und Grundlagen als die neue Bewegung, die ihren Ursprung erst im Zeitalter des erwachenden Nationalismus finden konnte und

[S. 331]

das aus der politischen Unmündigkeit strebende Volk erfaßte und trug. Innerhalb des nordischen Einigungsgedankens bezeichnet die Ideologie des „Skandinavismus“ jenen Abschnitt, der das neunzehnte Jahrhundert hindurch für das Zusammenleben der skandinavischen Völker und deren Stellung innerhalb Europas bestimmend geworden ist und deren Fernwirkungen noch heute vernehmbar sind. Dabei ist der Begriff „Skandinavismus“ nicht von so eindeutiger Natur, wie es den Anschein, haben mag; in diesem historischen Schlagwort spiegeln sich mehrere, zum Teil einander widersprechende Gedankenreihen, in ihm ist zugleich der ganze Weg der Entstehung und Reife dieser Bewegung enthalten. Ihre Entwicklung, deren Hauptphase sich in den Jahren 1830 bis 1864 abspielte, durchlief mehr als ein Generationszeitalter und deutet dadurch schon die Wandlungsfähigkeit an.

[S. 333]

Die politische Linie des Skandinavismus war noch nicht deutlich geworden, räumliche Bedingtheiten hemmten die Ideologien, und die Staatsraison setzte engere Schranken, als es dem überschäumenden Tatendrang gewisser Literaten und Advokaten lieb war. Die fortschreitenden Einigungsbewegungen steckten sowohl in Deutschland wie in Skandinavien ihre außenpolitische Ziele ab; sie mußten ein gemeinsames politisches Objekt in Schleswig-Holstein feststellen, das immer noch in Personalunion mit Dänemark verbunden war, dessen erstarkendes Nationalbewußtsein, durch Uwe Jens Lornsen, Dahlmann und Droysen gefördert, jedoch zu einer engen Bindung an das ersehnte größere Deutschland strebte. Auch erwies sich die Anziehungskraft eines deutschen Gesamtstaates in wirtschaftlicher Hinsicht größer als die Zustände in Dänemark. Die dänischen Skandinavisten sahen

[S. 334]

daher eine Bedrohung von Süden her; in der schleswig-holsteinischen Frage überwog der politische Gesichtspunkt, nämlich daß Dänemark ohne die Herzogtümer nicht weiter bestehen könne, den nationalen, völkischen und Rechtsstandpunkt. „Dänemark bis zur Eider“ wurde die Forderung der nationalliberalen Kreise in Dänemark, der „Eiderdänen“. Da das die Trennung Schleswigs von Holstein bedeutet hätte, vertrat die dänisch-monarchische Richtung die „Gesamtstaatstheorie“, die Beibehaltung der beiden Herzogtümer unter gewissen Sonderrechten innerhalb der dänischen Gesamtmonarchie. [...]

die schleswig-holsteinische Frage war bis 1848 in Schweden erst recht kein Problem und wurde erst dadurch bedeutsam, daß die Möglichkeit eines großen deutschen flottenstarken Ostseestaates der Verwirklichung nahe schien. Daher wurde Dänemark bei dem Versuche, einen praktischen Skandinavismus durchzusetzen, der führende Staat.

Anmerkungen
Sichter