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Untersuchte Arbeit: Seite: 119, Zeilen: 1-9 |
Quelle: Eckart 1988 Seite(n): 371, 373, Zeilen: 371: 18 ff.; 373: 1 ff. |
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[Ziemann argumentierte in seiner Schrift weitgehend medizinisch, in der Schlußpassage allerdings offenbarte er Gedanken, die ihn neben dem Ziel der Malariaprävention zu seinem die Rassentrennung befürwortenden Urteil veranlaßt hatten: "Dies alles drängt mit zwingender Notwendigkeit diejenigen, die die eigentlichen Träger der Blutparasiten sind, aber von ihnen] relativ wenig zu leiden haben, von denen zu trennen, die hier die eigentlichen Träger der Kultur sind und das Land erschließen. Ganz abgesehen wird hierbei noch von dem enormen Vorteil, den die räumliche Trennung der oft jolenden und schreienden, jedenfalls unruhigen Eingeborenen für das Nervensystem der Europäer bringen wird."316
316 Ziemann, Gutachten. Der Hinweis Ziemanns auf das geplagte Nervensystem der deutschen Kolonialherren erlaubt die Überlegung, ob der deutsche Regierungsarzt hier auch ein allgemeines Phänomen des wilhelminischen Deutschland reflektierte: die verbreitete Nervosität, Nervenschwäche, Neurasthenie. Vgl. Joachim Radkau, Die wilhelminische Ära als nervöses Zeitalter, oder: Die Nerven als Netz zwischen Tempo- und Körpergeschichte, in: GG 20 (1994), 211-241; ders., Das Zeitalter der Nervosität, München 1998. |
[Seite 371]
[Seite 373] Durch diesen Weggang sollte es dem ehemaligen Regierungsarzt versagt sein, vor Ort zu verfolgen, wie das hauptsächlich durch ihn propagierte Malariaargument als wissenschaftliches Begründungsmuster für die Dualaenteignung immer mehr in den Hintergrund trat, d.h. zunächst durch verschwommene allgemeinhygienische Begründungen bedrängt und schließlich durch allgemeinste kulturrassistische Argumente auch verdrängt wurde. 35 Ziemann, Gutachten, wie in Fußnote 3. 36 In seinen wissenschaftlichen Publikationen war Ziemann weniger enthaltsam. Vgl. H. Ziemann, ‘Wie erobert man Afrika für die weiße und farbige Rasse?’, Beihefte zum Archiv für Schiffs- und Tropenhygiene, 11 (1907), Beiheft 5, 235-259 sowie Ders., ‘Über Malariaprophylaxe in unkultivierten Gegenden’, Zschr. f. ärztl. Fortbildung, 5 (1908), 133-138; Ders., Über das Bevölkerungs- und Rassenproblem in den Kolonien (ein koloniales Programm), Berlin 1913 (Vortrag, 31. Oktober 1912, in der Deutschen Kolonialgesellschaft, Abt. westl. Vororte). 37 Ziemann, Gutachten, wie in Fußnote 3. |
Fortsetzung von der vorigen Seite. Ein Hinweis auf die Quelle findet sich im oberen Teil der Vorseite und zudem nur zum Vergleich (Fn. 311: "Vgl. auch für die folgenden Ausführungen") und damit weit entfernt, so dass eine Einstufung des Fragments als "Verschleierung" ebenso begründbar wäre. Gleichwohl sehr konservativ Kategorisierung unter "Bauernopfer". Teil der Übernahme von Eckarts Diskurs ist auch ein gekennzeichnetes wörtliches Ziemann-Zitat in identischer Abgrenzung. |
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