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Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Schumann
Gesichtet
No
Untersuchte Arbeit:
Seite: 111, Zeilen: 1-7, 12-31
Quelle: Wirz 1982
Seite(n): 52, 53, 54, 55, Zeilen: 52: 1 f., 6 ff., 25 ff.; 53: 1 ff., letzter Abs.; 54: 1
Abschließend stellt sich die Frage nach der Einordnung der europäischen Kolonialstadt-Konzepte in afrikanische Siedlungsmuster. Auch afrikanische Gesellschaften kannten selbstverständlich eine soziale Dimension der räumlichen Ordnung. Bei den Duala ist z.B. deutlich geworden, daß soziale Opposition im Siedlungsmuster symbolisch zum Ausdruck kam (vgl. Kap.2.3). In vielen vorkolonialen afrikanischen Städten hat es eine ethnische, häufig auch religiös und beruflich bestimmte Viertelbildung gegeben. [...] So beschreibt der arabische Geograph Al-Bakri im 11. Jahrhundert Kumbi-Saleh, die Hauptstadt des damals in hoher Blüte stehenden Ghana-Reichs, als eine Zwillingsstadt, wo die zugewanderten islamischen Händler vom eigentlichen Herrschaftssitz räumlich getrennt siedelten.292 Es wäre jedoch falsch, den kolonialen Ursprung der spezifischen Siedlungsstruktur moderner afrikanischer Städte mit dem Hinweis zu neutralisieren, daß "die Einteilung innerhalb der Siedlungen in abgegrenzte Wohnbezirke für bestimmte Rassen in Afrika recht alt und keine Erfindung der Kolonialverwaltung ist.".293 Die Kategorisierung der menschlichen Vielfalt nach sogenannten Rassen ist zweifelsohne eine Erfindung europäischen Denkens und den afrikanischen Kulturen fremd.294 Des weiteren handelte es sich bei den Städten des präkolonialen Afrika oft weniger um eine zentral verordnete als um eine relativ spontan gewachsene Viertelbildung. Hier waren es zudem nicht die Einheimischen, sondern die Fremden, die auf eigene Viertel an der Peripherie verwiesen wurden. Schließlich schloss die Gliederung der Städte nach ethnischen Kriterien nicht aus, daß alle Bewohner im zentralen Marktplatz mit der Moschee oder einem anderen Kultplatz und dem Herrschersitz ein gemeinsames, allen gleichermaßen zugängliches Zentrum hatten. Im Gegensatz zur rassisch segregierten Kolonialstadt gestattete diese Form der Gliederung durchaus ein gemeinsames Gesellschaftsleben.

292 Vgl. Richard W. Hull, African Cities and Towns before the European Conquest, New York 1976, 80f. Zu den späteren vorkolonialen Handelsstädten an der westafrikanischen Küste vgl. Catherine Coquery-Vidrovitch, Villes africaines anciennes: une civilisation mercantile prénégrière dans l'Ouest Africain, XVIe et XVIIe siècles, in: Annales ESC 46,6 (1991), 1389-1410. Vgl. für das Folgende vor allem Wirz, Duala.

293 So Manshard, 215.

294 Vgl. u.a. Robert Miles, Rassismus. Einführung in die Geschichte und Theorie eines Begriffs, Hamburg 1991, 93ff.

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Nachdem nun die Zusammenhänge zwischen zeitgenössischen Wertvorstellungen, Herrschaftsinteressen und räumlicher Segregation aufgedeckt

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sind, stellt sich natürlich auch die Frage nach der Einordnung der deutschen Kolonialstadt-Konzepte in afrikanische Siedlungsmuster. [...]

Der Freiburger Geograf Walter Manshard seinerseits sucht in seinem magistralen Buch über die Städte des tropischen Afrika den Hinweis auf den kolonialen Ursprung der spezifischen Siedlungsstruktur moderner afrikanischer Städte damit zu neutralisieren, dass "die Einteilung innerhalb der Siedlungen in abgegrenzte Wohnbezirke für bestimmte Rassen in Afrika recht alt und keine Erfindung der Kolonialverwaltung ist" (Manshard 1977: 215). Ganz abgesehen davon, dass die Kategorisierung der menschlichen Vielfalt nach sogenannten Rassen sehr wohl eine Erfindung europäischen Denkens und den afrikanischen Kulturen fremd ist, verschleiert die zitierte Aussage mehr, als dass sie erhellt. Es ist zwar nicht zu bestreiten, dass es in vielen präkolonialen afrikanischen Städten eine ethnische, oft auch religiös und beruflich bestimmte Viertelbildung gegeben hat. So beschreibt der arabische Geograf al-Bakri im 11. Jahrhundert Kumbi-Saleh, die Hauptstadt des damals in hoher Blüte stehenden Ghana-Reichs, als eine Zwillingsstadt, wo die zugewanderten islamischen Händler vom eigentlichen Herrschaftssitz räumlich getrennt siedelten10. [...]

[...] Zum einen handelt es sich hier oft weniger um eine zentral verordnete, als um eine natürlich gewachsene Viertelbildung. Zum andern waren es in diesen afrikanischen Städten nicht die Einheimischen, sondern die Fremden, die auf eigene Viertel an der Peripherie verwiesen wurden. Im weiteren schloss die Gliederung der Städte nach ethnischen Kriterien doch nicht aus, dass alle Bewohner

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im zentralen Marktplatz mit der Moschee oder einem anderen Kultplatz und dem Herrschersitz ein gemeinsames, allen gleichermassen zugängliches Zentrum hatten, wie denn auch die genannte Gliederung keineswegs ein gemeinsames Gesellschaftsleben ausschloss, dies im Gegensatz zur rassisch segregierten Kolonialstadt.

[...]

Trotzdem hatten die Duala keine Mühe, die Bedeutung der erzwungenen Umsiedlung und allgemein die Sprache der kolonialen Raumordnung zu verstehen. Das aber hängt damit zusammen, dass auch die Duala-Gesellschaft soziale Oppositionen kannte, die ihrerseits im traditionellen Sied-

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lungsmuster symbolisch zum Ausdruck kamen12.


10 Vgl. Hull 1976: 80f.

12 Das folgende nach Balandier 1975.

Anmerkungen

Die Quelle wird zwar am Ende von Fn. 292 genannt ("Vgl. für das Folgende vor allem Wirz, Duala."), doch lässt das nicht erkennen/erwarten, dass der Inhalt der Seite größtenteils daraus - und zudem in hohem Maße wörtlich - ungekennzeichnet übernommen wurde. Ein wörtliches Zitat wird dabei mitübernommen.

Sichter
(Schumann)